St. Maria, Mutter der Sieben Schmerzen (Bethen)

Wallfahrtsbasilika St. Maria

St. Maria, Mutter der Sieben Schmerzen ist eine 1929 geweihte Wallfahrtskirche in Bethen, einem Ortsteil von Cloppenburg in Niedersachsen, mit einer Gnadenkapelle von 1669 und einem Komplex von Pilgergebäuden. Die Kirche ist eine Pfarrkirche der Gemeinde St. Marien in Bethen und Umgebung.

Geschichte

Eine Bether Wallfahrt wurde erstmals am 3. Juli 1448 urkundlich erwähnt. Das hier verehrte Gnadenbild der Muttergottes mit dem toten Sohn (Pietà) wird kunstgeschichtlich auf das Ende des 14. Jahrhunderts datiert. Die Legende erzählt, es sei auf der Soeste schwimmend von Landleuten entdeckt, geborgen und auf ein Pferdefuhrwerk geladen worden. An der Stelle der heutigen Gnadenkapelle hätten die Pferde sich gesträubt, und dies sei als Zeichen verstanden worden, hier ein Heiligtum zu errichten.

Im Jahr 1544 wurde die Gegend protestantisch und die Wallfahrten ließen nach. Im Zuge der Gegenreformation wurde Bethen 1613 wieder katholisch. Da jedoch bald der Dreißigjährige Krieg wütete, wurden die Wallfahrten nicht wieder aufgenommen. In den Wirren des Krieges wurde sogar die Kapelle zerstört.

Erst 1669 wurde die durch den Drosten des Amtes Cloppenburg, Carl Othmar von Grothaus wiederaufgebaute Gnadenkapelle durch Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen feierlich geweiht und unter den Schutz der Gottesmutter und des Heiligen Antonius gestellt. Ein Jahr später kam es dann zu der ersten Mariä-Geburts-Prozession, die durch Bischof Christoph Bernhard eingeführt wurde.

Von der Mitte des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts erlebte die Wallfahrt eine Hochblüte. Danach kam es zu einem Rückgang der Prozessionen. Lediglich die Cloppenburger Prozession am Fest Mariä Geburt und die Fronleichnamsprozession blieben bestehen. Mit dem Ersten Weltkrieg begann eine Wiederbelebung der Wallfahrt, da viele Frauen und Kinder dort für ihre Angehörigen an der Front beteten.

Die Mutter der Sieben Schmerzen ist heute Wallfahrtsziel für die Gemeinden des Oldenburger Landes, aber es kommen auch viele Pilger aus weiter entfernten Gemeinden zum Gnadenbild der Schmerzhaften Muttergottes. Im Jahre 2021 kamen – trotz der Corona-Pandemie – fast 100.000 Pilger zur Schmerzensmutter in Bethen.

Es ist die nördlichste Marienwallfahrtsstätte Deutschlands. In Europa liegen nur Warfhuizen in den Niederlanden, Heiligelinde im ehemaligen Ostpreußen sowie das Tor der Morgenröte bei Wilna in Litauen nördlicher.

Antoniuskapelle

Außenaltar und Antoniuskapelle

Neben der Gnadenkapelle wurde 1858 die Antoniuskapelle erbaut. Der neugotische Zentralbau mit sechseckigem Grundriss und Kreuzrippengewölbe stammt von Johann Bernhard Hensen. In der Kapelle befindet sich eine Antoniusfigur aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Basilika

Innenraum der Wallfahrtsbasilika

Nach dem Ersten Weltkrieg begann man den Bau einer großen neobarocken Wallfahrtskirche zu planen, die 1929 geweiht werden konnte. Die Fassade wurde in einer schlichten Fassung dem Barock nachempfunden. Sie wurde rot verklinkert und ist durch weiß gekennzeichnete Unterbrechungen wie Putzfelder sowie am Langhaus und den Querhäusern durch flache Strebpfeiler gegliedert. Die Apsis zeigt eine Darstellung des Gnadenstuhls. Der alte Hauptaltar aus Marmor wurde nach dem II. Vatikanischen Konzil durch Clemens Dierkes umgestaltet. In der Frontseite ist ein kostbares Reliquiar mit Reliquien der heiligen Venustus, Grata, Maria Goretti, Papst Pius X. und Bonifatius eingelassen.

