Kreis Lublinitz

Der Kreis Lublinitz auf einer Karte von 1905

Der Kreis Lublinitz war von 1743 bis 1926 ein preußischer Landkreis in Oberschlesien. Seine Kreisstadt war die Stadt Lublinitz. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute zum größten Teil zur polnischen Woiwodschaft Schlesien.

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Nach der Eroberung des größten Teils von Schlesien wurden von König Friedrich II. 1742 in Niederschlesien und 1743 auch in Oberschlesien preußische Verwaltungsstrukturen eingeführt. Dazu gehörte die Einrichtung zweier Kriegs- und Domänenkammern in Breslau und Glogau sowie deren Gliederung in Kreise und die Einsetzung von Landräten. Die Ernennung der Landräte in den oberschlesischen Kreisen erfolgte auf einen Vorschlag des preußischen Ministers für Schlesien Ludwig Wilhelm von Münchow hin, dem Friedrich II. im Februar 1743 zustimmte.

Im Fürstentum Oppeln, einem der schlesischen Teilfürstentümer, wurden aus den alten schlesischen Weichbildern preußische Kreise gebildet, darunter auch der Kreis Lublinitz. Als erster Landrat des Kreises Lublinitz wurde Georg Friedrich von Rousitz und Helm eingesetzt. Der Kreis unterstand zunächst der Kriegs- und Domänenkammer Breslau und wurde im Zuge der Stein-Hardenbergischen Reformen dem Regierungsbezirk Oppeln der Provinz Schlesien zugeordnet. Bei der Kreisreform vom 1. Januar 1818 im Regierungsbezirk Oppeln blieb der Kreis unverändert.

Norddeutscher Bund/Deutsches Reich

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis Lublinitz zum Norddeutschen Bund und seit dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Zum 8. November 1919 wurde die Provinz Schlesien aufgelöst und aus dem Regierungsbezirk Oppeln die neue Provinz Oberschlesien gebildet.

Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 votierten im Kreis Lublinitz 47 % der Wähler für den Verbleib bei Deutschland und 53 % für eine Abtretung an Polen. Durch die Beschlüsse der Pariser Botschafterkonferenz wurden die östlichen zwei Drittel des Kreises mit den Städten Lublinitz und Woischnik an Polen abgetreten. Das westliche Drittel des Kreises bestand zunächst als Kreis Lublinitz fort und ging am 1. Januar 1927 mit den Landgemeinden Heine und Mischline aus dem Kreis Groß Strehlitz sowie der Landgemeinde und dem Gutsbezirk Thursy aus dem Kreis Rosenberg im Kreis Guttentag auf.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
1795 22.579
1819 25.416
1846 41.698
1871 45.326
1885 44.087
1900 47.213
1910 50.388
1925 17.169

Bei der Volkszählung von 1910 bezeichneten sich 79 % der Einwohner des Kreises Lublinitz als rein polnischsprachig und 15 % als rein deutschsprachig. 95 % der Einwohner waren 1910 katholisch und 4 % evangelisch.

Landräte

Kommunalverfassung

Der Kreis Lublinitz gliederte sich bis 1922 in die Städte Guttentag, Lublinitz und Woischnik, in Landgemeinden und in Gutsbezirke.

Gemeinden

Der Kreis Lublinitz umfasste 1910 drei Städte und 66 Landgemeinden. Die mit D gekennzeichneten Gemeinden verblieben 1922 im Deutschen Reich und kamen 1927 zum Kreis Guttentag.

  • Groß Droniowitz
  • Groß Lagiewnik
  • Guttentag, Stadt D
  • Gwosdzian D
  • Hadra
  • Harbultowitz
  • Jawornitz
  • Jezowa D
  • Kallina
  • Kaminitz
  • Klein Droniowitz
  • Klein Lagiewnik D
  • Kochanowitz
  • Kochtschütz
  • Kokottek
  • Koschentin
  • Koschmieder D
  • Lissau
  • Skrzidlowitz D
  • Sodow
  • Sollarnia
  • Sorowski D
  • Stahlhammer
  • Steblau
  • Strzebin
  • Warlow D
  • Wendzin D
  • Wiersbie
  • Wilhelmshort D
  • Woischnik, Stadt
  • Wüstenhammer
  • Zielonna
  • Zwoos D

Die Landgemeinde Stahlhammer hieß bis 1909 Kutschau-Zawodie.

