Wege der Jakobspilger in Frankreich

Wege der Jakobspilger in Frankreich
UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem
Saint-Jean-Pied-de-Port (Welt-Icon43.164167-1.236667)
markiert den Endpunkt der Via Podiensis
Vertragsstaat(en): Frankreich Frankreich
Typ: Kultur
Kriterien: (ii)(vi)(vi)
Referenz-Nr.: 868
UNESCO-Region: Europa und Nordamerika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 1998  (Sitzung 22)
Verlauf der vier Hauptwege in Frankreich

Unter der Bezeichnung „Wege der Jakobspilger in Frankreich“ fasst die UNESCO die durch Frankreich verlaufenden vier Jakobswege Via Lemovicensis, Via Podiensis, Via Tolosana und Via Turonensis zusammen.

Einschreibung

Die Einschreibung in die Liste des UNESCO-Welterbes erfolgte während der 22. Sitzung des Welterbekomitees vom 30. November bis zum 5. Dezember 1998 in der japanischen Stadt Kyōto.

Folgende Kriterien wurden zum Zeitpunkt der Einschreibung in die Liste des Welterbes erfüllt:

Beschreibung

Als „Jakobsweg“ (französisch Pèlerinage de Saint-Jacques-de-Compostelle, spanisch Camino de Santiago) wird eine Anzahl von Pilgerwegen durch ganz Europa bezeichnet, die alle das angebliche Grab des Apostels Jakobus im spanischen Santiago de Compostela in Galicien zum Ziel haben. In erster Linie wird darunter der Camino Francés verstanden, jene hochmittelalterliche Hauptverkehrsachse Nordspaniens, die von den Pyrenäen zum Jakobsgrab führt und die Königsstädte Jaca, Pamplona, Estella, Burgos und León miteinander verbindet.

Namensherkunft

Die erste Erwähnung des Jakobsweges stammt aus dem Jahr 1047. In einer Urkunde des Hospitals von Arconada, Provinz Palencia wird die nordspanische Hauptverkehrsachse als „Weg, der seit alten Zeiten von Pilgern des heiligen Jakobus und Peter und Paul begangen“ bezeichnet.
Demgegenüber hat sich eine internationale, 1985 vom Europarat eingesetzte und bei der Regierung der Autonomen Gemeinschaft Galicien angesiedelte Expertenkommission auf eine Nomenklatur verständigt, nach der lediglich die nordspanische Hauptverkehrsachse die Bezeichnung Camino de Santiago (Jakobsweg) tragen soll. Alle anderen Routen werden als „Wege der Jakobspilger“ bezeichnet.

In Frankreich basiert die Wiederherstellung des Wegenetzes auf einem komplexen System von Klassifizierungen, die das Centre d’études compostellanes in Paris in den 1980er Jahren eingeführt hat: Als „Wege der Jakobspilger“ gelten lediglich die vier Hauptwege Via Turonensis, Via Lemovicensis, Via Podiensis und Via Tolosana, die bereits im 12. Jahrhundert im Pilgerführer (5. Buch des Liber Sancti Jacobi) Erwähnung gefunden haben. Eine zweite Kategorie bilden die Itinéraires; dabei handelt es sich um weitere Strecken, für die historische Pilgerführer oder Pilgerberichte vorliegen. Als dritte Kategorie gibt es die Cheminements; das sind Routen, die durch Dokumente wie Zollbücher oder Passantenlisten von Hospitälern und weitere Zeugnisse als Wege der Jakobspilger nachgewiesen sind.

Die Hauptwege wurden in Zusammenarbeit mit der Fédération française de la randonnée pédestre als GR-Fernwanderwege ausgewiesen.

Hauptwege

Via Lemovicensis

Vezelay – Ste-Marie-Madeleine → Hauptartikel: Via Lemovicensis

Die Via Lemovicensis (französisch Voie limousine oder Voie de Vézelay) verläuft von Vézelay mit seiner Basilika Ste-Marie-Madeleine (Welt-Icon47.4663893.748611) auf verschiedenen Varianten über das namensgebende Limoges bis nach Ostabat (Welt-Icon43.255833-1.070833) am Fuß der Pyrenäen im Département Pyrénées-Atlantiques in der Region Nouvelle-Aquitaine.

Hier trifft die Via Lemovicensis auf die Via Turonensis und die Via Podiensis.

