Vierzehn Nothelfer

Statuetten der Vierzehn Nothelfer in der Michaelskapelle, Untergrombach Altar der Vierzehn Nothelfer von 1498 im Münster des ehemaligen Klosters Heilsbronn: mystische Vermählung der hl. Katharina mit Christus. Vorn rechts kniend die heilige Barbara, in der zweiten Reihe (von links nach rechts) die heiligen Margareta, Cyriacus, Papst Sixtus, Erasmus. Gemälde der Vierzehn Nothelfer mit Darstellung der Burg Dobl

Die Vierzehn Nothelfer sind vierzehn Heilige aus dem zweiten bis vierten Jahrhundert. Die Gruppe besteht nach der sogenannten Regensburger Normalreihe aus drei weiblichen und elf männlichen Heiligen, von denen alle bis auf den heiligen Ägidius als Märtyrer starben. Abweichend davon gibt es regionale Varianten. In der katholischen Kirche werden die Nothelfer als Schutzpatrone im Gebet angerufen. In der evangelischen Kirche gelten sie allgemein als Vorbilder im Glauben.

Entstehung und Verbreitung

Die Entstehung der speziellen Gruppe der vierzehn Nothelfer, in der sich – regional unterschiedlich – eine feste Reihenfolge herausbildete, ist im Spätmittelalter in den Diözesen Regensburg, Bamberg und Würzburg sowie in Nürnberg auszumachen. So bestätigen etwa frühe Gebete aus Regensburger Klöstern und dem Raum Regensburg sowie Bildzeugnisse aus Klosterkirchen die Anfänge der Heiligengruppe. Darstellungen der Heiligen Oswald und Leonhard auf Fenstern von 1360 im Dom zu Regensburg weisen auf die frühe Verehrung der Nothelfer in noch nicht festgelegter Reihenfolge in der Region hin. Dass es sich bei ihnen vorwiegend um Heilige aus dem griechisch-byzantinischen Raum handelt, erklärt sich aus den frühen kulturellen Kontakten der Stadt mit Südosteuropa. Von dort verbreitete sich die Nothelferverehrung im ganzen deutschen Sprachraum und darüber hinaus in Schweden, Ungarn und Italien. Rund 800 Kirchen trugen im Spätmittelalter das Patrozinium der Vierzehn Nothelfer, von denen einige bereits um 1300 als solche im Gebet angerufen und in Predigten erwähnt wurden. Um 1400 erschienen die Nothelfer dann in der geschlossenen Reihung.

Gemeinsam mit den Nothelfern wird oft – etwa bei Patrozinien – auch die Gottesmutter in ihrer Eigenschaft als Königin der Märtyrer und Hilfe der Christen genannt.

Liste der vierzehn Nothelfer

Nothelfer & Gedenktag Zuständigkeit Anmerkungen
01 Achatius

8. Mai

Helfer bei Todesangst Anführer der zehntausend Märtyrer, die unter Kaiser Hadrian (117–138) auf dem Berg Ararat wegen ihres Glaubens gekreuzigt worden sein sollen.
02 Ägidius

1. September

Helfer bei der Beichte und der stillenden Mütter Der einzige Nichtmärtyrer.
Gründer des Benediktinerklosters St. Ägidius (frz. Saint Gilles) in der Provence.
03 Barbaraa

4. Dezember

Patronin der Sterbenden, Helferin gegen Blitz- und Feuersgefahr, Schutzpatronin der Bergleute, Geologen, Artilleristen, Gießer, Hüttenleute, Architekten, Glöckner, Glockengießer, Schmiede, Maurer, Steinmetze, Zimmerleute, Dachdecker, Elektriker, Kampfmittelbeseitiger, Pyrotechniker und Feuerwerker, Feuerwehrleute, Helfer des Technischen Hilfswerks (THW). Sie ist auch Patronin der Totengräber, Hutmacher, der Jungfrauen und der Gefangenen Der Überlieferung nach in einen Turm eingesperrt,⁠a misshandelt und enthauptet.
04 Blasius

