Akazien

Akazien

Acacia aulacocarpa

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Mimosengewächse (Mimosoideae)
Tribus: Akazien
Wissenschaftlicher Name
Acacieae
Dumort.

Die Akazien (Acacieae) sind eine Tribus in der Unterfamilie Mimosengewächse (Mimosoideae) innerhalb der Pflanzenfamilie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Die etwa 1400 Arten sind von den Subtropen bis Tropen der Neuen und Alten Welt weitverbreitet. Die 950 Arten der Gattung Acacia kommen überwiegend in Australien vor.

Namensverwirrungen Akazien und Mimosen

Die Arten der Tribus Acacieae werden Akazien genannt, also die Arten der Gattungen Acacia, Acaciella, Mariosousa, Senegalia und Vachellia.

Im Volksmund wird die nordamerikanische Robinie (Robinia pseudoacacia) oft als „Akazie“ bezeichnet, die mit ihren gefiederten Blättern, Dornen und der charakteristisch verflochtenen Rindenstruktur manchen Akazien-Arten ähnelt. Die Tribus Acacieae und die Gattung Robinia sind jedoch nicht nahe miteinander verwandt, sie gehören zu unterschiedlichen Unterfamilien der Fabaceae. Auch bei dem von nordeuropäischen Imkern angebotenen sogenannten Akazienhonig handelt es sich um Honig von Robinien, da Akazien im mitteleuropäischen Klima nur ausnahmsweise gedeihen.

Arten der Tribus Acacieae, die in wärmeren Regionen häufig als Ziergehölze gepflanzt werden, werden dort häufig „Mimosen“ genannt. Die echte Mimose (Mimosa pudica) gehört jedoch zur Gattung Mimosen (Mimosa). Dabei handelt es sich um einen in tropischem Klima wachsenden kurzlebigen Halbstrauch mit den charakteristischen beweglichen paarigen, ungestielten Fiederblättchen und rosafarbenen köpfchenförmigen Blütenständen, der auch als Sinnpflanze bekannt ist.

Beschreibung und Ökologie

Borke von Acacia pendula Zweig mit Nebenblattdornen (deshalb jeweils ein Paar) und Phyllodien vom Kängurudorn (Acacia paradoxa) Illustration: Zweige mit Blättern, unterschiedlich geformte Phyllodien, von Acacia alata var. platyptera, B Acacia lineata, C Acacia verticillata, D Kängurudorn (Acacia paradoxa), E Acacia truncata, F Acacia spectabilis Illustration von Acacia longifolia Samen mit Arillus der Gold-Akazie (Acacia pycnantha)

Erscheinungsbild

Es sind selten Bäume, meist Sträucher. Manche Arten besitzen Dornen. Akazien-Arten gehören zu den Harthölzern. Die Wurzeln von Akazien-Arten bilden mit Knöllchenbakterien (Rhizobium spec.) eine Symbiose, mit deren Hilfe sie Luftstickstoff pflanzenverfügbar machen.

Blätter und Nebenblätter

Selten werfen sie in der Trockenzeit ihr Laub ab, meist sind sie immergrün. Bei vielen Akazien-Arten liegt Heterophyllie vor. Junge Exemplare besitzen oft Laubblätter mit normalem Blattstiel und doppelt gefiederter Blattspreite. Dann gibt es manchmal ein Übergangsstadium, bei dem der Blattstiel schon abgeflacht ist, aber es noch eine mehr oder weniger große gefiederte Blattspreite gibt. Meist ist mindestens an ausgewachsenen Exemplaren der Blattstiel abgeflacht und übernimmt die Photosynthese-Funktion; Blattspreiten sind nicht vorhanden. Diese Blattwuchsform wird als Phyllodium bezeichnet. Die Form der Phyllodien variiert. Phyllodien sind bei den meisten Acacia s. str. vorhanden, dagegen besitzen die Blätter bei den meisten aus Acacia s. l. ausgegliederten Arten auch an angewachsenen Exemplaren meist vollentwickelte doppelt gefiederte Blattspreiten.

Es sind zwei Nebenblätter vorhanden, die früh abfallen oder beständig sind; meist sind sie klein, schuppenförmig oder zu Dornen umgewandelt.

Blütenstände und Blüten

An den Enden der Zweige stehen, seitig in bündeligen Gesamtblütenständen oder einzeln auf Blütenstandsschäften oder sitzend, kugelige kopfige, zylindrische ährige oder traubige Blütenstände, in denen viele Blüten meist dichtgedrängt zusammen stehen. Jede Blüte steht über einem kleinen, bräunlichen, spatel- oder schildförmigen, genagelten Deckblatt.

Die relativ kleinen Blüten sind radiärsymmetrisch, vier- oder fünfzählig und meist zwittrig mit doppelter Blütenhülle. Die Farbe der Blüten reicht von sattgelb bis cremeweiß, selten rot. Die jeweils vier oder fünf Kelch- und Kronblätter können frei oder verwachsen sein. Die unter oder gerade über der Basis des Fruchtblattes entspringenden vielen Staubblätter überragen die Blütenhüllblätter. Das Fruchtblatt ist kahl oder flaumig behaart. Es sind viele Samenanlagen vorhanden. Der dünne Griffel überragt die Staubblätter. Oft verströmen die Blüten starken Duft und bringen reichlich Pollen hervor, was Bienen anlockt.

Früchte und Samen

Die Hülsenfrüchte sind lineal bis länglich, gerade bis gekrümmt oder schraubig, im Querschnitt rund oder abgeflacht. Die Samen sind länglich, fast kugelig oder abgeflacht-eiförmig und besitzen einen Arillus. In der Regel sind die Samen lange lebensfähig, einige benötigen zum Keimen Feuer.

