International Code of Nomenclature of Prokaryotes

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Der International Code of Nomenclature of Prokaryotes (ICNP) regelt die Erstellung wissenschaftlicher Namen der Prokaryoten. Die Nomenklaturregeln werden auf der Website des NCBI veröffentlicht. Der ICNP ist Bestandteil der biologischen Nomenklatur. In der Mikrobiologie wurde 1980 mit dem Bakteriologischen Code ein Neuanfang gemacht, um sicherzustellen, dass die Nomenklatur der Bakterien einheitlich nach international anerkannten Regeln erfolgt.

Geschichte der Nomenklatur der Bakterien

Bis 1975 wurde der Internationale Code der Botanischen Nomenklatur (ICBN) zur Benennung von Bakterien verwendet. Beim vierten Internationalen Kongress für Mikrobiologie wurde 1947 ein Code genehmigt, dieser fand jedoch geringe Verbreitung. Auf weiteren Internationalen Kongressen für Mikrobiologie wurden 1953 und 1962 umfangreiche Ergänzungen beschlossen, die jedoch nur einzeln veröffentlicht wurden, eine Neuauflage des Bakteriologischen Codes erfolgte nicht. 1968 schließlich wurde die Idee formuliert, zunächst eine Liste mit anerkannten Bakteriennamen zu erstellen und darauf folgend zu einem bestimmten Zeitpunkt alle dort nicht geführten Bakteriennamen als ungültig anzusehen. Neue Bakteriennamen müssten dann dem Code entsprechend vergeben werden. Als Startpunkt für den derzeit gültigen Code wurde der 1. Januar 1980 vereinbart. An der Gestaltung des Codes mit festgelegten Regeln war Stephen P. Lapage maßgeblich beteiligt. 1990 wurde eine Revision herausgegeben, die drei wichtige Änderungen beinhaltet:

Zurzeit wird der Code vom International Committee on Systematics of Prokaryotes (ICSP, englisch für „Internationale Kommission für die Systematik der Prokaryoten“) überwacht und veröffentlicht. In Zukunft soll der Code International Code of Nomenclature of Prokaryotes (englisch für „Internationaler Code der Nomenklatur der Prokaryoten“) genannt werden.

Aufbau

Im ersten Kapitel General Considerations („Allgemeine Betrachtungen“) wird auf die Notwendigkeit international anerkannter Regeln zur Nomenklatur hingewiesen. Im zweiten Kapitel Principles („Grundlagen“ oder „Prinzipien“) werden die Grundlagen des Bakteriologischen Codes genannt, auf die sich Regeln und Empfehlungen beziehen. Im dritten Kapitel Rules of Nomenclature with Recommendations („Regeln der Nomenklatur mit Empfehlungen“) werden nummerierte Regeln aufgeführt, die bis Nr. 65 reichen, aber zum Teil weiter unterteilt sind (z. B. Regel 51a und Regel 51b). Dazu passende Empfehlungen tragen die gleiche Nummer. Im vierten Kapitel Advisory Notes („Beratende Hinweise“) sind unter anderem Anmerkungen für Autoren aufgeführt. Außerdem umfasst das Werk noch die Statuten (vergleichbar mit der Satzung eines Vereins) des ICSB (mittlerweile ICSP) und der Abteilung Bakteriologie und Angewandte Mikrobiologie der International Union of Microbiological Societies auf, sowie einen Anhang in zehn Teilen.

Regeln

Zu den Prinzipien des Bakteriologischen Codes gehört beispielsweise, dass Stabilität bei den vergebenen Namen erzielt werden soll und dass der Code unabhängig vom Internationalen Code der Botanischen Nomenklatur (ICBN) und den Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur (ICZN) ist. Dies führt dazu, dass der Name eines Taxons sowohl für ein Bakterium wie für eine Pflanze oder ein Tier zugleich verwendet werden kann. Dies ist bei Gordonia → Pflanzengattung aus der Familie der Teestrauchgewächse (Theaceae) und Gordonia → Bakteriengattung aus der Familie der Nocardiaceae der Fall, genauso wie bei Edwardsiella → Tiergattung aus der Ordnung der Seeanemonen (Actiniaria) und Edwardsiella → Bakteriengattung aus der Familie der Hafniaceae.

Die wissenschaftlichen Namen sind lateinisch oder es werden daraus neulateinische Wörter gebildet. Ihr Ursprung (vergleiche Etymologie) ist häufig die altgriechische Sprache oder Latein (ebenso in Regel 10a festgelegt). Der Name einer Spezies folgt der auf Carl von Linné zurückgehenden binären Nomenklatur mit einem Gattungsnamen und einem Artnamen (Epitheton) (ebenso in Regel 12a festgelegt). Der korrekte Name eines Taxons beruht auf der gültigen Veröffentlichung, der Legitimität des Taxons und der Reihenfolge (Priorität) bei der Veröffentlichung (ebenso in Regel 23a–23b festgelegt). Nach dieser Prioritätsregel ist der Bakterienname gültig, der zuerst veröffentlicht wurde. Stellt sich später heraus, dass ein anderes Taxon mit dem zuerst beschriebenen identisch ist, erfolgt die Umbenennung des später veröffentlichten Namens (ebenso in Regel 38 und 42 festgelegt). Hier eine Auswahl weiterer, wichtiger Regeln:

