Moshe Zuckermann

Moshe Zuckermann (2009)

Moshe Zuckermann (hebräisch משה צוקרמן; * 1949 in Tel Aviv) ist ein israelisch-deutscher Soziologe und emeritierter Professor für Geschichte und Philosophie an der Universität Tel Aviv.

Leben

Zuckermann wurde als Sohn polnisch-jüdischer Holocaust-Überlebender in Israel geboren und wuchs in Tel Aviv auf. Seine Eltern emigrierten 1960 nach Deutschland (Frankfurt am Main), wo Zuckermann ein Gymnasium besuchte. Mit 20 Jahren kehrte er von Frankfurt nach Israel zurück. Zuckermann besitzt auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Zuckermann studierte Soziologie, Politologie und Geschichte und arbeitete anschließend als Soziologe in der Luftwaffe, danach wechselte er wieder in die Wissenschaft.

Er lehrte seit 1990 am Institute for the History and Philosophy of Science and Ideas der Universität Tel Aviv. Von Februar 2000 bis 2005 leitete er das Institut für Deutsche Geschichte an der Universität Tel Aviv. 2006/2007 war er Gastprofessor am Institut für Jüdisch-Christliche Forschung (IJCF) der Universität Luzern. Von 2010 bis 2015 war er wissenschaftlicher Leiter der Sigmund-Freud-Privatstiftung in Wien.

Politische Position

Zuckermann ist ein Kritiker der israelischen Politik und Gesellschaft. Er steht politisch links und befürwortete für den Nahostkonflikt zunächst als Zwischenlösung die Gründung eines Palästinenserstaates, der dann langfristig mit Israel eine Konföderation eingehen solle. Bereits im Jahr 2000 hatte er erklärt, dass Israel lediglich eine „Scheindemokratie“ sei.

Zuckermann gehörte 2021 zu den Unterzeichnern der Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus, die eine Neudefinition des Antisemitismusbegriffs versucht und dabei insbesondere die Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions vom Vorwurf freispricht, „per se“ antisemitisch zu sein.

Zuckermann ist Anhänger kritischer Theorien und referiert regelmäßig zu entsprechenden Themen. Er unterstützt die Tierrechtsbewegung und lehnt im Sinne der „Versöhnung von Mensch und Natur“ den Speziesismus ab.

Neben seiner Tätigkeit als Sachbuch-Autor ist Zuckermann regelmäßig mit Beiträgen für Hörfunk, Fernsehen und Printmedien wie die taz, den Deutschlandfunk, das Magazin Melodie und Rhythmus, die Frankfurter Rundschau, Die Zeit, den Freitag, oder die Zeitschrift des iz3w vertreten.

Schriften

Monographien

Herausgeberschaften

Aufsätze (Auswahl)

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nirit Sommerfeld im Gespräch mit Moshe Zuckermann, Tel Aviv im Mai 2019, 9. Juni 2019 Youtubekanal von Nirit Sommerfeld, Min. 31 ff.
  2. deutschlandfunkkultur.de: Soziologe Moshe Zuckermann - Schmerzpunkte im israelischen und deutschen Bewusstsein erforschen. In: deutschlandfunkkultur.de. 5. Oktober 2020, abgerufen am 27. Mai 2022. 
  3. "Der Wunsch, beherrscht zu werden" - science.ORF.at. In: sciencev2.orf.at. 7. Mai 2010, abgerufen am 27. Mai 2022. 
  4. Universität Luzern: Gastprofessur Moshe Zuckermann (Memento vom 7. März 2014 im Internet Archive)
  5. Israel-Kritiker Zuckermann wehrt sich gegen Antisemitismus-Vorwurf durch Deutsche hna.de, 17. Oktober 2018, siehe Abschnitt Zur Person.
  6. Die Logik der Okkupation. Eine Diskussion mit dem israelischen Historiker Moshe Zuckermann (Memento vom 24. August 2006 im Internet Archive), ohne Datum, in: Sozialistische Positionen, 5/2002
  7. Moshe Zuckermann, Vorlesung an der Westfälischen Wilhelms-Universität (Memento vom 20. Januar 2005 im Internet Archive), Münster, 24. Oktober 2000
  8. The Jerusalem Declaration On Antisemitism
  9. vgl. Matthias Rude: Leiderfahrung und Solidarität: Die Tiere Rosa Luxemburgs (Artikel in der Wochenendausgabe der sozialistischen Tageszeitung „Neues Deutschland“, 21./22. Mai 2011; PDF; 213 kB); Mitschnitt des Vortrags „Rosa Luxemburg – erlebtes Leid, Mitgefühl und gesellschaftliche Revolution“ und Aphorismus von Zuckermann auf der Website vom Internationalen Repressionskongress „New Roads of Solidarity“, Oktober 2010.
Normdaten (Person): GND: 120149680 | LCCN: n89121019 | VIAF: 111045366 |