Allgemeines Künstlerlexikon

Ein Teil des Allgemeinen Künstlerlexikons Titelseite Band 1 (1992) Band 119 (2022)

Das Allgemeine Künstlerlexikon (Abkürzung AKL; vollständiger Titel: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker) ist ein vielbändiges Künstlerlexikon. Mit dem Vorhaben wurde 1967 begonnen, der erste Band wurde 1983 veröffentlicht. Das Lexikon ist mit Band 119 im Jahr 2023 abgeschlossen worden.

Das AKL war als Nachfolger des sogenannten Thieme-Becker-Vollmer geplant, eines Künstler-Lexikons, das 37 Bände umfasst, die von 1907 bis 1950 erschienen sind. Der Thieme-Becker sollte durch das AKL umfassend erweitert und ergänzt werden, was allerdings nach Meinung einiger Kritiker nur mit den bis ca. 2012 publizierten Bänden gelang.

Bei dem AKL-Projekt handelt es sich um das „größte und wichtigste Gemeinschaftswerk der internationalen Kunstgeschichte“. Das Publikationsvorhaben steht seit 1987 unter der Schirmherrschaft des Comité International d’Histoire de l’Art.

Das Lexikon enthält Einträge zu Bildenden Künstlern aus aller Welt von der Antike bis zur Gegenwart. Es enthält Maler, Bildhauer, Graphiker, Architekten, Designer, Fotografen, Schriftkünstler und Kunsthandwerker. Die ausführlichen Künstler-Biographien enthalten Angaben zur Ausbildung jedes Künstlers, ihrem beruflichen Werdegang und ihren Werken, wobei die Hauptwerke ausführlich gewürdigt und auch Informationen zu Ausstellungen und umfangreichen Literaturverzeichnissen geboten werden.

Geschichte

Das Projekt des Allgemeinen Künstlerlexikons als Neubearbeitung des Thieme-Becker wurde 1967 vom Verlag E. A. Seemann in Leipzig initiiert und von der Regierung der DDR gefördert. Zum 1. Januar 1969 wurde unter Leitung von Günter Meißner als Chefredakteur eine Redaktion mit zunächst 12 Mitarbeitern begründet, darunter Siegfried Mahn, Renate Böning, Hans Haufe, Eberhard Kasten, Rose Lehmann, die freien Redakteure Sigrid Trauzeddel und Roswitha Herrmann sowie die Bibliothekarin Barbara Stein; 1976 wurde die Redaktion auf 25 Mitarbeiter aufgestockt. Das Lexikon wurde als Prestigeprojekt von der DDR finanziell gefördert und war zunächst auf 30 Bände angelegt. Aufgrund der mangelhaften technischen Ausrüstung und der begrenzten Nutzungsmöglichkeiten von Bibliotheken außerhalb der DDR erfolgte die Herausgabe des ersten Bandes erst 1983, bis zur Wiedervereinigung folgten noch zwei Bände.

Nachdem das Bundesinnenministerium einen Zuschuss von 2.600.000 DM aus dem Kulturfonds Deutsche Einheit gezahlt hatte, übernahm der K. G. Saur Verlag zum 1. April 1991 das Allgemeine Künstlerlexikon. Die Zahl der Redaktionsmitarbeiter wurde von 40 auf 12 reduziert, später auf 14 angehoben. Der K. G. Saur Verlag druckte die ersten drei Bände 1992 in vier Bänden nach und setzte das Unternehmen fort.

Der K. G. Saur Verlag gehört seit 2006 zum Verlag Walter de Gruyter, der das Lexikon fortführt. Der Verlag De Gruyter gab 2012 den Standort Leipzig auf und beendete damit die Tätigkeit der dort angesiedelten Redaktion des Allgemeinen Künstlerlexikons, bestehend aus zwölf festangestellten Mitarbeitern. Anfang 2011 wurde bekannt, dass in Kooperation mit dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München ein Editionsplan erstellt wurde, der die Herausgabe des Werkes neu strukturiert.

Seit Band 74 (2012) waren Andreas Beyer, Bénédicte Savoy und Wolf Tegethoff Herausgeber des Lexikons. Die Redaktion wurde seit 2012 von Katja Richter geleitet.

