Arapaho

Scabby Bull, ein Arapaho-Indianer, 1898

Die Arapaho oder Arapahoe sind ein Indianervolk Nordamerikas und gehörten wie ihre engsten Verbündeten – die Cheyenne – als nomadische Plainsindianer zum Kulturareal der Prärien und Plains. Zudem waren beide Völker ab 1750 die dominante militärische sowie politische Macht der Central Plains und der Front Range im Westen von Nebraska und Kansas, im Südosten von Wyoming sowie im Osten von Colorado.

Historisch waren sie enge Verbündete der Cheyenne und später ihrer vormaligen Feinde, der Lakota Sioux, Comanche, Kiowa und Plains Apache. Zu ihren traditionellen Feinden zählten die Shoshone, Ute, Osage und Pawnee. Auch die verwandten Gros Ventre wurden oftmals hartnäckig bekämpft, da diese sich zu ihrem Schutz jeweils den Arapaho feindlich gesinnten mächtigen Stammesallianzen angeschlossen hatten – zuerst als Mitglied der Blackfoot-Konföderation (von etwa 1793 bis 1861) und danach als Mitglied der Cree-Assiniboine-Allianz (Nehiyaw-Pwat).

Ursprünglich bestanden die Arapaho aus fünf unabhängigen Dialekt- sowie Stammesgruppen, die entlang des Red River of the North im Norden Minnesotas und im Westen der Großen Seen im Gebiet des Kulturareals des Nordöstlichen Waldlandes lebten, die jedoch zusammen mit den Cheyenne dem Druck der mit Gewehren bewaffneten und militärisch überlegenen Ojibwe und Assiniboine nach Westen und Südwesten ausweichen mussten. Auf dieser Wanderung blieb die nördlichste Stammesgruppe Anfang des 18. Jahrhunderts im Norden Montanas sowie Süden Manitobas und Saskatchewans zurück, während die vier übrigen Stammesgruppen weiter nach Süden und Südwesten auf die Central Plains und in die Front Range zogen. Gegen 1750 hatten sich zwei separate Volksstämme entwickelt: die im Norden auf den Nördlichen Plains verbliebenen Gros Ventre sowie die nach Süden und Südwesten gezogenen Arapaho.

Seit 1878 leben die Northern Arapaho zusammen mit dem Eastern Shoshone Tribe auf der Wind River Indian Reservation in Wyoming und sind als Arapaho Tribe of the Wind River Reservation anerkannt; die Southern Arapaho leben zusammen mit den Southern Cheyenne in Oklahoma und bilden den ebenfalls auf Bundesebene anerkannten Stamm der Cheyenne and Arapaho Tribes.

Die Arapaho versuchten sich aus den Kriegen mit den Vereinigten Staaten herauszuhalten, wurden jedoch 1864 Opfer des Sand-Creek-Massakers, als Colonel Chivington ein Lager von Cheyenne und Arapaho auslöschte, das unter dem Schutz der US-Regierung stand. Die Überlebenden flohen nach Wyoming und baten die Shoshone um Land; andere sannen auf Rache und nahmen am sog. Red-Cloud-Krieg von 1866 bis 1868 (auch bekannt als Bozeman-Trail- oder Powder-River-Krieg) an der Seite der Northern Cheyenne und Lakota teil, der vorläufig mit einem vollständigen Sieg der vereinigten Stämme endete. Zusammen mit (meist) Northern Cheyenne und Lakota kämpften einige Arapaho 1876 in der Schlacht am Little Bighorn River gegen das 7. US-Kavallerie-Regiment unter George A. Custer.

Stammesbezeichnung und Namen

Freckle Face, Arapaho-Frau, 1898

Nach verbreiteter Ansicht leitet sich der heutige Stammesname Arapaho von einem Wort der feindlichen Pawnee – entweder von raapuh / raapih („handeln“) oder von tirapihu / larapihu („Händler“) her; eine konkurrierende Lehrmeinung behauptet jedoch, der Name leite sich aus der Sprache der ebenfalls feindlichen Absarokee (Crow) ab, die die Arapaho als Alappaho („Volk mit vielen Tätowierungen“) bezeichneten, das die europäischen Händler dann in Arapaho verballhornten – die Arapaho selbst kennen keinen Laut für „r“. Die Cree nannten sie ebenfalls Assaso Iyiniwak („Tätowiertes Volk“). Die Absarokee- und Cree-Namen bezogen sich auf die überlieferte Tradition unter den Arapaho, ihren Jungen drei horizontale Punkte auf die Brust und den Mädchen einen Punkt auf die Stirn zu tätowieren; dies geschah, um nach einem eventuellen Überfall und Raub der Kinder beziehungsweise Frauen durch einen feindlichen Stamm diese eventuell bei der Befreiung im feindlichen Lager wieder identifizieren zu können.

