Mufflon

Europäischer Mufflon (Ovis gmelini musimon) Mufflons in Südmecklenburg

Als Mufflon (Ovis-gmelini-Gruppe) werden mehrere Arten des Wildschafs zusammengefasst. Im engeren Sinne wird damit eine einzige Unterart bezeichnet, der Europäische Mufflon. Umstritten ist, ob der Mufflon als Wildschaf Vorfahr des Hausschafs oder ein verwilderter Nachkomme der ursprünglichen Hausschafe ist.

Das Genus des Wortes „Mufflon“ wird in Wörterbüchern meist als männlich, manchmal auch als Neutrum angegeben. Die romanischen Etyma (französisch mouflon, italienisch muflone, vielleicht über sardisch-korsisch muvrone, mufrone) des Lehnworts sind männlichen Geschlechts.

Merkmale

Mufflons haben eine Kopf-Rumpf-Länge von 130 cm und eine Körperhöhe von 90 cm. Widder (also männliche Mufflons) wiegen gewöhnlich 50 kg, die Schafe (Weibchen) dagegen 35 kg.

Lebensraum

Das Habitat des Mufflons sind gebirgige Landschaften. Hier bilden Weibchen mit einem, manchmal zwei Lämmern Herden von bis zu hundert Tieren, während die Böcke nur zur Paarungszeit zu den Herden stoßen. In ihren Einbürgerungsgebieten zeichnen sie sich dagegen vor allem dadurch aus, dass sie sich vorwiegend im Wald aufhalten. Waldnahe Agrarflächen werden nur zu bestimmten Tages- und Jahreszeiten aufgesucht. Sowohl im ursprünglichen Lebensraum als auch in den Regionen, in denen Mufflons eingebürgert wurden, kommt es zu jahreszeitlichen Vertikalwanderungen.

Mufflons sind standorttreue Tiere; die Mutterfamilienverbände besetzen zum Teil über Generationen traditionelle Territorien. Die genaue Kenntnis ihres jeweiligen Lebensraumes ist wesentlicher Teil ihrer Feindvermeidungsstrategien. Nähern sich Wölfe, die zu den bedeutendsten Fressfeinden des Mufflons gehören, versucht das Muttertier mit dem Lamm klippiges Gelände zu erreichen. Dorthin kann der Wolf ihr in der Regel nicht folgen. In relativ flachen Gebieten, in denen sie vom Menschen angesiedelt wurden, beispielsweise in der niederländischen Veluwe, aber auch anderswo, sind sie dem Wolf jedoch hilflos ausgeliefert. Die Lämmer sind außerdem durch Adler gefährdet; Muttertiere suchen mit ihren Lämmern deckungsreiches Gelände auf, wenn die Raubvögel sich am Himmel zeigen. Mufflons besiedeln nur selten neue Territorien.

Mufflons orientieren sich in ihrem Aktionsraum an auffallenden Geländemerkmalen. Ortswechsel erfolgen, indem sie hintereinander in einer langen Reihe laufen. In Mufflonterritorien sind deshalb deutlich sichtbare Wechsel auszumachen. Typisch für ihr Verhalten ist, dass sie Geländeerhöhungen nutzen, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Verbreitung

Heute ist der Mufflon im Kaukasus, in Anatolien, im nördlichen Irak und im nordwestlichen Iran verbreitet. Einst reichte sein Verbreitungsgebiet weiter über die Krim und den Balkan bis zu den Karpaten. In diesen Gebieten ist er allerdings bereits in der Bronzezeit (vor ca. 3000 Jahren) oder sogar noch früher verschwunden. Darüber hinaus leben Mufflons auf Elba, Zypern, Korsika und Sardinien; umstritten ist allerdings, ob es sich hierbei um Wildschafe oder um Nachkommen sehr ursprünglicher Hausschafe handelt. In zahlreichen Gegenden Europas ist der Mufflon in jüngerer Zeit als Jagdwild ausgewildert worden.

