Cunewalde

Wappen Deutschlandkarte
CunewaldeDeutschlandkarte, Position der Gemeinde Cunewalde hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 6′ N, 14° 30′ O51.09805555555614.502777777778315
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Bautzen
Höhe: 315 m ü. NHN
Fläche: 26,65 km2
Einwohner: 4606 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte: 173 Einwohner je km2
Postleitzahl: 02733
Vorwahl: 035877
Kfz-Kennzeichen: BZ, BIW, HY, KM
Gemeindeschlüssel: 14 6 25 090
Gemeindegliederung: 4 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 19
02733 Cunewalde
Website: www.cunewalde.de
Bürgermeister: Thomas Martolock (CDU)
Lage der Gemeinde Cunewalde im Landkreis Bautzen
KarteKarte
Blick über Cunewalde und die Czorneboh-Kette vom Bieleboh aus

Cunewalde (obersorbisch Kumwałd, oberlausitzisch Cunewaale) ist ein staatlich anerkannter Erholungsort und eine Gemeinde im Landkreis Bautzen. Es liegt mitten im Lausitzer Bergland zwischen Bautzen und Löbau.

Geografie

Der Ort Cunewalde liegt im Tal des Cunewalder Wassers zwischen den Bergketten des Czorneboh (556 m) mit Hromadnik im Norden und des Bieleboh (499 m) im Süden. Er ist das längste Straßendorf Deutschlands mit einer Gesamtlänge von über 11 Kilometern.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Cunewalde gliedert sich in die Ortsteile

Inoffizielle Ortsteile sind u. a. Albert-Schweitzer-Siedlung, Bärhäuser, Frühlingsberg, Klipphausen, Neudorf und Zieglertal.

Geschichte

Die Gründung und der Ausbau Cunewaldes erfolgte im Rahmen der feudalen deutschen Ostexpansion bzw. -kolonisation im 13. Jahrhundert, als fränkische und thüringische Siedler über die Mark Meißen kommend im Lausitzer Bergland eine neue Heimat suchten. Die Kolonisten kamen in langen Trecks mit all ihren Habseligkeiten. Sie fanden fruchtbare Weiden, kristallklares Wasser und Wälder mit reichem Holzbestand zum Bau ihrer ersten Häuser. Am langgezogenen Dorfbach ließen sie sich nieder, in Richtung der Berge nach Nord und Süd legten sie beiderseits des „Cunewalder Wassers“ ihre Äcker an. Jeder Siedler erhielt einen solchen schmalen Landstreifen (Hufe), der bis zu 2,5 km lang sein konnte. Er reichte vom Gehöft meist bis zum Kamm der Granitberge, Cunewalde wurde so ein typisches Waldhufendorf.

Als Lokator der neuen Ansiedlung wird ein gewisser Henricus de Cunewalde angesehen, dessen Bruder namens Hartwicus de Sprewemberch zum Lokator des Waldhufendorfes Spremberg, heute Neusalza-Spremberg, an der oberen Spree wurde. Die Gebrüder müssen einflussreiche böhmische Lehensleute gewesen sein, da König Wenzel I. Premysl (1230–1253) sie als Bürgen zur Beurkundung der Übereignung des Dorfes und Wallfahrtsortes Jauernick bei Ostritz an das Kloster St. Marienthal am 15. Juni 1242 nach Prag berief. (Vgl. P. Döhler 1902, S. 16).

Von direkten kriegerischen Auseinandersetzungen war Cunewalde kaum betroffen. Doch am Rande von Kriegen und Schlachten litt die Einwohnerschaft ebenso. 1631 bis 1633 raffte die Pest die Hälfte der damaligen Bevölkerung dahin. Der Siebenjährige Krieg fand 1758 mit der Schlacht bei Hochkirch seinen blutigen Höhepunkt. Der österreichische General Daun nutzte die Cunewalder Talwanne als verdecktes Aufmarschgebiet und überraschte die Preußen mit einem plötzlichen Angriff.

