Heute wollen wir über Fabel sprechen. _Var1 ist ein Thema, das in letzter Zeit an Relevanz gewonnen hat, Debatten ausgelöst und Interesse in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft geweckt hat. Seit seinem Erscheinen hat Fabel dank seiner Wirkung und Relevanz in verschiedenen Bereichen die Aufmerksamkeit von Experten, Wissenschaftlern und sogar der breiten Öffentlichkeit auf sich gezogen. In diesem Artikel werden wir uns mit den wichtigsten Aspekten von Fabel befassen und seine Geschichte, seine aktuelle Bedeutung und die Auswirkungen, die es für die Zukunft hat, untersuchen. Darüber hinaus werden wir verschiedene Perspektiven und Meinungen zu diesem Thema analysieren, mit dem Ziel, eine vollständige und aktuelle Sicht auf dieses spannende Thema zu bieten.
Dieser Artikel behandelt die epische Form Fabel, weitere Bedeutungen unter Fabel (Begriffsklärung).
Die Fabel (lateinisch fabula, „Geschichte, Erzählung, Sage“) bezeichnet eine in Versen oder Prosa verfasste, kürzere Erzählung mit belehrender Absicht, in der vor allem Tiere, aber auch Pflanzen und Dingliches oder fabelhafte Mischwesen menschliche Eigenschaften besitzen (Personifikation) und auch menschlich handeln (Bildebene). Die Dramatik der Fabelhandlung zielt auf eine Schlusspointe hin, an die sich meist eine allgemeingültige Moral (Sachebene) anschließt. Durch die leichte Erkennbarkeit der Lehre unterscheidet sich die Fabel von anderen Formen didaktischer Dichtung wie dem Gleichnis oder der Parabel.
Fabeln sind in unterschiedlichen Sprachen aus Mesopotamien, Anatolien und der Levante überliefert. Die zweisprachigen hethitisch-hurritischen Fabeln (hethitische Fassung ca. 1400 v. Chr., hurritische Überlieferung ca. 16.–17. Jahrhundert v. Chr.) gehören zu den wichtigsten Fabelsammlungen des Altertums. Aus dem alten Ägypten sind keine Fabeltexte, aber Bilder von Tierfabeln (oder Tiermärchen) bekannt. Die Ninurta-Uballitsu-Fabelsammlung (Assyrien, 716 v. Chr.) ist die älteste, datierte Sammlung, deren Herausgeber bekannt ist.[2]
Bekannt sind die altindische Fabelsammlung Panchatantra, sowie deren Übersetzung und Bearbeitung ins Arabische (vermittelt über das Persische) Kalīla wa Dimna und schließlich die Fabeln des Arabers Luqman.
Die älteste überlieferte Fabel findet sich in Hesiods Lehrgedicht Werke und Tage. In der Antike wurde die Fabel nicht als literarische Gattung angesehen. Sie wurde häufig als rhetorisches Element verwendet. So schreibt Aristoteles in seiner Rhetorik über Beispiele in Reden und nennt die Fabel von Äsop (als fingiertes Beispiel) und das historische Ereignis. Beispiele für die Verwendung in der lateinischen Literatur finden sich bei Horaz (Die Fabel von der Stadtmaus und der Landmaus. Sermo II,6 Zeile 79–105) und bei Livius (Die Fabel vom Magen und von den Gliedern.).
Erst Phaedrus schrieb Fabelbücher, die vor allem durch eine Prosabearbeitung, das Romulus-Corpus, verbreitet wurden.
Europäisches Mittelalter
Als eine mit der Fabel verwandte epische Großform mit anthropomorphisierten Tieren als handelnden Figuren entstehen ab dem 11. Jahrhundert in Deutschland Tierepen wie die Ecbasis captivi der Reineke Fuchs oder der Ysengrimus. Als ältester Fabeldichter in deutscher Sprache kann der mittelhochdeutsche Dichter Der Stricker gelten, dessen Werke ab Mitte des 13. Jahrhunderts datiert werden. Die älteste deutschsprachige Fabelsammlung ist wohl Ulrich BonersEdelstein (etwa 1324). Unter dem Titel Dialogus creaturarum (Gespräch der Geschöpfe) wurde eine um 1400 entstandene und bis ins 16. Jahrhundert anonyme Sammlung von 122 Fabeln in lateinischer Sprache bekannt, die ins Niederländische und Französische übersetzt und ab 1480 in Gouda, Antwerpen, Köln und Stockholm mit Holzschnittillustrationen auch im Druck.
