Elmar Worgull

Elmar Worgull, 2016

Elmar Worgull (* 8. März 1949 in Speyer) ist ein deutscher bildender Künstler, Kunsthistoriker und Kunsterzieher.

Monogramm von Elmar Worgull auf seinem Atelierschild „Kalte Pracht, weich bedeckt“ oder „Die Entscheidung“, 1984, Öl auf Leinwand, 100 cm × 110 cm, Städtische Musikschule (Treppenhaus) der Stadt Frankenthal (Pfalz)

Leben und Wirken

Elmar Worgull wurde als Sohn des Autoschlossers Otto und der Hausfrau Hermine Worgull in Speyer geboren. Er besuchte die Volksschule in Otterstadt bei Speyer bis zu seinem Eintritt in die naturwissenschaftliche Abteilung des Staatlichen Gymnasiums Speyer. Nach der mittleren Reife wechselte Worgull an das Max-Planck-Gymnasium Ludwigshafen, wo er auch das Abitur ablegte. Die künstlerische und kunsthandwerkliche Begabung wurde früh erkannt und gefördert. Als Schüler machte Worgull außerdem in Speyer bei Fotomeister Fritz Hermann mehrere Praktika.

Elmar Worgull studierte von 1971 bis 1977 an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Kunstgeschichte und Kunsterziehung. Ein Stipendium der Universität ermöglichte ihm Forschungsreisen in Italien. Sie dienten vor allem dem Studium der Kunst des Quattrocento, das ein Thema seiner späteren Forschungen bleiben sollte. Es folgten Studienreisen in Europa, Asien, Afrika und Nordamerika, wo er sich in New York besonders der Modernen Malerei widmete. Zu seinen akademischen Lehrern zählen Fritz Viktor Arens, Richard Hamann-MacLean, Hans-Jürgen Imiela und Hartmut Biermann. Anregungen gaben Gotthelf Schlotter und Eberhard Schlotter. Werner König förderte das musikalische Verständnis, auch der modernen Musik. Ebenso wichtig waren die Anregungen von Paul Badura-Skoda zu Ludwig van Beethoven und Franz Schubert, die in seinen Forschungen zur Ikonographie einen zentralen Platz einnehmen. Letztere führte zu einer Zusammenarbeit mit Eva Badura-Skoda. Nach den beiden Staatsexamina (1977/1979) unterrichtete Worgull bis 2013 als Kunsterzieher an Gymnasien in Mainz, Ludwigshafen und Frankenthal (Albert-Einstein-Gymnasium).

Elmar Worgull war seit 1981 künstlerischer Leiter des Kunstvereins Frankenthal, dem er den Namen „Die Treidler“ gab. Er begründete das „Forum denk-mal Denkmalschützer Frankenthal e. V.“, dem er bis heute vorsteht und war Mitglied des Beirats des Erkenbert-Museums Frankenthal. Sein Einsatz für die Denkmalpflege, sein Ablehnen stilwidriger, modernistischer Überbauungen oder der Benutzung alter Baudenkmäler für eine in seinen Augen problematische Eventkultur stand nicht selten im Widerspruch zur herrschenden Meinung.

Als Bildender Künstler, mit den Schwerpunkten Malerei und Zeichnung, vertritt Worgull den Interrealismus. Er bezeichnet, wie der Kunsthistoriker Hartmut Biermann mit Worgulls Worten erläutert, „ein Schweben zwischen den Realitäten“ und will aber auch in ironischer Form die Doppelbödigkeit der Begriffe der zahlreichen Realismen, wie z. B. Fotorealismus, Kritischer Realismus, Sozialistischer Realismus etc. verdeutlichen.

Zu Worgulls kunsthistorischen Aufgabenbereichen zählen die Beethoven- und Schubert-Ikonographie, die Baugeschichte des Mittelalters sowie die Architekturgeschichte des Quattrocento. Die von Worgull entwickelte, in der Ikonographie angewandte Methode der isoproportionalen Analyse, sowie die dadurch erzielten Entdeckungen zu Beethoven- und Schubertbildnissen, führten zur Mitarbeit am Schubert-Lexikon (Graz 1997). 1997 erfolgte die Einladung zu einem Vortrag auf der Internationalen Schubert-Konferenz „Schubert und seine Freunde“ in Wien (22. – 26. Mai 1997).