Fast ein halbes Jahrtausend war der Ort ein reines Bauerndorf. Landwirtschaft und Waldrodung sicherten die Existenz der im Wachsen begriffenen Zahl der Einwohner. Vor allem nach dem Dreißigjährigen Krieg entwickelte sich das Handwerk. Durch böhmische Exulanten unterstützt, fasste die Leinweberei in Cunewalde Fuß. Die „Cunewalder Leimd“ (Leinwand) besaß beachtliche Qualität und besten Ruf weit und breit. In vielen Häusern saßen alt und jung von früh bis spät am Handwebstuhl – der Lohn für ihre Arbeit war karg.

Noch bis ins späte 17. Jahrhundert wurde in der Cunewalder Kirche auch Sorbisch gepredigt, weil ein großer Teil der Einwohnerschaft Sorbisch sprach. Für 1680 – nach der Abschaffung des sorbischen Gottesdienstes in Cunewalde – ist belegt, dass sorbische Einwohner aus Cunewalde die sorbische Beichte in Hochkirch und Kittlitz in Anspruch nahmen. Im 18. Jahrhundert verstärkte sich das deutschsprachige Element durch den Zuzug von Exulanten und der Gebrauch der sorbischen Sprache nahm langsam ab. Der letzte sorbische Bauernhof ging jedoch erst 1898 in den Besitz einer deutschen Familie über.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts konnten Land- und Forstwirtschaft die Lebensbedürfnisse der Cunewalder nicht mehr sichern. So wurde in immer größerem Umfang Hausweberei betrieben, daraus entstanden bald auch Manufakturen und – nach der Einführung mechanischer WebstühleFabriken, von denen es allein in Cunewalde fünf gab. Cunewalder Unternehmer waren unter den ersten in der Oberlausitz, die größere Websäle errichteten und modernere Technik anschafften. Die Weberei wurde dabei mehr und mehr zu einer Frauenarbeit, während die Männer im aufstrebenden Baugewerbe tätig wurden, unter anderem im Eisenbahn- und Straßenbau.

Ortsansicht mit Czorneboh um 1920

Unter dem Eindruck dieser raschen Entwicklung musste der Ausbau der Verkehrsverbindungen Schritt halten. Ein besonderer Meilenstein war 1890 der Bau der Bahnstrecke Großpostwitz–Obercunewalde. Die Fortsetzung der Strecke nach Löbau wurde 1928 hergestellt. Die gesamte Strecke wurde 1998 stillgelegt und ist heute ein Rad- und Wanderweg.

Bis 1876 bestanden im Cunewalder Tal vier Gemeinden. Niedercunewalde, Mittelcunewalde und der Domstiftliche Anteil wurden 1876 zu einer Gemeinde Cunewalde vereinigt. Obercunewalde wurde am 1. April 1939 nach Cunewalde eingemeindet. 1976 erfolgte die Eingemeindung von Schönberg. Die Gemeinde Weigsdorf-Köblitz wurde am 1. Januar 1999 eingegliedert.

Die Hochwasser-Katastrophe vom 7. und 8. August 2010 hat Cunewalde voll getroffen. Es wurden mindestens 431 Haushalte beschädigt, 4 Brücken unbrauchbar gemacht oder abgebrochen, mehrere Straßen und Einrichtungen stark beschädigt. Das Land Sachsen hat 5 Mio. Euro für die Beseitigung der Hochwasserschäden zur Verfügung gestellt.

Einwohnerentwicklung

Beim Zensus vom 9. Mai 2011 lebten in den 1386 Wohngebäuden der Gemeinde 5017 Personen. Der Ortsteil Cunewalde bestand aus 977 Wohngebäuden und hatte 3096 Einwohner; die übrigen lebten in Weigsdorf-Köblitz (1617), Schönberg (214) und Halbau (90). Das Durchschnittsalter lag bei 49,2 Jahren.