Arten

Europäischer Mufflon, Widder Europäischer Mufflon, Jungtier und Weibchen

Colin Peter Groves und Peter Grubb (2011) unterscheiden drei Arten des Mufflons:

In älteren Systematiken wie bei Grubb 2005 gelten der Isfahan-Mufflon und der Laristan-Mufflon noch als Unterarten des Armenischen Wildschafs (unter der Bezeichnung Ovis aries, einer Alternativbezeichnung für das Hausschaf).

Als weitere Unterarten des Armenischen Wildschafs werden teilweise noch folgende Formen anerkannt:

Beziehung zum Menschen

Vor 10.000 bis 11.000 Jahren wurde der Mufflon domestiziert. Er ist damit nach dem Hund eine der ältesten domestizierten Arten überhaupt. Seither gibt es Hausschafe. Als wahrscheinlichster Ort der erstmaligen Domestikation wird Anatolien angesehen. Nach genetischen Daten ist die dort verbreitete Unterart Ovis gmelini anatolica die Stammform aller Hausschafe.

Wappentier

Zyprische Zwei-Cent-Münze

Der Mufflon ist auf der Insel Zypern von großer Bedeutung. Man findet den Mufflon sowohl auf den Cent-Münzen der alten Währung Zypern-Pfund als auch auf den 1-, 2- und 5-Cent-Münzen des Euros.

Die staatliche Fluggesellschaft von Zypern, Cyprus Airways, trug seit den 1960er Jahren bis zu ihrer Auflösung 2015 einen geflügelten Mufflon als Logo auf den Leitwerken ihrer Maschinen.

Literatur

Weblinks

Commons: Mufflon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. die Einträge im Duden und dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache.
  2. Vgl. den Eintrag „mouflon“ im Trésor de la langue française informatisé; Pons Italienisch-Deutsch, Eintrag „muflone“.
  3. Haseder, S. 547 (Fortpflanzung).
  4. Piegert et al., S. 15.
  5. Moeflon is een jaar spoorloos op de Noord-Veluwe: Uitgeroeid door de wolf? bei destentor.nl.
  6. Peer Körner: Bedrohte Wildschafe: Wölfe löschen Mufflons in Deutschland aus. In: DIE WELT. 27. Mai 2013 (welt.de ). 
  7. Oberharzer Mufflons vor dem Aus. Abgerufen am 10. Januar 2020. 
  8. a b Piegert et al., S. 14.
  9. Colin P. Groves, David M. Leslie Jr.: Family Bovidae (Hollow-horned Ruminants). In: Don E. Wilson und Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 2: Hooved Mammals. Lynx Edicions, Barcelona 2011, ISBN 978-84-96553-77-4, S. 727–728.
  10. Colin Groves, Peter Grubb: Ungulate Taxonomy. Johns Hopkins University Press, 2011, S. 1–317 (S. 234–235).
  11. Shackleton, D., M., (ed.) and the IUCN/SSC Caprinae Specialist Group, 1997. Wild Sheep and Goats and their Relatives. Status Survey and Conservation Action Plan for Caprinae. IUCN, Gland, Switzerland and Cambridge, UK. S. 139.
  12. Peter Grubb: Order Artiodactyla. In: Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005, ISBN 0-8018-8221-4, S. 637–722, hier S. 708–710. 
  13. Melinda A. Zeder (2011): The Origins of Agriculture in the Near East. Current Anthropology 52, Supplement 4: S. 221–235.
  14. Benjamin S. Arbuckle, Levent Atici: Initial diversity in sheep and goat management in Neolithic south-western Asia. In: Levant. Band 45, Nr. 2, November 2013, S. 219–235, doi:10.1179/0075891413Z.00000000026
  15. Sevgin Demirci, Evren Koban Baştanlar, Nihan Dilşad Dağtaş, Evangelia Pişkin, Atilla Engin, Füsun Özer, Eren Yüncü, Şükrü Anıl Doğan, İnci Togan (2013): Mitochondrial DNA Diversity of Modern, Ancient and Wild Sheep (Ovis gmelinii anatolica) from Turkey: New Insights on the Evolutionary History of Sheep. PLoS ONE 8(12): e81952. doi:10.1371/journal.pone.0081952.
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4170701-1