Konstantinos Mitsotakis

Konstantinos Mitsotakis (2008)

Konstantinos Mitsotakis (griechisch Κωνσταντίνος Μητσοτάκης, * 18. Oktober 1918 in Chania, Kreta; † 29. Mai 2017 in Athen) war ein griechischer Politiker. Er war von April 1990 bis Oktober 1993 griechischer Ministerpräsident.

Leben

Aus einer politisch sehr aktiven Familie stammend (Eleftherios Venizelos war sein Großonkel, sein Vater und beide Großväter waren Abgeordnete), nahm er am kretischen Widerstandskampf gegen die deutsche Besatzung der Insel Kreta teil.

Er studierte an der Universität Athen Recht und Wirtschaft und wurde erstmals bereits 1946 und dann bis 1981 weitere zehn Mal als Abgeordneter des Wahlkreises Chania ins Parlament gewählt. Von seiner familiären Herkunft her liberal, gehörte er in den sechziger Jahren zunächst der Zentrumsunion von Georgios Papandreou an, bis er 1965 als Anführer einer Gruppe von „Abtrünnigen“ (griechisch αποστάτες) den Sturz der Regierung Papandreou einleitete, der er selbst als Wirtschaftsminister angehört hatte.

Von der Militärjunta wurde er nach deren Staatsstreich am 21. April 1967 verhaftet, konnte aber fliehen und lebte bis 1974 in der Türkei im Exil. Nachdem er 1974 zunächst als Unabhängiger erfolglos kandidiert hatte, gelang ihm bei der Parlamentswahl am 20. November 1977 der Wiedereinzug ins Parlament als Abgeordneter der kleinen Partei „Neue Liberale“. Im Jahre 1978 schloss er sich der von Konstantinos Karamanlis gegründeten Nea Dimokratia an. Vom 10. Mai 1978 bis zum 10. Mai 1980 war er Minister für Wirtschaftliche Koordination im Kabinett Karamanlis VII und anschließend bis zum 21. Oktober 1981 Außenminister im Kabinett Georgios Rallis.

1984 wurde er zum Vorsitzenden der Nea Dimokratia gewählt. Neben seinem sozialistischen Erzrivalen Andreas Papandreou, dem Sohn von Georgios Papandreou, dominierte er in den achtziger und neunziger Jahren die griechische Politik. Als Parteiführer der konservativen Nea Dimokratia konnte er in seiner kretischen Heimat keiner Mehrheit mehr gewiss sein; er kandidierte deshalb ab 1985 in Thessaloniki und Athen.

Nachdem seine Partei aus den dritten Parlamentswahlen innerhalb von nur einem Jahr als Sieger hervorgegangen war, wurde er 1990 mit einer Mehrheit von einer Stimme zum Ministerpräsidenten gewählt. Seine Regierung beschnitt die öffentlichen Ausgaben, privatisierte staatliche Unternehmen und leitete eine Reform des Öffentlichen Dienstes ein. Er besuchte im Juni 1990 als erster griechischer Regierungschef seit 1964 die USA und verbesserte die unter Papandreou schlechten Beziehungen zu den USA. 1991 besuchte US-Präsident George H. W. Bush Griechenland.

Bei der Parlamentswahl 1993 verlor die Nea Dimokratia die parlamentarische Mehrheit wieder an Papandreous PASOK. Mitsotakis trat als Vorsitzender der Nea Dimokratia zurück, blieb aber deren Ehrenvorsitzender. 2004 zog er sich aus der aktiven Politik zurück.

Seine Tochter, Dora Bakogianni, war von 2006 bis 2009 Außenministerin (Kabinette Kostas Karamanlis I und II). Sein Sohn Kyriakos Mitsotakis ist Parlamentsabgeordneter, Vorsitzender der Nea Dimokratia und seit Juli 2019 griechischer Ministerpräsident (Kabinett Kyriakos Mitsotakis).

In Griechenland galt Mitsotakis als notorischer „Pechvogel“; in Witzen und satirischen Anekdoten wird er mit verschiedenartigsten Unglücksfällen in Verbindung gebracht.

Mitsotakis starb im Mai 2017 im Alter von 98 Jahren in Athen.

Ehrungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ehemaliger Regierungschef Mitsotakis gestorben. In: FM1Today. 29. Mai 2017, abgerufen am 29. Mai 2017. 
  2. Biographie Mitsotakis (griechisch) Archivierte Kopie (Memento vom 3. März 2008 im Internet Archive)
  3. www.ekathimerini.com
Parteivorsitzende der Nea Dimokratia

Konstantinos Karamanlis (1974–1980) | Georgios Rallis (1980–1981) | Evangelos Averoff (1981–1984) | Konstantinos Mitsotakis (1984–1993) | Miltiadis Evert (1993–1997) | Kostas Karamanlis (1997–2009) | Andonis Samaras (2009–2015) | Vangelis Meimarakis* (2015) | Ioannis Plakiotakis* (2015–2016) | Kyriakos Mitsotakis (seit 2016)

*Interimsvorsitzende

Kabinett Konstantinos Mitsotakis

Ministerpräsident: Konstantinos Mitsotakis
Stellvertretende Ministerpräsidenten: Tzannis Tzannetakis, Athanasios Kanellopoulos (bis 21. Februar 1992)
Minister:
Außenminister: Andonis Samaras ab 14. April 1992: Konstantinos Mitsotakis ab 7. August 1992: Michalis Papakonstantinou
Verteidigungsminister: Ioannis Varvitsiotis
Minister beim Ministerpräsidenten: Miltiadis Evert ab 31. Oktober 1991: Sotirios Kouvelas
Wirtschaftsminister: Georgios Souflias ab 1. Oktober 1990: Konstantinos Mitsotakis ab 8. August 1991: Efthymios Christodoulos ab 17. Februar 1992: Stefanos Manos ab 7. August 1992:
Finanzminister: Ioannis Paleokrassas ab 7. August 1992: Stefanos Manos
Innenminister: Sotirios Kouvelas ab 8. August 1991: Nikolaos Kleitos ab 3. Dezember 1992: Ioannis Kefalogiannis ab 14. September 1993: Ioannis Georgakis
Minister für Öffentliche Ordnung: Ioannis Vasiliadis ab 8. August 1991: Theodoros Agnostopoulos ab 3. Dezember 1992: Nikolaos Gelestathis ab 14. September 1993: Dimitrios Manikas
Kulturminister: Tzannis Tzannetakis ab 8. August 1991: Anna Psaroula-Benaki ab 7. Dezember 1992: Dora Bakogianni
Landwirtschaftsminister: Michalis Papakonstantinou ab 8. August 1991: Sotirios Kouvelas ab 31. Oktober 1991: Sotirios Chatzigakis ab 27. November 1992: Christos Koskinas
Justizminister: Athanasios Kanellopoulos ab 8. August 1991: Michalis Papakonstantinou ab 7. August 1992: Ioannis Varvitsiotis ab 3. Dezember 1992: Anna Psaroula-Benaki ab 14. September 1993: Georgios Plagianakos
Minister für Nationale Bildung und Religiöse Angelegenheiten: Vasilios Kondogiannopoulos ab 10. Januar 1991: Georgios Souflias
Arbeitsminister: Aristidis Kalantzakos
Minister für Gesundheit und Soziale Sicherheit: Marietta Giannakou ab 8. August 1991: Georgios Sourlas ab 3. Dezember 1992: Dimitrios Sioufas
Minister für Industrie, Energie und Technologie bis 8. August 1991: Stavros Dimas Handelsminister bis 8. August 1991: Athanasios Xarchas
Minister für Handel, Industrie, Energie und Technologie ab 8. August 1991: Andreas Andrianopoulos ab 7. August 1992: Ioannis Paleokrassas ab 3. Dezember 1992: Vasilios Kondogiannopoulos
Minister für Transport und Kommunikation: Nikolaos Gelestathis ab 3. Dezember 1992: Theodoros Anagostopoulos
Handelsmarineminister: Konstantinos Mitsotakis ab 1. Oktober 1990: Aristotelis Pavlidis ab 3. Dezember 1992: Alexandros Papadongas
Ägäisminister: Georgios Misailidis ab 8. August 1991: Konstantinos Mitsotakis
Minister für Umwelt, Raumordnung und öffentliche Arbeiten: Stefanos Manos ab 8. August 1991: Achilleas Karamanlis
Minister für Makedonien und Thrakien: Georgios Tzitzikostas ab 8. August 1991: Panagiotis Chatzinikolaou | Tourismusminister Georgios Souflias ab Mai 1990: Ioannis Kefalogiannis | Staatsminister ab 7. August 1992: Andreas Andrianopoulos | Minister ohne Geschäftsbereich: Ioannis Kefalogiannis

Griechische Regierungen seit 1974

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Normdaten (Person): GND: 143106147 | LCCN: n86119102 | VIAF: 121635174 |