TCR (Touring Car Racing) bezeichnet eine Tourenwagen-Spezifikation im Automobilsport. Das technische Reglement folgt dem Konzept der GT3-Rennwagen, bei denen Leistungsunterschiede der Rennfahrzeuge über eine Balance of Performance ausgeglichen werden. Es gibt diverse Rennserien, die nach dem TCR-Reglement ausgetragen werden. Die erste war die TCR International Series, die im Jahr 2015 ihre Premierensaison absolvierte. Viele weitere regionale und nationale Meisterschaften folgten.
Im Laufe des Jahres 2014 wurden Pläne für eine neue Tourenwagenserie bekannt, die unterhalb der WTCC angesiedelt werden sollte. Ähnlich wie im Formel- oder Motorrad-Bereich wollte die FIA ursprünglich eine Pyramide aus TC1-, TC2- und TC3-Tourenwagen schaffen. Von diesen Plänen trat man jedoch zurück und positionierte das in TCR umbenannte neue Format als kostengünstige Alternative zur WTCC. Das technische Reglement der neuen Rennserie bilden Markenpokal-Rennwagen, die über eine Balance of Performance auf ein einheitliches Leistungsniveau nivelliert werden. Das Basiskonzept bildet der Seat-Leon-Supercopa-Markenpokal-Rennwagen. Dieser war bereits im European Touring Car Cup zwischen 2014 und 2015 in der Single-Make-Trophy neben den TC2-Tourenwagen startberechtigt. Damit griff man das Konzept der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft von Ende der 1980er-Jahre auf. Damals übernahm die DTM das FIA-Gruppe-A-Reglement mit verschiedenen Motorhubraumklassen und führte über ein Handicap-Reglement die „klassenlose Gesellschaft“ ein.
2015 startete die TCR International Series in ihre erste Saison. Es folgten weitere internationale, regionale und nationale Rennserien. In Deutschland existiert seit 2016 die TCR Germany, die mit teilweise über 40 eingeschriebenen Fahrzeugen zu den größten Starterfeldern weltweit gehört. Aufgrund des weltweiten Erfolgs der TCR-Rennserien übernahm auch die FIA dieses Reglement: Zwischen 2006 und 2007 war bereits der ETC-Cup mit TCR-vergleichbaren Tourenwagen ausgetragen worden. Zur Saison 2018 fusionierte die Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) mit der TCR International Series zum FIA-Tourenwagen-Weltcup (WTCR) und übernahm die TCR-Regeln.
Am 15. September 2014, wurden erstmals die technischen Regularien veröffentlicht und am 22. Januar 2016 nochmal überarbeitet. Das Konzept sieht markenpokalähnliche Fahrzeuge vor, die über eine Balance of Performance auf ein ähnliches Leistungsniveau angeglichen werden. Als Vorlage diente der Markenpokal-Rennwagen des Seat Leon Supercopa. Dabei wurde das erfolgreiche Konzept der GT3-Sportwagen auf den Tourenwagen-Sport übertragen, bei dem ursprünglich der Porsche 911 GT3 Cup aus dem Porsche Carrera Cup als Basisfahrzeug diente. Ähnlich erfolgreich war bereits Ende der 1980er-Jahre die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft mit dem Konzept der „klassengleichen Gesellschaft“. Damals wurden die verschiedenen Hubraumklassen des FIA-Gruppe-A-Reglements über ein Handicap-Reglement auf ein Leistungsniveau gebracht.
Während das sportliche Reglement in den TCR-Rennserien den Organisatoren freigestellt ist und damit sowohl Sprint- als auch Langstreckenrennen möglich sind, ist das technische Reglement fest vorgeschrieben und muss überall identisch sein. Damit soll sichergestellt werden, dass die Autos ohne große Umbauten vielseitig einsetzbar sind.
Fahrzeuge in der TCR International Series kosteten inklusive Motor zwischen 70.000 und 100.000 Euro.