Die Cheyenne nannten sie Hetanevo’eo’o („Wolken-Menschen“), die Lakota auch Maȟpíya Thó (‚Blue Cloud Men‘, ‚Blue Sky People‘ – „Blaue-Wolken-Menschen“, „Blaue-Himmel-Volk“) und die Assiniboine ebenfalls Maȟpíyato. Alle diese Namen könnten von der ursprünglichen Eigenbezeichnung der Arapaho als Heeteinono’eino herrühren.

Die Pawnee bezeichneten die Arapaho – wie viele andere Stämme übrigens auch – als Sarí’itihka / Sári’itihka („Hundefleischesser“), die Comanche nannten sie ebenfalls Saria Tʉhka / Säretika (Sata Teichas), die Caddo Detseka’yaa und die Wichita-Völker Nia’rhari’s-kûrikiwa’ahûski, was alles in etwa „Hundeesser“ bedeutet (auch die Shoshone und Ute hatten ähnliche Bezeichnungen).

Die Arikaree hingegen nannten sie Tuhkanihnaáwiš / Kun na-nar-wesh (‚Grey Stone Village‘ oder ‚Colored Stone Village People‘), da unter den Handelsgütern der Arapaho sich vielleicht auch Schmucksteine aus dem Südwesten befanden.

Da die Hidatsa die Arapaho auch als E-tah-leh / Ita-Iddi (‚Bison Path People‘) bezeichneten, übernahmen die Franzosen wahrscheinlich diesen Namen, so dass in der älteren französischsprachigen Literatur beide – Arapaho und Gros Ventre – auch als Gens de Vache („Büffelvolk“, „Bisonvolk“) bekannt sind. Die meist in englischen Texten (zum Beispiel Lewis und Clark) auftauchenden Stammesbezeichnungen als Kananavich, Ca-ne-na-vich oder Kanenavich scheinen Verballhornungen entweder der französischen Namensgebung Gens de Vache oder des Arikara-Namens zu sein.

Da die Arapaho die verwandten Gros Ventre verächtlich als Hitouunenno, Hitúnĕna oder Hittiuenina („Bettler“, wörtlich „Schmarotzer“) bezeichneten, übernahmen dies die verbündeten Cheyenne und nannten sie ebenfalls Hestóetaneo’o („Jene, die um Fleisch betteln“, „Schmarotzer“). Da die Franzosen diese Bezeichnung in der Zeichensprache der Plains als „Gros Ventres“ („Fette Bäuche“, statt des Zeichens für „Hunger“) missinterpretierten, wurden sie seitdem im Französischen als Gros Ventres oder im Englischen als Big Bellies bezeichnet.

Sich selbst nannten (nennen) die Arapaho wie viele andere indigene Völker einfach Hinono’eino, Hinanae’inan oder Inuna-Ina („unser Volk“ oder einfach „Volk“), ist jedoch der gesamte Arapaho-Stamm gemeint, wird die Bezeichnung Hinono’eiteen („Arapaho Nation“) verwendet.

Dialekt- und Stammesgruppen der Arapaho-Atsina (Gros Ventre)

Wie bereits erwähnt, gab es ursprünglich fünf unabhängige Dialekt- und Stammesgruppen, die sich während der Wanderung zwischen 1700 und 1750 westwärts und südwärts auf die Plains zu zwei separaten Volksstämme entwickelten, die sogar feindlichen Stammesallianzen angehörten: Die nördlichste Dialekt- und Stammesgruppe blieb auf den nördlichen Plains zurück und entwickelte sich zu den Atsina (Gros Ventre), während die vier übrigen Dialekt- und Stammesgruppen weiter nach Süden und Südwesten auf die Central Plains und in die Front Range zogen und sich dort zu den Arapaho entwickelten.

