In der heutigen Welt ist Mischna ein Thema, das in der Gesellschaft großes Interesse und große Debatten hervorruft. Aufgrund seiner Relevanz und Komplexität hat Mischna seit Jahren die Aufmerksamkeit von Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter, sozialen Schichten und Nationalitäten auf sich gezogen. Im Laufe der Zeit bleibt Mischna ein aktuelles Thema, das widersprüchliche Meinungen hervorruft und Emotionen in den Menschen weckt. Ob aufgrund seiner Auswirkungen auf das Alltagsleben, seiner historischen Relevanz oder seines Einflusses auf die Zukunft, Mischna ist zu einem Punkt von gemeinsamem Interesse geworden, der uns zum Nachdenken und zur Suche nach Antworten motiviert. In diesem Artikel werden wir die verschiedenen Aspekte und Perspektiven im Zusammenhang mit Mischna untersuchen, mit dem Ziel, zum Verständnis und zur Analyse dieses faszinierenden und wichtigen Themas beizutragen.
Die Mischna (hebr. מִשְׁנָה, „Wiederholung“) ist die erste größere Niederschrift der mündlichen Tora und als solche eine der wichtigsten Sammlungen religionsgesetzlicher Überlieferungen des Judentums, aufbauend auf der Kodifizierungsleistung der Tannaim. Die Mischna bildet die Basis des Talmud. Sie ist das erste kanonische Werk der mündlichen Überlieferung des Judentums und man nennt sie auch „Gesetzeskodex“. Die Mischna stellt die wichtigste Sammlung religionsgesetzlicher Überlieferungen (Halacha) der rabbinischen Zeit dar und bildet damit die Grundlage der späteren talmudischen Argumentationen (Gemarah). Redigiert wurde sie Anfang des 3. Jahrhunderts in Galiläa im Umkreis des Rabbi Jehuda ha-Nasi und im so genannten Mischna-Hebräisch verfasst; aramäische Sätze sind darin selten.[1]
Der Begriff Mischna ist ein von der hebräischen Verbwurzel שׁנה šnh, deutsch ‚wiederholen‘, abgeleitetes Substantiv. Die Bedeutung „Wiederholung“ beschreibt den Vorgang der mündlichen Weitergabe der Überlieferung. Mischna beschreibt sowohl das Werk als Ganzes („die Mischna“) als auch seine kleinsten strukturierten Einheiten (eine Mischna, mehrere Mischnajot).
Die aramäische Entsprechung bildet die Verbwurzel תנא tn’ bzw. תני tnj. Daher leitet sich die Bezeichnung Tannaiten (hebr. תַּנָּאִים tannā’îm) der Rabbinen dieser Zeit ab. Die Zeit der Entstehung der Mischna wird auch als Tannaitische Epoche bezeichnet.
Nach orthodoxer jüdischer Auffassung hat Gott die Tora (תורה) dem Mosche am Berg Sinai in zweifacher Form offenbart: zum einen als „schriftliche Tora“ תּוֹרָה שֶׁבִּכְתָב (Tora schäh-bichtaw), also in Form der fünf Bücher Mose, die den Anfang auch der christlichen Bibel bilden; zum anderen als „mündliche Tora“ תּוֹרָה שֶׁבְּעַל-פֶּה (Tora schäh-be'al-pe), die sich mit der Auslegung der schriftlichen Tora befasst. Die mündliche Tora wurde in der Folgezeit von einer jüdischen Gelehrtengeneration zunächst mündlich tradiert. Gläubige Juden gaben die mündliche Lehre Moses über die Generationen hinweg weiter. Eine Verschriftlichung fand erst zu einem späteren Zeitpunkt statt. Als dann der zweite Jerusalemer Tempel zerstört worden war (70 n. Chr.), wurde die Frage des religiösen Zusammenhaltes bedeutsamer. Es begann der Prozess der Verschriftung der ursprünglich mündlichen Lehre. Diese mündliche Lehre ist der Talmud.
