Michael Sailstorfer

Michael Sailstorfer, Berlin 2018. Foto von Oliver Mark

Michael Sailstorfer (* 12. Januar 1979 in Velden (Vils)) ist ein deutscher Bildhauer sowie ein Installations- und Objektkünstler.

Leben und Wirken

Leben

Michael Sailstorfer wuchs in Bayern als Sohn des Bildhauers Josef Sailstorfer auf, besuchte schon früh mit seinem Vater Vernissagen und studierte von 1999 bis 2005 an der Akademie der Bildenden Künste München (unter anderem bei Nikolaus Gerhart und Olaf Metzel) sowie zwischenzeitlich am Goldsmith College der Londoner Universität (2003/2004). Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, so zum Beispiel 2001 den A.T. Kearney-Akademiepreis, 2002 den Preis der Darmstädter Sezession (Bereich Skulptur) und 2006/07 den Ars-Viva-Preis, sowie Stipendien der Studienstiftung des deutschen Volkes (2003) und der Villa Aurora (2005).

Sailstorfer steht auf der Liste 100 Köpfe von morgen, mit der ausgewählte junge Menschen vorgestellt werden, denen wegen ihrer „Kreativität und Leistungsbereitschaft eine aussichtsreiche Zukunft“ prognostiziert wird. Sein Werk ist geprägt von gebauten Objekten und Installationen. Eines seiner Werke befindet sich in der „Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland“ in Bonn. Sailstorfer lebt in Berlin.

Kunstschaffen

Außenthermometer (2012) Hauptweg und Nebenwege am Südtiroler Platz in Wien Mückenhäuser am Blumenthalradweg nahe der Überführung der A43

Sailstorfer begann seine künstlerische Tätigkeit mit ungewöhnlichen Skulpturen in freier Landschaft, fremdartigen temporären Gebilden, zum Beispiel eine Blechhütte aus zerschnittenen Wohnmobilen auf einer Wiese, von denen nur Fotos zeugen. Wohnen mit Verkehrsanbindung heißt eine Installation, bei der er im bayrischen Landkreis Erding verschiedene Wartehäuschen an einer Buslinie mit Schlafzimmer- und anderen Wohnungseinrichtungsgegenständen ausgestattet hat. 2008 schuf er ein Video, das ein Wellblechhaus zeigt, das seine Wände wie aufgeblasen ausdehnt und zu zersprengen scheint, dann aber immer wieder in sich zusammensackt. Von Ausgangspunkten älterer Kunst ist Sailstorfer kaum geprägt, weder inhaltlich noch formal. Er verwandelt „Objekte und entzieht ihnen den ursprünglichen Zweck. Dafür flößt er ihnen neues Leben ein und verleiht ihnen eine Seele. Mit der neuen Identität beginnt eine neue Geschichte. Spannend dabei ist immer wieder Michael Sailstorfers kabarettreife künstlerische Schöpfung der neuen Welten.“

Die Skulpturen des Bildhauers Sailstorfer überschreiten das körperlich Figürliche, sie breiten sich in weitere Dimensionen aus und erhalten durch Licht, Geräusche oder Geruch wuchernde Erweiterungen. Dabei faszinieren den Künstler Alltagsobjekte. Er „nimmt sich diese Gegenstände regelrecht vor, sie werden zerlegt, auseinander genommen, deformiert, adaptiert, neu zusammengesetzt und zu kraftvollen Installationen umgedeutet. Dabei ist sowohl der Raum, den sie einnehmen, als auch der Raum, der sie umgibt, von essenzieller Bedeutung.“ Bekannt wurde er mit einer Arbeit aus dem Jahr 2005, bei der sich ein hängender Autoreifen vergeblich dreht, ohne fortzukommen, und dabei gegen eine Wand scheuert, wodurch sich das Gummi langsam abreibt. Im Raum wird dann entsprechend ein stechender Geruch verbreitet und unter der Installation sammeln sich Gummifragmente an. Sailstorfer gab dem Werk den „Titel Zeit ist keine Autobahn“. Die Idee zu dieser Installation kam ihm in Japan beim Anblick eines Reifenlagers. „Enormer Energieaufwand verpufft geräuschvoll im Nichts – eine Kunstanstrengung in der Tradition von Sisyphus und Don Quijote, ein Schicksal, das uns mit der eigenen Lebenszeit und den eigenen Taten konfrontiert und mit absurder Komik gegen die Grenzen des Möglichen revoltiert.“

Im neuen Erweiterungsbau der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf installierte Sailstorfer im Jahre 2010 in der „Kleehalle“ dreihundert Wolken aus Lkw-Schläuchen als temporäre Installation mit der Bezeichnung Clouds.

Im Wettbewerb „United Nations Campus in Bonn für die Standorte Treppenhaus, Atrium und Foyerwand“, Kategorie „Kunst-am-Bau-Wettbewerb zum Standort Treppenhaus“ des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung für das Bauprojekt „Bauten für die Vereinten Nationen“ in Bonn erlangte Sailstorfer im Jahre 2011 den 1. Preis mit seinem Entwurf Außenthermometer. Die Ausführung erfolgte durch den Schlossermeister Bernd Euler.

Zitat

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Gruppenausstellungen

Literatur

Kataloge

Sekundärliteratur

Weblinks

Commons: Michael Sailstorfer – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Franz-Xaver Schlegel: Michael Sailstorfer – Welt mit Humor in Szene setzen. In: „kunsttermine.de“ am 1. Mai 2004. Verlag Reiner Brouwer, Stuttgart
  2. Matthias Ulrich auf der Schirn-Website zur Ausstellung 2008
  3. Dorothea Apovnik, zitiert aus der Presseinformation der Schirn vom 30. April 2008
  4. FAZ vom 10. Juli 2010 Seite 31
  5. BBR – Kunst am Bau UN Campus – Wettbewerbsergebnisse auf der Website des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung, abgerufen am 30. August 2014
  6. Michael Sailstorfer: Thermometer, 2012, UN-Campus Bonn auf der Website des Schlossermeisters Bernd Euler, abgerufen am 30. August 2014
  7. Zitiert aus „Der Überflieger“. In: „Süddeutsche Zeitung“ vom 8. Oktober 2002
  8. Homepage Museum Kurhaus Kleve Ewald Mataré Sammlung Ausstellungen, abgerufen am 19. September 2014
  9. Mitteilung zur Ausstellung, abgerufen am 6. September 2014.
Normdaten (Person): GND: 124818722 | LCCN: no2006117916 | VIAF: 74795391 |