Beckenfraktur

Klassifikation nach ICD-10
S32.- Fraktur der Lendenwirbelsäule und des Beckens
S32.1 Fraktur des Os sacrum
S32.2 Fraktur des Os coccygis
S32.3 Fraktur des Os ilium
S32.4 Fraktur des Acetabulums
S32.5 Fraktur des Os pubis
S32.7 Multiple Frakturen mit Beteiligung der Lendenwirbelsäule und des Beckens
S32.8 Fraktur sonstiger und nicht näher bezeichneter Teile der Lendenwirbelsäule und des Beckens
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Eine Beckenfraktur ist ein Knochenbruch von Teilen des knöchernen Beckens. Sie tritt meist durch Verkehrsunfälle oder durch Stürze auf. Oft ist das Hüftgelenk beteiligt (Azetabulumfraktur). Innere Blutungen bei Beckenfrakturen sind lebensgefährlich.

Klassifikationen

Tile Klassifikation

Man unterscheidet (nach Pennal und Tile):

Young-Burgess Klassifikation

Mit dieser Einteilung kann die Stabilität, das Bruchbild und die Richtung der Kraft der Verletzung beurteilt werden.

Instabile Beckenverletzungen gehen oft mit Verletzungen von Gefäßen, Nerven und inneren Organen (Harnblase, Mastdarm, Geburtskanal) einher.

Diagnostik

Unbehandelter Beckenbruch; vorher Operation einer Schenkelhalsfraktur

Bei der Inspektion und Abtastung ist auf lokale Schwellungen und Verfärbungen, Fehlstellungen, Blockaden im Hüftgelenk, Pulse und Nervenfunktion zu achten. Zum weiteren Ausschluss einer lebensgefährlichen inneren Blutung wird Ultraschall verwendet. Zur Beurteilung der Knochenstruktur werden Röntgen-Übersichtsaufnahmen mit Strahlengang von vorne, evtl. zusätzlich Schrägaufnahmen von 40 Grad oben (in Richtung kaudal = Becken Inlet) oder von 40 bis 60 Grad unten (in Richtung kranial = Becken Outlet) angefertigt. Häufig wird auch direkt ein CT oder ein MRT gefahren. Auch die inneren Organe Harnblase, Vagina und Rektum werden manuell, durch CT- oder MRT-Aufnahme oder nötigenfalls endoskopisch untersucht (seltener).

Therapie

Behandelter Beckenbruch

Stabile Beckenfrakturen werden konservativ behandelt. Unter krankengymnastischer Begleitung ist frühestmögliche Mobilisation anzustreben.

Instabile Beckenfrakturen müssen meist notfallmäßig durch eine Beckenzwinge oder einen externen Fixateur stabilisiert werden, um eine innere Blutung durch die Kompression zu stoppen. Blutungen verbieten eine Eröffnung des Beckens. Später werden die Brüche operativ durch Platten oder Schrauben fixiert. Mobilisation ist nach etwa zwei Monaten möglich.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Barbara I. Tshisuaka: Malgaigne, Joseph-François. In: Werner E. Gerabek u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 887.
  2. Clifford R. Wheeless, III: Wheeless’ Textbook of Orthopaedics.
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