1977 wurde die Wallfahrtskirche durch Papst Paul VI. zur päpstlichen Basilica minor erhoben. In der Krypta befindet sich seit 2007 ein künstlerisch gestaltetes Reliquiar des seliggesprochenen Kardinals Clemens August Graf von Galen, der aus dem Oldenburger Münsterland stammte und, wie auch am hinterlassenen Primizkelch ersichtlich, eng mit dem Ort verbunden war.

Derzeit erbaut die Orgelbaufirma Hermann Eule (Bautzen) eine neue Orgel für die Basilika. Das Instrument wird auf der Empore aufgestellt und 36 Register (2000 Pfeifen) auf zwei Manualwerken und Pedal haben.

I Hauptwerk C–a3
1. Salicional 16′
2. Principal 08′
3. Viola di Gamba 08′
4. Marienflöte 08′
5. Erzähler 08′
6. Octave 04′
7. Spitzflöte 04′
8. Quinte 02 2⁄3′
9. Superoctave 02′
10. Mixtur IV 02′
11. Cornett II-IV 02 2⁄3′
12. Trompete 08′
13. Physharmonika 0 16′
14. Physharmonika 08′
II Schwellwerk C–a3
15. Lieblich Gedackt 16′
16. Geigenprincipal 08′
17. Unda maris (ab c0) 08′
18. Flauto traverso 08′
19. Gedackt 08′
20. Viola d’amour 08′
21. Fugara 04′
22. Flauto amabile 04′
23. Nassat 02 2⁄3′
24. Waldflöte 02′
25. Terz 01 3⁄5′
26. Quinte 01 1⁄3′
27. Progressio III-IV 02′
28. Cor anglais 16′
29. Oboe 08′
Pedalwerk C–f1
30. Violonbass 16′
31. Subbass 16′
32. Principalbass 0 08′
33. Cello 08′
34. Bordun 08′
35. Octavbass 04′
36. Posaune 16′

Gedenkstätte

In der Krypta der Wallfahrtskirche befindet sich eine Gedenkstätte für die Opfer der beiden Weltkriege aus den katholischen Gemeinden des Oldenburger Landes. An den Wänden der Krypta stehen auf Marmortafeln 3.672 Namen von Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkriegs, geordnet nach Kirchengemeinden und Bauerschaften.

Für den Zweiten Weltkrieg liegt in der Krypta seit 1972 ein gedrucktes Gedenkbuch aus. Dieses ist untergliedert in neun Dekanate (Cloppenburg, Damme, Delmenhorst, Friesoythe, Löningen, Oldenburg, Vechta, Wesermarsch und Wilhelmshaven), denen die damaligen Kirchengemeinden zugeordnet sind. Insgesamt sind 10.244 Namen von Gefallenen und Vermissten aufgeführt, in der Regel mit dem Geburts- und dem Todesjahr. Neben den Soldaten sind auch zivile Kriegsopfer genannt.

Literatur

Weblinks

Commons: St. Maria, Mutter der Sieben Schmerzen (Bethen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kirchengemeinde St. Marien. Abgerufen am 5. April 2023. 
  2. Wallfahrtsort Bethen: Geschichte der Wallfahrt
  3. Franz Josef Scheeben: Sie kommen weiterhin: Bethen. In: Kirche+Leben, 31. Oktober 2021, S. 5.
  4. Dehio, S. 219.
  5. Informationen zur Disposition
Basilika Vierzehnheiligen Basilicae minores in Deutschland

Baden-Württemberg: Unsere Liebe Frau in Konstanz 1955 | St. Martin in Weingarten 1956 | St. Georg in Walldürn 1962 | St. Vitus in Ellwangen 1964 | Mariä Heimsuchung in Birnau 1971 | St. Martin in Ulm-Wiblingen 1993 | St. Georg in Ochsenhausen 2019

