Michael Ruetz

Michael Ruetz (* 4. April 1940 in Berlin) arbeitet als Künstler und Autor. Als Fotograf ist er international anerkannt.

Leben

Michael Ruetz wurde 1940 in Berlin geboren. Seine Vorfahren stammen aus Riga, dort waren sie als Drucker, Journalisten und Verleger tätig. Die Familie Ruetz war Besitzer und Herausgeber der Tageszeitung Rigasche Rundschau – einst die größte Tageszeitung des deutschsprachigen Ostens, mit einer Reichweite von Stettin bis Sankt Petersburg. Mitglieder der Familie mütterlicherseits (Meyer-Rohlfs) betätigten sich als Reeder und Tee-Kaufleute in Bremen.

Nach seiner Schulzeit in Bremen studierte Michael Ruetz in Freiburg, München und Berlin Sinologie als Hauptfach (bei den Professoren Franke, Bauer, Mohr und Hoffmann) sowie Japanologie und Publizistik. Er nahm an den Sinologie-Kongressen in Bordeaux, Kopenhagen und Leeds teil.

Als Augenzeuge des russischen Einmarsches in der Tschechoslowakei und Prag anlässlich des für den 25. August 1969 geplanten und dann abgesagten Sinologie-Kongresses entschloss sich Ruetz, die Arbeit an der Dissertation über den Roman Nieh-Hai Hua (1905) von Tseng-P’u zu beenden. Dieser Beschluss ging einher mit dem Beginn einer journalistischen Karriere die bis in die 1970er-Jahre dauerte.

Von 1969 bis 1973 war er Mitglied der Stern-Redaktion in Hamburg als Fotoreporter. Erste Ausstellungen seiner Arbeiten erfolgten in Berlin 1970 und Wien 1973 sowie 1972 Mitarbeit an der Documenta V. Ab 1974 übernahm er keinerlei Auftragsarbeit mehr, sondern realisierte ausschließlich Buchproduktionen aufgrund eigener Ideen und Vorschläge. Das erste Buch, Auf Goethes Spuren, war ein großer Erfolg in sehr hoher Auflage.

Michael Ruetz legte 1976 das externe Examen bei Otto Steinert und Willy Fleckhaus an der Folkwangschule Essen ab.

Von 1980 bis 1989 war er contract author des Verlags Little, Brown & Co./New York Graphic Society, Boston, Massachusetts und brachte in diesem Verlag sieben Bücher für den amerikanischen und weltweiten Markt heraus. Insgesamt hat Ruetz über vierzig Bücher und Publikationen veröffentlicht. Von 1996 bis 2007 lehrte er als Professor für Kommunikationsdesign an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Während mehrerer Auslandsaufenthalte verbrachte Michael Ruetz insgesamt 12 Jahre in Italien, Australien und den USA.

Michael Ruetz ist der Alleinerbe des künstlerischen Werks von Heinz Hajek-Halke und verwaltete es von 1983 bis 2020. Kennengelernt hatten sie sich 1965, als der Student Ruetz den Professor Hajek-Halke um eine Einschätzung seiner ersten Amateur-Aufnahmen bat. Ruetz organisierte große Retrospektiven Heinz Hajek-Halkes im Centre Georges-Pompidou, Paris 2002, in der Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin im Jahr 2007, in der Versicherungskammer Kulturstiftung in München 2008 und in der Akademie der Künste, Berlin 2012.

Michael Ruetz ist Mitglied der DGPh, der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner (GDL)/Deutsche Foto Akademie sowie der Akademie der Künste, Berlin. Im Mai 2002 wurde er durch den französischen Kulturminister Jean-Jacques Aillagon in den Ordre des Arts et des Lettres berufen. Er ist mit der Verlagslektorin und Übersetzerin Erica Ruetz verheiratet, hat eine erwachsene Tochter und lebt in Berlin.

Wirken

Bekannt wurde Michael Ruetz Ende der 60er Jahre durch seine Bilder der westdeutschen Studentenbewegung. Die Fotos der Berliner APO-Zeit, an welcher er als Chronist teilnahm, wurden in den großen Periodika wie Time, Life, Spiegel und Zeit veröffentlicht und erschienen später unter dem Titel Ihr müsst diesen Typen nur ins Gesicht sehen. APO Berlin 1966–1969 in Buchform.

In den 1960er und 1970er Jahren bereiste er im Auftrag des Stern die DDR, u. a. während der Weltfestspiele der Jugend 1973 und des 1. Mai 1974. Ebenso fotografierte Michael Ruetz die Akteure und Liquidatoren des Prager Frühlings. In weiteren Reportagen zeigte er Griechenland zur Zeit der Militärdiktatur, Chile nach dem Wahlsieg Salvador Allendes und Guinea-Bissau im Unabhängigkeitskrieg. Aus der Zeit um 1970 stammen Porträts von François Mitterrand, Helmut Kohl und anderen europäischen Politikern.

Mit Projekten wie Nekropolis und zahlreichen Bildserien, die sich thematisch an den Reisen Goethes und Fontanes (Auf Goethes Spuren, Auch ich in Arkadien/Goethes Italienische Reise, Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg) orientieren, wandte er sich zunehmend kulturhistorischen und dokumentarischen Projekten zu.

Neuere Projekte setzen sich mit den Möglichkeiten der Visualisierung von Zeit bzw. Vergänglichkeit auseinander. Der zweite Blick, Timescape und Der unverwandte Blick dokumentieren den Wandel der „sichtbaren Umwelt“ im Verlauf der Zeit. Unter dem Titel Eye on Time widmet sich Michael Ruetz in größeren Zeitabständen demselben Objekt und Thema und hält so Veränderungen und Entwicklungen desselben Ortes über Jahre fest.

Auszeichnungen

Filmdokumentation

Ausstellungen

Einzelausstellungen (Auswahl)

1968. Die unbequeme Zeit Akademie der Künste

Gruppenausstellungen (Auswahl)

Bibliografie

Bücher und Publikationen von Michael Ruetz (Auswahl)

Kataloge und Anthologien mit Texten und Beiträgen von Michael Ruetz

Einzelnachweise

  1. Silke Janovsky: „Du musst es hüten wie ein Wachhund.“ Der Fotograf Michael Ruetz hat 37 Jahre lang das Erbe von Heinz Hajek-Halke verwaltet. Nun verschenkt er es. In: Berliner Zeitung. Nr. 259/2010, 5. November 2010, Feuilleton, S. 28. 
  2. Heinz Hajek-Halke: Form aus Licht und Schatten, auf smb.museum
  3. Heinz Hajek-Halke. Form aus Licht und Schatten. Retrospektive. 30 July - 02 November 2008, auf versicherungskammer-kulturstiftung.de
  4. Der Alchimist. Heinz Hajek-Halke. Lichtgrafisches Spätwerk, auf adk.de
  5. Facing Time beim DOK.fest 2023

Weblinks

Normdaten (Person): GND: 118816330 | LCCN: n82035275 | VIAF: 22148313 |