Kelsen (Merzkirchen)

Kelsen Ortsgemeinde Merzkirchen
Wappen der ehemaligen Gemeinde Kelsen
Koordinaten: 49° 34′ N, 6° 29′ O49.5712616.489802334
Höhe: 334 (280–350) m ü. NHN
Einwohner: 107 (Jul. 2018)
Eingemeindung: 16. März 1974
Postleitzahl: 54439
Vorwahl: 06582
Blick über einen alten Dorfbrunnen
mit einem hier vorübergehend
aufgestellten Wegekreuz
zur Kirche St. GangolfBlick über einen alten Dorfbrunnen
mit einem hier vorübergehend
aufgestellten Wegekreuz
zur Kirche St. Gangolf

Kelsen ist ein Ortsteil der rheinland-pfälzischen Ortsgemeinde Merzkirchen im Landkreis Trier-Saarburg.

Dorfkirche St. Gangolf

Geografie

Kelsen liegt am Osthang des Saargaues an der Grenze zum Saarland. Durch die Ortslage fließt der namengebende Kelsbach, der hier auch in einer gefassten Quelle entspringt. Die hügelige Landschaft wird landwirtschaftlich genutzt und ist geprägt von Weideland, Ackerflächen und Streuobstwiesen, Wald bedeckt nur einen kleinen Teil der Gemarkungsfläche. Die nächstliegenden Orte sind Portz (Ortsteil von Merzkirchen) im Norden, Meurich (Ortsteil von Kirf) im Süden und Merzkirchen im Nordwesten. Durch den Ort führen die Kreisstraßen K 120 (Merzkirchen – Meurich) und K 122, die zur K 121 (Portz – Trassem) verbindet.

Geschichte

Bedingt durch den Bau einer Römerstraße TrierMetz, die in etwa eineinhalb Kilometer Entfernung vorbeiführte, wurde in der Gemarkung Kelsen seit dem 1. Jahrhundert eine Besiedlung ermöglicht. Zeugnis hierüber geben drei römische Gutshöfe aus dem 1. bis 4. Jahrhundert, einer konnte in der Ortslage nachgewiesen werden. Zudem hat man auf dem Pelmberg reich ausgestattete Gräber aus der Frankenzeit (3. bis 9. Jahrhundert) ausgegraben, deren Funde heute im Rheinischen Landesmuseum in Trier zu besichtigen sind.

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes als Kelse erfolgte im 12. Jahrhundert, 1488 hatte Kelsen schon seinen heutigen Namen. Die ältesten erhaltenen Häuser des als Straßendorf angelegten Ortes stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Am 18. Juli 1946 wurde die damalige Gemeinde Kelsen gemeinsam mit weiteren 80 Gemeinden der Landkreise Trier und Saarburg dem im Februar 1946 von der übrigen französischen Besatzungszone abgetrennten Saargebiet angegliedert, das zu der Zeit nicht mehr dem Alliierten Kontrollrat unterstand. Am 6. Juni 1947 wurde diese territoriale Ausgliederung bis auf 21 Gemeinden wieder zurückgenommen, damit kam Kelsen an das 1946 neugebildete Land Rheinland-Pfalz.

Am 16. März 1974 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Kelsen zusammen mit fünf weiteren Gemeinden zur Ortsgemeinde Merzkirchen in Form einer Neubildung zusammengefasst.

Vor der Neubildung der Gemeinde hatte Kelsen 104 Einwohner.

Politik

Ortsbezirk

Kelsen ist gemäß Hauptsatzung einer von sieben Ortsbezirken der Ortsgemeinde Merzkirchen. Der Bezirk umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemeinde. Auf die Bildung eines Ortsbeirats wurde verzichtet. Die Interessen des Ortsbezirks werden von einem Ortsvorsteher vertreten.

Stefan Moersch (CDU) wurde am 3. Juli 2019 Ortsvorsteher von Kelsen. Bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 war er mit einem Stimmenanteil von 76,74 % für fünf Jahre gewählt worden. Moersch Vorgänger als Ortsvorsteher war Gerhard Peter.

Wappen

Wappen von KelsenWappen von Kelsen
Wappenbegründung: Das rote Kreuz auf weißem Grund im Schildhaupt symbolisiert Kurtrier als ehemaligen Landesherrn. Der graue Löwenkopf auf schwarzem Grund mit der herausschnellenden roten Zunge steht für das Haus Warsberg, seit 1258 lange Zeit Grundherren in Kelsen.

Das Wappen wurde 1967 eingeführt, es stammt von Ernst Steffny.

Wirtschaft

Während Kelsen 1787 noch 131 Einwohner hatte, vorwiegend Landwirte und Forstbedienstete, sind es in jüngerer Zeit nur noch etwa 80, deren Erwerbszweige der Fremdenverkehr mit der Vermietung von Ferienwohnungen und der bescheidene Handel von Obst, Honig, Brennereierzeugnisse sowie Viez darstellen.

Sehenswertes

Kirche St. Gangolf

Vorgänger-Kapelle Simon und Judas

Die Anfänge der Kelsener Kirche sind in den Kirchenbüchern von Kirf zu finden, denn bis 1859 war Kelsen Filiale von Kirf. 1657 wurde in einem Visitationsbericht von einer baufälligen Kapelle berichtet, so dass anzunehmen ist, dass es die Kapelle zu Zeiten einer Visitation im Jahre 1569 bereits gab. In mehreren Berichten wurde die Kapelle Simon und Judas, die auf einem Hügel hangabwärts (Lage→49.5706584077786.4908894897222) stand, als baufällig erwähnt, sie musste 1906 wegen Feuchte und Baufälligkeit abgerissen werden.