Politik

Bürgermeister

Bürgermeister von Cunewalde ist Thomas Martolock (CDU). Er konnte sich am 27. September 2020 mit 82,9 Prozent der abgegebenen Stimmen gegen den Kandidaten der AfD (Jürgen Holger Schulz; 17,1 Prozent) durchsetzen und kann das Amt weiter ausführen.

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2020 Thomas Martolock CDU 82,9
2013 98,5
2006 98,8
Gemeinderatswahl 2019 Wahlbeteiligung: 70,59 % (2014: 58,9 %)  %50403020100 40,7 %7,5 %21,9 %25,4 %4,5 % CDULinkeFWVCAfDSPD Gewinne und Verluste im Vergleich zu 2014  %p 30 25 20 15 10   5   0  -5-10-15-20 −15,1 %p −5,0 %p+21,9 %p+25,4 %p± 0,0 %p CDULinkeFWVCAfDSPDVorlage:Wahldiagramm/Wartung/Altes Ergebnis nicht 100%Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/TITEL zu lang

Gemeinderat

Seit der Gemeinderatswahl am 25. Mai 2019 verteilen sich die 18 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:

Partnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

→ Hauptartikel: Liste der Kulturdenkmale in Cunewalde Das Dorfzentrum mit der Kirche Der Schlosspark ist Mitglied des Gartenkulturpfades beiderseits der Neiße. Dies verbessert die Möglichkeiten der Pflege (Parkseminare) und die Aussichten auf Förderung sowie die touristische Erschließung.

Gedenkstätten

Sport

1950 gründete sich die Sportgemeinschaft Motor Cunewalde e. V. Hier werden derzeit unter anderem die Sportarten Fußball, Kegeln, Tischtennis, Gymnastik und Line Dance betrieben. Im 1. Dart Club Cunewalde e. V., dem Motorsportclub Oberlausitzer Bergland e. V. dem Handballverein Oberlausitz Cunewalde e. V., dem Hundesportverein Schwarzer Winkel e. V., dem Schützenverein Cunewalder Tal e. V. und im Tennisverein Cunewalder Tal e. V. werden weitere Sportarten betrieben.

Im Ortsteil Weigsdorf-Köblitz befindet sich mit der RennstreckeMatschenberg Offroad Arena“ eine Motorsport-Anlage, auf der Läufe zur Europäischen (FIA-Prädikat) und Deutschen Autocross- sowie Deutschen Rallycross-Meisterschaft des DMSB ausgetragen werden.

Naturschutz

Bildung

Die Gemeinde Cunewalde verfügt über eine Grundschule (in Weigsdorf-Köblitz) und die Wilhelm-von-Polenz-Oberschule.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Personen, die mit Cunewalde in Verbindung stehen