Bayern: Vierzehnheiligen in Bad Staffelstein 1897 | St. Anna in Altötting 1913 | Mariä Himmelfahrt in Ettal 1920 | Dom St. Peter und Georg in Bamberg 1923 | St. Alexander und Theodor in Ottobeuren 1926 | St. Mauritius in Niederalteich 1932 | St. Ulrich und Afra in Augsburg 1937 | Mariä Himmelfahrt in Tuntenhausen 1942 | Heiligste Dreifaltigkeit in Gößweinstein 1948 | St. Peter und Alexander in Aschaffenburg 1958 | Mariä Himmelfahrt in Ingolstadt 1964 | Stiftskirche zur Alten Kapelle in Regensburg 1964 | St. Emmeram in Regensburg 1964 | St. Michael in Altenstadt 1965 | St. Lorenz in Kempten 1969 | Mariä Himmelfahrt in Waldsassen 1969 | St. Benedikt in Benediktbeuern 1972 | St. Peter in Dillingen 1979 | Heilig Kreuz und Mariä Himmelfahrt in Scheyern 1979 | St. Martin in Amberg 1980 | St. Margaretha in Altenmarkt 1982 | St. Jakob in Straubing 1989 | Mariä Heimsuchung in Marienweiher 1993 | Maria Brünnlein in Wemding 1998 | St. Martin in Landshut 2001 | St. Vitus und Deocar in Herrieden 2010

Berlin: St. Johannes in Berlin-Neukölln 1906 | Dom St. Hedwig in Berlin-Mitte 1927 | Maria Rosenkranzkönigin in Berlin-Steglitz 1950

Hessen: St. Marcellinus und Petrus in Seligenstadt 1925 | St. Maria, Petrus und Paulus in Ilbenstadt 1929 | St. Peter in Fritzlar 2004 | St. Valentinus und Dionysius in Kiedrich 2010

Niedersachsen: St. Godehard in Hildesheim 1963 | Maria Mutter der Sieben Schmerzen in Bethen 1977 | St. Clemens in Hannover 1998 | St. Cyriakus in Duderstadt 2015

Nordrhein-Westfalen: St. Gereon in Köln 1920 | St. Ursula in Köln 1920 | Mariä Himmelfahrt in Kevelaer 1923 | St. Viktor in Xanten 1937 | St. Severin in Köln 1953 | Mariä Heimsuchung in Werl 1953 | St. Martin in Bonn 1956 | St. Potentinus, Felicius und Simplicius in Steinfeld 1960 | St. Aposteln in Köln 1965 | St. Maria im Kapitol in Köln 1965 | St. Suitbertus in Düsseldorf-Kaiserswerth 1967 | St. Lambertus in Düsseldorf 1974 | St. Andreas in Knechtsteden 1974 | St. Vitus in Mönchengladbach 1974 | St. Margareta in Düsseldorf-Gerresheim 1982 | St. Ludgerus in Essen-Werden 1993 | St. Kunibert in Köln 1998 | St. Quirinus in Neuss 2009 | St. Ida in Herzfeld 2011 | St. Laurentius in Wuppertal 2013

Rheinland-Pfalz: St. Matthias in Trier 1920 | Kaiser- und Mariendom in Speyer 1925 | Dom St. Peter in Worms 1925 | St. Maria am See in Maria Laach 1926 | Unsere Liebe Frau in Marienstatt 1927 | St. Martin in Bingen 1930 | St. Salvator in Prüm 1950 | Unsere Liebe Frau in Trier 1951 | St. Paulin in Trier 1958 | St. Kastor in Koblenz 1991 | St. Severus in Boppard 2015

Saarland: St. Wendalinus in St. Wendel 1960 | St. Johann in Saarbrücken 1975

Sachsen: Heilig Kreuz in Wechselburg 2018

52.86369818.0627995Koordinaten: 52° 51′ 49,3″ N, 8° 3′ 46,1″ O