Feindsender

Sendeplan eines US-Radiosenders in Europa während des Zweiten Weltkriegs

Der Begriff Feindsender wurde im NS-Staat während des Zweiten Weltkriegs geprägt und bezeichnete Radiostationen, deren Hören durch die Nazis verboten war. Dies waren ausländische Sender, einschließlich Sender aus neutralen Ländern. Sogar das Hören von Rundfunkprogrammen aus mit dem NS-Staat verbündeter Länder, wie zum Beispiel Italien, fiel unter das Rundfunkverbot.

Hintergrund

Mit Kriegsbeginn 1939 wurden vom NS-Regime zahlreiche neue Gesetze und Verbote eingeführt, darunter die „Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen“ vom 1. September 1939. Sie bedrohte das Hören ausländischer Rundfunksender mit hohen Strafen. Hörer satirischer Beiträge oder Musiksendungen wie Jazz und Swing kamen oft mit einer Verwarnung durch die Gestapo davon, mussten aber auch mit dem Einzug des Rundfunkgerätes oder gar einer Gefängnisstrafe rechnen. Verbreitung von abgehörten Nachrichten der Feindsender konnte mit Zuchthaus oder sogar mit dem Tode bestraft werden. Der Wehrkraftzersetzungs-Paragraf wurde im Laufe des Krieges immer weiter ausgelegt.

Schnell entwickelte sich die Londoner BBC zum stärksten ausländischen Feindsender, ebenso galt Radio Vatikan als Feindsender. Weitere ausländische, in Deutschland gehörte Sender waren Radio Moskau, Radio Oranje, eine Sendung der Niederländischen Exilregierung in niederländischer Sprache auf der Welle der BBC, Radio Beromünster aus der Schweiz und die britischen Propagandasender in deutscher Sprache, wie zum Beispiel Gustav Siegfried 1, der Kurzwellensender Atlantik oder der Soldatensender Calais (siehe Clandestine-Radio). Zeitweise waren weitere Schwarzsender in Funktion: Der Freiheitssender der Deutschen Freiheitspartei sendete von einem im Ärmelkanal kreuzenden Fischkutter aus.

Auf Volksempfängern wurde eine Warnung vor dem Abhören von Feindsendern angebracht. Zwei Todesurteile für den Umbau von Radioempfängern; 28. Januar 1944

Nicht nur das Hören von unerwünschten Sendern wurde mit Strafen belegt. Im September 1939 wurde auch eigenes Senden verboten: Alle Ermächtigungen der deutschen Reichspost wurden für ungültig erklärt. Sämtliche vorhandenen Funkgeräte deutscher Funkamateure wurden ohne Entschädigung enteignet und eingezogen oder mussten beim Zustellpostamt abgeliefert werden.

Einige Deutsche, beispielsweise die Vierergruppen, verbreiteten trotz des Verbots die Inhalte ausländischer Sender innerhalb des Landes. Der im Exil lebende Schriftsteller Thomas Mann rief über den Londoner RundfunkDeutsche Hörer!“ auf, der Welt ein Zeichen des Widerstandes und damit der Existenz des besseren Deutschlands zu geben.

Liste von Feindsendern

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.badische-zeitung.de/template/_nwas_vorlagen/load_ole_pdf.php?ref=DOLE/q*82r36gjqjoh801oq35v@1@2Vorlage:Toter Link/www.badische-zeitung.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Liste nach: Der Kampf um die Ätherwellen: Feindpropaganda im Zweiten Weltkrieg. Hrsg. von Hans Sarkowicz und Michael Crone unter Mitarbeit des deutschen Rundfunkarchivs. Eichborn Verlag, Frankfurt a. Main 1990, S. 62–71. – Umfassend: Conrad Pütter: Rundfunk gegen das "Dritte Reich": deutschsprachige Rundfunkaktivitäten im Exil, 1933–1945, ein Handbuch. Saur, München 1986, 388 Seiten (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)