Jede Stammesgruppe sprach ihren eigenen Dialekt (oder eine Arapaho-Sprache), von denen manche vom eigentlichen Arapaho in verschiedener Form und Stärke abwich – jedoch waren alle Dialekte beziehungsweise Arapaho-Sprachen (Arapaho-Atsina) untereinander gegenseitig verständlich. Diese führte auch dazu, dass die einzelnen Stammesgruppen jeweils meist ihre eigene Identität und Sprache lange bewahren konnten, auch wenn sie sich später politisch neu organisieren sollten. Die Dialekte der Haa’ninin (Atsina / Gros Ventre), Beesowuunenno’ und Hinono’eino (eigentliches Arapaho) waren eng untereinander verwandt, während die Dialekte der Nanwacinaha’ana und Hánahawuuena am meisten von diesen abwichen. Nach Aussagen der Ältesten der Arapaho jedoch war der Dialekt der Hánahawuuena der am schwersten zu verstehende Dialekt.

Der Anthropologe Alfred Kroeber identifizierte diese fünf Dialekt- und Stammesgruppen wie folgt (von Süden nach Norden):

Entwicklung zu den Gros Ventre (Atsina) und Arapaho

Einst hatte jede der fünf Dialekt- und Stammesgruppen ihren eigenen Oberhäuptling; die vier südlich der Haa'ninin (Gros Ventre / Atsina) lebenden Stammesgruppen teilten oftmals die Ressourcen der jeweiligen Stammesgebiete und campierten zusammen; seit mindestens den letzten 150 Jahren wanderten und campierten die Beesowuunenno’ unter den anderen drei unabhängigen Stammesgruppen – ebenso besuchten diese sich untereinander, so dass sich die einst vier separaten Stammesgruppen (Nanwacinaha'ana, Hánahawuuena, Hinono'eino und Beesowuunenno’) gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu den Arapaho (Hinono’eino) zusammenschlossen und die nördliche Stammesgruppe zu den Gros Ventre / Atsina (Haa’ninin) – jedoch ist das exakte Datum sowie der Verlauf dieser Ethnogenese nicht bekannt. Dass es vormals sehr wohl Rivalitäten unter den Stammesgruppen und ein starkes Bewusstsein der eigenen Identität gab, wird durch die mündliche Überlieferung der Ältesten der Arapaho bestätigt, die berichten, dass einst die Hinono’eino („wahren Arapaho“) und Beesowuunenno’ („Big Lodge People“ oder „Brush-Hut/Shelter People“) um den Besitz der allen Arapaho heiligen Stammessymbole – die heilige Pfeife und die heilige Lanze, die beide traditionell von den Beesowuunenno’ bewahrt wurden – kämpften.

Teilung in Northern und Southern Arapaho

Zum Zeitpunkt des regulären Kontaktes mit amerikanischen Händlern, Jägern und Regierungsvertretern in den frühen 1800er beanspruchten und durchzogen die Hinono'eino (alle Arapaho-Stammesgruppen südlich der Haa'ninin) – oftmals in Begleitung der Cheyenne – große Gebiete der Great Plains; ihre Stammesgebiete reichten vom Norden New Mexicos, Oklahomas und Kansas nordwärts bis nach Wyoming (von den Cheyenne Hetanévo'ēno – „Ort / Land der Arapaho“ genannt) und South Dakota (von den Cheyenne Ho’óhomo'éno – „Land der Sioux“ genannt), wobei sie hierbei meist die westlichen Gebiete der Central Great Plains und die Front Range (3ooxone’ noho’oooyoo’ - "das Hammergebirge") durchstreiften, während die Cheyenne meist die östlichen Gebiete nutzten.