Einmal im Jahr findet vor Saisonstart ein von der TCR-Organisation WSC ausgerufener Test statt, bei dem die Balance of Performance aller TCR-Fahrzeuge für sämtliche internationale, regionale und nationale TCR-Serien festgelegt wird. Neben statischen Leistungsmessungen auf Prüfständen werden die Autos auch auf der Rennstrecke gefahren, um die Leistungsdaten zu vergleichen. Zusätzlich zu den Fahrern der verschiedenen Marken führt ein unabhängiger Pilot Vergleichstests mit allen Fahrzeugen durch.
Durch die Balance of Performance werden die Unterschiede der verschiedenen Fahrzeugkonzepte auf ein einheitliches Niveau angeglichen. Dies erfolgt vor allem über eine Anpassung des Fahrzeuggewichts und der maximalen Motorleistung. Beim Test arbeiten die Technikexperten der TCR-Organisation WSC mit den Experten des Automobil-Weltverbands FIA zusammen.
Kurz vor dem Auto-Salon in Genf 2018 stellte der TCR-Rechteinhaber WSC ein neues Konzept für eine E-TCR vor, in der rein elektrisch angetriebene Tourenwagen fahren sollen. Zeitgleich präsentierte Seat auf dem Genfer Auto-Salon mit dem Cupra E-Racer ein dazu passendes Rennfahrzeug. Der Cupra E-Racer basiert auf dem Seat Leon TCR. Im Gegensatz zu den herkömmlichen TCR-Autos werden bei den E-TCR-Fahrzeugen die Hinterräder angetrieben, und das über eine Kraftübertragung, die ohne Gangschaltung auskommt. Zum Einsatz kommen hierbei vier E-Motoren, die paarweise an den Hinterrädern montiert sind. Das Antriebsmoment fließt über ein Einganggetriebe direkt an die Hinterräder. Die Elektromotoren besitzen dabei eine maximale Drehzahl von 12000min−1. Der gesamte Antriebsstrang mit vier Motoren soll eine Dauerleistung von 300 kW (408 PS) abgeben. Kurzfristig soll auch eine Spitzenleistung von bis zu 500 kW (680 PS) abrufbar sein. Dies sind 242 kW (330 PS) mehr, als die TCR-Version des Cupra mit Benzinantrieb üblicherweise vorweisen kann. Seine Beschleunigung ist mit 3,2 Sekunden von Null auf 100 km/h sowie 8,2 Sekunden von Null auf 200 km/h angegeben. Zudem soll eine Höchstgeschwindigkeit von über 270 km/h möglich sein. Das Modell ist außerdem mit einem Energierückgewinnungssystem ausgestattet. Als Energiespeicher dient eine Batterie, die aus 6.072 Zellen zusammengesetzt wurde und die es auf ein Gewicht von rund 450 Kilogramm bringt, das rund ein Drittel des Fahrzeuggesamtgewichts ausmacht. Die Batteriekapazität beträgt 65 Kilowattstunden. Als Ladezeit gibt Seat 40 Minuten an. Für einen optimalen Schwerpunkt sitzt die Batterie im Fahrzeugboden. Im Vergleich zum konventionell angetriebenen Cupra TCR wiegt der Cupra e-Racer etwa 400 Kilogramm mehr.
Der komplette Antriebsstrang und die Batterien sollen in der E-TCR Einheitsbauteile sein, die in die Chassis von vier- oder fünftürigen Tourenwagen eingebaut werden können. Im Seat Cupra E-Racer, der auf dem Leon TCR basiert, soll der Antriebsstrang 2018 getestet werden, außerdem sind Werbeauftritte geplant.
Im Rahmen des Saisonfinales der TCR Europe 2018 absolvierte der ehemalige WTCC-Pilot Jordi Gené zur ersten öffentlichen Vorführungen des Cupra e-Racers eine Reihe von Demonstrationsrunden auf dem Circuit de Catalunya in Barcelona. Der Leiter der WSC, Marcello Lotti, stellte währenddessen das neue Serienkonzept für die erste vollelektrische Mehrmarken-Tourenwagenserie ETCR vor, die im Jahr 2020 debütieren soll.
