Marstall

Marstall in Groß Gievitz (18. Jh.) Schweriner Marstall (19. Jh.) Pferdeboxen im Marstall der Reichsabtei Salem Bauplastik am Potsdamer Marstall (18. Jh.) Fürstlich Reußischer Marstall in Greiz (19. Jh.) Marstall Schloss Weißenstein (Pommersfelden), Luftaufnahme (2015) Marstall München Marstall des Schlosses Dönhoffstädt im Jahr 2017.

Marstall (von althochdeutsch marahstal, zusammengesetzt aus marah Pferd (Mähre) und stal Stall) war ursprünglich eine Bezeichnung für einen Pferdestall eines Fürsten. Im heutigen Sprachgebrauch wird der Begriff des Marstalls für Stallbauten von Schlössern und Herrenhäusern benutzt, die von der Frühen Neuzeit bis in das 19. Jahrhundert in repräsentativer Architektur ausgeführt wurden. Der Begriff kann darüber hinaus auch die Gesamtheit aller Pferde eines Fürsten bezeichnen. Sprachlich verwandt ist der Marschall, ehemals der Stallmeister.

Gebäude und Organisation

Die fürstlichen Marställe umfassten die Gebäude für Pferde, Wagen, Kutschen und Geschirr. Je nach Größe des Anwesens können Marställe beträchtliche Ausmaße annehmen und selbst einen eigenen Gebäudekomplex bilden. Vor allem in der Zeit des Barocks wurden die Stallbauten prunkvoll ausgeführt. An den Marstall war häufig eine gedeckte Reithalle (zeitgenössisch als Reithaus bezeichnet) für die Hofreitschule angeschlossen.

Dem Marstall stand in der Regel ein hoher adeliger Beamter des Hofstaats vor. In der Hierarchie der Hofämter war er dabei zumeist zwischen Rang 4 und 8 angeordnet. Häufig war diese Aufgabe eine Repräsentationstätigkeit; die eigentliche Tagesarbeit oblag nichtadeligen Leitern. Die Bezeichnung der Position variiert: Üblich waren „Marstaller“ (Württemberg), „Oberstallmeister“, „Oberststallmeister“ oder „Großstallmeister“.

Andere Bezeichnungen

In Österreich ist die Bezeichnung Marstall für die ehemaligen Hofstallungen in Wien (die heute das MuseumsQuartier bilden) nicht üblich, vereinzelt aber für die fürsterzbischöflichen Hofstallungen in Salzburg (heute die Festspielhäuser).

Ein dem Marstall vergleichbares Bauwerk in den Niederlanden sind die Königlichen Ställe in Den Haag, in Großbritannien die Royal Mews in London.

Umgenutzte Marställe

Zahlreiche historische Marstallgebäude wurden in Deutschland ab dem 19. und 20. Jahrhundert für eine neue Nutzung umgebaut, nachdem ihre ursprüngliche Funktion als Teil einer fürstlichen Hofhaltung hinfällig geworden war. Repräsentative Architektur, Gebäudegröße und zentrale Lage machten die Bauwerke besonders als Sitz für öffentliche Institutionen geeignet. So finden sich heute oft Archive, Bibliotheken oder Behörden in den umgebauten Marställen. In Anlehnung an ihre frühere Funktion haben einige dieser umgenutzten Gebäude den Namen Marstall beibehalten.

Die ursprüngliche Nutzung als Pferdestall kann zum Beispiel in der Fürstlichen Hofreitschule in Bückeburg besichtigt werden. Verschiedene Kutschenmuseen wurden ebenfalls in Marställen eingerichtet.

Nicht mehr existierende Marställe

Literatur

Weblinks

Commons: Ställe in Deutschland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Wiktionary: Marstall – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. www.marstall-einsiedeln.ch Marstall Einsiedeln
  2. Homepage Bildungsministerium M-V (Memento vom 24. März 2008 im Internet Archive); Homepage Sozialministerium MV (Memento vom 24. März 2008 im Internet Archive)
  3. weilburg-lahn.info
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4304905-9