Das neue Konzept der Münchner Herausgeber, das für eine Beschleunigung der Publikation der restlichen Bände sorgen sollte, stieß allerdings in der Fachwelt nicht überall auf Zustimmung. Bis etwa zum Buchstaben H erschienen in den Bänden, die von der Leipziger Redaktion betreut wurden, die Artikel noch in einer Ausführlichkeit wie zu Beginn des Projekts. Danach wurden die Artikel wesentlich kürzer und die Anzahl der Bände pro Buchstabe geringer, was nicht nur Auswirkungen auf die Schnelligkeit der Erstellung der Bände, sondern auch auf die Ausführlichkeit und Qualität etlicher der seit 2012 erstellten Beiträge hatte. So umfasst der 2001 in Band 30 erschienene Artikel über Albrecht Dürer 12 Seiten, der 2016 in Band 89 publizierte Beitrag über Michelangelo nur noch 4 Seiten. Zahlreiche ältere Künstler, die noch im Thieme-Becker vertreten waren, fehlen seitdem im Allgemeinen Künstlerlexikon ganz. Im letzten Band findet man zum Beispiel einen Eintrag zum österreichischen Maler Alfred Zoff, doch vermisst man gleich dahinter einen Artikel über den britischen Maler Johann Zoffany, dem im Thieme-Becker noch drei Seiten gewidmet waren.

Das Werk hat in seiner gedruckten Ausgabe im Jahr 2023 mit Band 119 seinen Abschluss gefunden.

Aufbau

Das Allgemeine Künstlerlexikon besteht aus alphabetisch angeordneten Bänden von A bis Z, hinzu kommen Nachtragsbände, Register nach Ländern und künstlerischen Berufen jeweils für 10 Bände sowie ein Handbuch in fünf Sprachen.

Beispielseite des Bio-bibliographischen Index A–Z, Band 5, S. 693

Teil des Allgemeinen Künstlerlexikon ist auch der Bio-bibliographischer Index A–Z, der 2007 bis 2009 in einer 2. erweiterten und aktualisierten Auflage in 12 Bänden erschien. Dabei handelt es sich nicht um ein Künstlerlexikon im eigentlichen Sinne, sondern um einen Index zu ca. 320 bibliographischen Nachschlagewerken zu Künstlern aus aller Welt. Der Bio-bibliographische Index enthält Angaben zu ca. 730.000 Künstlern. Zu ihnen werden nur Name, Vorname, Kennzeichnung der künstlerischen Tätigkeit und die Lebensdaten angegeben. Es folgt der Verweis auf bibliographische Quellen. Der Index als solcher sollte daher nicht zitiert werden, sondern die dort angegebenen Quellen. Ferner erschien 2002 bis 2003 ein Bio-bibliographischer Index nach Berufen in 13 Bänden.

Anfänglich gab es auch eine inhaltlich identische CD-Rom-Ausgabe, jedoch wurde diese mit der 31. Ausgabe im Dezember 2009 eingestellt. Heute gibt es eine kostenpflichtige Online-Ausgabe Allgemeines Künstlerlexikon. Internationale Künstlerdatenbank – AKL-IKD, die sowohl den gesamten Text des Allgemeinen Künstlerlexikons als auch des Thieme-Becker-Vollmer sowie weitere nur in der Datenbank enthaltene Informationen zugänglich macht.

Im Rahmen des Projekts wurden auch folgende Speziallexika erstellt:

