Atlantiküberquerung

Atlantiküberquerung ist ein Begriff für die Überquerung des Atlantischen Ozeans von Europa oder Afrika nach Amerika – oder umgekehrt – auf dem Wasser- oder dem Luftweg.

Per Schiff

Bereits um das Jahr 1000 betraten Grænlendingar unter Leif Eriksson amerikanischen Boden. Heute gilt allgemein Christoph Kolumbus als Entdecker Amerikas, da erst nach seiner Entdeckung der Karibik am 12. Oktober 1492 die kontinuierliche Erkundung und Eroberung des Kontinents durch die europäischen Nationen begann. Der Forscher Thor Heyerdahl (1914–2002) wies 1969 und 1970 mit zwei Fahrten von Marokko nach Barbados mit einem Papyrusschiff (Ra I und Ra II) nach, dass eine Atlantiküberquerung mit den Mitteln der ägyptischen Pharaonen möglich gewesen wäre.

Bis zur Erfindung des Dampfschiffes konnte der Atlantik nur mit Segelschiffen überquert werden. Hauptgründe für eine Atlantiküberquerung waren Handel (in beiden Richtungen), Auswanderung (von Europa nach Amerika), Reisen und Sklaventransporte (von Afrika nach Amerika). Das Schiff Sirius war das erste dampfbetriebene Schiff, das den Atlantik 1838 überquerte.

1889 wurde mit dem 20 Knoten schnellen White Star Liner Teutonic der erste Hochsee-Dampfer ohne jegliches Segel in Dienst gestellt. Der Aufwand allein zum Betreiben der Dampfkessel eines Schnelldampfers der Jahrhundertwende um 1900 war enorm. Um mit immer größeren Schiffen immer höhere Geschwindigkeiten erzielen zu können (siehe Blaues Band), musste die Leistung der Maschinenanlage immer weiter gesteigert werden.

Schnelldampfer Kronprinzessin Cecilie

Die größte jemals in der zivilen Seefahrt verwendete Kolbendampfmaschinenanlage befand sich auf dem Schnelldampfer Kronprinzessin Cecilie, der 1907 für den Norddeutschen Lloyd in Dienst gestellt wurde. Der Dampfbedarf von vier Vierzylinder-Vierfach-Expansions-Kolbendampfmaschinen mit zusammen 46.000 PS wurde durch Dampf aus 31 Kesseln (7 Einender- und 12 Doppelenderkessel) mit je vier Feuerungen gedeckt. Die dabei täglich verfeuerten 760 Tonnen Steinkohle wurden von 118 Kohlentrimmern aus den Kohlebunkern vor die Kessel geschafft. Während jeder der drei Seewachen arbeiteten für die Dampferzeugung 76 Mann.

Titanic

Die Titanic war ein Passagierschiff der britischen Reederei White Star Line. Sie wurde in Belfast gebaut und war bei ihrer Indienststellung am 2. April 1912 das größte Schiff der Welt.

Auf ihrer Jungfernfahrt kollidierte die Titanic am 14. April 1912 gegen Mitternacht etwa 300 Seemeilen südöstlich von Neufundland seitlich mit einem Eisberg und sank zwei Stunden und 40 Minuten später. Sie war das zweite von drei Dampfschiffen der Olympic-Klasse und war wie ihre Schwesterschiffe für den Liniendienst auf der Route SouthamptonCherbourgQueenstownNew York, New York–Plymouth–Cherbourg–Southampton vorgesehen und sollte neue Maßstäbe im Reisekomfort setzen.

Obwohl für die Evakuierung viel Zeit zur Verfügung stand und die See sehr ruhig war, starben etwa 1500 der über 2200 Menschen an Bord – hauptsächlich wegen der unzureichenden Zahl an Rettungsbooten und der Unerfahrenheit der Besatzung im Umgang mit diesen. Der Untergang veranlasste zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit auf See.

Kleinere Boote

Siehe auch: Segelrouten über den Atlantik Segelschiffe wählen noch heute bevorzugt die Routen des klassischen atlantischen Dreieckshandels zur Überquerung des Atlantiks

Jedes Jahr überqueren einige hundert Segelyachten den Atlantik, viele davon im Rahmen der Atlantic Rally for Cruisers (ARC). Die Reise von Ost nach West führt klassischerweise von den Kanarischen Inseln südwestwärts bis zum Passatgürtel auf ungefähr 30–35° Nord und dann nach Westen zu den Kleinen Antillen, optional mit Zwischenstopp auf den Kapverdischen Inseln. Die Reise von etwa 2800 Seemeilen dauert je nach Schiffsgröße und Wetter ungefähr drei bis vier Wochen und beginnt meistens nach der karibischen Hurrikansaison Ende Oktober bis Ende Dezember. Die Rückreise erfolgt oft von Antigua und Barbuda oder den Bermudas aus über die Azoren nach Portugal oder direkt weiter nördlich nach Südengland. Die für dieses Vorhaben bevorzugten Westwinde sind im Frühling häufig und dennoch moderat.