Heutige Kirche St. Gangolf

Bereits 1873 hatte man eine Parzelle für den Kirchenneubau erworben (Lage→49.5715681258336.4898219705556). Seit 1905 weigerte sich der Pfarrer, in der alten, nassen und baufälligen Kapelle die Messe zu halten. Wertvolle Teile der Kapelle wurden in den Bau der neuen Kirche übernommen, die am 27. Februar 1909 dem Hl. Gangolf geweiht wurde. Der Architekt Peter Marx aus Trier schuf mit dem Bauunternehmer Theodor Horbach aus Trier einen nach Westen ausgerichteten, einfachen Rechteckbau in den Maßen 15,2 mal 7,8 Metern. Der zweigeschossige Turm ist 9,6 m hoch und 3 m breit, man betritt durch ihn die Kirche. Das Erdgeschoss ist nach allen Seiten offen und hat eine Kreuzgratgewölbedecke. Ein schmales Fenster im Turmerdgeschoss lässt nur wenig Licht ins Innere. Die Glockenstube mit der Bronzeglocke von 1801 im Obergeschoss trägt eine oktogonale Welsche Haube und hat mehrere Klangarkaden. Das Schiff ist 9,60 m lang und 6,10 hoch und hat eine spitzbogige Decke. Der eingezogene Chor ist 3,60 m mal 6,40 m groß. Die Giebelwand ist gerade. Im Inneren des Schiffes ist die spitzbogige Decke 6,10 m hoch. Das Schiff wird durch vier breite Fenster mit Mittelstütze und Maßwerk aus rotem Sandstein beleuchtet. Sie haben eine Rautenverglasung mit Zierrand. Der Chor hat zwei schmale Fenster mit Darstellungen des knienden und des sterbenden Hl. Gangolf (1907). Die Glocke wird automatisch geläutet, die Glocken der übrigen Ortsteile von Merzkirchen werden noch von Hand geläutet.

Der barocke Altar steht auf einem Podest. Der blockartig wirkende, etwa 2 m breite und knapp 1 m hohe Altartisch zeigt an der Vorderseite vier Segmente, die plastisch mit Verzierungen, Fialen und Spitzbogen-Dreipässen versehen sind. Auf dem Altartisch liegt eine 20 cm dicke Leuchterbank und darauf der ältere Teil des Altars aus dem 18. Jahrhundert. Ein dreiteiliger Drehtabernakel bildet die Mitte dieses Altarteils. Auf einem Sockel mit dem Allsehenden Auge Gottes steht eine Figur des Hl. Gangolf, ein Terracotta-Guss von 1935 aus der WQerstatt des Trierer Bildhauers Carl Walter. Zu seinen Füßen steht ein Modell der St.-Gangolf-Kirche zu Trier. Zu beiden Seiten des Mittelteils des Altars stehen die 95 cm hohen, bunten Terracotta-Figuren der früheren Patrone Simon und Judas, auf die der Hl. Gangolf hinab blickt. Sie stammen noch aus der alten Kapelle und sind auf 1866 datiert. Die Kirche beherbergt des Weiteren zwei Statuen der Gottesmutter (1887 und 20. Jahrhundert), des Hl. Josef (1887) und von Christus (20. Jahrhundert) sowie eine Pietà (1887) und einen Kreuzweg mit 14 Stationen aus dem früher 20. Jahrhundert. Hinter dem Altar ist der Beichtstuhl aus Eichenholz.

Neben dem Kapelleneingang befindet sich eine Sandstein-Gedenktafel mit den in den beiden Weltkriegen gefallenen oder vermissten Dorfbewohnern. Kirche nebst Umfeld stehen seit 1992 unter Denkmalschutz. 1912 wurden sechs Lindenbäume vor der Kirche gepflanzt, von denen 1963 nur noch drei vorhanden waren. Heute sind es nur noch zwei, die unter Naturschutz stehen. Das Ensemble bildet einen markanten Punkt im Ortsbild.

Sonstige Sehenswürdigkeiten

Keysbrunnen Büchelkreuz

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Kelsen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Müllers Großes Deutsches Ortsbuch 2019. De Gruyter Saur, Berlin/Boston 2019, e-ISBN (PDF) 978-3-11-063685-7, S. 702 (abgerufen am 22. Mai 2021 über De Gruyter Online).
  2. a b Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz : Statistische Bände. Band 393). Bad Ems März 2006, S. 187 (PDF; 2,6 MB).   Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
  3. Hauptsatzung der Ortsgemeinde Merzkirchen vom 17. November 1994 in der Fassung der 7. Änderungssatzung vom 22. März 2018. (PDF) § 2 Ortsbezirke. Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg-Kell, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Mai 2021; abgerufen am 21. Mai 2021. 
  4. a b Konstituierende Sitzung des Ortsgemeinderates Merzkirchen. Punkt 5, Ernennung der ehrenamtlichen Ortsvorsteherin/Ortsvorsteher der Ortsbezirke. In: Ratsinformationssystem. Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg-Kell, 3. Juli 2019, abgerufen am 21. Mai 2021. 
  5. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Saarburg-Kell, Verbandsgemeinde, 45. Ergebniszeile. Abgerufen am 20. Mai 2021. 
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