Der Talmud setzt sich wiederum aus zwei Teilen zusammen: Mischna und Gemarah. Die Mischna ist der älteste Teil des Talmud und der Text im eigentlichen Sinne. Umfassend für alle Lebensbereiche, ist die Frage zentral, wie in einer Welt, die von JHWH geschaffen wurde, das Handeln der Menschen aussehen soll, so dass es das Wesen und die Absichten JHWHs repräsentiert. Die Gemarah wiederum ist die Diskussion und der Kommentar zur Mischna. Zu den einzelnen Mischna-Texten sind zwei verschiedene Gemara-Fassungen entstanden, so die „Gemara von Jerusalem“ von Argumentatoren aus den Schulen auf israelischem Gebiet sowie die „Gemara von Babylon“ in der die Vorstellungen von Rabbinen aus den Schulen von Babylon aufgeschrieben wurden.
Zur Zeit der Besetzung Judäas durch römische Truppen, insbesondere nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahre 70 n. Chr., erkannten die Rabbiner die Gefahr einer Zerstreuung der Juden in die Diaspora. Dementsprechend sah man die Notwendigkeit, auch diese Überlieferung schriftlich zu kodifizieren. Beteiligt waren mehrere Generationen (Zuordnung manchmal schwankend) von Rabbinern (d. h. hier: Tannaiten), so etwa
Herausragende Bedeutung kommt dabei dem angesehenen Tora-Gelehrten Jehuda ha-Nasi zu, der aufgrund seiner einzigartigen Autorität meist nur „Rabbi“ genannt wurde.
Da während des Redaktionsprozesses bisweilen neue Erkenntnisse über die Tora-Überlieferung auftauchten, eine Revision bereits in Umlauf befindlicher Mischna-Ausgaben aber nicht opportun erschien, kursierten zeitweise zwei Versionen des Werks: eine „Mischna Rischona“ (Ältere Fassung) und eine „Mischna Acharona“ (Jüngere Fassung). Eine verbindliche Ausgabe lag schließlich um das Jahr 220 vor.
Gleichzeitig beziehungsweise kurz nach der Mischna entstand die Tosefta, eine ergänzende Sammlung von Überlieferungen und Traditionen des Judentums.
Die Mischna ist in sechs „Ordnungen“ (Sedarim, סדרים) eingeteilt, diese wiederum in sieben bis zwölf Traktate (Massechtot, מסכתות). Die insgesamt 63 Traktate wiederum bestehen aus Abschnitten (Perakim) und letztlich aus einzelnen Mischnajot. Am Anfang der Mischna steht außerhalb der Ordnungen der formal der Ordnung Sera'im zugeordnete Traktat Berakhot mit Segenssprüchen, Gebeten und der Gottesdienstordnung.
Die Titel der Ordnungen lauten:
Die Mischna enthält vorwiegend Bestimmungen zum jüdischen Religionsgesetz, der Halacha (הלכה). Es finden sich nur wenige erzählerische oder erbauliche Betrachtungen (Aggada, אגדה), meist am Ende eines Traktates.
Gleichwohl ist die Mischna kein Gesetzeskodex im modernen Sinne. Vielmehr ist sie eine Synthese der damals vorherrschenden Meinungen unter den Gelehrten in der Akademie und am Gerichtshof in ihrer gesamten Breite und auch Widersprüchlichkeit. So ist eine der sechs Ordnungen vollständig dem Tempeldienst gewidmet, obwohl der Jerusalemer Tempel zum Zeitpunkt des Entstehens der Mischna bereits über ein Jahrhundert in Trümmern lag. Zahlreiche Diskussionen enden scheinbar offen, wobei die rabbinische Literatur bestimmte Auslegungsregeln kennt, nach welcher Autorität im Zweifelsfalle zu entscheiden ist.
Bemerkenswert an der Mischna ist ferner die mangelnde Begründung der darin zusammengeführten Gesetze aus den heiligen Schriften des Judentums. Nach der jüdischen Tradition wurde das mündliche Gesetz gleichzeitig mit dem geschriebenen Gesetz überliefert, es wird also nicht direkt davon abgeleitet. Die Herstellung einer Verbindung zwischen den Gesetzen der Mischna und der Tora war in den folgenden Jahrhunderten ein wesentliches Betätigungsfeld von Talmud und Midrasch.
