Pietro Andrea Mattioli

Pietro Andrea Mattioli (1533)

Pietro Andrea Gregorio Mattioli (auch Pierandrea Mattioli oder Pier Andrea, latinisiert Petrus Andreas Matthiolus; * 12. März 1501 in Siena; † 1578 in Trient an der Pest) war ein italienischer Arzt und Botaniker sowie Leibarzt des Erzherzogs Ferdinand II. und des Kaisers Maximilian II. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Mattioli“.

Leben

Mattioli war der Sohn eines praktischen Arztes und verlebte seine Jugend in Venedig. Er absolvierte in Padua zunächst an der Artistenfakultät die Vorbereitung für ein Studium der Jurisprudenz, entschied sich dann jedoch für die Medizin. 1523 wurde er in Medizin promoviert und dann Arzt in Siena. Um seine chirurgischen Fertigkeiten zu verbessern, wechselte er anschließend nach Perugia zu Gregorio Caravita. Zwischen 1521 und 1527 befand er sich zeitweise in Rom, wo er am Ospedale di Santo Spirito und am Xenodochium „San Giacomo“ für unheilbar Kranke praktizierte. In diese Zeit fallen auch seine ersten Studien zur Botanik.

1527 trat Mattioli in die Dienste des Kardinals und Bischofs von Trient, Bernhard von Cles, dessen Palast er ein kunstgeschichtlich bedeutsames Gedicht widmete (1539). Er arbeitete als praktischer Arzt in Cles im Nonstal, ab 1539 in Görz in der damals habsburgischen Grafschaft Görz. In den Südalpen erwarb er seine immense Kenntnis der Alpenflora.

Aus Görz berief ihn der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Ferdinand I. 1554 oder 1555 nach Prag und ernannte ihn zum Leibarzt seines Sohnes Erzherzog Ferdinand II. Mattioli stand am Hof in hohem Ansehen und wurde 1562 in den Adelsstand erhoben und zum Hofrat ernannt. Als nach dem Tod des Kaisers 1564 Maximilian II. dessen Nachfolge antrat, ließ dieser sich Mattioli von seinem Bruder als Leibarzt abtreten. 1568 reichte Mattioli seinen Abschied ein und kehrte nach Italien zurück, wo er Anfang 1578 in Trient einer Pestepidemie zum Opfer fiel. Sein Grabdenkmal befindet sich im Dom von Trient.

Werk

Mattioli war nicht nur Verfasser fachmedizinischer Schriften, sondern ein Vertreter des volkssprachlichen Renaissance-Humanismus, der durch die Übersetzung wissenschaftlicher Werke aus dem Griechischen und Lateinischen gelehrtes Wissen in seiner Muttersprache popularisierte und dadurch zugleich deren Vokabular und wissenschaftliche Ausdrucksmöglichkeiten erweiterte.

Als Übersetzer war er an Jacopo Gastaldis Ausgabe der Geographie des Ptolemäus (1547/48) beteiligt, erfolgreich war er jedoch vor allem als Übersetzer und Kommentator der Materia medica des Dioscurides. Im Jahr 1544 veröffentlichte er seine italienische Übersetzung der Materia medica auf der Grundlage der lateinischen Übersetzung von Jean Ruel (1516), mit einem umfangreichen eigenen, ebenfalls italienischsprachigen Kommentar, in dieser ersten Ausgabe noch ohne Abbildungen. 1548 erschien eine zweite, um ein sechstes Buch über die Antidote erweiterte Ausgabe, 1550 und 1551 eine dritte, nochmals erweiterte Ausgabe. 1554 veröffentlichte Mattioli dann unter dem Titel Commentarii in libros sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei eine vollständig überarbeitete lateinische Fassung seines Kommentars, zusammen mit einem lateinischen Text, der nur geringfügig von Jean Ruels Text abwich. Ausgestattet war diese Ausgabe erstmals auch mit 563 Holzschnitten, die dann ab der vierten italienischen Ausgabe von 1555 auch in deren Neuauflagen übernommen wurden.

Dank der finanziellen Unterstützung der Habsburger erschienen zwei Prachtausgaben in der Prager Offizin von Georg Melantrich von Aventin, die eine von Thaddäus Hajek aus dem Lateinischen übertragen ins Alttschechische (1562), die andere aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt von Georg Handsch (Neuw Kreütterbuch, 1563). Aufgrund der großen Nachfrage gab Joachim Camerarius der Jüngere später die Hand'sche Übertragung noch einmal in einer neuen Bearbeitung heraus (Kreutterbuch. Frankfurt am Main 1586), teilweise ergänzt durch Abbildungen aus dem Nachlass Conrad Gessners.

Mattioli beschrieb eine Reihe von Arten, die in den Kräuterbüchern der Väter der Botanik nicht enthalten sind. So beschrieb er als einer der ersten im Jahre 1544 die aus Amerika eingeführte Tomate und bezeichnete die gelben Formen als „mala aurea“, „goldene Äpfel“. Auch die erste Abbildung der Rosskastanie in einem europäischen Kräuterbuch stammt von ihm. Über diesen Baum hatte ihm Willem Quackelbeen (1527–1561) in einem Brief aus Istanbul berichtet, wo dieser Arzt des Botschafters Ogier Ghiselin de Busbecq von Kaiser Ferdinand I. am Hof Sultan Süleymans I. war. Mattiolis Werk war erfolgreich. Giuseppe Moretti (1782–1853) besaß 40 verschiedene Ausgaben und konnte 21 weitere in Bibliotheken konsultieren. Allein in der Zeit bis 1563 sollen laut Peter Handsch vber die zwy vnnd dreyssig tausendt Exemplar verkauft worden sein.

Ehrungen

Charles Plumier benannte ihm zu Ehren die Gattung Matthiola der Pflanzenfamilie der Rötegewächse (Rubiaceae). Carl von Linné übernahm später diesen Namen.

Schriften

Herbarz ginak Bylinář (1562)

postum

Literatur

Weblinks

Wikisource: New Kreüterbuch – Quellen und Volltexte Commons: Pietro Andrea Mattioli – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Cesare Preti: Pietro Andrea Mattioli. In: Dizionario Biografico degli Italiani (DBI).
  2. Ein Exemplar der tschechischen Ausgabe gelangte 2008 an das Kreisarchiv der Stadt Náchod (Okresní archiv v Náchodě), wo sie als „Mattioliho Herbář“ verzeichnet ist; s. .
  3. Charles Plumier: Nova Plantarum Americanarum Genera. Leiden 1703, S. 16
  4. Carl von Linné: Critica Botanica. Leiden 1737, S. 93
  5. Carl von Linné: Genera Plantarum. Leiden 1742, S. 519
  6. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018.
Normdaten (Person): GND: 118731912 | LCCN: n81007084 | VIAF: 61549376 |