Europäische Frühe Neuzeit
Die Fabelliteratur verbreitete sich seit Beginn der Frühen Neuzeit in ganz Europa als eine standesübergreifende populäre Literaturgattung. Philipp Melanchthon (1497–1560) empfahl 1528 die Lektüre der Fabeln Äsops gleich nach dem Erwerb der Lesefähigkeit für die zweite Klasse einer für alle Kinder im Kurfürstentum Sachsen als verpflichtend vorzusehenden Lateinschule.[3]Martin Luther (1483–1546) erklärte in der Vorrede zu seiner deutschen Übersetzung der Fabeln des Äsop, dass die „Fürsten und Herrn“ die Wahrheit, die sie sonst von keinem Weisen hören und ertragen möchten, „unter einer lustigen Lügenfarbe und lieblichen Fabeln kleiden“ und „durch Thierer und Bestien mund“ zu hören bekommen könnten, warnt dann aber doch, dass dennoch selbst Äsop „umb der Warheit willen ertödtet sey/ und jn nicht geholfen hat/ das er in Fabeln weise/ als ein Narr / solche Warheit die Thiere hat reden lassen/ Denn die Warheit ist das unleidlichste ding auff Erden.“[4]
Mit der Ausgabe von Les Fables du tresancien Esope Phrigien,[5] bei der eine französische Paraphrase jeder Fabel des Aesop durch ein Emblem aus einem kurzen französischen Lemma, einem Holzschnitt als Ikon und einem vierzeiligen französischen Epigramm eingeleitet wird, erfand Gilles Corrozet (1510–1568) 1542 ein neues Format,[6] das als „emblematische Fabel“ bezeichnet wird.[7] In zahlreichen Auflagen etwa mit den sorgfältiger gestalteten Holzschnitten von Bernard Salomon (1506–1561)[8] oder in eigenständigen lateinischen Nachdichtungen wie der des Gabriello Faerno (1510–1561) von 1567[9] fand die emblematische Fabel reiche Nachfolge[7][10][11][12] und beförderte die weite Verbreitung der Fabel im 16. und 17. Jahrhundert als ethikdidaktische[13] und politisch-kritische[14] Bild- und Literaturgattung in ganz Europa. Bald schon folgten niederländische Nachdichtungen wie die des Eduard De Dene (1505–1576) mit den erzählerisch reichen Radierungen des Marcus Gheeraerts des Älteren (etwa 1520/1521 bis nach 1586 und vor 1604) von 1567,[15][16] die von Philipp Galle (1537–1612) opulent bebilderte anonyme französischsprachige Fabelsammlung von 1578[17] und die niederländische Fabeledition Joost van den Vondels (1587–1679) von 1617 mit den noch einmal szenisch gesteigerten Radierungen.[18] In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts waren besonders die französischsprachige Nachdichtung Pierre Millots von 1646 nach Äsop[19] und Jean de La Fontaines (1621–1695) Anthologie großenteils selbst verfasster Fabeln von 1668 in ganz Europa bekannt.[20]
Im deutschsprachigen Raum erreichte die Fabeldichtung während des 18. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Die schlichte lehrhafte Fabel wurde nun als Opposition zum abgelehnten ‚Schwulst‘ des höfischen Pathos stilisiert.[21] Angestoßen wurde die deutsche Fabeldichtung vor allem durch Antoine Houdar de la Mottes (1672–1731) Discours sur la Fable (1719). La Mottes Fabelbuch wurde von Dichtern wie Daniel Wilhelm Triller (1695–1782) zum Ausgangspunkt genommen, um Anschluss an die deutsche Fabeltradition des Humanismus zu finden. Erst in den 1740er-Jahren setzte mit Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769) auch eine stilistische Rezeption der französischen Fabeldichtung, insbesondere derer von Jean de La Fontaine, ein. Charakteristisch für die Fabeln La Fontaines ist u. a. der Verzicht auf ein belehrendes Epimythion zugunsten von Ironie. Dies wurde von den deutschen Fabeldichtern übernommen. Ziel war es nun, den Leser indirekt zum richtigen Urteilen zu erziehen, statt ihm explizite Lebensratschläge zu geben. Die Fabeln des mittleren 18. Jahrhunderts sind stark selbstreferenziell und weichen vom klassischen Fabelpersonal ab: Es gab jetzt mehr Menschenfabeln, und auch die Zahl der Singvögel in den Fabeln wuchs an.[22] Dies ist auch bei Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) zu beobachten. Lessing plädierte für eine Rückkehr zum antiken Fabelmodell und schrieb seine Fabeln (1759) durchgängig in Prosa. Er ist der bedeutendste Referenzautor für die heutigen Fabeldefinitionen.
