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Julien Reitzenstein (* 1975) ist ein deutscher Historiker und Autor, der durch seine Forschungen zur Geschichte des Nationalsozialismus bekannt wurde. Reitzenstein engagiert sich für die Gedenkkultur. Ein Beispiel ist die von ihm angeregte Errichtung einer Gedenkstele vor der Dienstvilla des Bundespräsidenten in Berlin, die über das Schicksal von Hugo Heymann informiert.
Julien Reitzenstein studierte nach eigenen Angaben Geschichtswissenschaften, Erziehungswissenschaften und Rechtswissenschaften.[1]
Abschlüsse erwarb er in Geschichtswissenschaft und in Medizinischer Wissenschaft. In beiden Fächern legte er 2014 eine Dissertation vor. Seine erste Dissertation an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf war eine Arbeit über das Institut für wehrwissenschaftliche Zweckforschung, eine Einrichtung der von der SS geführten Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe. Damit wurde er zum Dr. phil. promoviert.[2] Die zweite Dissertation an der Charité in Berlin hat den Titel Sievers, Rascher, Plötner und das Polygal. Entwicklung und Produktion des Hämostyptikums Polygal in den Jahren 1943 bis 1945. Damit erwarb er den Titel Dr. rer. med.[2][3]
Auf Grundlage seiner Dissertation zum Dr. phil. und weiterer Arbeiten veröffentlichte Reitzenstein im gleichen Jahr bei Schöningh das Werk Himmlers Forscher. Wehrwissenschaft und Medizinverbrechen im „Ahnenerbe“ der SS. Die Arbeit wurde sowohl in Fachzeitschriften[4][5] und in Publikumsmedien[6][7][8] besprochen. Das Buch erschien 2019 in zweiter Auflage.
Im Juni 2016 erschien eine Rezension zu Himmlers Forscher auf der der Plattform H-Soz-Kult.[9] Sören Flachowsky war der Verfasser, Michael Wildt war als dessen Vorgesetzter für die Freigabe des Textes verantwortlich. Die Rezension war weitgehend positiv, sie enthielt jedoch aus Reitzensteins Sicht „beinahe ein Dutzend Falschbehauptungen“.[10] Auf seinen Antrag hin untersagte das Landgericht Hamburg im Juli 2016 eine der problematischen Äußerungen.[11] In der Folge wurde die Rezension zurückgezogen.[12]
Im Jahr 2018 veröffentlichte Reitzenstein bei Duncker & Humblot eine wissenschaftliche Monographie über die sogenannte Straßburger Schädelsammlung, die bei Kriegsende im anatomischen Institut der Universität Straßburg mit 86 im KZ Natzweiler-Struthof in der Gaskammer ermordeten Juden aufgefunden wurde.[13] Reitzenstein widmet sich im Buch unter anderem dem von Fritz Bauer initiierten Strafverfahren gegen Bruno Beger, der als Gehilfe verurteilt wurde. Reitzenstein legt dabei neue Quellen vor, die eine erweiterte Perspektive bezüglich der Tatbeteiligung des Rasseforschers Beger und seiner Motive, sowie der Rolle des Zeugen Henri Henripierre ermöglichen.
Der Historiker Wolfgang Benz beurteilte das Buch positiv: „Seriöse Wissenschaft – das zeigt Reitzenstein – kann Augen öffnen.“[14] Sven Felix Kellerhoff urteilte in der Welt: „Das Beispiel zeigt, dass kritische Geschichtswissenschaft auch die Aussagen von jahrzehntelang als verlässlich geltenden Kronzeugen infrage stellen sollte. Das ist keine Relativierung, sondern dient im Gegenteil der Aufarbeitung.“[15] Werner Renz kritisierte in der Zeitschrift myops Reitzensteins „unkonventionellen Ansatz“, Beger nachträglich in einem fiktiven Prozess als Täter zu überführen. Die deutsche Strafprozessordnung kenne „bekanntlich kein Strafverfahren in Abwesenheit des Angeklagten und ohne Verteidigung“.[16] Reitzenstein erwidert in seiner Replik, dass Renz das Narrativ der NS-Täter Beger und Henrypierre stütze und bereits 2005 der Auffassung gewesen sei, dass die Angeklagten des Auschwitz-Prozesses nicht hätten bestraft werden dürfen.[17] Nikoline Hansen schrieb in der Jüdischen Rundschau: „Gelegentlich ist es notwendig, andere Fragen zu stellen und auch bekannte historische Narrative aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Julien Reitzenstein setzt damit eine unbequeme Tradition fort, die sich quasi durch das Denken gegen das Establishment auszeichnet.“[18] Auch dieses Buch erhielt eine zweite Auflage.[19]
Als Historiker war Reitzenstein als Lehrbeauftragter an verschiedenen Universitäten tätig. Derzeit lehrt er an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (seit dem Wintersemester 2015/2016) und an der Universität Stuttgart (seit dem Wintersemester 2022/2023).[20][21]