Approved Lists of Bacterial Names

Eng verbunden mit dem Bakteriologischen Code ist eine Liste über anerkannte Bakteriennamen. 1968 wurde auf einer Sitzung des Judicial Commission of the International Committee on Systematic Bacteriology (engl. für „Beschlussfassungsausschuss der Internationalen Kommission für Systematische Bakteriologie“, diese Kommission wurde in ICSP umbenannt) darüber beraten, wie der Bakteriologische Code überarbeitet werden könne, um mit einer bereinigten Liste einen Neuanfang zu versuchen. Zum damaligen Zeitpunkt waren etwa 30.000 Namen in der Literatur veröffentlicht, aber bei vielen war keine eindeutige Zuordnung zu einer Bakterienart möglich. Es wurde vereinbart, dass ab dem 1. Januar 1976 Bakteriennamen im International Journal of Systematic Bacteriology (IJSB) veröffentlicht werden müssen. Das IJSB ist der Vorläufer des International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology (IJSEM, engl. für „Internationales Journal für systematische und evolutionäre Mikrobiologie“), in dem aktuell neu entdeckte Bakterientaxa beschrieben werden. Bis 1980 wurden die im IJSB veröffentlichten Taxa gesammelt und diese Liste mit klar definierten, älteren Bezeichnungen, die sich häufig auf pathogene Bakterien bezogen, ergänzt. Maßgeblich am Konzept dieser Liste waren Victor B. D. Skerman und Peter H. A. Sneath beteiligt, die auch die Mitherausgeber sind.

Auf dem Code basierend werden die Approved Lists of Bacterial Names (engl. für „anerkannte Listen der Bakteriennamen“) herausgegeben, die erste Auflage ist von 1980. In der Erstauflage sind etwa 2.300 Bakteriennamen enthalten. Eine zweite Auflage ist 1989 erschienen und im Internet einsehbar. Die seit 1989 veränderten oder neu hinzugefügten Bakteriennamen, die dem Bakteriologische Code entsprechen, werden in regelmäßigen Abständen im IJSEM veröffentlicht. Die jeweilige Zusammenfassung trägt den Namen Validation List no. … (engl. für „Validierungsliste Nr. …“ oder „Bestätigungsliste Nr. …“) und ist ebenfalls im Internet abrufbar. Ziel dieser Listen ist es, die nach dem Code gültigen Bakteriennamen zusammenzufassen, so lange es keine komplett überarbeiteten Approved Lists of Bacterial Names gibt. Mit Stand April 2014 ist die aktuelle Ausgabe die Validation List no. 156.

Weitere Listen

Eine Prokaryotic Nomenclature Up-to-date (engl. für „Prokaryotische Nomenklatur auf dem aktuellen Stand“) ist bei der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) einzusehen. Eine weitere zuverlässige Quelle ist die List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (engl. für „Liste der prokaryotischen Namen, die der Nomenklatur entsprechen“, als LPSN abgekürzt), die von 1997 bis 2013 von Jean P. Euzéby herausgegeben wurde. Seit Juli 2013 wird diese Datenbank von Aidan C. Parte weitergeführt. Sie bietet auch einen Überblick über Bakteriennamen, die noch nicht valide publiziert wurden und häufig den Status Candidatus tragen.

Einzelnachweise

  1. R. E. Buchanan, R. St. John-Brooks, R. S. Breed (Hrsg.): International Bacteriological Code of Nomenclature. In: Journal of bacteriology. Band 55, Nr. 3, März 1948, S. 287–306, ISSN 0021-9193. PMID 16561459. PMC 518444 (freier Volltext).
  2. a b c d e f S. P. Lapage, P. H. A. Sneath, E. F. Lessel, V. B. D. Skerman, H. P. R. Seeliger, W. A. Clark (Hrsg.): International Code of Nomenclature of Bacteria – Bacteriological Code, 1990 Revision. ASM Press, Washington (DC), USA 1992, ISBN 1-55581-039-X (NCBI Bookshelf). 
  3. a b P. H. A. Sneath: The preparation of the Approved Lists of Bacterial Names. In: International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology. Band 55, Nr. 6, November 2005, S. 2247–2249, ISSN 1466-5026. doi:10.1099/ijs.0.64137-0.
  4. Jean P. Euzéby, Aidan C. Parte: All names cited in the List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature – Introduction (mit Hilfe der Suchfunktion oder der alphabetischen Listen lassen sich die Namen finden). In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN). Abgerufen am 16. April 2014. 
  5. Jean P. Euzéby, Aidan C. Parte: Genders of generic names (Grammatisches Geschlecht der Gattungsnamen). In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN). Abgerufen am 16. April 2014. 
  6. Approved Lists of Bacterial Names. In: V. B. D. Skerman, Vicki McGowan, P. H. A. Sneath (Hrsg.): International Journal of Systematic Bacteriology. Band 30, Nr. 1, 1980, S. 225–420, doi:10.1099/00207713-30-1-225, PMC 518444 (freier Volltext). Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link
  7. V. B. D. Skerman, Vicki McGowan, P. H. A. Sneath (Hrsg.): Approved Lists of Bacterial Names (Amended). 2. Auflage. ASM Press, Washington (DC), USA 1989, ISBN 978-1-55581-014-6 (NCBI Bookshelf). 
  8. A. Oren, G. M. Garrity: List of new names and new combinations previously effectively, but not validly, published. In: International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology. Band 64, Nr. 3, März 2014, S. 693–696, ISSN 1466-5026. doi:10.1099/ijs.0.062521-0.
  9. J. P. Euzéby: List of Bacterial Names with Standing in Nomenclature: a Folder Available on the Internet. In: International Journal of Systematic Bacteriology. Band 47, Nr. 2, April 1997, S. 590–592, ISSN 0020-7713. doi:10.1099/00207713-47-2-590.
  10. Jean P. Euzéby, Aidan C. Parte: LPSN News. In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN). Abgerufen am 13. April 2014. 

Weblinks