Attrappe

Attrappe eines Polizeifahrzeuges an der E 30 in Polen Baumattrappe als australischer Spähposten in der Schlacht von Messines

Eine Attrappe oder ein Phantom ist ein Gegenstand, der Eigenschaften eines Originals nachahmt. Die Attrappe imitiert allerdings nie sämtliche Eigenschaften des Vorbilds (sonst würde sie Nachbildung oder Kopie genannt werden). Sie dient also der Täuschung des Betrachters, indem sie ihm vorgaukelt, ein Original zu sein, oder zur Veranschaulichung als Vorführmodell.

Herkunft des Wortes

Die Bezeichnung Attrappe wurde Ende des 18. Jahrhunderts als Lehnwort aus dem Französischen ins Deutsche übernommen; l'attrape war im Französischen seit dem 18. Jahrhundert mit der Bedeutung „auf Irreführung abzielender Gegenstand“ für Scherzartikel verwendet worden. Ursprünglich hatte das französische SubstantivFalle“ bedeutet, abgeleitet vom Verb attraper = fangen, ertappen (auch: jmd. hereinlegen), was wiederum verwandt ist mit dem heute noch gebräuchlichen Substantiv la trappe = die Fallgrube.

Attrappen in der Verhaltensforschung

Eine Attrappe eines Raubvogels Ein Hund legt sich zu einem Stoffbären, den er als Attrappe eines Welpen akzeptiert. Mit Merkmalen des Kalifornischen Kondors versehener Handschuh

In der Biologie bezeichnet das Wort Attrappe ein Reizmuster, das in Experimenten der Verhaltensforschung eingesetzt wird. Reagiert ein Tier auf eine Attrappe mit einem bestimmten Instinktverhalten, so wird diese Beobachtung als Beweis dafür interpretiert, dass jene zum Beispiel visuellen oder akustischen Merkmale, die der Attrappe eigen sind, die wesentlichen „Bausteine“ für das angeborene Erkennen einer relevanten Umweltsituation sind. Attrappen können hier also als Schlüsselreize gedeutet werden, die natürlichen, ein bestimmtes Verhalten auslösenden Reizen mehr oder weniger ähneln.

In manchen Fällen spielen bei der Auslösung durch eine Attrappe auch Lernprozesse eine Rolle. Handaufgezogene junge Stare reagierten im Alter von sechs Wochen auf schwarz-gelb geringelte Insektenattrappen (Warnfarbe) mit Vermeidung, mit 13 Wochen war die Vermeidung nicht mehr zu beobachten, da sie mit den wespenähnlich aussehenden Attrappen keine unangenehmen Erfahrungen machten. Eine Attrappe eines Raubvogels kann bei den anderen Vögeln Fluchtverhalten auslösen. Wird das Verhalten nach einiger Zeit nicht mehr ausgelöst, ist das eine Folge von Habituation.

Attrappe oder Phantom in der Tierzucht

Zur Handaufzucht von aus dem Ei geschlüpften Jungvögeln kann ein mit dem Merkmalen der Elternvögel versehener Handschuh als Attrappe dienen, die den Jungvogel dazu anregt, seinen Schnabel zu öffnen und die Nahrung aufzunehmen. Damit kann außerdem die Prägung des Jungvogels auf die menschliche Hand vermieden werden.

Zur Entnahme von Sperma für die künstliche Besamung stellt man Hengsten, Bullen und Ebern eine Attrappe eines weiblichen Tieres hin, die das männliche Tier zum Bespringen anregen soll. So eine Attrappe wird auch als Phantom bezeichnet.

Weitere Beispiele

Von den Deutschen im Ersten Weltkrieg erbeutete französische Geschützattrappe Der Passagierdampfer Olympic mit Schornsteinattrappe Attrappe einer Überwachungskamera in einer Bahnhofsunterführung

Siehe auch

Wiktionary: Attrappe – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen Commons: Attrappen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Pfeifer (Hrsg.): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 2. Aufl., dtv, München 1993, ISBN 3-05-000626-9, S. 71 f.
  2. Werner Schuler: Zur Funktion von Warnfarben: Die Reaktion junger Stare auf wespenähnlich schwarz-gelbe Attrappen. In: Zeitschrift für Tierpsychologie. Band 58, Nr. 1, 1982, S. 66–78, doi:10.1111/j.1439-0310.1982.tb00309.x.
  3. Dominic Couzens: Seltene Vögel – Überlebenskünstler, Evolutionsverlierer und Verschollene. Haupt Verlag, Bern 2011, ISBN 978-3-258-07629-4, S. 17 ff.
  4. Timo Nausch: Dummytraining für Hunde: Mehr als nur ein Spiel. In: Hund und Haustier. 1. Juli 2023, abgerufen am 26. Juli 2023 (deutsch).