Als große Händler initiierten die Cheyenne und Arapaho die Errichtung des Handelspostens von Bent’s Fort am Upper Arkansas River (hoxeenii-niicie?/hoheenii-niicie? - "Feuerstein-Fluss") im Jahr 1833, um andere Stämme als Zwischenhändler auszuschalten und direkt bei den amerikanischen Händlern ihre Waren eintauschen zu können. Als daher zwischen 1815 und 1840 viele südliche Bands der Arapaho und Cheyenne begannen, weiter nach Süden bis zum Arkansas River vorzustoßen, brachte sie dies in einen schnell eskalierenden Konflikt mit den die Südlichen Plains als Militär- sowie Handelsmacht politisch dominierenden Bands der Comanchen sowie den Kiowa und Plains Apache – da damals große Gebiete nördlich des Arkansas River über den Smoky Hill River (ca. 1750 - Anfang 19. Jhd. als River of the Padoucas/Comanches bekannt) bis zum North Platte River (bis 1805 als Padouca/Comanche Fork bekannt) zur Comancheria, dem Machtbereich dieser Stammes-Allianz zählte. Um den Handel mit Bent’s Fort zu kontrollieren und um sich Zugang – notfalls mit Gewalt – zu den Märkten der Pueblo und Mexikaner in New Mexico sowie zu den riesigen Bisonherden und Mustangherden der Südlichen Plains von Texas, New Mexico und Oklahoma zu sichern, führten die verbündeten Arapaho und Cheyenne (entgegen den Gepflogenheiten der Kriegstaktiken der Plains von Aktion (Überfall) und Reaktion (Vergeltung) mit meist wenigen Toten) einen riskanten und brutalen sowie hohe eigene Opferzahlen in Kauf nehmenden Krieg gegen die Stämme des Südens, um so viele gegnerische Krieger wie möglich töten zu können. Den zudem durch die Pocken (1817 und 1848) geschwächten Comanche, Kiowa und Plains Apache wurde nach mehreren extrem brutalen und teilweise verlustreichen Auseinandersetzungen – bei denen sie mehrmals weit über 1.000 Pferde verloren – klar, dass die Cheyenne und Arapaho hierdurch klarstellen wollten, dass sie beabsichtigten, ihre neu gewonnenen Gebiete in Colorado und Kansas sowie Teilen von New Mexico und Oklahoma nicht mehr aufzugeben. Daher schlossen 1840 die beiden erschöpften Stammes-Allianzen – unter Vermittlung der Kiowa und Kiowa Apache (Plains Apache), die mit den Arapaho durch Heiraten verwandt waren – ein starkes Militärbündnis, das durch die Übergabe von Tausenden von Pferden seitens der Comanche, Kiowa und Plains Apache an die militärisch siegreichen Cheyenne und Arapaho besiegelt wurde. Hierdurch etablierten sich diese nun als Southern Cheyenne und Southern Arapaho bezeichneten Stammesgruppen bald als erfolgreiche Händler des Santa Fe Trails.

Die nördlichen Bands der Arapaho – die nun ebenfalls meist als Northern Arapaho bekannt waren – waren im Gegensatz zu ihren südlichen Verwandten konservativer und versuchten sich meist von den Weißen fernzuhalten und autonom zu leben, zogen daher weiter nordwärts in die Gebiete des Powder Rivers (ce’i3ee-niicie - "Pulver-Fluss") und des Yellowstone Rivers (bees-niicie - "großer Fluss") nördlich des Platte Rivers; zum Handel kamen sie nach Fort Laramie (wo’teen-no’oowu’ - "schwarzes (Soldaten) Haus", wo’teen-nih’oo3ou-no’oowu’ - "schwarze (Menschen) Haus"), einem 1834 am Zusammenfluss des Laramie River und des North Platte River (bei’i’ei-niicie - "Muschel-Fluss") errichteten Handelsposten (späteres Armeefort) im Südosten von Wyoming.

Gegen 1840 hatten die südlichen und nördlichen Bands eine eigenständige Identität als Southern Arapaho und als Northern Arapaho entwickelt; die Grenze der Stammesgebiete war der South Platte River in Colorado – hier befand sich auch im Gebiet der heutigen Stadt Denver (niinenii-niicie - "Talgfluss") ein traditioneller Versammlungsplatz für beide Stammesgruppen der Arapaho sowie ein wichtiger Handelsplatz für benachbarte Stämme. (Siehe auch: Southern und Northern Cheyenne):

Durch die Verträge von Fort Laramie von 1851 und 1868 wurde die Trennung in Northern Arapaho (Nördliche Arapaho) und Southern Arapaho (Südliche Arapaho) von den USA offiziell anerkannt und festgeschrieben, so dass die beiden heute zwei auf Bundesebene anerkannte Stämme (sog. federally recognized tribes) bilden.