Persönlichkeiten

Literatur

Weblinks

Commons: Kreis Lublinitz – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Roland Gehrke: Landtag und Öffentlichkeit: Provinzialständischer Parlamentarismus in Schlesien 1825-1845. Böhlau Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-412-20413-6, S. 45 (Teildigitalisat). 
  2. Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert. Akten vom 31. Mai 1740 bis Ende 1745. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Band 6,2. Paul Parey, Berlin 1901, Immediatbericht Münchows zu Bestellung von Landräthen in Oberschlesien, S. 540 (Digitalisat). 
  3. W. F. C. Starke: Beiträge zur Kenntniß der bestehenden Gerichtsverfassung und der neusten Resultate der Justizverwaltung in dem Preussischen Staate. Carl Heymann, Berlin 1839, Kreiseinteilung des preußischen Herzogtums Schlesien im 18. Jahrhundert, S. 290 (Digitalisat). 
  4. Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9
  5. Verordnung zur Eintheilung des preußischen Staats nach seiner neuen Begrenzung. 1815 (Digitalisat). 
  6. Amtsblatt Königlichen Oppelnschen Regierung 1817, Nr. XLI. Bekanntmachung der neuen Kreis-Eintheilung des Oppelnschen Regierungs-Bezirks vom 1. Oktober 1817. Oppeln, S. 523 ff. (Digitalisat). 
  7. Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 38 (Digitalisat). 
  8. Statistisches Bureau zu Berlin (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des preußischen Staats. Duncker & Humblot, Berlin 1821, Schlesien, S. 90 (Digitalisat). 
  9. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. (Digitalisat). 
  10. Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung 1871
  11. Gemeindelexikon für die Provinz Schlesien 1885
  12. a b c www.gemeindeverzeichnis.de
  13. a b Michael Rademacher: Sch_lublinitz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900 
  14. Jakob Spett: Nationalitätenkarte der östlichen Provinzen des Deutschen Reiches nach dem Ergebnissen der amtlichen Volkszählung vom Jahre 1910 entworfen von Ing. Jakob Spett. Justus Perthes, 1. Januar 1910 (bibliotekacyfrowa.pl ). , siehe auch Schlesien#Die ethnolinguistische Struktur Oberschlesiens (1819–1910)
  15. Rolf Straubel: „Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740 bis 1806/15“, K.G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9, S. 89 Franz v. Blacha
Schlesien Landkreise und Verwaltungseinheiten in der Provinz Schlesien (1815–1945)

Teilprovinzen: Niederschlesien | Oberschlesien

Regierungsbezirke: Breslau | Kattowitz | Liegnitz | Oppeln | Reichenbach

Kreisfreie Städte: Beuthen O.S. | Breslau | Brieg | Gleiwitz | Glogau | Görlitz | Grünberg i. Schles. | Hindenburg O.S. | Hirschberg i. Rsgb. | Kattowitz | Königshütte | Liegnitz | Neisse | Oppeln | Ratibor | Schweidnitz | Waldenburg (Schles)

Landkreise: Bendsburg | Beuthen | Beuthen-Tarnowitz | Bielitz | Blachstädt | Bolkenhain | Breslau | Brieg | Bunzlau | Cosel | Falkenberg | Frankenstein | Fraustadt | Freystadt | Glatz | Glogau | Goldberg | Goldberg-Haynau | Görlitz | Groß Strehlitz | Groß Wartenberg | Grottkau | Grünberg | Guhrau | Guttentag | Habelschwerdt | Hindenburg | Hirschberg | Hoyerswerda | Ilkenau | Jauer | Kattowitz | Krenau | Kreuzburg | Landeshut | Lauban | Leobschütz | Liegnitz | Löwenberg | Lüben | Lublinitz | Militsch | Münsterberg | Namslau | Neisse | Neumarkt | Neurode | Neustadt | Nimptsch | Oels | Ohlau | Oppeln | Kreis Pleß | Landkreis Pleß | Ratibor | Reichenbach | Rosenberg | Rothenburg | Kreis Rybnik | Landkreis Rybnik | Sagan | Saybusch | Schönau | Schweidnitz | Sprottau | Steinau | Strehlen | Striegau | Tarnowitz | Teschen | Tost-Gleiwitz | Trebnitz | Waldenburg | Warthenau | Wohlau

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