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Joachim Hans Kirchner (* 22. August 1890 in Berlin; † 22. November 1978 in Gauting) war ein deutscher Bibliothekar und Zeitschriftenhistoriker.
Der evangelisch getaufte Joachim Kirchner, Sohn des Geheimen Studienrats, klassischen Philologen und Epigraphikers Johannes Kirchner sowie von dessen Ehegattin Helene, geborene Schüler, legte 1908 sein Abitur am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Berlin ab. Im Anschluss studierte Kirchner deutsche und griechische Philologie, Philosophie, evangelische Religionslehre und Kunstgeschichte an den Universitäten Berlin, Heidelberg, München und Greifswald. 1913 wurde er zum Dr. phil. promoviert.
Joachim Kirchner heiratete im Jahre 1922 Erna, geborene Wiedenfeld. Dieser Ehe entstammte der Sohn Hans-Martin. Kirchner verstarb im Spätherbst 1978 im Alter von 88 Jahren in Gauting.
Nachdem Joachim Kirchner während des Ersten Weltkriegs mit Unterbrechungen Kriegsdienst geleistet hatte, übernahm er 1920 eine Stelle als Bibliotheksrat an der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin. Im Jahre 1928 wechselte er in der Funktion des Direktors an die Rothschildsche Bibliothek nach Frankfurt am Main. Diese Bibliothek verdankte ihre Existenz (und zwei 1905 von der Familie Rothschild erworbene Gebäude) einer im selben Jahr in städtischen Besitz übernommenen Stiftung der Familie Rothschild. Parallel dazu habilitierte sich Kirchner 1929 an der Universität Frankfurt am Main als Privatdozent für die Fächer Bibliothekswissenschaft und Zeitschriftenkunde.
Der zum 1. März 1933 der NSDAP beigetretene Kirchner (Mitgliedsnummer 1.536.842),[1] der auch der SA angehörte, wurde im April 1933 von Friedrich Krebs, dem kommissarischen Nachfolger des aus dem Amt vertriebenen Oberbürgermeisters von Frankfurt, Ludwig Landmann, zum Beauftragten für die Säuberung der städtischen Schüler-, Lehrer- und Volksbüchereien von unerwünschtem, als schädlich deklariertem Schrifttum ernannt. Auf dem Bibliothekartag in Darmstadt trat Kirchner in SA-Uniform auf und rechtfertigte die Bücherverbrennung als „notwendige Vernichtungsarbeit“.[2]
Daneben betrieb Kirchner die Arisierung der ihm anvertrauten Einrichtung, die bereits im Dezember 1933 in „Bibliothek für neuere Sprachen und Musik (Freiherrlich Carl von Rothschildsche Bibliothek)“ umbenannt wurde. Der Klammerzusatz fiel zwei Jahre später weg, Hinweise auf die Stifterfamilie Rothschild im Gebäude und in der Selbstdarstellung der Bibliothek wurden restlos getilgt. In einem städtischen Bibliotheksführer von 1936 war beispielsweise nur noch von den „zwei großen geräumigen Patrizierhäusern“ und allgemein von einer „Familienstiftung“ die Rede.[3]
1938 wurde Kirchner zum außerordentlichen und im Jahr darauf zum außerplanmäßigen Professor befördert. 1940 übersiedelte er nach München, wo ihm der Leitung der Universitätsbibliothek übertragen wurde.
Nach Kriegsende wurde Joachim Kirchner aufgrund politischer Belastung aus seinen Ämtern entlassen und nicht wieder eingesetzt. Er lebte als Pensionär in München.[4]
Joachim Kirchner gilt als Wegbereiter des Faches Geschichte des deutschen Zeitschriftenwesens. Sein Werk bildet die Grundlage für die wissenschaftliche Befassung mit der Zeitschrift im deutschsprachigen Gebiet.
Personendaten | |
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NAME | Kirchner, Joachim |
ALTERNATIVNAMEN | Kirchner, Joachim Hans (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bibliothekar und Zeitschriftenhistoriker |
GEBURTSDATUM | 22. August 1890 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 22. November 1978 |
STERBEORT | Gauting |