Sprache

Die Arapaho und die mit ihnen eng verwandten Gros Ventre sprachen ursprünglich fünf verschiedene Arapaho-Idiome, die jeweils den einzelnen Stammesgruppen zuzuordnen sind. Die Arapaho-Dialekte (Sprachcode nach ISO 639-2: arp) gehören zusammen mit Cheyenne (Tsêhesenêstsestôtse) und Blackfoot (Ni’tsiitapipo’ahsin) der Algonkin-Sprachfamilie an. Diese Plains-Algonkin-Regionalgruppe ist allerdings mehr kulturell und geografisch definiert als durch Sprache, da die Unterschiede zwischen den hier angeführten Sprachen so stark waren, dass sich die drei Gruppen gegenseitig nicht verständigen konnten, sondern durch Zeichensprache auf den Plains kommunizierten. Heute wird Tsêhesenêstsestôtse (Cheyenne) noch von etwa 1700 Cheyenne in den Bundesstaaten Montana und Oklahoma in den USA gesprochen.

Kulturgeschichte

Weil die meisten Indianervölker, die der Algonquian-Sprachfamilie angehören, im Kulturgebiet des Nordöstlichen Waldlands anzutreffen sind, kann man davon ausgehen, dass auch die Arapaho aus der Kulturschicht des Woodland Complex hervorgegangen sind. Höchstwahrscheinlich lebten die Vorfahren des späteren Arapaho-Volks im heutigen Minnesota und North Dakota, bevor sie in die Großen Ebenen vordrangen. Es fehlen aber direkte archäologische oder historische Belege, um den Zeitraum dieses Kulturwandels genauer zu bestimmen. Es darf aber angenommen werden, dass die Verbreitung von freilebenden Mustangs nach Norden den Kulturkomplex einer Pferdekultur überhaupt erst möglich machte.

Zum Zeitpunkt der europäischen Expansion durchschweiften die Arapahos das Gebiet der späteren US-Bundesstaaten South Dakota, Nebraska, Colorado, Wyoming und Kansas. Sie wohnten in kegelförmigen Lederzelten (Tipi), die von den Frauen aus Bisonhäuten und Holzstangen errichtet wurden. Die Lebensgrundlage bildete die Jagd auf Bisons, Gabelböcke und andere Wildtiere und in weit geringerem Umfang das Sammeln von Pflanzen, Früchten, Beeren und Nüssen. Ihr materieller Besitz war einer mobilen Lebensweise optimal angepasst. Ein ganzes Zeltdorf konnte binnen einer Stunde zusammengepackt und reisefertig gemacht werden. Im Winter teilte sich der Stamm in kleine Lager auf, die in den Ausläufern der Rocky Mountains im heutigen Bundesstaat Colorado Schutz suchten. Im späten Frühjahr zogen sie in größeren Lagerverbänden in die Großen Ebenen hinaus, um Präriebisons am Ende der Tragzeit zu jagen. Im Hochsommer versammelten sich die verschiedenen Lokalgruppen wieder am Fuß der Rocky Mountains im heutigen Colorado, um den Bergbison zu bejagen. Im Spätsommer und Herbst kehrten sie in die Großen Ebenen zurück, um ihre Zeremonien, vor allem den jährlichen Sonnentanz, abzuhalten und Gemeinschaftsjagden auf die Bisonherden zu veranstalten, die sich zur Brunftzeit versammelt hatten.

Die Arapaho-Kinder fischten und jagten oft mit den Erwachsenen, hatten aber auch genügend Freizeit für viele Arten von Spielen. Besonders beliebt war ein Wurfspiel, bei dem im Laufen ein rollender Netzreifen mit einem Wurfpfeil getroffen werden musste.