Reitzenstein ist Mitautor der 2017 erschienenen zweiten Auflage des Handbuchs der völkischen Wissenschaften, herausgegeben von Michael Fahlbusch, Ingo Haar und Alexander Pinwinkler. Begleitend zum Erscheinen dieser Auflage sollte eine wissenschaftliche Tagung stattfinden. Als deren Finanzierung zu scheitern drohte, sprangen Reitzenstein und andere Beteiligte als Spender ein. In der Folge initiierte Reitzenstein die Gründung des Geschichte und Zukunft e. V. in Berlin als Trägerverein und wurde stellvertretender Vorsitzender.[22] Der Verein förderte weitere Forschung und Publikationen zu völkischem Gedankengut unter nationalsozialistischer Herrschaft und organisierte bis 2021 weitere Tagungen.[23] Dann ging er in dem größeren Trägerverein History & Documentation auf.[24] Reitzenstein ist Mitglied im leitenden Gremium von History & Documentation.[25]
Er ist mit Anja Lobenstein-Reichmann unter anderen Co-Herausgeber des Sammelbandes Völkische Wissenschaften: Ursprünge, Ideologien und Nachwirkungen. Gemeinsam mit Dirk Rupnow und Bernd-A. Rusinek ist er Herausgeber der wissenschaftlichen Reihe Politik, Ideologie und Wissenschaft, deren erster Band 2023 unter dem Titel Völkisches Denken 1848 bis 1948. Von der Paulskirche über Weimar zum Petersberg erschienen ist. Reizenstein gehört der Steuerungsgruppe des Projekts Handbook Ideologies in National Socialism an,[26] die ein vierbändiges englischsprachiges Übersichtswerk über nationalsozialistische Ideologie herausgibt und begleitende Tagungen und Workshops veranstaltet.[27] Zudem ist er Herausgeber der Edition der Diensttagebücher von Wolfram Sievers.
Ferner zählt er zum wissenschaftlichen Beirat des Regimes Museum in Los Angeles.[28]
Reitzenstein lebt im County Kerry in Irland.[29] Als Autor tritt er öffentlich als Julien Reitzenstein in Erscheinung und wird meist auch mit diesem Namen zitiert. Gelegentlich wird sein Name als „Julien von Reitzenstein“ angegeben.[30]
In seinem Buch Himmlers Forscher deckte Reitzenstein auf, unter welchen Umständen Hugo Heymann, der jüdische Voreigentümer der heutigen Dienstvilla des Bundespräsidenten, seinen Besitz und sein Leben verloren hatte. Er fühlte sich verantwortlich dafür, ein angemessenes Gedenken für Hugo Heymann anzuregen, und nahm Kontakt mit dem Bundespräsidialamt auf. Als er dort im März 2014 empfangen wurde, empfahl er die Aufstellung einer Gedenkstele vor der Villa und die Verlegung eines Stolpersteins.[31]
Im Juni 2016 gab das Bundespräsidialamt ein Gutachten bei Michael Wildt in Auftrag, der Reitzensteins Forschungsergebnissen nachgehen sollte. Das Gutachten lag im Dezember 2016 vor.[32] Reitzenstein sah erhebliche Mängel in Wildts Gutachten,[33] die auch in der Presse thematisiert wurden.[34] Der Bundespräsident sah ebenfalls Lücken in dem Gutachten und beauftragte Wildt mit einem zweiten Gutachten.[35] Daraufhin schloss sich Wildt Reitzensteins Forderung nach einer Gedenkstele an.[36] Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier enthüllte die Stele im Juni 2018 und dankte Reitzenstein für sein Engagement.[37]
Reitzenstein hatte dafür plädiert, Stolpersteine vor der Dienstvilla des Bundespräsidenten zu verlegen. Die Berliner Stolperstein-Initiative folgte jedoch Wildts Auffassung, dass der „letzte freiwillig gewählte Wohnort“ des Ehepaars Heymann sich in der Berkaer Straße in Berlin-Schmargendorf befunden habe. Dort wurden im Dezember 2017 zwei Stolpersteine für Hugo Heymann und seine Frau Maria verlegt. Reitzenstein, der die Stolpersteine gestiftet hatte, reiste aus Irland an, um daran teilzunehmen.[38][39] Später richtete er eine Website ein, in der er die Auseinandersetzung um das Gedenken an Hugo und Maria Heymann aus seiner Sicht dokumentiert.[40]
Im Jahr 2018 warb Reitzenstein dafür, die in schlechtem baulichen Zustand befindliche Frankfurter Paulskirche mit Bundesmitteln zu sanieren und zu einem positiven Erinnerungsort der Demokratie umzugestalten.[41] Seine Initiative erhielt Unterstützung unter anderem von Felix Klein, Düzen Tekkal, Andreas Mattner, Rainer Nagel, Otto Fricke und Peter Feldmann.[42] Derzeit wird die Paulskirche saniert, soll allerdings nicht in ihrer ursprünglichen Gestalt rekonstruiert werden.[43]
