Peter Hertel (Journalist)

Peter Hertel, Christiane Buddenberg-Hertel, Bürgermeister Wolfgang Walter;
präsentieren 2013 nach dem Vortrag „Ab morgen bist Du hier unerwünscht“ im Haus der Region Hannover die Bücher Die Juden von Ronnenberg

Peter Hertel (* 3. Oktober 1937 in Bockum) ist ein deutscher Journalist, Autor und Theologe.

Leben

Peter Hertel besuchte von 1943 bis 1947 die Volksschule in Bockum-Hövel. Humanistische Gymnasien besuchte er anschließend bis 1949 in Lüdinghausen, dann in Buxheim im Allgäu bei den Salesianern Don Boscos und von 1953 bis zum Abitur 1956 in Würzburg das Alte Gymnasium (Wirsberg-Gymnasium). Seit 1969 war er mit Hildegard Sillmann (* in Aschaffenburg, † 2006) verheiratet. Sie hatten vier Kinder. Seit 2012 ist er mit Christiane Buddenberg (*in Bad Sachsa) verheiratet. Sie wohnen in Weetzen.

Studium, Beruf, Interessen

Sein Universitätsstudium der katholischen Theologie und Sozialwissenschaften ab 1956 in Münster und München schloss er in Münster 1963 mit dem Theologie-Examen und 1966 mit dem Diplom für Christliche Sozialwissenschaften ab. Während seines Studiums war er als Freier Mitarbeiter bei Tageszeitungen in Bockum-Hövel engagiert, wurde 1962 Volontär und 1964 politischer Redakteur bei den Ruhr-Nachrichten. Für die Dortmunder Kirchenzeitung Kirchlicher Anzeiger war er 1965/1966 Alleinredakteur. Nach dem Studium war er Innenpolitischer Redakteur bei den Westfälischen Nachrichten und 1970 bei der Wochenzeitschrift Publik. Nach der Liquidation der Publik durch die Deutsche Bischofskonferenz gehörte er 1972 beim Aufbau von Publik-Forum zu den „Ständigen Mitarbeitern“. Gleichzeitig war er in der Friedrich-Naumann-Stiftung als Redakteur für die Zeitschrift Liberal tätig. Von 1973 bis 1995 arbeitete er im Norddeutschen Rundfunk als Hörfunk-Redakteur für „Religion und Gesellschaft“ (Hauptredaktion Kulturelles Wort). Seitdem ist er Freier Rundfunkjournalist und Buchautor.

Hertel spielte Musikinstrumente, u. a. Orgel und singt in einer evangelischen Kantorei. Seit drei Jahrzehnten ist er engagiert in der Erinnerungsarbeit und im Gespräch zwischen den Religionen, insbesondere im christlich-jüdischen Dialog. Auch beschäftigt er sich mit fundamentalistischen Strömungen im Katholizismus.

Politisch-gesellschaftliche Tätigkeiten

Kirchliche und ökumenische Tätigkeiten

Erinnerungsarbeit

Mit seiner Frau Christiane Buddenberg-Hertel, hat Hertel die vergessene Geschichte der Juden in Ronnenberg erkundet und die Ausstellung „Eingeprägt in unser Gedächtnis – Die Juden von Ronnenberg“ mit 36 Tafeln und mehr als 200 Fotos erarbeitet. Sie ist ein Fallbeispiel für die völlige Vertreibung einer kompakten jüdischen Gemeinschaft zwischen 1937 und 1939 aus einer deutschen Gemeinde mittlerer Größe. Gezeigt wurde sie bisher vor allem in Schulen in Niedersachsen und Westfalen.

Das Ehepaar Hertel pflegt engen Kontakt mit den Nachkommen der aus Ronnenberg vertriebenen jüdischen Familien, die dem Holocaust entkamen. Die drei letzten noch lebenden von ihnen besuchten sie 2017 und 2018 in Brasilien, Israel und den USA und führten Zeitzeugen-Videogespräche mit ihnen. Die mehr als 100 jüdischen Gegenstände und Dokumente, die sie dabei erhielten und gesammelt haben, sollen in einem vom Rat der Stadt beschlossenen Lern- und Gedenkort ausgestellt werden. Im Gedenken an die Ronnenberger Juden wurden 22 Stolpersteine verlegt.

In Hammer Stadtbezirk Bockum-Hövel hat Hertel das Schicksal von sieben vergessenen Juden aufgedeckt, die in Auschwitz ermordet worden sind. Die Verlegung ihrer Stolpersteine arrangierte er für November 2021. In diesem Zusammenhang mit der Erinnerungsarbeit in seinem Geburtsort entstand sein Buch über Erfahrungen in seiner Kindheit. Darin verbindet er Erlebnisse von damals mit Fakten die verdeckt waren und von ihm seit 2021 recherchiert wurden. So kam auch das von der Öffentlichkeit vergessene Gestapo-Arbeitserziehungslager für 131 Zwangsarbeiterinnen ans Licht. Es war im September 1944 auf der Zeche Radbod errichtet worden. Aus dem Lager sind 14 Frauen spurlos verschwunden.

