Superkontinent

Entwicklung der Kontinente 250 Mio. Jahre bis heute Paläotektonische Rekonstruktion für die Zeit des Ediacariums (550 mya), nach dem Zerfall Pannotias (Blick auf den Südpol). Sibiria (rosa), Laurentia (purpur) und Baltica (grün) haben sich von Pannotia (nunmehr Gondwana, gelb) gelöst. In dieser Rekonstruktion sind (Ost-)Antarktika und Australien (zusammen blaugrau, „Australo-Antarktika“) noch kein Konstituent Gondwanas. Künstlerische Darstellung der jungproterozoischen Erde mit dem Superkontinent Pannotia Animation des Zerfalls der Pangaea (Trias–heute).

Ein Superkontinent ist eine zusammenhängende, alle oder zumindest beinahe alle Kontinentalkerne bzw. Kratone der Erde in sich vereinende Landmasse, die in geologischen Zeiträumen durch die Bewegung der Lithosphärenplatten entsteht und anschließend wieder zerfällt (Wilson-Zyklus). Der bekannteste und zugleich auch jüngste Superkontinent ist die Pangaea, die im Perm und der Trias (275–200 mya) bestand.

Die Grenze vom Superkontinent zum Großkontinent ist fließend. Bisweilen wird auch die weitgehend zusammenhängende Landmasse, die derzeit aus den Kontinenten Europa, Asien und Afrika besteht, als Groß- oder Superkontinent Afrika-Eurasien bezeichnet.

Die Groß- und Superkontinente der Erdgeschichte

Neben den heutigen Großkontinenten Eurasien bzw. Afrika-Eurasien und möglichen zukünftigen Superkontinenten (Pangaea Proxima, Aurica oder Amasien in etwa 250 bis 400 Millionen Jahren) gab es auf der Erde mehrere – wissenschaftlich mehr oder weniger umstrittene – Groß- und Superkontinente:

Die zuletzt aufgelisteten Groß- und Superkontinente des älteren Präkambriums (Ur, Kenorland, Columbia) standen in ihrer Größe deutlich hinter späteren Gebilden dieser Art zurück, da die Erdkruste in dieser Zeit erst wenige kleine Bereiche mit ausdifferenzierter kontinentaler Kruste aufwies, die miteinander kollidieren konnten. Die ältesten Gesteine der Erde überhaupt – der Nuvvuagittuq-Grünsteingürtel aus dem Superior-Kraton sowie der Acasta-Gneis aus dem Slave-Kraton des Kanadischen Schildes – sind mehr als 4 Milliarden Jahre alt und zeigen, dass bereits im Hadaikum Festlandinseln existierten.

Einfluss der Superkontinente auf Klima und Lebewelt

Wenn alle Kontinente zu einer Landmasse vereint sind, hat dies Auswirkungen auf das Klima: Es gibt wenige beregnete Küstenlinien und mehr Trockengebiete im Inneren des Kontinents. Ein Beispiel für eine solche Entwicklung im Inneren eines großen Kontinents sind heute die Trockengebiete in Zentralasien (Gobi, Taklamakan).

Auch die Artenvielfalt wird durch die Existenz eines Superkontinents beeinflusst: Die Ausbreitung von Landlebewesen auf einem einzigen Kontinent ist einfach und daher ist die Artenvielfalt dort eher niedrig. Erst die Aufspaltung in mehrere Kontinente führt zur völligen Isolation einzelner Populationen der Arten, aus denen dann jeweils neue Arten entstehen. Ähnliches gilt für Meereslebewesen, von denen der überwiegende Teil an die Schelfe und somit auch an die Kontinente gebunden ist.

Hinweise auf die Existenz von Superkontinenten

Die Überprüfung der Superkontinent- bzw. Wilson-Zyklus-Hypothese kann z. B. durch Untersuchung der Isotopengeochemie von Sedimentgesteinen erfolgen. Hierzu seien im Folgenden zwei Beispiele angeführt:

Siehe auch

Literatur

Populärwissenschaftliche Literatur

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Christopher R. Scotese: Late Proterozoic plate tectonics and palaeogeography: a tale of two supercontinents, Rodinia and Pannotia. Geological Society, London, Special Publications. Bd. 326, S. 67–83, doi:10.1144/SP326.4
  2. Anmerkung: Uneingeschränkte Ausbreitungsmöglichkeit für Landlebewesen bot allerdings erst Pangaea und ihre frühen Konstituenten (ab etwa 444 mya), da sich die Flora erst seit dem Ordovizium und die Fauna seit dem Silur auch auf dem Festland ausbreiteten. Es hatte etwa 100 Millionen Jahre Entwicklung in den Randmeeren des Urozeans gebraucht, um als Voraussetzung für den „Landgang“ den Sauerstoffgehalt der Erdatmosphäre durch Photosynthese auf 2 % ansteigen zu lassen bzw. eine stabile, schützende Ozonschicht auszubilden. Aus den ersten makroskopischen Lebensformen des Ediacariums und vor allem der Kambrischen Explosion (ab 542 mya) entwickelten sich die Ahnen der modernen Landlebewesen. Die früheren Superkontinente hatten also ausschließlich eine geologische Entwicklung durchlaufen, ihre Existenz hatte keine direkten Auswirkungen auf die Evolution der Landlebewesen.
  3. R. Damian Nance, Thomas R. Worsley, Judith B. Moody: The Supercontinent Cycle. Scientific American. Bd. 259, 1988, S. 72–79, doi:10.1038/scientificamerican0788-72 (alternativer Download, PDF, 1,5 MB)
  4. Yannick Godderis, Yannick Donnadieu, A. Nédélec, B. Dupré, C. Dessert, A. Grard, G. Ramstein, L.M. François: The Sturtian ‘snowball’ glaciation: fire and ice. In: Earth and Planetary Science Letters. 211. Jahrgang, Nr. 1–2, 2003, S. 1–12, doi:10.1016/S0012-821X(03)00197-3
  5. G. E. Ravizza, J. C. Zachos: Records of Cenozoic Ocean Chemistry. S. 551–581 in: H. Elderfield (Hrsg.): The Oceans and Marine Geochemistry. Treatise on Geochemistry, Volume 6, Elsevier, 2003, doi:10.1016/B0-08-043751-6/06121-1.
  6. Alan D. Rooney, F. A. Macdonald, J. V. Strauss, F. O. Dudas, C. Hallmann, D. Selby: Re-Os geochronology and coupled Os-Sr isotope constraints on the Sturtian snowball Earth. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 2013, doi:10.1073/pnas.1317266110