Zu nennen sind auch die Fabeln des Südamerikaners Augusto Monterroso (1921–2003).
Charakteristische Merkmale einer Fabel
In Fabeln werden meistens kein genauer Ort und keine Zeit genannt.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen oft Tiere, seltener Pflanzen oder Dinge, denen menschliche Eigenschaften zugeordnet sind.
Die Tiere handeln, denken und sprechen wie Menschen und stellen meist charakteristische Stereotype dar.
Die Fabel will belehren und unterhalten (fabula docet et delectat).
Nach Lessing soll die Fabel einen allgemeinen moralischen Satz auf einen besonderen Fall zurückführen und diesen dann in Form einer Geschichte darstellen.
Die Personifikation der Tiere dient dem Autor häufig als Schutz vor Bestrafung o. Ä., denn er übt keine direkte Kritik, etwa an Zeitgenossen.
Häufiges Fabelthema, vor allem im Zeitalter der Aufklärung, ist die Ständeordnung und die Kritik an ihr.
In der Fabel herrscht eine Einheit von Ort, Zeit und Handlung. Die Situation findet nur an einem einzigen Ort und in einer kurzen Zeitspanne statt.
Es gibt nur eine Haupthandlung und keine Nebenhandlungen.[23]
Eine Fabel bedient sich meist einer einfachen Sprache, um allgemein verständlich zu sein.
Die Auswahl der Tiere beschränkt sich auf bekannte Tiere, die der Gemeinschaft geläufig sind (beispielsweise Fuchs, Rabe, Lamm).[24]
Möglicher Aufbau einer Fabel
Anamythion oder Promythion: Ein vorangestellter Lehrsatz (eher selten)
Ausgangssituation
Konfliktsituation
Aktion oder Rede
Reaktion oder Gegenrede
Lösung / Ergebnis
Epimythion: Ein nachgestellter Lehrsatz (vgl. „Die Moral von der Geschicht’“).
In der Regel enthält eine Fabel entweder ein Anamythion oder ein Epimythion.
Ein solcher Lehrsatz wird manchmal gar nicht explizit genannt, damit der Leser ihn selbst herausfindet oder weil er ganz offensichtlich ist. Die Fabel dient bei vorgestelltem Lehrsatz als plastische Verdeutlichung einer Lehre, im häufiger vorkommenden nachgestellten Lehrsatz ist sie die Geschichte, die den Leser auf ein Problem stößt.
Tierfabel
Tierfabeln sind Fabeln, in denen Tiere wie Menschen handeln und menschliche Eigenschaften haben. Anders als im Roman entwickeln sich die Figuren in der Regel nicht weiter, sondern weisen stabil bleibende Charakterzüge auf. Den Tieren werden dabei in der Regel Eigenschaften zugeschrieben, die sich in fast allen Fabeln gleichen, sodass der Fuchs z. B. als listig dargestellt wird, der Esel als dumm und der Wolf als böse.[25]
In der Tierfabel wird der personifizierte Charakter des Fabeltieres durch einen charakteristischen Namen unterstrichen.
Pierre Millot: Les Fables d’Aesope traduites fidèlement du Grec avec un Choix de plusieurs autres Fables attribuées à Aesope par des Autheurs anciens.Joseph Tainturier, Bourg-en-Bresse 1646 (Digitalisat in Gallica).
Theodor Etzel: Fabeln und Parabeln der Weltliteratur. Komet Verlag, Köln o. J., ISBN 3-89836-388-0 (Neuausgabe, mit 101 Originalillustrationen).
Fabeln aus drei Jahrtausenden, Auswahl und Nachwort von Reinhard Dithmar, mit 23 Holzschnitten, davon 16 koloriert, Manesse Verlag, Zürich 1998, ISBN 3-7175-1520-9.
Irmgard Harrer (Hrsg.): Das Fabelbuch von Aesop bis heute. Annette Betz Verlag im Verlag Carl Ueberreuter, Wien / München 2003, ISBN 3-219-11104-1 (illustriert von Silke Leffler, ausgezeichnet in Österreich als schönstes Buch des Jahres 2003).
Hans-Joachim Fischer: Fabeltiere – im Spiegel der Tiere den Menschen erblicken. In: Sache – Wort – Zahl, 86 (2007) S. 4–7.
