Eine Stern-Dreieck-Anlaufschaltung (kurz YΔ-Schaltung, englisch Star-Delta, YΔ, AC motor/Wye-Delta) dient dazu, größere Drehstrommotoren mit Kurzschlussläufer mit reduzierter Leistungsaufnahme anlaufen zu lassen. Dies vermeidet das Auslösen von Überstromschutzeinrichtungen aufgrund des sonst hohen Anlaufstroms bei direktem Anlauf (englisch Direct On-Line, DOL ) in Dreieckschaltung.
Bei dem Anlassverfahren wird der Drehstrommotor zum Anlaufen zunächst in Sternschaltung geschaltet, nachfolgend wird der Motor in Dreieckschaltung geschaltet. Die Leistungsaufnahme des Motors beträgt beim Anlaufen in Sternschaltung 1/3 der Leistung in Dreieckschaltung.
Die YΔ-Umschaltung ist durch den Einsatz von Frequenzumrichtern weitgehend hinfällig geworden. Größere Asynchronmotoren wurden zum Anlassen auch oft mit Schleifringläufern ausgeführt. Mit Frequenzumrichtern ist im Gegensatz zur YΔ-Umschaltung eine reduzierte Stromaufnahme bei dennoch hohem Anlaufmoment realisierbar.
In der Praxis wird die Stern-Dreieck-Anlaufschaltung entweder mit einer Schützschaltung oder mit einem Stern-Dreieck-Schalter ausgeführt. Bei der Schützschaltung werden die beiden Schütze elektrisch gegeneinander verriegelt, denn wenn beide einschalten, entsteht ein Kurzschluss. Beim handbetätigten Stern-Dreieckschalter ist die Verriegelung mechanisch gegeben. Die Schützschaltung ist meist mit einem Zeitrelais gesteuert.
Allgemein und im u. a. in Europa üblichen Drehstrom-Netz mit einer Spannung von 230/400 V müssen für die Anwendung der Stern-Dreieck-Anlaufschaltung folgende Bedingungen gegeben sein:
Die Stern-Dreieck-Anlaufschaltung wird eingesetzt, um den Anlaufstrom eines Asynchronmotors in Dreieckschaltung zu begrenzen. Dabei wird der Motor in der Sternschaltung auf Drehzahl gebracht. Beim Umschalten wird dann nur noch der Dreieckstrom benötigt, der der aktuellen Drehzahl entspricht. Somit wird der Einschaltstrom auf 1/3 gegenüber dem Strom bei Dreieck-Direkteinschaltung reduziert. Jedoch können beim Umschalten von Stern auf Dreieck Netzphasen und Motorfeld in Opposition zueinander stehen. Dies führt zu Ausgleichsvorgängen, was zu einer sehr hohen Umschaltstromspitze führen kann.
Die Umschaltstromspitze ist abhängig von der Lage des neuen Ankerfeldes (L1, L2, L3) zum neu aufzubauenden (L1’, L2’, L3’) und zur Spannung des zusammenbrechenden Läuferfeldes (L1’–N). Bei ungünstigen Kombinationen aus Verschaltung und Umschaltpause können Stromspitzen entstehen, die über dem Anlaufstrom bei Dreieck-Direkteinschaltung liegen. Die Folge ist das Ansprechen der korrekt ausgewählten Kurzschlussschutzeinrichtung (Leitungsschutzschalter). Weitere Folgen können das Verschweißen bzw. der verstärkte Abbrand der Kontakte des Dreieckschützes und hohe dynamische Belastungen des Motors/der Maschine sein.
Je nach der äußeren Beschaltung der Außenleiter zu den Wicklungen kann die Umschaltstromspitze bis zum Zweifachen des Stromes bei Direkteinschaltung auf Dreieck betragen. Dieser Umschaltstrom wird vermindert, indem Umschaltpause und Verschaltung aufeinander abgestimmt werden.
Eine Umschaltpause ist notwendig, um den ungelöschten Lichtbogen (Ausschaltfunken) des Y-Schützes zusammenbrechen zu lassen, bis das D-Schütz zuschaltet. Als Umschaltzeit werden mindestens 50 ms empfohlen. Ein pausenfreies Umschalten ist mit einer speziellen Anlaufelektronik oder einem zusätzlichen Schütz und Transitionswiderständen möglich.
Die Bezeichnungen günstig und ungünstig beziehen sich auf eine möglichst geringe Stromspitze beim Umschalten von Stern auf die jeweilige Dreieckverschaltung.
Nachfolgend beispielhafte Verschaltung der Hauptstromkreise
Die Beschaltungen im Motorklemmkasten weichen teilweise von der üblichen Verschaltung mittels dreier Brücken für Dreieckschaltung ab, um die Umschaltstromspitze zu verringern.
Zur Übersichtlichkeit wurde ein Hauptstromkreis mit 5 Schützen gewählt. Es sind auch andere Schaltungen mit weniger Schützen möglich.
Stern/Dreieckschalter gibt es sowohl in Form von handbetätigten Schaltern als auch als vorinstallierte Schützkombinationen. Es ist insbesondere hilfreich, dass die Schütze bei letzteren bereits gegeneinander verriegelt sind, sodass beim Umschalten von Stern auf Dreieck ausgeschlossen ist, dass ein Kurzschluss entsteht, wenn das Sternschütz noch nicht abgefallen ist, bevor das Dreieckschütz anzieht.
Bei einem Stern-Dreieck-Schalter des VEB Elektroschaltgerätewerk Rochlitz (DDR, 1980er Jahre) sind beispielsweise Brücken vorinstalliert, sodass nur die Netzspannung (RST) und die Motorwicklungen (U-X, V-Y, W-Z nach DIN) angeschlossen werden müssen:
R→1 | U→2 | 3 | Z→4 |
S→5 | V→6 | 7 | X→8 |
T→9 | W→10 | 11 | Y→12 |
Nach IEC 6034-8 sind das folgende Bezeichnungen:
L1→1 | U1→2 | 3 | W2→4 |
L2→5 | V1→6 | 7 | U2→8 |
L3→9 | W1→10 | 11 | V2→12 |
Die Spalten der Tabelle sind so angeordnet wie üblicherweise auch die Anschlüsse im Klemmkasten des Motors angeordnet sind, wobei die in der dritten Spalte gegraut angeführten Klemmen nicht beschaltet werden.