Im August 2019 veröffentlichte Reitzenstein in der Zeitschrift Cicero einen Beitrag[44] über die Villa Semmel in der Berliner Pacelliallee und ihren Voreigentümer Richard Semmel. Die Liegenschaft ist heute die Botschaft des Irak. Semmel hatte die Villa seinerzeit unter dem Druck drohender Verfolgung an den Fabrikanten Wilhelm Kühne (Carl Kühne KG) verkauft. Reitzenstein regte eine Gedenkstele nach Vorbild der Dienstvilla des Bundespräsidenten an. Zu deren Enthüllung brachte er im Februar 2022 die Erben von Semmel und Kühne zusammen.[45] Reitzenstein forderte in dem Beitrag von der Bundesregierung die Einrichtung einer zentralen Stelle, die alle vor 1945 gebauten Liegenschaften in öffentlich-rechtlichem Eigentum auf NS-Unrecht untersucht. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, unterstützt diesen Vorstoß.[46]
Im September 2020 starteten Julien Reitzenstein und Ralf Balke die Initiative, die nach Eugenio Pacelli, dem späteren Papst Pius XII., benannte Pacelliallee in Berlin umzubenennen, und zwar in „Golda-Meir-Allee“, nach der vormaligen Ministerpräsidentin Israels Golda Meir.[47] Die beiden Historiker richteten eine Website ein, um die entsprechende Petition[48] zu unterstützen. Sie schrieben, dass Pacelli „unter zahlreichen Historikern als höchst problematische Persönlichkeit gilt“, und listeten die Gründe dafür auf. Die „jüdische Aktivistin“ Golda Meir sei ein „idealer Gegenentwurf“ zu Pacelli. Zugleich distanzierten sie sich von dem „Cancel-Culture-Trend“, historischen Persönlichkeiten rückwirkend vorzuwerfen, dass für sie Werte selbstverständlich waren, die heute abgelehnt werden. „Frauenfeindlichkeit, Antisemitismus und Schutz von Massenmördern“ seien auch damals (d. h. zu Pacellis Zeit) keineswegs akzeptabel gewesen.[49] Reitzenstein hatte bereits im Juni 2020 in einem Artikel über den Umgang mit Denkmälern für „wissenschaftlich differenzierte Einordnungen“ plädiert und die „zeitgenössischen Bilderstürmer“ kritisiert.[50]
Die Initiative wurde unter anderem vom Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung[51] und vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma befürwortet.[52] Die Apostolische Nuntiatur protestierte gegen das Vorhaben,[51][53] ebenso die Berliner AfD-Fraktion.[54] Der Kirchenhistoriker Hubert Wolf, der seit einem halben Jahr die Akten des Pontifikats von Pius XII. erforschte, argumentierte, die Initiative komme zur Unzeit. Erst seit der Freigabe im März des Jahres hätten Historiker Zugang zu diesen Akten. Sie sollten zuerst sorgfältig ausgewertet werden, dann könne man die Frage nach einer Umbenennung noch einmal neu stellen.[51][53] Im September 2021 beschloss das zuständige Bezirksparlament Reitzensteins Kompromissvorschlag, die Pacelliallee nicht umzubenennen, sie aber in eine „Allee des Gedenkens“ in der Art eines Geschichtslehrpfades umzugestalten.[55]
Aus Anlass des 80. Jahrestags der Wannseekonferenz schuf Reitzenstein[56] die künstlerische Gedenkinstallation WIR! SIND! HIER!, die ab Januar 2022 im Berliner Parlamentsgebäude ausgestellt wurde.[57] Die Installation setzt lebensgroße Porträts von Shoa-Überlebenden und ihren Enkeln in Kontext mit dem Wannseekonferenz-Tisch und -Protokoll. Die Installation richtet sich gegen die Entpersonalisierung der Opfer.[58] Nach der Premiere begann die Erweiterung des Werks um weitere Überlebende, unter anderem in England, Schottland und Israel. Danach wird sie an weiteren Orten ausgestellt. Am 9. November 2023 eröffnete der deutsche Botschafter Andreas Michaelis mit Reitzenstein und Sonderbotschafterin Ellen Germain sowie Stuart Eizenstat als Keynote Speaker die US-Premiere von WE! ARE! HERE! in Washington, D.C.[59]
Seit 2007 hat Reitzenstein Beiträge für unterschiedliche Publikationen veröffentlicht. Dazu gehören unter anderem Jüdische Allgemeine, Cicero, Die Welt und Welt am Sonntag, Die Presse, Neue Zürcher Zeitung, Jüdische Rundschau, Finance und das Manager Magazin. Zudem schrieb er viele Jahre als regelmäßiger Autor der Zeitschrift Immobilienwirtschaft aus dem Haufe-Verlag.[60] In den Jahren 2021 und 2022 schrieb er einige Beiträge in dem Blog Salonkolumnisten.[61]
Websites von Julien Reitzenstein
Personendaten | |
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NAME | Reitzenstein, Julien |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Historiker und Autor |
GEBURTSDATUM | 1975 |