Schwachtonform

Schwachtonform (englisch weak form) und Starktonform (englisch strong form) sind Begriffe aus der Phonologie.

Bei den sogenannten „stress-timed“-Sprachen („Akzentzählende Sprachen“) wie beispielsweise dem Deutschen, dem Niederländischen, dem Dänischen und dem Englischen kommt es regelmäßig zur Klitisierung, das heißt einer phonetischen Abschwächung, wobei sich ein schwach betontes oder unbetontes Wort an das vorangehende Wort (Enklise) oder an das nachfolgende Wort anlehnt (Proklise).

So werden in der Wortfolge „kommst du?“ im Deutschen, auch in gepflegter Umgangssprache, das auslautende ​​ von „kommst“ und das anlautende ​​ von „du“ zu einem stimmlosen alveolaren Plosiv verschmolzen. Außerdem wird die Silbe „du“ quantitativ abgeschwächt, wobei jedoch die ursprüngliche Qualität des Vokals („u“) beibehalten wird. Bei normaler Umgangssprache geht die Abschwächung so weit, dass der Vokal zu einem Schwa abgeschwächt wird oder ganz entfällt (Kommste? , kommst’?). Es erfolgt somit sowohl eine quantitative als auch qualitative Schwächung. Ein Beispiel ist folgender phonologischer Satz: „Samma Mamma sommakomm“, auf Schriftstandarddeutsch: „Sag mal Mamma, sie soll mal kommen“. Genauso der völlig übliche umgangssprachliche Satz „Sommamagehn?“ = „Sollen wir mal gehen?“.

Deutsche Mundarten

Umso mehr als die deutsche Hochsprache sind die deutschen Mundarten „vollkommenere“ akzentzählende Sprachen. Klitisierung nachtoniger Funktionswörter ist deshalb dort die Regel:

Schwachton- und Starktonformen im Englischen

Zu den Sprachen mit dem ausgeprägtesten System von Schwachtonformen und Starktonformen gehört das Englische. Der angemessene Gebrauch der Schwachtonformen ist kennzeichnend für ein natürlich klingendes Englisch.

Ausgeprägte Schwachtonformen, also Wortformen, die qualitativ abgeschwächt und in Abhängigkeit von den Regeln des englischen Sprachrhythmus quantitativ gekürzt werden, sind in der englischen Sprache kein Kennzeichen einer markanten Umgangssprache, sondern im Gegensatz zum Deutschen auch ein typisches Merkmal der gepflegten Umgangssprache. So werden die starken Formen der Funktionswörter (Artikel, Präpositionen, Konjunktionen, Pronomen und Hilfsverben) der englischen Sprache nur aus emphatischen Gründen, am Sprechtaktanfang und am Sprechtaktende benutzt.

In der britischen Received Pronunciation haben folgende Wörter folgende Stark- und Schwachtonformen:

Wort Starktonform Schwachtonform(en)
a ​​
am
an
and
are ​​
as
at
be
because
be
been
but
can
could
do
does
for
from
had
has
have
he
her
him
his
just
Wort Starktonform Schwachtonform(en)
Madam
me
must
not
of
or
Saint
shall
she
should
sir, Sir
some
than
that
the
there
them
to
us
was
we
were
will
would
you

Anmerkungen

  1. some wird in der Schwachtonform gesprochen, wenn es die Bedeutung „etwas, ein paar“ hat.
    Es wird in der unbetonten Starktonform ​ gesprochen, wenn es auf ein vorangegangenes Substantiv zurückweist:
    Want some tea? – No, had some . (dt.: Willst du Tee? – Nein, hatte ich schon.)
    Es wird ebenfalls in der betonten Starktonform gesprochen, wenn es die Bedeutung „manche, gewisse“ hat: Some people are that way. (deutsch: Manche Leute sind so!)