Auf dem Gebiet der Baugeschichte des Mittelalters hat Worgull mit Hilfe von fotogrammatischen Vermessungen die Theorie, mittelalterliche Architekturen enthielten geometrische Gesetzmäßigkeiten, auf eine sichere Grundlage gestellt. In Steinerne Geometrie (2005) zeigt er, wie die romanische Kirche des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstifts in Frankenthal (Pfalz), die heutige sogenannte Erkenbert-Ruine, in ihren Maßen und Proportionen aus der geometrischen Figur des gleichseitigen Dreiecks entwickelt wurde. Worgulls Hauptwerk ist ebenfalls dieser im Jahre 1119 gestifteten Klosterkirche gewidmet. Frankenthals Romanische Kloster-Basilika (2013), ist eine Zusammenfassung des Wissens über diese Sakralarchitektur, die als Keimzelle des mittelalterlichen Frankenthals gilt. Unterstrichen wird die überregionale Bedeutung des Bauwerkes und ist gleichzeitig ein Plädoyer für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem kulturellen Erbe. Worgull gestaltet den bildnerischen Teil seiner kunsthistorischen Publikationen mit eigenem fotografischen und zeichnerischen Material selbst. Von Worgulls Bemühungen, wissenschaftliche Erkenntnisse im Kunstunterricht praktisch umzusetzen, zeugen mit Schülern gemeinsam erstellte Arbeiten.

Werke

Buchveröffentlichungen

Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, Festschriften und Lexika

Ikonographie und Malerei Architektur und Baugeschichte Didaktik der Kunsterziehung

Künstlerisches Werk (Auswahl)