Illustration von W.Miller von Acacia verticillata Illustration: Zweige mit Blütenständen und Hülsenfrüchten, Blüten im Detail von Acacia tetragonophylla

Systematik

Der Gattungsname Acacia wurde 1754 durch Philip Miller in The Gardeners Dictionary Abridged, 4. Auflage erstveröffentlicht. Der Gattungsname Acacia leitet sich vom griechischen Wort akakia für die Arabische Gummi-Akazie (Acacia nilotica, heute ein Synonym von Vachellia nilotica (L.) P.J.H.Hurter & Mabb.) ab, der sich aus ake oder akis für scharfe Spitze oder Dorn, akazo für schärfen ableitet.

Die Gattung Acacia gehört zur Tribus Acacieae in der Unterfamilie der Mimosoideae innerhalb der Familie der Fabaceae.

Die Gattung Acacia wurde historisch seit Pedley 1978 in drei Untergattungen und Sektionen gegliedert:

Aus der Gattung Acacia s. l. (damals 1350 bis 1450 Arten) wurden etwa 400 Arten in kleinere Gattungen ausgegliedert; so ist obige alte Untergliederung der Gattung nicht mehr aktuell. Die ehemaligen Untergattungen Acacia sowie Aculeiferum fallen weg. Ihre Arten wurden den neuen Gattungen zugeordnet.

Im Jahre 2003 wurde von Orchard und Maslin auf der Sitzung der Nomenclature Section of the XVII International Botanical Congress in Vienna als neue Typusart Acacia penninervis Sieber ex DC., die Acacia nilotica (L.) Willd. ex Delile ersetzt, vorgeschlagen und in The official report of the Spermatophyta Committee, with detailed discussion of the reasons for their decision. In: Taxon. Bd. 53, Nr. 3, 1. August 2004, S. 826–829, veröffentlicht, dies ist seit 30. Juli 2005 gültig. Dies geschah, damit fast 950 australische Arten in der Gattung Acacia verbleiben.


Die neuen Gattungen sind:

Einige in die neuen Gattungen eingeordnete Arten:

Vachellia caven Vachellia constricta Vachellia erioloba Vachellia farnesiana Vachellia karroo Vachellia karroo Vachellia nilotica mit Früchten Zweig mit Phyllodien und köpfchenförmigen Blütenständen von Acacia acanthoclada Phyllodien und köpfchenförmige Blütenstände von Acacia heterophylla Zweig mit Phyllodien und zylindrischen Blütenständen von Acacia longifolia Zweig mit Phyllodien und köpfchenförmigen Blütenständen von Acacia podalyriifolia Offene Hülsenfrüchte mit Samen von Acacia salicina Habitus und gegliederte Hülsenfrüchte von Acacia stenophylla Doppeltgefiederte Laubblätter und Blütenstände von Acacia trachyphloia Zweig mit köpfchenförmigen Blütenständen von Acacia ulicifolia

Nutzung

Von einigen Arten, beispielsweise Acacia spirorbis, wird das Holz genutzt. So soll z. B. die Bundeslade aus Akazienholz bestanden haben (Ex 25,10 ). In Deutschland wird gelegentlich das Holz der Robinie (auch Falsche Akazie oder Scheinakazie genannt) als Akazienholz bezeichnet.

Die Samen einiger Arten können als Pseudogetreide genutzt werden.

Einige Arten werden als Zierpflanzen verwendet.

Die Arabische Gummi-Akazie (Acacia nilotica, heute ein Synonym von Vachellia nilotica) wird in Südostafrika und Indien als Zahnputzholz benutzt.

Akazienfasern werden in der Lebensmittelindustrie genutzt.

Quellen

Historische Literatur

Weblinks

Commons: Acacieae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald (Bearb.): Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2. Auflage. Oberösterreichische Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5, S. 548: „... Gattung Acacia (echte Akazie) ...: blühende Zweige bei uns im Blumenhandel unter dem falschen Namen ‚Mimosen‘.“ 
  2. Philip Miller: The Gardeners Dictionary, 4. Auflage, 1754 bei Google-Books Online.
  3. Electronic Flora of South Australia genus Fact Sheet: Acacia.
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar Acacia im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 25. November 2021.
  5. a b WorldWideWattle
  6. a b B. R. Maslin, J. T. Miller, D. S. Seigler: Overview of the generic status of Acacia (Leguminosae: Mimosoideae). In: Australian Systematic Botany. Bd. 16, Nr. 1, 2003, S. 1–18. doi:10.1071/SB02008
  7. a b R. K. Brummitt: Report of the Committee for Spermatophyta: 55. Proposal 1584 on Acacia. In: Taxon. Bd. 53, Nr. 3, 2004, S. 826–829.
  8. a b David S. Seigler, John E. Ebinger, Joseph T. Miller: Mariosousa, a New Segregate Genus from Acacia s. l. (Fabaceae, Mimosoideae) from Central and North America. In: Novon. Bd. 16, Nr. 3, 2006 S. 413–420. doi:10.3417/1055-3177(2006)162.0.CO;2
  9. The name Acacia retained for Australian species vom Centre for Plant Biodiversity Research - CPBR (engl.)
  10. a b B. Kyalangalilwa, J. S. Boatwright: Phylogenetic position and revised classification of Acacia s. l. (Fabaceae: Mimosoideae) in Africa, including new combinations in Vachellia and Senegalia. In: Bot. J. Linn. Soc., Bd. 172, 2013, S. 500–523.
  11. D. S. Seigler, J. E. Ebinger: New combinations in the genus Vachellia (Fabaceae: Mimosoideae) from the New World. In: Phytologia. Bd. 87, 2006, S. 139–178.
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4141694-6