Gabriel Felbermayr (* 24. Juni 1976 in Steyr) ist ein österreichischer Wirtschaftswissenschaftler. Seit dem 1. März 2019 war Felbermayr Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Seit dem 1. Oktober 2021 ist er Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO).
Felbermayr studierte ab 1995 Volkswirtschaftslehre an der Johannes Kepler Universität Linz (Magister mit Auszeichnung 2000). Anschließend forschte er am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz, wo er 2004 zum Ph.D. promoviert wurde. Von Juli 2003 bis Mai 2004 hatte Felbermayr eine Stelle als Universitätsassistent an der Universität Linz; anschließend arbeitete er bis März 2005 als Associate Consultant für McKinsey & Company in Wien. Im April 2005 wurde er Akademischer Rat auf Zeit am Lehrstuhl von Wilhelm Kohler an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Dort habilitierte er sich 2008 und folgte 2009 einem Ruf auf die Professur für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Außenwirtschaft, an der Universität Hohenheim. 2010 wechselte Felbermayr an das Ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er ab April 2011 eine Stiftungsprofessur innehatte.
Felbermayr wurde zum 1. März 2019 als Nachfolger von Dennis J. Snower Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel). Mit der Position verbunden war eine Professur für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik, an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Am 1. Oktober 2021 übernahm er die Leitung des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung, als der bisherige Leiter Christoph Badelt in den Ruhestand ging. Felbermayr ist zudem Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien.
Felbermayr ist u. a. Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sowie im Wissenschaftlichen Beirat der wirtschaftspolitischen Zeitschrift Wirtschaftsdienst.
Als Leiter des ifo Zentrums für Außenwirtschaft erforschte er auch die möglichen Auswirkungen des geplanten Transatlantischen Freihandelsabkommens (TTIP) und äußerte sich prinzipiell positiv zum Abkommen, kritisierte aber die fehlende Transparenz der Verhandlungen. Felbermayr bezeichnete zudem die starke Bewegung gegen TTIP in Deutschland als „hysterisch“.
Felbermayr hat 2019 die Klimapolitik Deutschlands kritisiert. Sie wirke nicht und schade der deutschen Wirtschaft, die mit Ländern in Konkurrenz stehe, die einen weniger ambitionierten oder gar keinen Klimaschutz verfolgen. Er sprach sich daher für eine europäische Lösung, z. B. durch ein europäisches System der CO2-Bepreisung aus. Er sagte: „Waren, die in den Wirtschaftsraum importiert werden, sollten gemäß des bei der Produktion verursachten CO2-Gehaltes genauso wie heimische Güter mit einem CO2-Preis belegt werden.“ Er diskutiert entsprechend die Idee eines Klimazolls.
Felbermayr sprach sich gegen den aufkeimenden Protektionismus – vor allem der USA unter dem damaligen Präsidenten Trump – aus und befürwortete auch hier eine europäische Lösung mit einem starken Gegengewicht zur Handelspolitik der Regierung Trump.
Zur Russlandpolitik der EU erklärte Felbermayer im Februar 2021 gegenüber dem Deutschlandfunk: „Die Ziele, die wir gegenüber Russland haben, sind ja sehr große. Wir wollen ja nicht weniger als einen Regimewandel in Russland, das ist sehr schwer zu erreichen mit wirtschaftlichem Druck.“
Den geplanten EU-weiten Ausstieg aus russischem Gas sehe der WIFO-Chef kritisch, berichtete der ORF Mitte März 2023; Probebohrungen in Österreich (Molln, Wittau) kamen im Ö1-Interview mit Christian Williwald jedoch nicht zur Sprache. Felbermayr „sei nach wie vor für einen Importzoll auf russisches Gas, der den Rohstoff bei Neuverträgen mit Moskau unattraktiver machen würde.“ „Laut der Geologischen Bundesanstalt in Wien geht die Gasproduktion in Österreich zurück,“ so der Kurier im Jänner des Jahres.
Felbermayr warnt konstant vor einem schleichenden Verlust der Wettbewerbsfähigkeit Österreichs. „‚Man sollte darüber nachdenken, die hohe Inflation der vergangenen zwölf Monate nicht mit aller Macht in die Zukunft fortzuschleppen. Es soll den vollen Ausgleich der Inflation für die Arbeitnehmer geben, klar. Aber nicht sofort, sondern zeitlich gestreckt‘, sagte er zum ‚Kurier‘ (Samstag-Ausgabe).“
Einer Übergewinnsteuer bzw. einer Rettungsaktion für Kreditnehmer, die sich für einen variablen Kredit entschieden haben, könne Felbermayr wenig abgewinnen.
Ende Oktober 2023 wurde eine Umverteilungsstudie für die Jahre 2005 bis 2019 präsentiert, wodurch die Zahlen der Krisenjahre danach nicht für „verzerrte Daten“ sorgen konnten. Die Ungleichheit der Einkommen sei 2005 bis 2019 stabil geblieben, was „nicht so toll“ sei.
Personendaten | |
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NAME | Felbermayr, Gabriel |
ALTERNATIVNAMEN | Felbermayr, Gabriel J. |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Wirtschaftswissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 24. Juni 1976 |
GEBURTSORT | Steyr |