Franz Schuster (Architekt)

Franz Schuster (* 26. Dezember 1892 in Wien, Österreich-Ungarn; † 24. Juli 1972) war ein österreichischer Architekt und Möbeldesigner. Als sozial engagierter Architekt gehört er zu den Protagonisten des „Neuen Bauens. Nach ihm ist der Schustertyp benannt, eine mehrgeschossige Bauform von Schulgebäuden, bei der jeder Klassenraum zweiseitig belichtet wird.

Leben

Gartenstadt Hellerau

Schuster studierte an der Wiener Kunstgewerbeschule zunächst bei Oskar Strnad, dann bei Heinrich Tessenow und graduierte 1919. Er wurde später Tessenows Assistent und übersiedelte 1919 an die Handwerkergemeinde in Dresden-Hellerau. Er arbeitete anschließend für Tessenow an der Siedlung in Pößneck (1920–1921) und der Gartenstadt Hellerau (1921–1922). Seit 1922 war er selbstständiger Architekt in Hellerau.

Von 1923 bis 1925 war er Chefarchitekt des Österreichischen Verbands für Siedlungs- und Kleingartenwesen in Wien.

Stark beeinflusst durch Tessenow entwarf er 1924 zusammen mit Franz Schacherl die Schutzbund-Siedlung in Knittelfeld (Steiermark). Die Eigenheimkolonie Am Wasserturm in Wien entstand 1923–1924 im so genannten Heimatstil, mit 190 kleinen zweigeschossigen Häusern verschiedener Haustypen mit bis ins kleinste Detail durchdachten Wohnabläufen. Da er selbst in der Siedlung lebte, entwarf er auch für kleine Häuser passende Möbel.

Ab 1925 begann seine selbstständige Tätigkeit und die Zusammenarbeit mit Franz Schacherl für das Siedlungsamt der Gemeinde Wien. Sie entwarfen 1929–1931 einen Montessori-Kindergarten, mit kubenförmigen Klassenzimmern, die an einen zentralen Raum angegliedert wurden. Für das kommunale Wohnbauprogramm des „Roten Wien“ entstand 1926–1927 der Karl-Volkert-Hof, ein Gemeindebau mit zwei Innenhöfen und 233 Wohnungen.

Ebenfalls mit Schacherl gründete er die Architekturzeitschrift Der Aufbau – Österreichische Monatshefte für Siedlung und Städtebau, die einen Impuls in Richtung Gartenstadt geben wollte.

1925–1927 war Schuster Lehrer an der keramischen Fachschule Wienerberg und von 1926 bis 1927 Lehrer für Baukonstruktion an der Wiener Kunstgewerbeschule.

Opelbad

1927 siedelte Schuster nach Frankfurt am Main über, wo er bis 1936 als freischaffender Architekt arbeitete. Von 1928 bis 1933 war er an der Städelschule Leiter der Fachklasse für Wohnungswesen und Innenausstattung und zwischen 1933 und 1936 Generalsekretär des Internationalen Verbandes für Wohnungswesen in Frankfurt. 1927–1931 arbeitete er am neuen Frankfurt unter Ernst May, wo er an der Ausführungsplanung der Siedlung Römerstadt und der Siedlung Westhausen in beteiligt war. Dabei entstand nach seinen Plänen die Volksschule Niederursel (heute Heinrich-Kromer-Schule) in Frankfurt am Main, die als Urtyp des nach ihm benannten Schustertyps gilt. Für das „Frankfurter Register“ entwarf er auch Möbel. 1933/1934 plante er zusammen mit dem Architekten Edmund Fabry und dem Gartenbauarchitekten Wilhelm Hirsch das Opelbad in Wiesbaden, das terrassenartig auf einem nach Süden abfallenden Hang liegt und, ebenso wie die Frankfurter Siedlungsprojekte, der Formensprache des „Neuen Bauens“ folgt.

1933 kehrte Schuster nach Wien zurück. 1937 wurde er Leiter der Fachklasse für Architektur an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Nach dem Anschluss entwarf Schuster Pläne für ein riesiges Wiener Parteiforum nach dem Vorbild des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg, für dessen Errichtung große Teile des damals hauptsächlich von Juden bewohnten Zweiten Bezirks Leopoldstadt hätten abgerissen werden müssen. Schuster blieb allerdings auch nach 1945 prominent und wurde 1950 an der Hochschule für angewandte Kunst zum Professor berufen. Von 1952 bis 1957 war er Leiter der Forschungsstelle der Stadt Wien für Wohnen und Bauen.

Im Jahr 2003 wurde in Wien-Donaustadt (22. Bezirk) die Franz-Schuster-Gasse nach ihm benannt.

Werk

Karl-Volkert-Hof Sonderkindergarten Schweizer Spende Pensionsversicherungsanstalt Graz Wohnhausanlage Siemensstraße 21–55 (1950–1954)

Auszeichnungen

Veröffentlichungen (Auswahl)

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Einzelnachweise

  1. Sigrid Russ, Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen; Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Kulturdenkmäler in Hessen, Wiesbaden II – Die Villengebiete; Vieweg 1988; ISBN 3-528-06236-3; Seite 382
  2. Abb. in: Moderne Bauformen, Jg. 26 (1927), S. 186–189 (Digitalisat).
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