Die TCR International Series wurde erstmals 2015 ausgetragen und von Marcello Lotti, dem ehemaligen Promoter der Tourenwagen-Weltmeisterschaft, promotet. Die TCR International Series war eine vergleichsweise günstige, weltweit ausgetragene Meisterschaft. Sie fand in Asien und Europa statt und wurde zum Teil im Rahmen der Formel-1-Weltmeisterschaft ausgetragen.
Seit der Saison 2018 wird der FIA-Tourenwagen-Weltcup (WTCR) ausgetragen. Dieser ging aus der Fusion der TCR International Series mit der Tourenwagen-Weltmeisterschaft hervor. Beim technischen Reglement der Tourenwagen wird das TCR-(TCN2-)Reglement übernommen. Da das TCR-Konzept Kundensport vorsieht, sind in der WTCR keine Werksteams möglich. Dadurch konnte die FIA den Weltmeisterschaftsstatus nicht weiter ausschreiben.
Jahr | Meister | Zweiter | Dritter | Teamwertung | ||||
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2016 | Belgien Pierre-Yves Corthals | Opel Astra | Belgien Frédéric Caprasse | Opel Astra | Finnland Antti Buri | Audi RS 3 LMS | ||
2017 | Frankreich Aurélien Comte | Peugeot 308 | Italien Giacomo Altoè | VW Golf GTI | Vereinigtes Konigreich Josh Files | Honda Civic | Italien Target Competition | Honda Civic |
2018 | Spanien Mikel Azcona | Seat Leon | Frankreich Jean-Karl Vernay | Audi RS 3 LMS | Serbien Dušan Borković | Hyundai i30 N | Hongkong Hell Energy Racing with KCMG | Honda Civic Type R |
2019 | Vereinigtes Konigreich Josh Files | Hyundai i30 N | Frankreich Julien Briché | Peugeot 308 | Uruguay Santiago Urrutia | Audi RS 3 LMS | Italien Target Competition | Hyundai i30 N |
2020 | Marokko Mehdi Bennani | Audi RS 3 LMS | Frankreich John Filippi | Hyundai i30 N | Belgien Nicolas Baert | Audi RS 3 LMS | Belgien Comtoyou Racing | Audi RS 3 LMS |
2021 | Spanien Mikel Azcona | Cupra Leon | Argentinien Franco Girolami | Honda Civic Type R | Niederlande Niels Langeveld | Hyundai Elantra N | Frankreich Sébastien Loeb Racing | Hyundai Elantra N |
2022 | Argentinien Franco Girolami | Audi RS 3 LMS TCR (2021) | Niederlande Tom Coronel | Audi RS 3 LMS TCR (2021) | Vereinigtes Konigreich Josh Files | Hyundai Elantra N | Belgien Comtoyou Racing | Audi RS 3 LMS TCR (2021) |
In der Saison 2016 debütierte die vom ADAC und Engstler Motorsport ausgerichtete TCR Germany in Deutschland. Sie fand im Rahmen des ADAC Masters Weekend statt und startete auch im Rahmen der deutschen Rennen der TCR International Series in der Motorsport Arena Oschersleben. Die Renndistanz der zwei Läufe pro Wochenende beträgt jeweils 30 Minuten. Der Erfolg der TCR Germany führte in der Saison 2017 zu einem Teilnehmerfeld von teilweise über 40 Fahrzeugen. Im Jahr 2023 wurde die Serie beendet und findet nun ihr neues Zuhause in der Spezial-Tourenwagen-Trophy
Jahr | Meister | Zweiter | Dritter | Teamwertung | Rookie Challenge | ||||
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2016 | Vereinigtes Konigreich Josh Files | Seat Leon | Osterreich Harald Proczyk | Seat Leon | Deutschland Steve Kirsch | Honda Civic | Italien Target Competition | Deutschland Tom Lautenschlager | VW Golf GTI |
