Betulinsäure

Strukturformel
Struktur von Betulinsäure
Allgemeines
Name Betulinsäure
Andere Namen
  • Mairin
  • 3α-Hydroxymethyl-1-isopropenyl-5α,5β,8,8,11α-pentamethyl-icosahydro-cyclopentachrysen-9-säure
  • 3β-Hydroxylup-20(29)-en-28-säure
  • BETULINIC ACID (INCI)
Summenformel C30H48O3
Kurzbeschreibung

farblose Kristalle

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 472-15-1
EG-Nummer 207-448-8
ECHA-InfoCard 100.006.773
PubChem 64971
ChemSpider 58496
DrugBank DB12480
Wikidata Q384111
Eigenschaften
Molare Masse 456,71 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

295–298 °C (Zersetzung)

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Betulinsäure ist eine pentacyclische Triterpen-Carbonsäure (in der Untergruppe der Lupane), die als sekundärer Pflanzenstoff (Phytoalexin) hauptsächlich in der Rinde vieler verschiedener Pflanzenarten vorkommt.

Vorkommen und Herstellung

Betulinsäure findet sich in vielen Pflanzenarten, insbesondere der Rinde von Bäumen aus den Familien der Platanengewächse, der Birkengewächse und der Ebenholzgewächse, z. B. mit etwa 2,5 Prozent in Rinde von Platanen (Platanus acerifolia) und zu einem geringen Prozentsatz in dem getrockneten Rindensaft von Birken (lat. Betula, daher der Name). Sie kann sowohl oxidativ aus Betulin hergestellt werden andererseits durch Extraktion und mehrfache Kristallisation aus Platanenrinde. Besondere Vorteile der Gewinnung aus Platanen sind fehlende Verunreinigung mit anderen Terpenen und ein relativ geringer Energieaufwand. Auf den Herstellungsprozess hat die Biosolutions Halle GmbH ein Patent. Das Patent des Extraktionsverfahrens wurde inzwischen vom Pharmahersteller Boehringer Ingelheim aufgekauft.

Verwendung

Betulinsäure wirkt im Laborversuch hemmend gegenüber Melanomzellen (durch Einleitung des Zelltod-Programms), und HI-Viren (durch Hemmung der reversen Transkriptase). Sie bildet die Ausgangssubstanz für weiterentwickelte AIDS-Medikamente wie Bevirimat (PA-457), welches zurzeit klinisch getestet wird. Die Wirksamkeit von Betulinsäure gegen Dermatophyten und Plasmodien deutet auf den ursprünglichen Nutzen des Stoffes gegen Pilz- und Plasmodienbefall der Pflanze. Für die medizinische Anwendung gegen Malaria sind die erforderliche Dosis bzw. deren Nebenwirkungen aber zu hoch. Betulinsäure wird eine leberprotektive und anitiinflammatorische Wirkung zugeschrieben, außerdem einen Apoptose induzierenden Mechanismus. Bei letzterem wirkt Betulinsäure so auf die Mitochondrien, dass sie ihr Membranpotential verlieren und proapoptotische Faktoren (AIF, Endo G, Cyt c, SMAC) freisetzen, die wiederum Caspasen aktivieren und schlussendlich eine Apoptose herbeiführen. Dieses antitumorale Potenzial ist derzeit Gegenstand von Forschungen.

Als Phytotherapeutikum war Episalvan bis 2022 von der EMA zugelassen. Episalvan ist ein Gel mit 10 % Birkenrindenextrakt, wobei das Extrakt selbst zu 72–88 % Betulin besteht. Es wird lokal auf Wunden aufgetragen und bewirkt eine beschleunige Wundheilung der oberen Hautschichten.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu BETULINIC ACID in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 28. Dezember 2020.
  2. Chemical Society (Great Britain): Journal of the Chemical Society. 1877, S. 96 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
  3. a b c Datenblatt Betulinic acid bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 13. Februar 2019 (PDF).
  4. Andreas Bechthold, Robert Fürst, Angelika Vollmar: Biogene Arzneistoffe. 1. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-8047-3623-8, S. 225. 
  5. Episalvan. In: European Medicines Agency. 15. Juli 2022, archiviert vom Original am 23. November 2022; abgerufen am 9. Januar 2023 (englisch). 
  6. Episalvan, INN-birch extract. Anhang I – Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels. Archiviert vom Original am 9. Januar 2023; abgerufen am 9. Januar 2023.