Literatur

Weblinks

Commons: Cunewalde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Wikisource: Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Ober-Cunewalde – Quellen und Volltexte Wikisource: Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Nieder-Cunewalde – Quellen und Volltexte Wikisource: Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Weigsdorf – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023.  (Hilfe dazu).
  2. Frido Mětšk: Zur Frage der deutsch-sorbischen Sprachgrenzen des 16. Jahrhunderts im Markgraftum Oberlausitz und im Amte Stolpen. In: Lětopis, Reihe B, Nr. 7 (1960), Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin 1960, S. 83–132.
  3. Klaus Theodor Henke: Kirchenbau und Sakralkunst in der Oberlausitz. Oberlausitzer Verlag, Spitzkunnersdorf 2011, ISBN 978-3-941908-28-4, S. 70
  4. Zwischen Strohmberg, Czorneboh und Kottmar (= Werte unserer Heimat. Band 24). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1974, S. 102.
  5. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
  6. Gemeinde Cunewalde: Gemeinderatssitzung am 15. September 2010. TOP 3: Vorläufiger Sachstandsbericht zur Schadensbilanz Augusthochwasser vom 07.08.2010 und derzeitiger Vollzug von Hilfsprogrammen. (PDF; 11,7 MB) 15. August 2010, abgerufen am 23. September 2018. 
  7. Zensus 2011 - Gemeinde Cunewalde
  8. Wahlergebnisse, Stat. Landesamt des Freistaates Sachsen
  9. Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2019@1@2Vorlage:Toter Link/www.wahlen.sachsen.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2022. Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - sachsen.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. August 2019; abgerufen am 12. Oktober 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wahlen.sachsen.de 
  11. Dorfkirche Cunewalde (Memento des Originals vom 29. Juni 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cunewalde-pfarramt.de, abgerufen am 27. Oktober 2013.
  12. Homepage Gartenkulturpfad beiderseits der Neiße, Mitglieder und Kooperationspartner, abgerufen am 4. Juni 2018
  13. SG Motor Cunewalde - Ein oberlausitzer Sportverein. Abgerufen am 25. Januar 2021. 
  14. Autocross in Deutschland. Abgerufen am 25. Januar 2021. 
  15. Handball Cunewalde | HVO Cunewalde. Abgerufen am 25. Januar 2021. 
  16. Vereine in der Gemeinde Cunewalde. Abgerufen am 25. Januar 2021. 
  17. Cunewalde trauert um Ex-Bürgermeister und ersten Ehrenbürger, Sächsische Zeitung, 18. September 2018
  18. Cunewalde hat jetzt zwei Ehrenbürger, Sächsische Zeitung, 13. September 2022
  19. Gottfried Graf Finck v. Finckenstein, Christoph Franke: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser 2015, Band XXXVI, Band 158 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 2015, S. 410 ff. ISBN 978-3-7980-0858-8. ISSN 0435-2408
  20. 2. Januar 1995, Denkstein, Polenzpark (Schlosspark Cunewalde), in: Manfred Altner: Sächsische Lebensbilder. Literarische Streifzüge durch die Lößnitz, die Lausitz, Leipzig und Dresden, 1. Auflage, Edition Reintzsch, Radebeul 2011, S. 73. ISBN 3-930846-25-X.
Wappen des Landkreises Bautzen Städte und Gemeinden im Landkreis Bautzen

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Gemeinden: Arnsdorf | Burkau (Porchow) | Crostwitz (Chrósćicy) | Cunewalde | Demitz-Thumitz | Doberschau-Gaußig (Dobruša-Huska) | Elsterheide (Halštrowska hola) | Frankenthal | Göda (Hodźij) | Großdubrau (Wulka Dubrawa) | Großharthau | Großnaundorf | Großpostwitz/O.L. (Budestecy) | Haselbachtal | Hochkirch (Bukecy) | Königswartha (Rakecy) | Kubschütz (Kubšicy) | Laußnitz | Lichtenberg | Lohsa (Łaz) | Malschwitz (Malešecy) | Nebelschütz (Njebjelčicy) | Neschwitz (Njeswačidło) | Neukirch | Neukirch/Lausitz | Obergurig (Hornja Hórka) | Ohorn | Oßling (Wóslink) | Ottendorf-Okrilla | Panschwitz-Kuckau (Pančicy-Kukow) | Puschwitz (Bóšicy) | Räckelwitz (Worklecy) | Radibor (Radwor) | Ralbitz-Rosenthal (Ralbicy-Róžant) | Rammenau | Schmölln-Putzkau | Schwepnitz | Sohland an der Spree | Spreetal (Sprjewiny Doł) | Steina | Steinigtwolmsdorf | Wachau (Sachsen)

Siehe auch: Kreis Bautzen, Landkreis Bautzen (1994–2008) und Landkreis Bautzen Ortsteile von Cunewalde

Cunewalde (mit Albert-Schweitzer-Siedlung, Bärhäuser, Frühlingsberg, Klipphausen, Neudorf, Zieglertal) | Halbau | Schönberg | Weigsdorf-Köblitz aus Weigsdorf und Köblitz

Normdaten (Geografikum): GND: 4621845-2