Niklas Holzberg: Die antike Fabel. Eine Einführung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, 2., verbesserte und erweiterte Auflage 2001, 3., bibliographisch aktualisierte Auflage 2012.
Erwin Leibfried: Fabel (Sammlung Metzler, Band 66). 4., durchgesehene und ergänzte Auflage. J.B. Metzler. Stuttgart 1982, ISBN 978-3-476-14066-1.
Eleanor Marston: Fabelhaft. Die Welt der Fabeltiere. Ein Ratespiel. edition Büchergilde, Frankfurt am Main 2011, EAN 4260118010339.
Max Plessow: Geschichte der Fabeldichtung in England bis zu John Gay (1726). Nebst Neudruck von Bullokars „Fables of Aesop“ 1585, „Booke at large“ 1580, „Bref Grammar for English“ 1586, und „Pamphlet for Grammar“ 1586. Mayer und Müller, Berlin 1906 (Digitalisat in Internet Archive)
Barbara Tiemann: Fabel und Emblem. Gilles Corrozet und die französische Renaissance-Fabel. In: Humanistische Bibliothek. Reihe 1, Abhandlungen 18. Fink, München 1974.
Bernd A. Weil: Fabeln: Verstehen und Gestalten. Fischer, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-88323-379-X.
Joachim Wittkowski: Docet fabula? Anmerkungen zu neuen Fabeln. In: Beiträge Jugendliteratur und Medien, 57. Jahrgang, Heft 2, 2005.
Das Fabellied. Ursprung und Entwicklung, in: Szene und Musik. Festschrift für W. Braun. Herausgegeben von R. Appel, K.W. Geck und H. Schneider, Saarbrücken 2001, S. 145–222.
↑ abBarbara Tiemann: Fabel und Emblem : Gilles Corrozet und die französische Renaissance-Fabel. In: Humanistische Bibliothek. Reihe 1, Abhandlungen 18. Fink, München 1974.
↑Gilles Corrozet: Les fables du tresancien Esope phrygien. Jean de Tournes, Guillaume Gazeau, Lyon 1549 (mit Illustrationen von Bernard Salomon). Abgerufen am 31. März 2024 (französisch).
↑Hans-Joachim Raup: Vondel und das Problem der Fabeldichtung nach 1600. Anmerkungen zu ‚Vorsteliicke Warande der Dieren‘. In: Herman Vekeman, Herbert van Uffelen (Hrsg.): Jetzt kehr ich an den Rhein. Eine Aufsatzsammlung zu Vondels 400. Geburtstag. Frank Runge, Köln 1987, ISBN 3-925464-05-0, S.245–269.
↑Dirk Geirnaert, Paul J. Smith: The Sources of the Emblematic Fable Book „De warachtighe fabulen der dieren“ (1567). In: John Manning, Karel Porteman, Marc van Vaeck (Hrsg.): The Emblem Tradition in the Low Countries. Selected papers of the Leuven International emblem conference, 18–23 August, 1996. Brepols, Turnhout 1999, ISBN 2-503-50946-0, S.23–38.
↑Sebastiaan S. Hesselink, Agnes M.L. Kerssemakers: Fable Books. In: Sebastiaan S. Hesselink, Agnes M.L. Kerssemakers (Hrsg.): The Children’s World of Learning. 1480–1880. With some Additions Printed in the Twentieth Century. A Collection of Printed Books, Manuscripts, Broadsides and Prints Illustrating Four Centuries of Education and Popular Culture in Western Europe with Emphasis on the Low Countries. 3 Bände. Band2. Brill, Leiden / Boston 2002, ISBN 90-04-53105-X, S.765–815.
↑Arthur Weststeijn: The Power of „Pliant Stuff“. Fables and Frankness in Seventeenth-Century Dutch Republicanism. In: Journal of the History of Ideas. Band72, Nr.1, 2011, S.1–27.
↑Eduard De Dene , Marcus Gheeraerts : De warachtighe fabulen der dieren. Pieter de Clerck , Brügge 1567. Abgerufen am 31. März 2024 (niederländisch).
↑Paul J. Smith: Landscape in Marcus Gheeraerts’s Fable Illustrations. In: Karl A.E. Enenkel, Walter Melion (Hrsg.): Landscape and the Visual Hermeneutics of Place, 1500–1700 (= Intersections. Band75). Brill, Leiden / Boston 2021, ISBN 978-90-04-44040-1, S.124–157.
