1. Brief des Paulus an die Korinther

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Der 1. Brief des Paulus an die Korinther oder 1. Korintherbrief (altgriechisch ΠΡΟΣ ΚΟΡΙΝΘΙΟΥΣ Α'; Abkürzung: 1 Kor, 1Kor oder IKor) ist ein Buch des Neuen Testaments der christlichen Bibel. Er wird seit dem Mittelalter in 16 Kapitel eingeteilt. Paulus behandelt darin eine Reihe von Fragen und Streitpunkten der Gemeinde in Korinth.

Kein anderer Paulusbrief ist so früh und so gut bezeugt wie der 1. Korintherbrief, der den Verfassern des 1. Clemensbriefs und der Ignatiusbriefe sicher bekannt war. Dagegen lässt sich die Kenntnis des 2. Korintherbriefs in der frühchristlichen Literatur erst spät und unsicher nachweisen.

Verfasser und Empfänger

Als Autoren werden zu Beginn des Briefes Paulus von Tarsus und sein Begleiter Sosthenes angeführt (1 Kor 1,1 ). Im weiteren Verlauf redet Paulus die Gemeinde dann aber durchwegs in der Ich-Form an (beginnend mit 1 Kor 1,4 ), so dass Paulus als der eigentliche Verfasser des Briefes gilt. An seiner Verfasserschaft gibt es unter Theologen keinen Zweifel.

Bei zwei Versen über die Stellung der Frau (1 Kor 14,34–35 ), die zum Rest des Briefes im Widerspruch zu stehen scheinen, erwägen manche Forscher, ob es sich um spätere Zusätze (Interpolationen) handeln könnte.

Empfänger ist die christliche Gemeinde in der griechischen Hafenstadt Korinth. Paulus besuchte Korinth auf seiner zweiten Missionsreise und blieb ein Jahr und sechs Monate in der Stadt (Apg 18,11 ). In dieser Zeit, 50–51 n. Chr., entstand wohl auch die christliche Gemeinde in Korinth (vgl. Apg 18,1–18 ).

Datierung

Paulus verfasste den 1. Korintherbrief vermutlich etwa 55 n. Chr. während seiner dritten Missionsreise, gegen Ende seines dreijährigen Dienstes in Ephesos.

Kompositionelle Integrität

Beim 1. Korintherbrief wird die Einheitlichkeit ebenso wie beim 2. Korintherbrief, aber mit schwächeren Argumenten in Frage gestellt. Für Teilungshypothesen wird geltend gemacht, dass Paulus unterschiedliche Reisepläne andeutet und seine Ansichten zu Gruppenbildungen in der Gemeinde von Korinth und zu Sachfragen, wie dem Essen von Götzenopferfleisch, schwankend sind. Die neuere Exegese tendiert zur Einheitlichkeit des Briefs und stützt sich dabei besonders auf die Rhetorik.

Inhalt

Die Zielvorstellung des 1. Korintherbriefes ist die „in Jesus Christus begründete Einheit der Gemeinde angesichts ihrer faktischen Zerrissenheit“. Schon zu Beginn erwähnt Paulus, dass er von Streitigkeiten in der korinthischen Gemeinde erfahren habe (1 Kor 1,11 ). Vor seiner Stellungnahme zum Thema Ehe erwähnt Paulus einen Brief der Korinther, in welchem sie dieses Thema angesprochen hatten (1 Kor 7,1 ). Daher wird erwogen, ob manche Aussagen am Beginn eines thematischen Abschnittes nicht die Meinung des Paulus ausdrücken, sondern die Meinung mancher Korinther. Demnach versuche Paulus, den Christen in Korinth einen Weg „zwischen Beliebigkeit und extremen Idealen“ aufzuzeigen. Dabei führe er zuerst ein Schlagwort der jeweiligen Position an und entfalte dann Schritt für Schritt seine eigene Meinung. Demnach könnte man den jeweiligen Einstieg in Anführungszeichen setzen („Alles ist mir erlaubt“, 1 Kor 6,12 ), oder als Frage übersetzen: „Ist mir alles erlaubt?“ Bei der Auslegung des 1. Korintherbriefes ist jedenfalls zu bedenken, dass Paulus auf bestimmte Anfragen oder Meinungen korinthischer Gruppen reagiert.

Wichtige Stellen

Inschrift an der Grabkapelle auf dem Württemberg (Stuttgart): „Die Liebe höret nimmer auf“

Siehe auch

Literatur

Fachlexika

Kommentare

Monographien, Zeitschriftenartikel

Commons: 1. Brief des Paulus an die Korinther – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelbelege

  1. a b Margaret M. Mitchell: Korintherbriefe. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 4, Mohr-Siebeck, Tübingen 2001, Sp. 1688–1694., hier Sp. 1689.
  2. Hans Conzelmann: Der erste Brief an die Korinther. Vandenhoeck & Ruprecht, 1969, S. 298 f. 
  3. K. Thraede: Art. Frau. In: Reallexikon der für Antike und Christentum. Band 8. Hiersemann, Stuttgart 1972, S. 197–269. 
  4. Udo Schnelle: Einleitung in das Neue Testament. Göttingen 1996, S. 91.
  5. Thomas Schirrmacher: Paulus im Kampf gegen den Schleier. Eine alternative Auslegung von 1. Korinther 11,2-16. 5. Auflage, VTR, Nürnberg 2002, ISBN 3-933372-45-3, S. 87–117 (Kap. 4: Zitate und Ironie im 1. Korintherbrief).
  6. Franz Graf-Stuhlhofer: Basis predigen. Grundlagen des christlichen Glaubens in Predigten. VTR, Nürnberg 2010, S. 130 f.
  7. Graf-Stuhlhofer: Basis predigen, 2010, S. 131. Die unrevidierte Einheitsübersetzung (1980) setzte nicht nur 1. Kor 6,12 in Anführungszeichen, sondern auch 1 Kor 7,1 .