Viele Menschen wurden für Atlantiküberquerungen auf besonders kleinen Booten bekannt, zum Beispiel:

Per Flugzeug

Denkmal in Belém an den ersten Atlantikflug nach Südamerika 1922. 1932, ein halbes Jahr nach ihrer Hochzeit, wagte sie – fünf Jahre nach Charles Lindbergh – als erste Frau die Atlantiküberquerung im Alleinflug. Sie startete am 20. Mai 1932 von Neufundland in Richtung Paris. Wegen schlechten Wetters und technischer Probleme musste sie in der Nähe von Londonderry (Nordirland) notlanden. Für diesen Flug, durch den sie auch zum ersten Menschen wurde, der zweimal den Atlantik überflogen hatte, wurde sie von Präsident Herbert C. Hoover mit der Goldmedaille der National Geographic Society geehrt. Zudem wurde ihr als erster Frau das Distinguished Flying Cross verliehen. In ihrer Dankesrede meinte sie lakonisch: „Einige Aspekte des Fluges sind übertrieben dargestellt worden, fürchte ich. Es war viel spannender zu schreiben, ich sei mit den letzten Litern Treibstoff gelandet. Tatsächlich hatte ich noch über vierhundert (Liter). Und ich habe bei der Landung keine Kuh getötet – es sei denn, eine wäre vor Angst gestorben.“

Im Juni 1936 wurde mit den Bauarbeiten am Flughafen Gander (Neufundland) begonnen; 1938 landete dort das erste Flugzeug. Dieser Flughafen wurde in der menschenleeren Wildnis (im äußersten Nordosten Nordamerikas) gebaut. Flugzeuge auf der Great Circle Route tankten dort auf. Als in den 1960er Jahren die meisten Passagierflugzeuge genug Reichweite für Nonstopflüge hatten, verlor dieser Flugplatz sehr schnell an Bedeutung.

Jean Batten (1909–1982), eine neuseeländische Pilotin, überflog als erste Frau den südlichen Atlantik. Maryse Bastié (1898–1952) wollte dieselbe Strecke in kürzerer Zeit fliegen. Im September 1936 startete sie in einer Caudron „Simon“-Eindecker von Paris über Dakar nach Natal (Brasilien), das sie in 12 Stunden 5 Minuten erreichte, womit sie ihre Konkurrentin um eine gute Stunde unterbot. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 260 km/h. Bei ihrer Rückkehr nach Frankreich wurde sie zum Offizier der französischen Ehrenlegion ernannt.

Ab den 1930er Jahren wurden auf einigen Atlantikinseln Flugplätze gebaut:

Per Luftschiff

Das Schiff wurde nach der langen Fahrt überholt und man konzentrierte sich auf die bevorstehende Fahrt des Konkurrenzmodells R101 nach Indien. Nach dem Absturz von R101 am 4. Oktober 1930 wurden auch weitere Fahrten von R100 untersagt und das Luftschiff im folgenden Jahr verschrottet. Dieser schwere Unfall führte zum Ende der Passagierluftfahrt mit Luftschiffen über den Atlantik.

Siehe auch

Datenübertragung:

Weblinks

Wikivoyage: Atlantiküberquerung – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Rod Heikell, Andy O’Grady; Blauwasserrouten; Edition Maritim; ISBN 978-3-89225-711-0; Hamburg 2009; S. 50ff
  2. 6500-Kilometer-Reise: Deutsche rudert in 90 Tagen über den Atlantik. In: Spiegel Online. 21. Februar 2012, abgerufen am 5. März 2013. 
  3. Allein auf den Weltmeeren – Janice Jakait. In: rowforsilence.com. Archiviert vom Original am 15. März 2013; abgerufen am 5. März 2013. 
  4. yacht-online: Covilles fabelhafter Atlantik-Rekord: 4 Tage, 11 Stunden (Tatjana Pokorny), 17. Juli 2017 (Memento vom 20. Juli 2017 im Internet Archive), abgerufen am 20. Juli 2017
  5. Niederländer ruderte in 30 Tagen über den Atlantik orf.at, 14. Januar 2018, abgerufen am 14. Januar 2018.
  6. Ted Wilbur: The First Flight Across the Atlantic online beim NHHC (englisch)
  7. Modellraketen Forum: Werden Modellflugzeuge verboten? Beitrag von Oliver Missbach, 7. Oktober 2003, 17:29 Uhr.
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4196279-5