Lorenzo Valla

Lorenzo Valla

Lorenzo Valla (auch Lorenzo della Valle, lateinisch Laurentius Valla; * zwischen 2. August und 6. Dezember 1406 in Rom; † 1. August 1457 ebenda) war ein italienischer Humanist und Kanoniker. Er gilt als Begründer der modernen Textkritik.

Leben

Eigenhändige Korrekturen Vallas in einer Handschrift von Herodots Historien. Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. Gr. 122, fol. 41r und 122r Lorenzo Valla, Gesta Ferdinandi regis, Autograph. Paris, Bibliothèque Nationale, Lat. 6174, fol. 33v Der Anfang von Vallas Vorrede zu seiner lateinischen Übersetzung des Geschichtswerks des Thukydides im Widmungsexemplar für Papst Nikolaus V. Handschrift Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vat. lat. 1801, fol. 1r

Lorenzo Valla wurde zwischen 2. August und 6. Dezember 1406 in Rom geboren. Er war als Sohn des kurialen Konsistorialadvokaten Luca della Valla stadtadeliger Abkunft. Seine Ausbildung erhielt er bei Leonardo Bruni und den Kuriensekretären Rinuccio da Castiglione und Giovanni Aurispa, die zu den besten Philologen ihrer Zeit zählten. Er studierte die Schriften von Aristoteles, Cicero, Quintilian, Boethius und der Kirchenväter, aber auch die scholastische Literatur, und wurde ein ausgezeichneter Kenner der Werke des Thomas von Aquin.

Eine Anstellung im Vatikan wurde Valla unter Hinweis auf sein jugendliches Alter verwehrt. Er verließ Rom und siedelte nach Piacenza über. Erste Entwürfe seiner Dialoge De voluptate und De libero arbitrio entstanden.

1431 bemühte sich Valla bei Papst Eugen IV. erneut erfolglos um eine Anstellung. Im Herbst folgt er Gasparino Barzizza auf dem Lehrstuhl für Rhetorik in Pavia, wo er engen Kontakt mit diversen Humanisten hatte, darunter Maffeo Vegio. Auseinandersetzungen mit den dortigen Juristen um seine ersten Publikationen (Quaestiones dialecticae; De libero arbitrio; De elegantiis Latini sermonis) zwangen Valla, Pavia 1433 zu verlassen. Anstoß erregte er insbesondere durch seine in De elegantiis Latini sermonis vorgetragene Kritik am damals üblichen Mittellatein. Er verlangte von den Gelehrten, ihre Prosa am Vorbild des klassischen Latein auszurichten, wie es etwa Cicero geschrieben hatte. Anschließend hielt sich Valla in verschiedenen oberitalienischen Städten auf, u. a. in Mailand.

1435 ging Valla an den Hof des humanistenfreundlichen Königs Alfons V. von Aragón, der Krieg um Neapel führte. Valla kollationierte neutestamentliche Handschriften, edierte altsprachliche Werke, überarbeitete De voluptate, stellte die Elegantiarum linguae Latinae libri sex und Dialectica fertig. Fast zeitgleich und unabhängig von Nikolaus von Kues und Reginald Pecock wies er in Declamatio de falso credita et ementita donatione Constantini die Unechtheit der Konstantinischen Schenkung nach. Auf kirchenrechtlichem Gebiet ist dies seine bekannteste Leistung.

Seine Schriften setzten ihn 1444 dem Verdacht der Häresie aus; gegen ihn wurde ein Verfahren vor der Inquisition eingeleitet, die ihn aber aufgrund seiner geschickten Verteidigung und des königlichen Eingreifens nicht verurteilte. Rehabilitiert wurde Valla aber auch nicht.

Unter dem Pontifikat des „Humanistenpapstes“ Nikolaus V. übersiedelte Valla 1448 nach Rom und trat als scriptor litterarum apostolicarum in päpstliche Dienste. Dort setzte er seine philologische Tätigkeit mit der Übersetzung des Thukydides fort. 1455 wurde er Kuriensekretär. In seinen letzten Lebensjahren lehrte er erneut als Professor der Rhetorik und hielt u. a. Vorlesungen über Vergil und Cicero.

Valla starb am 1. August 1457 als apostolischer Sekretär und Kanonikus und wurde mit großen Ehren im Lateran beigesetzt.

Rezeption

Vallas Werke erfuhren zum Teil ungeheure Verbreitung und wurden bereits im 15. und 16. Jahrhundert in mehrere Sprachen übersetzt.

In der modernen Forschung wird Valla als eine der prägenden Persönlichkeiten des italienischen Humanismus im 15. Jahrhundert gewürdigt und insbesondere die Radikalität seiner neuen Ansätze betont. Ernesto Grassi sieht Vallas philosophisches Werk als „prinzipielle Abrechnung mit der traditionellen Metaphysik und mit dem christlichen Denken, sofern es sich in Platonismus und Aristotelismus verankert“. Es sei Valla aber nicht gelungen, durch seine Kritik des Stoizismus und des Platonismus zu einem neuen christlichen Denken zu gelangen. Paul Richard Blum stellt fest, Valla habe mit seinen respektlosen Auslegungen theologischen Lehrguts und mit seiner anthropozentrischen Perspektive dazu beigetragen, dass die Theologie in der Neuzeit ihren Rang als Leitwissenschaft verlor. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz sieht die Hauptleistung Vallas in seiner ungewöhnlich scharfen und prinzipiellen Kritik der aristotelisch-scholastischen Philosophie und in seinem Alternativentwurf einer neuen Philosophie auf der Grundlage eines neuen sprachphilosophischen Denkens, dessen Bahnbrecher er gewesen sei.

Textausgaben und Übersetzungen

Gesamtausgabe

Einzelne Werke

Literatur

Weblinks

Wikiquote: Lorenzo Valla – Zitate

Anmerkungen

  1. Clementina Marsico: Lorenzo Valla. In: Dizionaro Biografico degli Italiani 98, 2020.
  2. Ernesto Grassi: Einführung in die humanistische Philosophie. 2. Auflage. Darmstadt 1991, S. 102, 117.
  3. Paul Richard Blum: Lorenzo Valla. In: Paul Richard Blum (Hrsg.): Philosophen der Renaissance. Darmstadt 1999, S. 39.
  4. Hanna-Barbara Gerl: Einführung in die Philosophie der Renaissance. 2. Auflage. Darmstadt 1995, S. 98f.
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