3. Februar

Helfer bei Halsleiden, Geschwüren, Pest, für eine gute Beichte, Beschützer des Viehs, und Patron zahlreicher Handwerksberufe. Bischof von Sebaste (Armenien, heute Sivas/Türkei), erlitt das Martyrium um 316 durch Enthauptung.
05 Christophorus

25. Juli

Christusträger, Helfer gegen unvorbereiteten Tod, Rettung aus jeglicher Gefahr, Schutzheiliger der Reisenden, gegen Epilepsie, Unwetter, Hungersnot, Gewitter und Hagelstürme, Pest, Zahnschmerzen, schlechte Träume. Schutzpatron der Bogenschützen, Autofahrer, Seefahrer, Flößer, LKW-, Bus- und Taxifahrer, Buchbinder, Bleicher, Pförtner und der Obst- und Gemüsehändler 452 wurde in Chalkedon eine Kirche (Martyrion) mit dem Patrozinium des heiligen Christophoros geweiht.
06 Cyriacus

8. August

Helfer in der Todesstunde und bei teuflischen Anfechtungen Diakon, † um 305 als Märtyrer während der Christenverfolgung in Rom.
07 Dionysius

9. Oktober

Helfer bei Kopfschmerzen, Tollwut, Gewissensnöten und Seelenleiden Kam im 3. Jh. von Rom als Missionar nach Gallien. Der römische Statthalter ordnete seine Enthauptung an. 626 erbaute der fränkische König Dagobert I. eine nach ihm benannte Abtei mit der Kathedrale Saint-Denis, die den französischen Königen als Grablege diente.
08 Erasmus

2. Juni

Helfer bei Leibschmerzen, Krämpfen, Koliken, Unterleibsbeschwerden und bei Magenkrankheiten; er wird angerufen bei Geburten und bei Krankheiten der Haustiere Überlebte seine erste Marterung unter Diokletian, verließ seine Diözese und wirkte in Kampanien, † um 305 in Formia (Kampanien).
09 Eustachius

20. September

Helfer bei schwierigen Lebenslagen und bei Trauerfällen, (ursprünglicher) Schutzheiliger der Jäger Heermeister unter Kaiser Trajan (53–117), um 120/130 unter Kaiser Hadrian wegen seines Glaubens hingerichtet.
10 Georg

23. April

Helfer bei Kriegsgefahren, Fieber, Pest und anderem, gegen Versuchung und für gutes Wetter, und insgesamt Beschützer der Haustiere Römischer Offizier, der als christlicher Märtyrer im frühen 4. Jh. enthauptet wurde. Ein Überlieferungszweig versteht ihn als Drachenkämpfer.
11 Katharinaa

25. November

Beschützerin der Mädchen, Jungfrauen und Ehefrauen, auch Helferin bei Leiden der Zunge und Sprachschwierigkeiten, und Patronin der Gelehrten sowie auch zahlreicher Handwerksberufe Kernstück der griechischen Urfassung der Katharina-Legende ist das Martyrium unter Kaiser Maxentius im Anschluss an einen theologischen Disput. Da das Rad zerbrach, auf dem sie gerädert werden sollte, wurde sie mit dem Schwert enthauptet.⁠a
12 Margaretaa

20. Juli

Patronin der Gebärenden und bei allen Wunden Um 305 unter Diokletian enthauptet; in der Kirchenmalerei oft mit einem Drachen als Symbol des Teufels, den sie überwunden hat, dargestellt.⁠a
13 Pantaleon

27. Juli

Patron der Ärzte und Hebammen Arzt Kaiser Maximians, † um 305 n. Chr. während der Christenverfolgung Diokletians.
14 Vitus (Veit)

15. Juni

Helfer bei Krämpfen, Epilepsie, Tollwut, Veitstanz (Chorea Huntington), Bettnässen und Schlangenbiss, Blitz, Ungewitter und Feuersgefahr, Aussaat und Ernte

Patron der Apotheker, Gastwirte, Bierbrauer, Winzer, Schmiede und Kupferschmiede, Tänzer und Schauspieler, Lahmen und Blinden, Haustiere

† als Märtyrer um 304 n. Chr. 1355 wurde sein Haupt in den Veitsdom (Prag) überführt.
a Zu den drei Nothelferinnen gibt es den Merkvers: Barbara mit dem Turm, Margareta mit dem Wurm, Katharina mit dem Radl – das sind die drei heiligen Madl (nach ihren Attributen).