Geschichte

Die politische und militärische Geschichte der Arapaho nach Ankunft der Europäer entspricht bis zum Jahr 1878 weitgehend der Geschichte der Cheyenne, mit denen sie seit 1800 ein starkes Handels- sowie Militärbündnis geschlossen hatten, ohne ihre eigene Sozialordnung aufzugeben. Später wurde dieses Bündnis von den jeweiligen Stammesteilen nochmals erweitert: Die Northern Arapaho und Northern Cheyenne hatten seit 1826 das Bündnis im Norden mit ihren einstigen Feinden – den Sioux-sprachigen Lakota Sioux sowie einigen Bands Yanktonai und Yankton erweitert; die Southern Arapaho und Southern Cheyenne hingegen schlossen nach langen erbitterten Kämpfen mit den Stämmen der Comancheria – die ebenfalls eine mächtige Stammesallianz aus Comanche, Kiowa sowie Plains Apache bildeten – einen dauerhaften Frieden und ein starkes Militärbündnis. Hierbei zeigt sich, dass die indigenen Völker Nordamerikas meist nicht als einzelne Stämme, Völker oder Nationen im Handel sowie im Krieg agierten, sondern in großen Stammesallianzen zum gegenseitigen Schutz organisiert waren, diese Allianzen umfassten oftmals ethnisch sowie sprachlich verschiedene Stämme. Die Gros Ventre hingegen hatten sich der Blackfoot-Konföderation angeschlossen (die neben den Algonkin-sprachigen Blackfoot und Gros Ventre auch die athapaskischsprachigen Sarcee umfasste), die zu den Feinden der Arapaho zählten. Um sich innerhalb der Stammesallianzen sowie gegenüber anderen Stämmen verständlich machen zu können (da ja die einzelnen Stämme verschiedene untereinander nicht verständliche Sprachen verwendeten) entwickelten die Plainsstämme eine Zeichensprache, die sog. Plains Indian Sign Language (PISL). Betrachteten die europäischen Einwanderer die Arapaho oder Cheyenne jeweils als ein politisch einiges sowie homogenes Volk oder „Nation“ (und machten daher oftmals alle Stammesangehörigen für die Handlungen einzelner Bands verantwortlich), umfassten die Cheyenne ursprünglich drei separate Völker (Tsé-tsêhéstâhese, Masikota und Só'taeo'o) und die Arapaho ganze vier (Nanwacinaha'ana, Hánahawuuena, Hinono'eino, Beesowuunenno') – beide Völker hatten jedoch politische, religiöse und soziale Systeme und Organisationen entwickelt, um eine gemeinsame politische Idee von einer Nation oder einem Stamm aufzubauen.

Zusammen mit den Cheyenne standen sie in starkem Wettbewerb mit den Stämmen der Südlichen Plains – vor allem den Pawnee und Comanche – von denen sie ihre Pferde bezogen, sofern sie nicht ihre eigenen Pferdeherden durch Zucht vermehrten. Mit den Lakota waren sie lose verbündet. Da die Arapaho und Cheyenne zudem ihre Pferde auch durch Raub erlangten und Zugang zu den Handelsgütern (besonders Gewehre, Munition, Metallwaren, Messer, Ahlen, Äxte, Tomahawks, Kessel und Alkohol) der Franzosen und Spanier beanspruchten, bekämpften sie die Pawnee, Comanche sowie Kiowa und Kiowa-Apachen unerbittlich. Zuletzt mussten die Comanche und Kiowa den Arkansas River als nördlichste Grenze der Comancheria auf Druck der südwärts ziehenden Arapaho und Cheyenne anerkennen.

Durch ihre Zwischenstellung zwischen Felsengebirge und Großen Ebenen beteiligten sie sich aber auch am Pelzhandel mit anderen Stämmen und europäischen Siedlern. Ihr Name Arapaho wird nach allgemeiner Übereinkunft von dem Pawnee-Wort für „Händler“ hergeleitet. Manche Quellen meinen auch, Arapaho leite sich aus der Sprache der feindlichen Crow her und bedeute Enemy with Many Skins (‚Feinde mit vielen Pelzen‘), was dieselbe Bedeutung impliziert, da nur ein Volk in Besitz von vielen (überzähligen) Pelzen Handel treiben konnte.

Meist kämpften sie jedoch gegen ihre traditionellen Feinde, die Östlichen Shoshone (auch Eastern Shoshone), Blackfoot, Absarokee (auch Crow), Assiniboine, Plains Cree und Ute. Hierbei kamen sie auch in Konflikt mit den Jicarilla Apache, Verbündeten der Ute, sowie den Mescalero Apache. Ab 1840 schlossen sie zusammen mit den Cheyenne ein Defensiv-Bündnis mit den dominanten Stämmen der Südlichen Plains – den Comanche, Kiowa und Kiowa-Apachen – gegen die aus dem Osten vertriebenen Stämme, die nun auf die Plains und in die Berge vordrangen und die schwindenden Bisonherden den hier ansässigen Stämmen streitig machten, sowie gegen die Siedler, die sich immer mehr Land aneigneten.