Malerei Plastische Werke

Literatur

Fernsehbeiträge

Einzelnachweise

  1. Die Schule heißt heute Gymnasium am Kaiserdom und ist nach dem Auszug der naturwissenschaftlichen Abteilung (das heutige Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium) 1967 ein altsprachliches Gymnasium mit drei Pflichtfremdsprachen.
  2. Wichtige Objekte waren das Feuerbachhaus und die Villa Ecarius in Speyer und besonders die Erkenbert-Ruine in Frankenthal.
  3. Ein Beispiel stellt die Erkenbert-Ruine in Frankenthal (Pfalz) dar. Sie ist manchmal Ort von Veranstaltungen, die sich nach Ansicht des Kunsthistorikers mit dem Charakter und der Bedeutung eines sakralen Baus schwer vereinbaren lassen. S. Die Rheinpfalz – „Frankenthaler Zeitung“. Ausgabe vom 30. Juni 2009, S. 17.
  4. Dieser von ihm geprägte Begriff findet sich erstmals publiziert in: Who’s who in the arts. Who’s Who-Book and Publishing, Ottobrunn 1975, S. 201.
  5. Hartmut Biermann: Anmerkungen zu den Bildern Elmar Worgulls. In: Elmar Worgull. Interrealismus. Gemälde – Zeichnungen – Objekte. Mittelrheinisches Landesmuseum Mainz. 9. Juli bis 17. August 1980. Katalogredaktion: Hartmut Biermann. Universitätsdruckerei und Verlag Dr. Hans Krach, Mainz 1980. S. 4–7.
  6. Die bildnerischen Analysenschritte werden beschrieben in dem Aufsatz Kunsthistorische Untersuchungsmethoden als ein interdisziplinärer Aspekt in der Schubert-Ikonographie. In: Eva Badura-Skoda, Gerold W. Gruber, Walburga Litschauer, Carmen Ottner (Hrsg.): Schubert und seine Freunde. Böhlau Verlag, Wien u. a. 1999, S. 348.
  7. Kunsthistorische Untersuchungsmethoden als ein interdisziplinärer Aspekt in der Schubert-Ikonographie. In: Eva Badura-Skoda, Gerold W. Gruber, Walburga Litschauer, Carmen Ottner (Hrsg.): Schubert und seine Freunde. Böhlau Verlag, Wien u. a. 1999, S. 343–360.
  8. Bei der Anwendung seiner Methode an der Urfassung von Ferdinand Georg Waldmüllers Gemälde von Ludwig van Beethoven aus dem Jahr 1823 konnte Worgull 1979 die historisch umstrittene Ähnlichkeit des Porträtierten verifizieren. Dieses 1966 wiederaufgefundene Bild hatte lediglich als Kopie gegolten. Worgulls Erkenntnis, dass es sich um die bislang unerkannte originale Bildnisstudie Beethovens von Waldmüller handelt, wurde von Rupert Feuchtmüller gewürdigt (s. Literatur). Das Forschungsergebnis hat im Herbst 1996 das Kunsthistorische Museum Wien veranlasst, das Gemälde bei Christie’s in London zu ersteigern (German and Austrian Art ’96. Christie’s London, October 1996, S. 22–23). Heutiger Standort: Abteilung Alte Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums.
  9. Zu Worgulls Publikationen zur Schubert-Ikonographie s. Janet Wassermann: A Schubert-Iconography: painters, sculptors, lithographiert, Illustrators, silhouettists, engravers and others known or said to have produced a likeness of Franz Schubert. In: Music in Art. Research Center for Music Iconography: The Graduate Center. City of New York, XXXVIII/1–2 (2003), S. 205, 209, 216, 226, 229, 230, 231.
  10. z. B.: Modell der einstigen Frankenthaler Klosterkirche im Erkenbert-Museum Frankenthal (Inventar-Nr. 2414), publiziert in: Elmar Worgull: Steinerne Geometrie. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2005, ISBN 3-88462-214-5, Abb. 50, S. 61 / und in: Elmar Worgull: Frankenthals romanische Kloster-Basilika im Umfeld der Reform-Architekturen von Cluny und Hirsau. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2013, ISBN 978-3-88462-343-5, Abb. 96, S. 48. Vgl. ebenso die Hinweistafel mit dem Bild des Modells samt Beschriftung vor Ort an der Erkenbert-Ruine, Frankenthal. Schülerarbeiten, die im unterrichtlichen Zusammenhang entstanden, sind publiziert in: Kunst und Unterricht. 1999, Heft 236.
  11. Das Bild befand sich auf der Ausstellung „Fauler Lenz; Bilder vom süßen Nichtstun“ in der Max Slevogt-Galerie / Landesmuseum Mainz, Schloss Villa Ludwigshöhe, Edenkoben. 19. Februar – 23. April 2006. Text der Hinweistafel von Sabine Mertens.
    Fleißiger Künstler Ansichten von der Faulheit. In: Die Rheinpfalz. Sonntag aktuell, 19. Februar 2006.
    Sigfrid Gauch: Zwischen den Realitäten schweben. Elmar Worgull. In: Begegnungen II. Kunst in Rheinland-Pfalz. Ein Jahrbuch des Berufsverbandes Bildender Künstler Rheinland-Pfalz. Bezirksregierung, Koblenz 1980/81, S. 83–86, 177.
  12. s. Marmorboden von Elmar Worgull. In: Die Rheinpfalz. Frankenthaler Rundschau, 5. Juni 1985.
    Peter Gastauer: Elmar Worgull und seine interrealistische Malerei. In: Stadtverwaltung Frankenthal (Hrsg.): Frankenthal einst und jetzt. 1985, H. 3, Abb. S. 90.
  13. s. Gedenktafel für Eugen Kling. In: Die Rheinpfalz. Frankenthaler Rundschau, 25. Februar 1989.
    Im Gedenken an Eugen Kling. Tafel am kleinen Rheindorfhaus im Vorort Mörsch angebracht. In: Die Rheinpfalz. Frankenthaler Rundschau, 14. Januar 1991.
    Maren Felle: Eugen Kling . In: Stadtverwaltung Frankenthal (Hrsg.): Frankenthal einst und jetzt. 1991, H. 1, S. 22.
  14. Karoline ist die Namensgeberin für das Frankenthaler Karolinengymnasium, s. Volker Christmann, Gerhard Nestler: Das war das 20. Jahrhundert in Frankenthal. Wartburg Verlag, Gutenberg-Gleichen 2001. S. 102.
    Die Statue selbst wurde 1887 von Philipp Perron geschaffen. Ursprünglich stand sie in einer Nische im 1. Obergeschoss der 1943 ausgebombten, einstigen privaten Karolinen-Schule. Die Figur war nach ihrer Rettung aus den Trümmern bis 1998 stets auf dem Boden mit einem niedrigen Sockel an verschiedenen Orten innerhalb Frankenthals aufgestellt worden. Der von Elmar Worgull aus Beton geschaffene Sockel ähnelt einer Holzkiste und soll an die vielen Umzüge erinnern, der die Statue ausgesetzt war, bevor sie ihren jetzigen Standort erhielt. Siehe auch: Königliche „Reisetante“ mit fester Bleibe. In: Die Rheinpfalz. Frankenthaler Zeitung, 25. Juli 1998.
    Ein Bild der Statue hier.
Normdaten (Person): GND: 119219786 | LCCN: nb2007024570 | VIAF: 37480606 |