Zirkel (Studentenverbindung)

Burschenschafter-Zirkel, bestehend aus den Buchstaben „E, F, V“ für Ehre, Freiheit, Vaterland

Der Zirkel ist ein monogrammartiges Erkennungszeichen einer Studentenverbindung. Er ist eine Verschlingung von meist in einem Zuge geschriebenen Buchstaben, in der Regel der Anfangsbuchstaben des Verbindungsnamens und eines Leitspruchs. Dieser Leitspruch ist nicht immer mit dem Wahlspruch der Verbindung gleichzusetzen. Früher waren an manchen Hochschulen auch Zirkel üblich, die aus den Anfangsbuchstaben des Hochschulnamens gebildet waren, so F und A für Friderico-Alexandrina, G und A für Georgia-Augusta oder R und C für Ruperto-Carola.

Geschichte

Zeichen von Studentenorden Siehe auch: Geschichte der Studentenverbindungen

Zirkel bürgerten sich um 1780 zunächst bei den Studentenorden ein und wurden rasch von den späteren Corps übernommen.

Anfangs handelte es sich noch um einfach in Reihe hintereinandergesetzte Anfangsbuchstaben in Form einer Abkürzung, später wurde daraus die „künstlich verschlungene“, „geheimnisvolle“ Zusammensetzung derselben.

Bis ins frühe 19. Jahrhundert bestanden Zirkel nur aus solchen Buchstabenkombinationen; das Ausrufezeichen hinter dem Zirkel tauchte erst zwischen 1820 und 1830 auf.

Bedeutungen des Zirkels

Zirkel der Burschenschaft der Bubenreuther mit Erläuterung der Bestandteile

Der Zirkel weist in der Regel den Anfangsbuchstaben des Verbindungsnamens und eines Leitspruchs auf. Verbreitete Varianten des Leitspruchs sind:

Ab 1795 löste „Vivat circulus fratrum …“ die davor gebräuchliche Bedeutung „Vivant fratres coniuncti …“ ab.

Der Zirkel in seiner Verwendung

Gestickter Zirkel auf einem Tönnchen Der VDSt Straßburg-Hamburg-Rostock führt die drei Zirkel seiner Vorgängerverbindungen.

Das Ausrufezeichen

Das Ausrufezeichen taucht erst zwischen 1820 und 1830 hinter den verschlungenen Buchstaben des Zirkels auf.

Sehr wahrscheinlich bezieht sich das Ausrufezeichen auf den imperativen Aspekt des Vivat! als Optativ. Daher erklärt sich auch das gelegentliche Anfügen von drei Ausrufezeichen nach dem Zirkel bis etwa 1850, da sich diese auf den dreifachen Wunsch des Vivat! Crescat! Floreat! beziehen.

Es existieren auch weitere Deutungen, die aber insgesamt als spätere Interpretationen zeitgenössisch nicht belegt sind. So behaupten manche, das Ausrufezeichen symbolisiere das Prinzip der unbedingten Satisfaktion mit der Waffe; zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist jedoch hierfür das (mehr oder weniger abstrahierte) Zeichen der nach oben zeigenden, gekreuzten Schläger üblich.

Andere wiederum sind der Meinung, dass das Rufzeichen ein Zeichen dafür ist, dass die Verbindung noch aktiv ist, oder dass es die Altherrenschaft als Strich und die Aktivitas als Punkt symbolisiere. Bünde ohne Aktivbetrieb sollten daher am Fehlen des Ausrufezeichens bzw. des Punktes erkennbar sein, was jedoch in der Praxis nicht der Fall ist. Zudem gibt es organisierte Altherrenschaften, auf die sich der Strich des Rufzeichens beziehen könnte, erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Solche Bedeutungen werden dem Ausrufezeichen vor allem bei relativ jungen Verbindungen zugeschrieben.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Zirkel (Studentenverbindung) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Paul Wentzcke: Geschichte der Deutschen Burschenschaft. Bd. 1. Vor- und Frühzeit bis zu den Karlsbader Beschlüssen. Heidelberg 1965. ISBN 3-8253-1338-7. S. 32.
  2. a b Peter Kaupp: Freimaurerei und Burschenbrauch. Kontinuität von Ordenstraditionen im Korporationsstudententum. In: Bernhard Schröter (Hrsg.): Festschrift für den Burschenschafter und Studentenhistoriker Prof.(FH) Dr. Peter Kaupp. 2006. S. 188–230, hier S. 223.
  3. a b Wilhelm Fabricius: Die deutschen Corps: eine historische Darstellung mit besonderer Berücksichtigung des Mensurwesens. Thilo, 1898. S. 341.
  4. Werner Helmut Stahl: Frankfurter Marken & Zeichen. Strothotte, Frankfurt am Main 2004. S. 63.
  5. a b Peter Kayser, Niels Lange: 50 Jahre Orden der Heyligen Frawe Latte zu Hannover / ad Hammaburg. Eine Chronik. Seehafen, Hamburg 2002. S. 19.