Klassifizierung der Nothelfer

Gemälde der 14 Nothelfer in der Pfarrkirche St. Margaretha in Bruttig 14 Nothelfer, Gemälde aus der Kapelle Am Guten Mann in Mülheim-Kärlich, wahrscheinlich 16. Jahrhundert Maria und die 14 Nothelfer, Flachrelief in St. Remaclus, Waldorf
drei Bischöfe und Märtyrer: DionysiusErasmusBlasius
drei Jungfrauen und Märtyrerinnen: BarbaraMargaretaKatharina
drei Ritter und Märtyrer: GeorgAchatiusEustachius
ein Arzt und Märtyrer: Pantaleon
ein Mönch: Ägidius
ein Diakon und Märtyrer: Cyriacus
ein Knabe und Märtyrer: Vitus
ein Christuskindträger und Märtyrer: Christophorus

Weitere Nothelfer

Regional abweichend werden einzelne der elf männlichen Nothelfer auch durch andere Heilige ersetzt:

Außerdem rechnet man manchmal die vier heiligen Marschälle, dies sind der Kirchenvater Antonius der Große, Bischof Hubertus von Lüttich, Papst Cornelius und Quirinus von Neuss, zu den Nothelfern.

In der Basilika Vierzehnheiligen liegen Merkverse aus, in denen zusätzlich zu den vierzehn bekannten Nothelfern weitere Heilige aufgeführt sind, die in verschiedenen Nöten angerufen werden können:

In Franken wird die heilige Anna gegen Unwetter angerufen:

Kirchen mit dem Patrozinium der vierzehn Nothelfer

→ Hauptartikel: Vierzehn-Nothelfer-Kirche Die Basilika Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein

Kirchen mit dem Patrozinium aller vierzehn Nothelfer sind bzw. waren beispielsweise:

Die vierzehn Nothelfer in Kunstwerken

Der Vierzehn-Nothelfer-Altar in Thumsenreuth Filialkirche St. Kunibert in Rengen mit den von der Vorgängerkirche übernommenen Holzfiguren der 14 Nothelfer aus dem späten 18. Jahrhundert

(Beispiele)

Die 14 Nothelfer an der Fassade von St. Johannes in Stift Haug, Würzburg Altarbild mit Darstellung der vierzehn Nothelfer in der Kapelle zu den 14 Nothelfern in Trier-Ruwer/Eitelsbach


Siehe auch: Die Vierzehn Nothelfer in der Heraldik

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Commons: Vierzehn Nothelfer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gerhard Krause, Gerhard Müller (Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie. Band 24, Walter de Gruyter, Berlin / New York 1977, S. 662.
  2. Ernst Eichler (Hrsg.): Selecta Bohemico-Germanica. Tschechisch-Deutsche Beziehungen im Bereich der Sprache und Kultur (= Erträge Böhmisch-Mährischer Forschungen. Band 6). Lit-Verlag, Münster 2003, ISBN 978-3-8258-6635-8, S. 152.
  3. Vierzehn heilige Nothelfer (Memento vom 24. August 2011 im Internet Archive), heiligenlexikon.de
  4. Kirchenchronik, Homepage der Gemeinde Rengen, Kultur → Die Rengener Kirche
  5. Die vierzehn Nothelfer von Anger (Memento vom 9. September 2003 im Internet Archive)
  6. Der Gnadenaltar in Vierzehnheiligen
  7. Die vierzehn Nothelfer in der Dorfkirche von Lindenhardt (nach W. G. Sebald).
  8. Wolfgang Weiß: Die katholische Kirche im 19. Jahrhundert. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 430–449 und 1303, hier: S. 434.
Die Vierzehn Nothelfer

Achatius | Ägidius | Barbara | Blasius | Christophorus | Cyriacus | Dionysius | Erasmus | Eustachius | Georg | Katharina | Margareta | Pantaleon | Vitus