Bibliographische Angaben

  • Band 1 A – Bielitz (1999)
  • Band 2 Bielke – Danvin (1999)
  • Band 3 Dany – Gachot (1999)
  • Band 4 Gaci – Hodson (2000)
  • Band 5 Hodunov – Laborier (2000)
  • Band 6 Laborim – Michallet (2000)
  • Band 7 Michallon – Pikaar (2000)
  • Band 8 Pikalov – Schintzel (2000)
  • Band 9 Schinz – Torricelli (2000)
  • Band 10 Torrico – Z (2000)
  • Band 1 A – Bartolena (2007)
  • Band 2 Bartoletti – Brunach (2007)
  • Band 3 Brunais – Crowdey (2007)
  • Band 4 Crowdy – Fajana (2007)
  • Band 5 Fajans – Goeßler (2007)
  • Band 6 Gößwein – Izzolo (2008)
  • Band 7 J – Lemmerz (2008)
  • Band 8 Lemmi – Morelon (2008)
  • Band 9 Morels – Popov (2008)
  • Band 10 Popova – Schrack (2008)
  • Band 11 Schrade – Tribull (2009)
  • Band 12 Tribus – Zzürcher (2009)
  • Band 1 Architect – Building craftsman (2002)
  • Band 2 Cabinetmaker – Goldsmith (2002)
  • Band 3 Goldsmith (Croatia) – Graphic artist (Great Britain) (2002)
  • Band 4 Graphic artist (Greece) – Illustrator (Ukraine) (2002)
  • Band 5 Illustrator (United States of America) – Master draughtsman (Surinam) (2002)
  • Band 6 Master draughtsman (Sweden) – Painter (Barbados) (2003)
  • Band 7 Painter (Belgium – Georgia) (2003)
  • Band 8 Painter (Germany – Great Britain) (2003)
  • Band 9 Painter (Greece – Netherlands) (2003)
  • Band 10 Painter (New Zealand – Sweden) (2003)
  • Band 11 Painter (Switzerland ff.) – Printmaker (Ireland) (2003)
  • Band 12 Printmaker (Italy ff.) – sculptor (Poland) (2003)
  • Band 13 Sculptor (Portugal ff.) – no specific profession (2003)

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Lutz Heusinger: Vorwort. In: Allgemeines Künstlerlexikon Band 1, 1992, S. V.
  2. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 158, 1991, Nr. 31, S. 1274; Nr. 35, S. 1630; Christoph Links: Das Schicksal der DDR-Verlage. Die Privatisierung und ihre Konsequenzen. Ch. Links Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86153-523-2, S. 161; Klaus G. Saur: Traumberuf Verleger. Hoffmann und Campe, Hamburg 2011, ISBN 978-3-455-50165-0, S. 198–202.
  3. De Gruyter zieht sich aus Leipzig zurück. Abbau an der Pleiße. buchreport.de, 27. Januar 2011.
  4. Redaktionelle Neuausrichtung des Allgemeinen Künstlerlexikons. De Gruyter kooperiert mit dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte. (Memento vom 7. September 2011 im Internet Archive) degruyter.de, 19. Januar 2011; Memorandum des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker e. V. zur Umstellung bzw. Einstellung des „Allgemeinen Künstlerlexikons“ durch den Verlag de Gruyter, 25. März 2011.
  5. Siehe: Joachim Brand, AKL in der Krise?, in: arthistoricum.net, 21. März 2011.
  6. Siehe auch das Memorandum des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker e. V. zur Umstellung bzw. Einstellung des „Allgemeinen Künstlerlexikons“ durch den Verlag de Gruyter vom 25. März 2011, das entsprechende Befürchtungen äußerte, die sich in der Folge bewahrheiteten.
  7. Verlagsseite.
  8. Zugang.
  9. Nachdruck in einem Band mit abweichender Seitenzählung: Künstlerlexikon der Antike. Über 3800 Künstler aus drei Jahrtausenden. Nikol, Hamburg 2007, ISBN 978-3-937872-53-7.
  10. Rezension: Klaus Schreiber, Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 31, 1984, S. 174–176.
  11. Rezension: Klaus Schreiber, Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 38, 1991, S. 178–179.
  12. Rezension Band 1–5: Klaus Schreiber, Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 39, 1992, S. 337–340.
  13. Rezension Band 8–20: Klaus Schreiber, Informationsmittel für Bibliotheken 99-B09-096.
  14. Rezension Register Bände 1–20: Klaus Schreiber, Informationsmittel für Bibliotheken 99-B09-098.
  15. Rezension: Peter H. Feist, Journal für Kunstgeschichte 10, 2006, S. 195–198.
  16. Die Herausgabe von Nachtragsbänden wurde eingestellt, im gedruckten Werk nicht aufgenommenen Künstler und Nachträge finden sich nur noch in der elektronischen Ausgabe.