2017 | Vereinigtes Konigreich Josh Files | Honda Civic | Deutschland Mike Halder | Seat Leon | Sudafrika Sheldon van der Linde | Audi RS 3 LMS | Vereinigtes Konigreich Target Competition UK-SUI | Deutschland Luca Engstler | VW Golf GTI |
2018 | Osterreich Harald Proczyk | Opel Astra | Deutschland Luca Engstler | Hyundai i30 N | Niederlande Niels Langeveld | Audi RS 3 LMS | Deutschland HP Racing | Deutschland Max Hesse | Audi RS 3 LMS |
2019 | Deutschland Max Hesse | Hyundai i30 N | Osterreich Harald Proczyk | Hyundai i30 N | Finnland Antti Buri | Audi RS 3 LMS | Deutschland Hyundai Team Engstler | ||
2020 | Finnland Antti Buri | Hyundai i30 N | Osterreich Harald Proczyk | Hyundai i30 N | Deutschland Dominik Fugel | Honda Civic | Deutschland HP Racing International | ||
2021 | Deutschland Luca Engstler | Hyundai i30 N | Danemark Martin Andersen | Hyundai i30 N | Deutschland Dominik Fugel | Honda Civic | Deutschland Hyundai Team Engstler | ||
2022 | Danemark Martin Andersen | Honda Civic | Schweden Jessica Bäckman | Hyundai Veloster N | Polen Szymon Ladniak | Honda Civic | Deutschland Liqui Moly Team Engstler |
Jahr | Meister | Zweiter | Dritter | Teamwertung | |||
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2017 | Russland Dmitri Bragin | Seat Leon | Russland Vladimir Sheshenin | Lada Vesta | Russland Aleksey Dudukalo | Seat Leon | Russland LADA Sport Rosneft |
2018 | Russland Dmitri Bragin | Audi RS 3 LMS | Russland Aleksey Dudukalo | Audi RS 3 LMS | Russland Kirill Ladygin | Lada Vesta | Russland Lukoil Racing Team |
2019 | Russland Dmitri Bragin | Hyundai i30 N | Russland Kirill Ladygin | Lada Vesta | Russland Klim Gavrilov | Audi RS 3 LMS | Russland TAIF Motorsport |
2020 | Russland Kirill Ladygin | Lada Vesta | Russland Klim Gavrilov | Hyundai i30 N | Russland Dmitri Bragin | Hyundai i30 N | Russland LADA Sport Rosneft |
2021 |
Jahr | Meister | Zweiter | Dritter | Teamwertung | |||
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2019 | Australien Will Brown | Hyundai i30 N | Australien Tony D’Alberto | Honda Civic Type R | Australien Aaron Cameron | Volkswagen Golf GTI | Australien HMO Customer Racing |
2020 | nicht stattgefunden wegen COVID Pandemie | ||||||
2021 | Australien Chaz Mostert | Audi RS 3 LMS | Australien Aaron Cameron | Peugeot 308 | Australien Jordan Cox | Alfa Romeo Giulietta Veloce | Australien Melbourne Performance Centre |
2022 | Australien Tony D’Alberto | Honda Civic Type R | Australien Will Brown | Audi RS3 LMS | Australien Josh Buchan | Hyundai Elantra N | Australien HMO Customer Racing |
Die VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring schreibt seit der Saison 2017 eine eigene Klasse für TCR-Fahrzeuge aus. Bereits in der Saison 2016 waren einige TCR-Autos in der VLN in der Klasse SP3T gestartet. Obwohl die TCR-Fahrzeuge leistungsmäßig auf dem Papier den angestammten SP3T-Fahrzeugen unterlegen waren, konnten einige Klassensiege mit TCR-Fahrzeugen eingefahren werden. An den TCR-Autos, die in der Regel für Sprintrennen entwickelt wurden, sind für den Langstreckeneinsatz auf der Nordschleife nur wenige Anpassungen notwendig. Die VLN hat in enger Zusammenarbeit mit der Engstler Motorsport GmbH, die die Rechteinhaber der TCR in Deutschland ist, die Eckdaten des Reglements für die VLN-Klasse erarbeitet.