Auf der Grundlage seiner Recherchen wurde vom „Geschichtskreis Zeche Radbod“ mit der „Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur Dortmund“ am 25. April 2023 eine Stele zur Erinnerung an die Zwangsarbeit auf der ehemaligen Schachtanlage Radbod errichtet.

Kritik an Opus Dei

Hertel informierte in Büchern über das Opus Dei. Sie gehörten laut Kardinal Lehmann zu den „sehr dezidierten Darstellungen und auch heftige Diskussionen“ auslösenden Veröffentlichungen. Seine Sicht auf das Opus Dei vertrat er auch 1991 in einer ARD-Sendung.

Peter Hertel stellte die innere Struktur des Opus Dei auch anhand von Aussagen ehemaliger Mitglieder dar. Er belegte seine Anmerkungen zu den Denkmustern dieser Organisation u. a. mit Zitaten aus Der Weg (1. Auflage!). Ebenso kritisiert er die enge Verbundenheit von Josemaría Escrivá mit dem Franco-Regime. Seine Kritik gilt auch dem konspirativen Vorgehen des Opus Dei bei der Gewinnung von Jugendlichen als Nachwuchs und der dabei praktizierten Geheimhaltung gegenüber den Eltern.

Besonders intensiv durchleuchtet er die Geldquellen des Opus Dei und die Finanzflüsse zwischen den von ihm beschriebenen Ebenen des Opus Dei. Diese sind

In der Neuauflage 2007 von Schleichende Übernahme sieht er den Papst Benedikt XVI., die Kardinäle Koch und Lehmann sowie die Vatikanbehörde als Förderer des Opus Dei. Er beschreibt „den Kampf des Opus Dei für einen Katholizismus von einst: autoritär-militant im Denkmuster einer Kampfeinheit in einer bösen Welt von Feinden, von Postkommunisten, Liberalen und Befreiungstheologen“. In Folge der Heiligsprechung des Gründers von Opus Dei, Josemaría Escrivá, im Jahr 2002, sieht er einen starken Anstieg des Ordens hin zu einer stetig wachsenden, politisch rechtsgerichtet und konservativen Gemeinschaft.

Darüber hinaus listet er sowohl Sachinformationen wie Ehrendoktorwürden oder sonstige universitäre Auszeichnungen der Opus-Dei-Universität Navarra als auch den „Wortschatz“ von Opus Dei. Ebenso informiert er über wichtige Sympathisanten, Zentren, Mitglieder, Kooperative Vereinigungen, Stiftungen und Banken, die dem Opus Dei sehr nahe stehen. In aktuellen Veröffentlichungen verweist er weiterhin auf Verbindungen von kirchlichen Würdenträgern mit dem Opus Dei.

Hertels Veröffentlichungen über das Opus Dei erschienen in acht Sprachen.

Auszeichnungen

Publikationen (Auswahl)

Bücher

2. Auflage: Wehrhahn, Hannover 2019, ISBN 978-3-86525-803-8

Audio-CDs

„Kalenderblatt“ (Auswahl), Deutschlandfunk/Deutschlandradio

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Impressum Publik-Forum, Jg. 1, Nr. 8, Frankfurt, 2. Juni 1972, S. 2.
  2. Anke Schwarze: Erinnern an Tragödien vor Ort in Liboriusblatt, Hamm, Nr. 17, 21. November 2021, S. 21.
  3. Geschichtskreis Zeche Radbod (IGBCE), Erinnerungsort Zeche Radbod. Zeitzeugen – NS-Staat – Zwangsarbeit – Kriegs- und Nachkriegszeit (Text: Heinz Assmann), Hamm, Oktober 2022, S. 114.
  4. Kardinal Lehmann Erneuerte Weltverantwortung aus dem Glauben. Zur Gestalt und Bedeutung des neuen Heiligen Josemaría Escrivá de Balaguer. Vortrag am 16. November 2002 in Berlin vor ausgewähltem Publikum; ohne Veröffentlichungsangaben; das tatsächlich gesprochene Wort wurde nicht bekannt.
  5. Diskussionsrunde E. Drewermann und P. Hertel mit H. Thomas vom Opus Dei
  6. Peter Hertel Schleichende Übernahme – Josemaria Escriva, sein Opus Dei und die Macht im Vatikan. 5. Auflage 2006, ISBN 3-88095-130-6, S. 79ff: 5. Kapitel Ein Werk bittet zur Kasse.
  7. Schweizer Promis im Netz von Opus Dei. In: Blick.ch. 10. Januar 2002, abgerufen am 24. Juli 2020.
  8. Doktorat von Bischof R. M. Woelki an der Pontificia Universitá della Santa Croce, Rom
  9. Theodor-Heuss-Preis; Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert Henze–Hettwer. Band 17. De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-023163-2, S. 309.
  10. Ehrenamtspreis; abgerufen am 30. April 2023.
  11. Ehrung für sein Lebenswerk; abgerufen am 30. April 2023.
  12. Vortrag Oktober 2019
  13. Die drei berühmten Predigten des „Löwe von Münster“
  14. Ehrenamtspreis; abgerufen am 30. April 2023.
Normdaten (Person): GND: 122516214 | LCCN: n83198733 | VIAF: 61703826 |