Via Podiensis

Kathedrale von Le Puy-en-Velay → Hauptartikel: Via Podiensis

Die Via Podiensis (lateinisch via = Weg, podium = Le Puy („Bergkuppe“)) führt von der Kathedrale Notre-Dame (Welt-Icon45.0455563.884722) in Le Puy-en-Velay in der Auvergne über das Zentralmassiv, durch die Schlucht des Dourdou de Conques, entlang des Lot bis nach Cahors und durch die Gascogne nach Ostabat.

Via Tolosana

ParisTurm Saint-Jacques → Hauptartikel: Via Tolosana

Die Via Tolosana (französisch Voie Toulousaine) hat ihren Sammelpunkt und Beginn in Arles (Welt-Icon43.676564.62763) an der Rhone, hier sammeln sich die Pilger aus Italien und der Provence sowie aus dem nördlichen Rhonetal. Sie verläuft über Vauvert, Olargues, Sorèze, Toulouse, Marciac, Lurbe-Saint-Christau und über den Col du Somport nach Puente la Reina.

Via Turonensis

→ Hauptartikel: Via Turonensis

Die Via Turonensis ist die nördlichste Route der Pilger durch Frankreich. Sie führt vom Turm Saint-Jacques (Welt-Icon48.8582.348917) im Pariser Quartier du Châtelet über Orléans, Saint-Dyé-sur-Loire, die namensgebende Stadt Tours, Poitiers, Bordeaux und Saint-Paul-lès-Dax nach Ostabat.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Wege der Jakobspilger in Frankreich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 22. Sitzung des Welterbekomitees (englisch)
Weltkulturerbe des Jakobsweges in Frankreich: Weitere Bauwerke

Via Turonensis | Via Lemovicensis | Via Podiensis | Via Tolosana

Weitere Bauwerke: Stiftskirche Notre-Dame du Port | Mont Saint-Michel

Welterbestätten in Frankreich
Historische Stadtzentren:

Bischofstadt Albi (2010) | Bordeaux, Port de la Lune (2007) | Carcassonne (1997) | Le Havre (2005) | Lyon (1998) | Nizza (2021) | Seineufer von Paris (1991) | Provins (2001) | Straßburg: von der Grande-Île zur Neustadt (1988, 2017) | Abteikirche und Stadthügel von Vézelay (1979) | Bedeutende Kurstädte Europas: Vichy (2021)

Flagge Frankreichs
Bauwerke:

Abtei von Fontenay (1981) | Abteikirche von Saint-Savin (1983) | Belfriede in Belgien und Frankreich (2005) | Canal du Midi (1996) | Das architektonische Werk von Le Corbusier (2016) | Festungsanlagen von Vauban (2008) | Grab- und Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs (Westfront) (2023) | Große Saline von Salins-les-Bains und Königliche Salinen von Arc-et-Senans (1982) | Kathedrale von Amiens (1981) | Kathedrale von Bourges (1992) | Kathedrale von Chartres (1979) | Kathedrale Notre Dame, ehemalige Abtei Saint-Remi und Palais du Tau in Reims (1991) | Leuchtturm von Cordouan (2021) | Maison Carrée in Nîmes (2023) | Mont-Saint-Michel und seine Bucht (1979) | Papstpalast, Kathedrale und Brücke von Avignon (1995) | Plätze Stanislas, de la Carrière und d’Alliance in Nancy (1983) | Pont du Gard (1985) | Römische und romanische Denkmäler von Arles (1981) | Schloss Fontainebleau und sein Park (1981) | Schloss und Park von Versailles (1979) | Theater und Triumphbogen von Orange (1981)

Archäologische Stätten:

Chauvet-Grotte bei Vallon-Pont-d’Arc (2014) | Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen (2011) | Vézère-Tal: Fundorte und Höhlenmalereien (1979)

Kultur- und Naturlandschaften:

Bergbaugebiet Nord-Pas de Calais (2012, K) | Bezirk Saint-Émilion (1999, K) | Buchenurwälder und Alte Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas (2021, N) | Causses und Cevennen (2011, K) | Climats, Weinbaugebiete des Burgund (2015, K) | Französische Süd- und Antarktisgebiete (2019, N) | Golf von Porto: Piana Calanche, Golf von Girolata und Naturschutzgebiet Scandola (1983, N) | Lagunen von Neukaledonien (2008, N) | Mont Perdu (1997, K/N) | Tal der Loire – Zwischen Sully-sur-Loire und Chalonnes-sur-Loire (2000, K) | Taputapuātea (2017, K) | Vulkane und Wälder des Pelée und die Pitons im Norden von Martinique (2023, N) | Vulkanlandschaft auf La Réunion (2010, N) | Wege der Jakobspilger in Frankreich (1998, K) | Weinberge, Weinhäuser und Weinkeller der Champagne (2015, K)