Der Vertrag von Fort Laramie 1868 unterschied drei Hauptabteilungen der Arapaho: die Northern Arapaho, die Southern Arapaho und die Gros Ventres oder Atsina. Im Vertrag vom Little-Arkansas-Fluss wurde 1865 die Cheyenne-Arapaho-Reservation in den späteren US-Bundesstaaten Oklahoma und Kansas eingerichtet, deren Landbasis schon zwei Jahre später im Medicine-Lodge-Vertrag von 1867 auf weniger als die Hälfte zusammengestrichen wurde. Nach den Bestimmungen des General-Allotment-Gesetzes (Dawes Act) wurde 1891 das kollektive Stammesland der Cheyenne-Arapaho-Reservation privatisiert, d. h. auf einzelne Indianer mit individuellem Erbgang überschrieben, und der Rest zur europäischen Besiedlung freigegeben. 1878 wurde die Northern-Arapaho-Reservation im heutigen Bundesstaat Wyoming eingerichtet, die seit 1937 als Wind-River-Reservation bekannt ist. 1888 wurde für die Gros Ventre und die Assiniboine oder Nakoda die Fort-Belknap-Reservation im heutigen Montana eingerichtet. Die Mehrzahl der Gros Ventres waren bereits nach 1862 zum Christentum übergetreten.

Gegenwart

Die Arapaho sind heute nach wie vor in zwei auf Bundesebene anerkannte Stämme (sog. federally recognized tribes) aufgeteilt:

Die Wind River Indian Reservation (niit-iine’etii-no’ - "wo wir leben") in Wyoming (mit 8.995,73 km² die siebtgrößte Reservation) bewohnen heute die Nördlichen Arapaho als The Northern Arapaho Tribe zusammen mit dem Shoshone Tribe of the Wind River Reservation der "Östlichen Shoshone (Eastern Shoshone)", Verwaltungssitz ist Fort Washakie und der größte Ort Riverton (hooxono’oo - "auf der anderen Flussseite"). Im Juli 2005 gewannen die Nördlichen (Northern) Arapaho eine Klage gegen den Staat Wyoming und durften seither drei Indianerkasinos bauen, die ersten (und bisher) einzigen Wettspielstätten im Staat Wyoming. Heute betreiben die "Östlichen Shoshone (Eastern Shoshone)" das Rose Casino, die "Nördlichen Arapaho" das Wind River Hotel and Casino, Little Wind Casino und das 789 Smoke Shop & Casino. Die "Nördlichen (Northern) Arapaho" beziehen Einkünfte vor allem aus dem Verkauf von Bodenschätzen und den Gewinnen aus den Casinos. Im Jahr 2017 lebten insgesamt 26.855 Menschen auf der Reservation, darunter 17.303 Weiße, nur 7.972 Native Americans (d. h. Northern Arapaho und Eastern Shoshone) sowie weitere Ethnien.

Die Südlichen Arapaho bilden gemeinsam mit den Southern Cheyenne die The Cheyenne and Arapaho Tribes of Oklahoma, mit Stammeszentrum in Concho (kooyéíhei’ít - "Er zieht etwas heraus (wie Tipi-Pfähle vom Boden)"), Oklahoma. Die Cheyenne and Arapaho Tribes betreiben ebenfalls drei Kasinos im US-Bundesstaat Oklahoma, das Lucky Star Casino in Clinton, das Lucky Star Casino in Concho, das Lucky Star Casino in Watonga (wó’teen-koo’óh - "schwarzer Kojote", nóóku cowó’(oo) - "rennendes Kaninchen"), das Lucky Star Casino in Hammon und das Lucky Star Casino in Canton (woox-ú’ei-t nookucowoot - "Er hat ein hässliches Gesicht"). Die "Südlichen (Southern) Arapaho" beziehen Stammeseinkünfte aus Ölquellen und kommerziellen Unternehmen wie Zigarettenverkauf und Landwirtschaft sowie aus den Gewinnen der Kasinos. Sie leben nicht auf einer Reservation, sondern in dem "Tribal Area" Cheyenne-Arapaho OTSA mit insgesamt 187.338 Menschen, darunter 155.193 Weiße und 6.975 Native Americans (Southern Arapaho und Southern Cheyenne) sowie weitere Ethnien. Nach offiziellen Angaben zählen jedoch die "Tribes" im Jahr 2011 insgesamt 12.185 Stammesmitglieder.

Nur noch wenige Arapaho sprechen heute ihre eigene Sprache, die meisten davon sind Angehörige der Northern Arapaho. Wie für viele andere Indianersprachen auch wurden aber Programme ins Leben gerufen, um die Sprache vor dem Verschwinden zu bewahren.

