Schnabelkanne vom Dürrnberg

Die Schnabelkanne vom Dürrnberg

Die Schnabelkanne vom Dürrnberg ist ein Meisterwerk des frühkeltischen Metallhandwerks und damit eines der wertvollsten Fundstücke der Ostalpen aus keltischer Zeit.

Allgemein

Schnabelförmiger Ausguss und figurale Schmuckelemente Schnabelkanne vom Dürrnberg

Die Schnabelkanne wurde von keltischen Handwerkern um 400 v. Chr. aus Bronze gefertigt. Mit ihrer meisterhaft gearbeiteten figürlichen Verzierung gehört sie zu den schönsten Erzeugnissen des frühkeltischen Kunsthandwerks. Deckplatte, Gefäßmündung, Henkel und Figurenschmuck wurden gegossen, Seitenwände und Bodenplatte sind aus dünnem Bronzeblech getrieben, durch Nieten und Löten fügte man die einzelnen Teile zusammen. Diese Schnabelkanne ist sowohl von der Formgebung als auch von der technischen Ausführung her als ein Meisterwerk keltischer Toreutik zu bezeichnen.

Fund

Die latènezeitliche Schnabelkanne wurde 1932 von dem Gymnasiallehrer und Archäologen Olivier Klose am Dürrnberg in Hallein aus einem bereits geplündertem Grabhügel ausgegraben. In diesem Grab, es wurde später als Grab 112 nummeriert, befanden sich noch Tongefäße, eine kleine Eisenfibel, Reste eines Messers und die Beschläge eines zweirädrigen Streitwagens. Der Durchmesser des Grabhügels beträgt rund 14 Meter, die ursprüngliche Schütthöhe kann mit mindestens 2 Metern angenommen werden. Die lichte Weite der hölzernen Grabkammer dieses Fürstengrabs betrug rund 2,5 × 3,0 Meter.

Beschreibung

Figuraler Schmuck an der Henkeltasche

Die Kanne besitzt einen hohen, schlanken Körper, der mit einem plastisch getriebenen, sich neunfach wiederholenden Ornament verziert ist. Die Gefäßschulter biegt scharfkantig ein und weist Kreisringe und lanzettformige Blätter als Verzierung auf. Besonders eindrucksvoll ist der figurale Schmuck, bestehend aus drei Tieren und zwei menschlichen Köpfen am Henkel und an der Randabdeckung. Die Seitenflächen des Ausgusses zeigen das Ornament „laufender Hund“. Das Bildmotiv am unteren Henkelansatz, an der Henkeltasche, kann auch als Geburtsdarstellung oder Wiedergeburt aus dem Wasser interpretiert werden.

Der Salzburger Schriftsteller Wolfgang Kauer hat der Deutung des Zierats an der Dürrnberger Schnabelkanne eine Roman-Tetralogie gewidmet.

Ausstellungsort

Das Original war bis zum 24. April 2012 im Salzburg Museum zu sehen, im Keltenmuseum Hallein befand sich bis dahin eine sehr gute Kopie. Seit 2012 ist die Schnabelkanne als Attraktion im Keltenmuseum zu sehen. Die Übersiedelung wurde möglich, da am 1. Jänner 2012 die Eingliederung des Keltenmuseums Hallein an das Salzburg Museum erfolgte.

Literatur

Rezeption

Einzelnachweise

  1. Martin Kuckenburg: Die Kelten in Mitteleuropa. Konrad Theiss Verlag. Stuttgart 2004, S. 74.
  2. Fritz Moosleitner: Die Schnabelkanne vom Dürrnberg, Ein Meisterwerk keltischer Handwerkskunst. Herausgegeben vom Salzburger Museum Carolino Augusteum. Salzburg 1985, S. 25f.
  3. Georg Rohrecker: Die Kelten Österreichs. Auf den Spuren unseres versteckten Erbes. Pichler Verlag. Wien 2003, S. 153.
  4. vgl. Kauer 2012: Der Code der Schnabelkanne oder Das Keltenfieber. Ikonografischer Roman über die keltische Bronze-Schnabelkanne vom Halleiner Dürrnberg. Edition Innsalz, Ranshofen 2012, Bd. 1 der Schnabelkannen-Romantetralogie, ISBN 978-3-902616-57-9., Kauer 2013: Frau Perchta und die Schnabelkanne. Edition Innsalz, Ranshofen 2013, Bd. 2 der Schnabelkannen-Romantetralogie, ISBN 978-3-902616-85-2, Kauer 2015: Frau Venus auf Wanderschaft. Die Erdmutter in alpinen Felsritzbildern. Edition Innsalz, Ranshofen 2015, Bd. 3 der Schnabelkannen-Romantetralogie, ISBN 978-3-902981-52-3, Kauer 2017: Felsbilder der Ostalpen. Das Erbe der Mondfrau, Verlag Anton Pustet: Salzburg 2017, Bd. 4 der Schnabelkannen-Romantetralogie. ISBN 978-3-7025-8045-2