Schinken

Schinken ist Schweinefleisch aus der Keule, das durch nasses oder trockenes Pökeln, mit oder ohne Räuchern konserviert wurde. Für Schinken kann auch Fleisch von Rindern oder Geflügel verwendet werden, was jeweils in der Bezeichnung zu nennen ist (z. B. „Rinderschinken“, „Putenschinken“).

Wortherkunft

Das Wort Schinken bezeichnete ursprünglich das „Bein“ im Sinne von „Knochen“. Gemeinsam mit „Schenkel“ stammt es von der indoeuropäischen Wurzel keng für „schief, krumm“ ab (vermutlich wegen der Krümmung des Oberschenkelknochens). Der Name der Krankheit Skoliose (des „Buckels“) ist gleichen Ursprungs.

Schinken als Teilstück vom Schwein

Schinken

Der Schinken ist die Keule des Schweins, also dessen hintere Körperpartie, beziehungsweise die Beckenregion. Regional wird er auch als Keule, Schlegel, Hinterschinken (zur Unterscheidung von Vorderschinken) oder Qualle bezeichnet. In der Schweiz wird teilweise der Ausdruck Hamme verwendet. In den Niederlanden wird er als „ham“ bezeichnet. Der Schinken macht etwa ein Viertel des Gewichts einer Schweinehälfte aus. Er kann in folgende vier Teilstücke zerlegt werden:

Schinken als Zubereitungsart

Kochschinken: Die runde Form, ebenso wie die eckige des Rohschinkens, entsteht durch das Pressen des entbeinten Fleisches.

Der Begriff „Schinken“ wird für fertig zubereitete Fleischerzeugnisse verwendet, die häufig kalt verzehrt werden und meist aus der Keule des Schweines bestehen. Dazu werden sie je nach Zubereitungsart gepökelt, gebrüht, gebraten, getrocknet oder geräuchert. Der Ursprung der Bezeichnung stammt eventuell daher, dass die Keule vom Schwein als Kochschinken, luftgetrockneter Schinken oder Räucherschinken Bekanntheit erlangt hat und somit schließlich diesen Zubereitungsarten den Namen verlieh.

Kochschinken

Kochschinken wird in der Regel mittels eines Spritzverfahrens gepökelt. Hierbei wird dem Erzeugnis zum Erhalt seiner Saftigkeit eine etwa acht- bis zwölfprozentige Salzlake (bestehend aus Trinkwasser, Nitritpökelsalz und Gewürzen) injiziert. Die Einspritzmenge beträgt ca. 20 % des Frischgewichts des Schinkens. Der gepökelte Schinken rötet innerhalb von 24 Stunden um und kann im Anschluss gebrüht werden. Teilweise wird das Erzeugnis vor oder nach dem Brühen kurz geräuchert. Aufgrund seines relativ hohen Wassergehaltes ist Kochschinken nur gekühlt lagerfähig und nur wenige Tage haltbar. Eine Variante des Kochschinkens ist der Prager Schinken. Kochschinken kann auch geschmort oder im Brotteig gebacken für warme Gerichte verwendet werden.

Rohschinken

Rohschinken

Rohschinken wird durch Salzen oder häufiger Pökeln und anschließendes Lufttrocknen oder Räuchern haltbar gemacht. Dabei reift das Fleisch durch enzymatische Prozesse unter Beteiligung von Milchsäurebakterien, wird mürbe und entwickelt ein typisches Aroma. Rohschinken können mit Knochen hergestellt werden und werden dann Knochenschinken (wie etwa Holsteiner Katenschinken oder Westfälischer Schinken) genannt. Für den Verbraucher nicht unterscheidbar kann Rohschinken auch mit Hilfe des Enzyms Transglutaminase aus Einzelstücken zusammengeklebt werden. Solche nicht erkennbar zusammengefügten Produkte müssen seit dem 13. Dezember 2014 in der EU bei der Bezeichnung des Lebensmittels mit dem zusätzlichen Hinweis „aus Fleischstücken zusammengefügt“ gekennzeichnet werden.

Luftgetrockneter Schinken Verschiedene Serranoschinken in der Markthalle von Roses Portugiesischer Presunto de Chaves

Luftgetrockneter Schinken wird aufgrund seiner hohen Bissfestigkeit besonders dünn geschnitten. Er wird vor allem in südeuropäischen Ländern hergestellt, in denen das Klima langsames Trocknen ermöglicht:

Räucherschinken Aufschneiden eines Schwarzwälder Schinkens

Räucherschinken hat seinen Ursprung in kälteren und feuchteren Regionen, in denen das gepökelte Fleisch an der Luft infolge hoher Luftfeuchtigkeit durch Schimmelpilze zu verderben droht. Durch das Räuchern wird ein konservierender Effekt erzielt, der die Oberfläche vor Pilzbefall schützt. Gleichzeitig erhält das Erzeugnis durch das Räuchern seine Färbung und charakteristischen Geschmack. Typische Erzeugnisse sind

„Schinken“ genannte Fleischprodukte

Das Wort „Schinken“ wird in Zusammensetzung auch für andere Fleischstücke/-produkte verwendet:

Des Weiteren gibt es auch Schinken von anderen Tieren außer dem Schwein:

Krebsrisiko

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erhöht der Konsum von Schinken (verarbeitetes rotes Fleisch) das Krebsrisiko.

„Schinken“ im übertragenen Sinne

Siehe auch

Weblinks

Commons: Schinken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Wiktionary: Schinken – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Leitsätze für Fleisch und Fleischerzeugnisse 2.31, Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuchs für Fleisch und Fleischerzeugnisse, zuletzt geändert durch die Bekanntmachung vom 23.09.2020 (BAnz AT 29.10.2020 B4, GMBl 45/2020 S. 971).
  2. Transglutaminase-Kleber (Memento vom 21. Oktober 2011 im Internet Archive)
  3. NDR: Klebefleisch ohne Kennzeichnung bei Aldi. In: www.ndr.de. Abgerufen am 12. August 2015. 
  4. Artikel 17 i. V. m. Anhang VI Teil A Nr. 7 Verordnung (EU) Nr. 1169/2011 (Lebensmittelinformationsverordnung - LMIV)
  5. Verwaltungsgericht Kassel, Beschluss vom 28. Juni 2010, 5 L 208/10.KS.
  6. Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Memento vom 3. Februar 2007 im Internet Archive)
  7. Schinkenimitate für Pizza. 3. Februar 2007, archiviert vom Original am 3. Februar 2007; abgerufen am 12. August 2015. 
  8. WHO | Q&A on the carcinogenicity of the consumption of red meat and processed meat. Abgerufen am 5. Mai 2019. 
  9. IARC: IARC Monographs evaluate consumption of red meat and processed meat. Abgerufen am 5. Mai 2019. 
  10. IARC: IARC Monographs on the Evaluation of Carcinogenic Risks to Humans Volume 114 - Red Meat and Processed Meat. Abgerufen am 5. Mai 2019. 
Teilstücke vom Schwein Teile des SchweinsTeile des Schweins

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