Häuptlinge der Arapaho

Nördliche Arapaho (Northern Arapaho)

Südliche Arapaho (Southern Arapaho)

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Arapaho – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Homepage des Northern Arapaho Tribe
  2. Homepage der Cheyenne and Arapaho Tribes
  3. andere behaupten der Crow Name Alappaho' bedeute Enemy with Many Skins („Feinde mit vielen Pelzen“), was dieselbe Bedeutung wie „Händler“ impliziert, da nur ein Volk in Besitz von vielen (überzähligen) Pelzen Handel treiben konnte.
  4. die Arapaho galten – neben den Absarokee – unter benachbarten Stämmen und Europäern als äußerst schöne und gut aussehende Menschen – die Arapaho unterstellten sogar den gegenüber ihnen kleiner gewachsenen, untersetzteren und dunkelhäutigen Ute, gezielt Arapaho-Mädchen und Frauen zu stehlen, um sich vermeintlich besseres Blut und Aussehen in den Stamm einzuverleiben
  5. Cheyenne dictionary
  6. Indian Studies Research Institute (AISRI) Dictionary Database Search
  7. evtl. ein Verweis auf die blaue Farbe der Tatoos, die die Arapaho trugen
  8. Gary E. Moulton (Herausgeber), Meriwether Lewis (Autor): The Definitive Journals of Lewis and Clark, Vol 3: Up the Missouri to Fort Mandan, Verlag: University of Nebraska Press, Juni 2002, ISBN 978-0803280106, Seite 137
  9. Center for the Study of Indigenous Languages of the West - Arapaho Place Names
  10. Clark Wissler: The American Indian, An Introduction to the Anthropology of the New World. New York 1917, Seite 34. John C. Ewers: The Horse in Blackfoot Indian Culture: With Comparative Material from Other Western Tribes. Washington DC 1955, S. 2 ff.
  11. Evan T. Pritchard: No Word for Time: The Way of the Algonquin People. 2001, ISBN 978-1-57178-103-1
  12. a b Arapaho. In: Funk & Wagnalls New Encyclopedia. 2006, history.com (Memento vom 10. Februar 2010 im Internet Archive) abgerufen am 24. September 2009
  13. Homepage des Northern Arapaho Tribe (Memento des Originals vom 18. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/northernarapaho.com
  14. Homepage des Eastern Shoshone Tribe (Memento des Originals vom 21. Juli 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/easternshoshone.org
  15. United States Census - My Tribal Area
  16. Its Native Tongue Facing Extinction, Arapaho Tribe Teaches the Young-, In: The New York Times, 18. Oktober 2008
  17. Friday
  18. Er hatte während seines Lebens mehrere Namen: als Junge wurde er Warshinun („Black Spot“ oder „Black Coal Ashes“) genannt, nach einem Kampf mit den Pawnee nahm er den Namen seines Vaters an, White Crow (Weiße Krähe), später nach einem Kampf gegen die Shoshone, nannte er sich Thunder (Donner), zuletzt nach der erfolgreichen Zerstörung eines Lagers der feindliche Ute nannte er sich The Man Who Sits in the Corner and Keeps his Mouth Shut (oft verkürzt als Teénokúhú / Teenokuhu – „Sits Brooding, Sits meekly“)
  19. Wind River Reservation, Arapaho Tribe (Memento vom 15. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF; 128 kB)
  20. John D. McDermott: Circle of Fire: The Indian War of 1865. 2003, ISBN 978-0-8117-0061-0
  21. Sein Name rührt daher, dass er sich in der Asche eines niedergebrannten Dorfes der Ute so lange wälzte, bis er überall kohlschwarz war, Jahre später verlor er drei Finger im Kampf gegen die US-Armee und wurde nun Tag-ge-tha-the (‚Fingers cut off‘) genannt
  22. Black Coal@1@2Vorlage:Toter Link/www.franksrealm.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  23. Loretta Fowler: Tribal Sovereignty and the Historical Imagination: Cheyenne-Arapaho Politics. University of Nebraska Press, 2002, ISBN 978-0-8032-2013-3
  24. Nawat – Left Hand@1@2Vorlage:Toter Link/www.franksrealm.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  25. Arapaho Chiefs and Leaders (Memento des Originals vom 8. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.manataka.org