Hans-Jürgen Goertz

Hans-Jürgen Goertz (* 16. April 1937 in Fronza in Westpreußen) ist ein deutscher mennonitischer Theologe und Historiker. Eine zentrale Rolle in seiner Arbeit spielen Thomas Müntzer und die reformatorische Täuferbewegung. Daneben profilierte sich Goertz als Geschichtstheoretiker.

Leben und Wirken

Hans-Jürgen Goertz studierte Evangelische Theologie, Anglistik, Philosophie und Geschichte in Hamburg, Göttingen, Tübingen und in Hillsboro, Kansas. Im Sommer 1964 wurde er in Göttingen im Fach Theologie promoviert mit einer Arbeit über Thomas Müntzer als Theologen der Revolution. Seit 1963 wirkte er als Vikar und Pastor an der Mennonitengemeinde zu Hamburg und Altona, wo er die Gemeinde ökumenisch öffnete und die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Hamburg mitbegründete. Zwischen 1969 und 1972 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent am Ökumenischen Institut und im Ökumenischen Studentenwohnheim der Universität Heidelberg. Eine bereits in Systematischer Theologie in Heidelberg vorbereitete Habilitation konnte in Heidelberg nicht durchgeführt werden, da Goertz hierfür in die evangelische Landeskirche hätte wechseln müssen, was seinem ökumenischen Engagement widersprochen hätte. Ein Teil der Habilitationsschrift erschien 1980 unter dem Titel Geist und Wirklichkeit. Eine Studie zur Pneumatologie Erich Schaeders in Göttingen. 1974 wurde Goertz wissenschaftlicher Oberrat in Hamburg und 1982 Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Hamburg, wo er bis 2002 wirkte. Im Jahr 1986 nahm er für ein Semester eine Gastprofessur an der theologischen Fakultät der Universität Bern wahr. Goertz hielt Gastvorlesungen in Oxford, Cambridge, St. Andrews, Liverpool, New York, Yale und an der Harvard University.

Hans-Jürgen Goertz war von 2008 bis 2016 Vorsitzender der Thomas-Müntzer-Gesellschaft, derzeit ist er stellvertretender Vorsitzender. Außerdem ist er seit 1970 Mitschriftleiter der vom Mennonitischen Geschichtsverein herausgegebenen Mennonitischen Geschichtsblätter. Seit 2007 wurde am fünften Band des Mennonitischen Lexikons gearbeitet, der im Auftrag des Mennonitischen Geschichtsvereins von Hans-Jürgen Goertz herausgegeben wird. Eine Online-Fassung erschien seit 2010 und die Buchform Ende 2020.

Goertz gilt durch seine Forschungen vor allem zur Reformationsgeschichte als Experte. Im Jahr 2004 legte er einen Überblicksband zur deutschen Geschichte zwischen 1500 und 1648 vor. Goertz veröffentlichte 2015 eine Biographie über Thomas Müntzer. Es ist eine überarbeitete und ergänzte Fassung seiner 1989 erschienenen Müntzerbiographie. Goertz hat sich in zahlreichen Publikationen mit dem Begriff Antiklerikalismus und Problemen der Geschichtstheorie befasst.

Schriften (Auswahl)

Monographien

Herausgeberschaften

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Thomas Müntzer: Innere und äußere Ordnung in der Theologie Thomas Müntzers. Leiden 1967.
  2. Neues Mennonitisches Lexikon erhältlich
  3. Hans-Jürgen Goertz: Thomas Müntzer. Mystiker, Apokalyptiker, Revolutionär. München 1989. Vgl. dazu die Besprechung von Thomas T. Müller in: Historische Zeitschrift 305, 2017, S. 836–838.
  4. Vgl. Hans-Jürgen Goertz: Pfaffenhaß und groß Geschrei. Die reformatorischen Bewegungen in Deutschland 1517–1529. München 1987; Ders.: Antiklerikalismus und Reformation: sozialgeschichtliche Untersuchungen. Göttingen 1995.
  5. Vgl. Hans-Jürgen Goertz: Unsichere Geschichte. Zur Theorie historischer Referentialität. Stuttgart 2001.
Normdaten (Person): GND: 119455331 | LCCN: n80106676 | NDL: 00513486 | VIAF: 108359016 |