Die Mischna ist ganz überwiegend in einer Form des Hebräischen verfasst, die nach ihr als mischnisches Hebräisch bezeichnet wird. Daneben gibt es einige aramäische Sätze, z. B. bei den Sprüchen Hillels.[2]
Die Mischna wird traditionell durch lauten Vortrag studiert. Zahlreiche mittelalterliche Mischna-Ausgaben wurden zu diesem Zwecke vokalisiert und teilweise mit Tiberischer Kantillation versehen. Vielfach haben sich in den jüdischen Gemeinden auf der ganzen Welt lokale Melodien und unterschiedliche Aussprachenormen für den Mischnavortrag erhalten.
Die meisten vokalisierten Ausgaben der Mischna orientieren sich heute an der Aschkenasischen Standard-Vokalisierung und enthalten häufig Fehler. Die sog. Albeck-Ausgabe von Chanoch Albeck wurde von Hanoch Yalon vokalisiert, der eine sorgfältige Synthese zwischen den mittelalterlichen Manuskripten und lokalen Aussprachetraditionen der Moderne vornahm. Die Albeck-Ausgabe enthält auch einen ganzen Band über Yalons Methodologie.
Die Hebräische Universität in Jerusalem unterhält umfangreiche Archive mit Aufnahmen jüdischer Mischna-Gesänge auf der Grundlage verschiedener Melodien und Ausspracheweisen.
Eine vollständige textkritische Ausgabe der Mischna liegt bis heute nicht vor. Alle Aussagen zu Textgestalt und -entwicklung haben daher vorläufigen Charakter. Unter dieser Voraussetzung lässt sich beobachten, dass sich die textliche Gestalt in zwei Hauptrezensionen teilt: Eine eretz-jisra'elische und eine babylonische Version. Der (Erst-)Druck Neapel 1492 ist aus verschiedenen Handschriften zusammengestellt. Alle späteren Drucke beziehen sich auf ihn, sind aber durch die christliche Zensur immer weiter verstümmelt worden. Somit kommt den erhaltenen Handschriften besondere Bedeutung zu:
Die drei genannten Handschriften gehören der eretz-jisra'elischen Rezension an.
Die Mischna bildete die Basis für eine weitere Diskussion unter rabbinischen Gelehrten, die allerdings in Eretz-Jisra'el und der babylonischen Diaspora eine unterschiedliche Entwicklung nahm. Dementsprechend stehen am Ende auch zwei unterschiedliche Gemarot (aramäisch: גמרא Lehre, Wissenschaft), Kommentarsammlungen, die jeweils gemeinsam mit der Mischna selbst – ggf. ergänzt durch weitere Kommentare wie etwa von Raschi – heute den Palästinischen bzw. den Babylonischen Talmud bilden.
Über die in den Talmud eingegangenen Mischna-Kommentare wurde die Mischna auch sonst umfangreich kommentiert:
Mischna und Talmud enthalten nur selten historisch zuverlässige Angaben über die in ihnen genannten Personen. Zumindest aber lassen sich auf ihrer Grundlage biographische Abrisse der Mischna-Gelehrten selbst rekonstruieren.
Moderne Historiker richten ihr Augenmerk meist auf die Entstehungsgeschichte und -zeit der Mischna. Besondere Bedeutung kommt dabei der Frage zu, inwieweit die Redaktoren auf zeitgenössische, auf ältere oder jüngere Quellen zurückgegriffen haben. Von Interesse ist auch, inwieweit sich in den Mischna-Diskussionen Grenzziehungen theologischer wie regionaler Art vornehmen lassen und inwieweit die verschiedenen Abschnitte unterschiedlichen Schulen des antiken Judentums zuzurechnen sind. Für die genannten Fragen wurden verschiedene Lösungsansätze entwickelt: