Étienne Balibar

Étienne Balibar (2014)

Étienne Balibar (* 23. April 1942 in Avallon) ist ein französischer Philosoph und bekannter Denker des Postmarxismus.

Leben

Étienne Balibar wurde 1942 in Avallon in Frankreich geboren. Er studierte ab 1960 an der Ecole normale supérieure (ENS), wo er Schüler und Mitarbeiter von Louis Althusser wurde, einem einflussreichen marxistischen Theoretiker des 20. Jahrhunderts.

Balibar war ab 1961 Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF). Allerdings wurde er 1981 aus der Partei ausgeschlossen, nachdem er deren Migrationspolitik in einem seiner Artikel kritisiert hatte.

Seine Doktorgrade erhielt er 1987 in Philosophie in der Katholischen Universität Nijmegen in den Niederlanden. Er habilitierte sich 1993 an der Universitè Paris I. Ab 1994 lehrte er als Professor an der Universität Paris-X (Nanterre) politische Philosophie und Moralphilosophie, wo er seit 2002 emeritiert ist.

Ab den 1990er Jahren lehrte er auch an mehreren Universitäten in den USA, etwa 2000 in der University of California, Irvine und war 2017 Gastprofessor für französische und vergleichende Literatur an der Columbia University in New York.

Zusammen mit der Physikerin Françoise Balibar hat er eine Tochter, die Schauspielerin Jeanne Balibar.

Positionen und Wirken

Balibar erarbeitete eine Reihe von Werken zu den Grundlagen der Marx’schen Theorie und zur politischen Philosophie. Wichtige Veröffentlichungen Balibars waren die Fünf Studien zum historischen Materialismus (Paris 1974), Rasse, Klasse, Nation (mit Immanuel Wallerstein, Berlin 1990), Die Grenzen der Demokratie (Hamburg 1993). Balibar tritt vor allem für das Projekt einer „Gleichfreiheit“ ein, in der Gleichheit und Freiheit innerhalb einer radikalen Demokratie zusammen einhergehen.

Balibar hat drei Ebenen des Allgemeinen ausgearbeitet:

In seinem Artikel „Gibt es einen ‚Neo-Rassismus‘?“ (1988) arbeitet er heraus, wie sich Rassismus in Europa (im Kontext innereuropäischer Migration und vor der Erfahrung des Kolonialismus) um den Komplex der Immigration herausgebildet hat und zu einem Rassismus ohne Rassen geworden ist. Thema dieses Rassismus sei nicht mehr die biologische Vererbung oder die Überlegenheit bestimmter Gruppen oder Völker über andere, sondern die Unaufhebbarkeit der kulturellen Differenzen, die Schädlichkeit jeder Grenzvermischung und die Unvereinbarkeit der Traditionen und Lebensweisen.

In Sind wir Bürger Europas? (dt. 2003) nimmt er vor allem das Demokratiedefizit der Europäischen Union in den Blick.

Auszeichnungen

Siehe auch

Werke

Weblinks

Commons: Étienne Balibar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Etienne Balibar ist Hannah-Arendt-Preisträger für politisches Denken 2017 | Heinrich-Böll-Stiftung. In: Heinrich-Böll-Stiftung. (boell.de ). 
  2. Vgl. Balibar 2012.
  3. Vgl. Balibar 1990: 28. In: Étienne Balibar und Immanuel Wallerstein. Rasse, Klasse, Nation. Ambivalente Identitäten. Hamburg: Argument Verlag, S. 23–38
Normdaten (Person): GND: 124633471 | LCCN: n50017223 | NDL: 00432168 | VIAF: 108395915 |