Transitive Hülle (Relation)

Die transitive Hülle bzw. der transitive Abschluss einer (zweistelligen) Relation ist die kleinste Erweiterung dieser Relation, die transitiv ist. Sie kann mit dem Floyd-Warshall-Algorithmus berechnet werden.

Die reflexiv-transitive Hülle bzw. den reflexiv-transitiven Abschluss der Relation erhält man, indem man zur transitiven Hülle die für Reflexivität noch fehlenden Paare auf der Diagonalen hinzufügt.

Anschauliches Beispiel

Illustration des Beispiels: durchgezogene Pfeile zeigen direkte Beziehungen an, gestrichelte Pfeile die in der transitiven Hülle dazu kommenden Beziehungen

Gegeben sei eine Relation „Direkter-Vorgesetzter“ mit folgenden Beziehungen:

Die transitive Hülle dieser Relation enthält nun zusätzlich auch die indirekten Vorgesetzten:

Mathematische Definition

Die transitive Hülle t ⁡ ( R ) ≡ R + {\displaystyle \operatorname {t} (R)\equiv R^{+}} einer zweistelligen Relation R {\displaystyle R} auf einer Menge M {\displaystyle M} ist gegeben durch:

x   t ⁡ ( R )   y :⇔ x   R +   y :⇔ ∃ n ≥ 0   ∃ x 1 , … , x n ∈ M : x R x 1 R x 2 R … R x n R y {\displaystyle x\ \operatorname {t} (R)\ y:\Leftrightarrow x\ R^{+}\ y:\Leftrightarrow \exists n\geq 0\ \exists x_{1},\dots ,x_{n}\in M:x\,R\,x_{1}\,R\,x_{2}\,R\dots \,R\,x_{n}\,R\,y}

Die reflexive Hülle r ⁡ ( R ) ≡ R ? {\displaystyle \operatorname {r} (R)\equiv R^{?}} ist einfach die Vereinigung mit der Diagonalen (Identität), wodurch die Reflexivität erreicht wird:

x   r ⁡ ( R )   y :⇔ x   R ?   y :⇔ x = y ∨ x   R   y {\displaystyle x\ \operatorname {r} (R)\ y:\Leftrightarrow x\ R^{?}\ y:\Leftrightarrow x=y\lor x\ R\ y}    d. h. R ? = I M ∪ R {\displaystyle R^{?}=\mathrm {I} _{M}\cup R} (siehe Identitätsrelation).

Die reflexiv-transitive Hülle R ∗ {\displaystyle R^{*}} ergibt sich dann durch

x   R ∗   y :⇔ x = y ∨ x   R +   y {\displaystyle x\ R^{*}\ y:\Leftrightarrow x=y\lor x\ R^{+}\ y}

Ergänzung: Eine weitere Hüllenbildung dieser Art ist die symmetrische Hülle:

x   s ⁡ ( R )   y :⇔ x   R ↔   y :⇔ x   R   y   ∨   y   R   x {\displaystyle x\ \operatorname {s} (R)\ y:\Leftrightarrow x\ R^{\leftrightarrow }\ y:\Leftrightarrow x\ R\ y\ \lor \ y\ R\ x} , äquivalent zur Definition s ⁡ ( R ) ≡ R ↔ := R ∪ R − {\displaystyle \operatorname {s} (R)\equiv R^{\leftrightarrow }:=R\cup R^{-}} (siehe inverse Relation).

Zur Äquivalenzhülle siehe: Äquivalenzrelation §Äquivalenzhülle.

Beispiele

Eigenschaften

Die Menge, über die hier der Durchschnitt gebildet wird, ist nicht leer, da sie stets die Allrelation M × M {\displaystyle M\times M} enthält.

Anwendungen

In der Theoretischen Informatik werden Ableitungen in einer formalen Grammatik als Folgen von Ableitungsschritten v ⇒ w {\displaystyle v\Rightarrow w} definiert. Die Ableitbarkeit ist also der reflexiv-transitive Abschluss ⇒ ∗ {\displaystyle \Rightarrow ^{*}} der Transitionsrelation ⇒ {\displaystyle \Rightarrow } .

Transitive Reduktion

Das Gegenstück zur transitiven Hülle ist die transitive Reduktion. Eine transitive Reduktion einer Relation R {\displaystyle R} ist eine minimale Relation R ′ {\displaystyle R^{\prime }} , so dass R + = ( R ′ ) + {\displaystyle R^{+}=(R^{\prime })^{+}} , also eine minimale Relation mit derselben transitiven Hülle.

Es gibt sowohl Relationen, für die keine transitive Reduktion existiert, als auch solche, für die mehrere unterschiedliche transitive Reduktionen existieren. Für gerichtete endliche azyklische Graphen jedoch existiert die transitive Reduktion und ist eindeutig: R ′ = R + ∖ ( R + ) 2 {\displaystyle R^{\prime }=R^{+}\setminus (R^{+})^{2}} . Das folgende Bild zeigt für diesen Fall Graphen, die einer nichttransitiven binären Relation (links) und ihrer transitiven Reduktion (rechts) entsprechen:


Verwandte Begriffe:

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Kenneth H. Rosen: Closure of Binary Relation (Memento vom 21. August 2018 im Internet Archive), in: CS381 Discrete Structures, Old Dominion University, Norfolk, Virginia, 1999. Der Autor benutzt die Notationen t ⁡ ( R ) {\displaystyle \operatorname {t} (R)} , r ⁡ ( R ) {\displaystyle \operatorname {r} (R)} , s ⁡ ( R ) {\displaystyle \operatorname {s} (R)} .
  2. H. W. Lang: Mathematische Grundlagen: Menge, Relation, Abbildung, Hochschule Flensburg, 1997-2022, Abschnitt Relation
  3. Notation R ↔ {\displaystyle R^{\leftrightarrow }} wie in Symmetric Closure, auf: ProofWiki vom 12. September 2016
  4. Kenneth Rosen: Closures of Relations, Rutgers School of Arts and Sciences, Department of Computer Sciences (CS), Discrete Mathematics and Its Applications: Section 6.4, S. TP 2f. Die des Autors ist s ⁡ ( R ) {\displaystyle \operatorname {s} (R)} .
  5. Siehe Metz 2010, S. 1. Im graphentheoretischen Sinn handelt es sich um einen gerichteten Weg (ohne Kantengewichte) der gegebenen Länge.
  6. Eric Weisstein: Transitive Reduction, Wolfram Research: Wolfram MathWorld 1999-2018
  7. Siehe Transitive reduction (englisch)
  8. Eric Weisstein: Reflexive Reduction, Wolfram Research: Wolfram MathWorld 1999-2018
  9. Notation folgt Definition:Reflexive Reduction, auf: ProofWiki vom 21. Februar 2018
  10. Symmetric Closure §Notes, auf: ProofWiki vom 12. September 2016