Rüdiger Voigt

Rüdiger Voigt (* 7. April 1941 in Flensburg) ist ein deutscher emeritierter Politik- und Staatswissenschaftler. Er ist Autor und Herausgeber der staatswissenschaftlichen Publikationsreihen „Staatsverständnisse“ und „Staatsdiskurse“.

Rüdiger Voigt (2006)

Leben

Voigt wurde als zweiter Sohn des Marineverwaltungsoffiziers Kurt Voigt und seiner Ehefrau Erika geboren. Nach dem Abitur diente Voigt von 1963 bis 1965 in der deutschen Bundesmarine.

Von 1965 bis 1968 studierte Voigt Jura, Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Kiel und Tübingen mit den Schwerpunkten Öffentliches Recht, Innenpolitik und Öffentliche Finanzen. Voigts Dissertation am Lehrstuhl für Öffentliches Recht der Universität Kiel wurde von Georg-Christoph von Unruh betreut. Sie befasst sich mit dem Finanzausgleich zwischen Staat und Gemeinden und vergleicht die Weimarer Republik mit der Bundesrepublik im Zeitraum von 1919 bis 1969. 1973 schloss er seine Promotion mit dem Prädikat „magna cum laude“ ab.

Nach der Referendarzeit in Kiel arbeitete Voigt von 1972 bis 1976 als Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Politikwissenschaft der Universität-Gesamthochschule Siegen und anschließend als Assistenzprofessor für Öffentliches Recht an der Freien Universität Berlin. Nach einem Ruf an die Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin wurde Voigt 1981 zum Professor für Sozial- und Wirtschaftspolitik an der Universität-Gesamthochschule Siegen ernannt. Wenige Jahre später wurde er Vorsitzender des Forschungsschwerpunktes „Historische Mobilität und Normenwandel“, in dem Politikwissenschaftler, Soziologen, Historiker, Geografen und Germanisten zusammenarbeiteten. Professurvertretungen führten ihn nach Hamburg und Konstanz.

1990 wurde Voigt auf den Lehrstuhl für Verwaltungswissenschaft der Universität der Bundeswehr München München berufen und zum Direktor des Instituts für Staatswissenschaften gewählt. Er war als Gutachter für die Volkswagenstiftung und den österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung tätig. Mehrmals nahm er Gastprofessuren an der Universität Sydney im Bereich Rechtsvergleichung wahr. Ab 1999 war Voigt im Rahmen der ARGE INFRA als Berater des Bundesministeriums der Verteidigung im Bereich militärische Infrastruktur und Controlling tätig.

Rüdiger Voigt lebt seit Juli 2007 im Ruhestand und ist als Autor und Herausgeber tätig. Er gibt die Schriftenreihen „Staatsverständnisse“, „Staatsdiskurse“ und „Staat–Souveränität–Nation“ in deutscher Sprache und „Mobility and Norm Change“ in englischer Sprache heraus. Er ist verheiratet und hat drei Söhne.

Ansichten

Voigt gilt als Vertreter einer souveränitätsorientierten Staatstheorie: Angesichts der katastrophalen Folgen des Scheiterns von Staaten an der Peripherie gewinnt das Gewaltmonopol des Staates zentrale Bedeutung für den Schutz seiner Bürger und Bürgerinnen. „Jede Staatsführung ist verpflichtet, in erster Linie die Interessen der eigenen Nation zu vertreten, wie dies für den US-Präsidenten, aber auch für den französischen Staatspräsidenten selbstverständlich ist. Einschränkungen der Souveränität können nur insoweit hingenommen werden, als sie das Letztentscheidungsrecht des Nationalstaates nicht in seinem Wesensgehalt verletzen und nur dann, wenn daraus ein erkennbarer Vorteil für die eigene Nation entsteht. Dazu gehört die territoriale Unversehrtheit und uneingeschränkte Selbstbestimmung über das Staatsgebiet“.

Voigt kritisiert den naiven Kosmopolitismus, die zunehmende Beliebigkeit des Staatsbegriffs und die Abkehr vom Prinzip der Volkssouveränität in Staatslehre und Politikwissenschaft sowie die Pflichtvergessenheit der Politiker. Unter Bezugnahme auf Hermann Heller und Carl Schmitt sieht er den Staat als „organisierte Entscheidungs- und Wirkeinheit“ sowie als Schicksalsgemeinschaft des Volkes und die Politiker als Treuhänder des Volkes. Die Kategorien Territorium, Souveränität und Nation sind für ihn die Fundamente, auf denen der okzidentale Staat beruht und aus denen er seine Stabilität gewinnt.

Weiter vertritt Voigt einen interdisziplinären Ansatz, der Elemente der Politik-, Verwaltungs- und Rechtswissenschaft, der Soziologie, Philosophie und Geschichtswissenschaft umfasst. Seine neueren Arbeiten behandeln Probleme der Staatstheorie und der Kriegstheorie, der Weltordnung und der Verwaltungsreform sowie der politikwissenschaftlichen Medien- und Symbolforschung.

Zitate

„Während der Staat in der Globalisierungsfalle eine eher klägliche Figur abgibt, wird er im Krieg zur alles beherrschenden Maschine. Es liegt auf der Hand, dass diese scheinbare Allmacht für viele Spitzenpolitiker eine ungeheure Faszination ausübt und damit eine große Versuchung darstellt. Kann man damit nicht – wie weiland Alexander der Große – den gordischen Knoten mühsamer und langwieriger Verhandlungen mit einem Schwerthieb durchschlagen? Nicht zufällig verbietet das Völkerrecht den Angriffskrieg und erlaubt nur noch die Verteidigung. Die Frage, ob der Krieg ein legitimes Instrument der Politik ist, ist damit jedoch nur scheinbar beantwortet. Denn, was ist noch Verteidigung, was bereits Angriff und vor allem: Wer verfügt über die Interpretationsherrschaft hierüber?“

Publikationen (Auswahl)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rüdiger Voigt: Den Staat denken. Der Leviathan im Zeichen der Krise, Baden-Baden 2007, S. 320 ff.
  2. Rüdiger Voigt: Phönix aus der Asche. Die Geburt des Staates aus dem Geist der Politik, 2003.
  3. Interview von Reinhard Jellen mit Michael Hirsch: Internetpartnerbörsen sind Bourdieumaschinen. Heise online (hier: Telepolis), 21. Oktober 2017.
Normdaten (Person): GND: 115459162 | LCCN: n81010335 | VIAF: 12373533 |