↑Anonym: Esbatement moral des animaux. Gerard Smits für Philipp Galle, Antwerpen 1578. Abgerufen am 31. März 2024 (französisch).
↑Joost van den Vondel: Vorsteliicke Warande der dieren. Dirk Pietersz. Pers, Amsterdam 1617. Abgerufen am 31. März 2024 (niederländisch).
↑S. 12
Eduard De Dene (Text), Marcus Gheeraerts (Radierung): De warachtighe fabulen der dieren. Pieter de Clerck , Brügge 1567, S. 12–13:
Die Kuh und der Ochse:
S. 12 „Ledighe zinnen, / Veel quaets ghewinnen
Prouer. 19.
VAn alle quaet es ledicheyt moeder oft beghin / Brijnghe traechledich slapen in / Een ledighe ziele sal hongher lijden / Bemindt dan den slaep te gheene tijden / Op dat v aermoede niet en brijnghe in druck: / Want een ledighe handt naect ongheluck, / En zoo langhe ghy blijft in ledich ghemack, / Zieckte, aermoe, ghebreck schuulen onder v dack.
Coe ende Osse.
S. 13
EEn Coe staende te vettene int groene / Met eten en ligghen passeerde den tijt, / Daer den Osse moest slauen auendt en noene / Treckende den Plouch, en wasser yet te doene / Dat aerbeyt was, moest doen zonder respijt: / De Coe (zoo zy te stalle camen) dede hem verwijt / Dat hy was d’ellendichste beeste vande stallen, / Ick ben (zey zy) weeldigher dan ghy zijt: / Wan ick ete en drijncke wel, en doen niet met allen.
De Coe aldus ghevet zijnde, wiert ten eynde / Ghecoordt wech gheleedt om te slane ras / Den Osse dit ziende, alsdoen wel bekende / Dat hy (die hem tot slauen ghewende) / Veel gheluckigher dan het Coeyken was: / Ick blijue (zeyde hy tot haer) op dit pas / Leuende en fraey, al moet ick weelde deruen: / Maer ghy gaet steruen v en helpt wee noch gras, / Lieuer met aerbeyt leuen. dan weeldich steruen. / Insghelijcx varet oock met de gone / Die alderley weelden zijn ghewone / Zij meenen zoo blijuen, want om de doodt / (De welcke is der sonden eyghen zone) / Dijncken zij niet, al waert wel noodt: / Te wijlent eedt de Slaue gherustelick zijn broodt.“
Deutsche Übersetzung:
„Untätige Gedanken bringen viel Übel hervor. Sprüche 19. Von allem Übel ist die Untätigkeit oft die Mutter oder der Anfang, bringt einen schwerfälligen Schlaf. Eine untätige Seele wird Hunger leiden, liebt dann den Schlaf zu keiner Zeit. Auf dass deine Armut keinen Druck bringe: Denn eine untätige Hand bringt Unglück, und solange du in träger Bequemlichkeit verweilst, verbergen sich Krankheit, Armut und Mangel unter deinem Dach. Kuh und Ochse. Eine Kuh, die im Grünen steht und sich mästet. Mit Essen und Liegen verging die Zeit, während der Ochse von morgens bis abends arbeiten musste, den Pflug ziehend, und es gab viel zu tun, die Arbeit musste er ohne Pause verrichten: Die Kuh (als beide zurück in den Stall kamen) machte ihm Vorhaltungen, dass er das elendeste Tier im Stall sei: ‚Ich bin‚ (sagte sie) ‚wohlhabender als Du: Denn ich esse und trinke gut, und tue gar nichts.‘ Die Kuh, da sie so gesprochen hatte, wurde schließlich angebunden und weggeführt, um rasch geschlachtet zu werden. Als der Ochse das sah, erkannte er wohl, dass er (der zum Arbeiten gebraucht wurde) viel glücklicher war als das Kühlein: ‚Ich bleibe (sagte er zu ihr) auf diese Weise schön am Leben, auch wenn ich an Wohlstand darben muss: Du aber wirst sterben und wirst weder Hilfe noch Gras haben.‘ Lieber mit Arbeit leben als wohlhabend sterben. Ebenso geschieht es auch mit denen, die allerlei Wohlstand gewohnt sind. Sie meinen, so bleibe es, denn an den Tod (der das eigene Gebiet der Sünden ist) denken sie nicht, auch wenn es nötig wäre: Zuweilen isst der Sklave sein Brot ruhig.“