In diesem Artikel befassen wir uns mit Franz Schreker, einem Thema, das in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Seit seiner Entstehung hat Franz Schreker die Aufmerksamkeit unterschiedlicher Zielgruppen auf sich gezogen und Debatten und Reflexionen über seine Implikationen ausgelöst. Im Laufe der Jahre war Franz Schreker Gegenstand von Forschungen und Analysen durch Experten auf diesem Gebiet, die dazu beigetragen haben, unser Verständnis dieses Phänomens zu erweitern. Bei dieser Gelegenheit werden wir uns aus verschiedenen Perspektiven mit der Analyse von Franz Schreker befassen und ihre historischen, soziokulturellen, politischen und wirtschaftlichen Dimensionen untersuchen. Ebenso sind wir daran interessiert, die Auswirkungen zu untersuchen, die Franz Schreker auf die heutige Gesellschaft hatte und wie es unsere Denk- und Handlungsweisen geprägt hat. Damit möchten wir eine umfassende Vision von Franz Schreker bieten, die zum Nachdenken und Dialog über dieses heute so relevante Thema einlädt.
Franz Schreker, um 1911Ehrengrab, Hüttenweg 47, in Berlin-DahlemSchallplatte mit einer von Schreker dirigierten Aufnahme (Berlin 1923)
Franz Schreker war ein Sohn des konvertierten HofphotographenIgnácz Ferenz Schrecker und dessen zweiter Frau Eleonore von Cloßmann. Er studierte am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien bei Robert FuchsKomposition. 1911 übernahm er die Leitung des von ihm gegründeten Philharmonischen Chores, seit 1912 leitete er selbst eine Kompositionsklasse an der Akademie für Tonkunst in Wien. Der Ruhm brachte Schreker die Direktorstelle in der Berliner Akademischen Hochschule für Musik (der heutigen Universität der Künste Berlin), wo er von 1920 bis 1931 tätig war. Ein Forum wurde ihm von der Universal Edition in der Musikzeitschrift Anbruch geboten, in der zwischen 1919 und 1937 103 Artikel von ihm und über ihn erschienen. Bereits in den späten 1920er-Jahren war Schreker Angriffsobjekt der Kulturpolitik der Nationalsozialisten. 1932 wurde auf Grund des NS-Terrors die in Freiburg geplante Uraufführung seiner OperChristophorus von Schreker selbst zurückgezogen, und er wurde zum Rücktritt von seinem Amt als Direktor der Berliner Musikhochschule gezwungen, die er seit 1920 geleitet hatte. Von 1932 bis 1933 war er außerdem Leiter einer Meisterklasse für Komposition an der Preußischen Akademie der Künste. Einer seiner Schüler dort war Wladyslaw Szpilman. Kurz nach seiner Zwangsversetzung in den Ruhestand, die Max von Schillings verfügte, starb er am 21. März 1934 an einem Herzinfarkt, dem ein Schlaganfall vorausgegangen war, und wurde auf dem Waldfriedhof Dahlem beigesetzt. Die Grabstätte befindet sich in der Abt. 10A-6 und ist als Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet.
Am 10. November 1909 heiratete Schreker in Wien die Sopranistin Maria (‚Mizzi‘) Anna Josefa Binder (* 10. November 1892 Wien; † 23. Dezember 1978 Berlin).[2] Das Paar hatte zwei Kinder: Ottilie Hedwig (später Haidy Schreker-Bures; * 9. August 1910 Wien; † 15. Dezember 1993 Buenos Aires) und Emanuel Leopold (* 23. Dezember 1914 Wien; † 9. August 1971, Melbourne, Australien).[3][4]
Im Jahr 1959 wurden in Wien-Favoriten (10. Bezirk) die Franz-Schreker-Gasse und 1936 in Ottakring (16. Bezirk) die Schrekergasse nach ihm benannt.
In den 1920er Jahren galt Franz Schreker als einer der bedeutendsten Opernkomponisten in Deutschland nach Wagner; seine Opern erreichten zeitweise höhere Aufführungszahlen als diejenigen von Richard Strauss. Wie dieser ist Schreker ein Spätromantiker; zugleich weist seine musikalische Sprache expressionistische Elemente auf. Charakteristisch ist eine ständige harmonische Fluktuation mit schillernden, irisierenden Akkorden.
Abgesehen von einer Ausnahme (Flammen) schrieb Schreker die Texte zu seinen Opern selbst. Von der PsychoanalyseSigmund Freuds beeinflusst, zeichnet der Librettist Schreker schonungslose seelische Porträts seiner Opern-Protagonisten, die teilweise auch autobiographische Bezüge aufweisen.
Seine Wiederentdeckung war vor allem Folge eines musikwissenschaftlichen Kongresses Mitte der 1970er Jahre in Graz.[5] Seit den 1990er Jahren veröffentlicht auch die Phonoindustrie wieder vermehrt Aufnahmen seiner Werke.[6]
Ein Großteil seines Nachlasses befindet sich an der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien, Teile seiner wertvollen Privat-Bibliothek an der Bibliothek der Universität der Künste Berlin.
Werkverzeichnis (Auswahl)
Bühnenwerke/Opern
(Libretti, soweit nicht anders angegeben, von Franz Schreker)
1901–1902: Flammen – 1 Akt. Libretto: Dora Leen (1880–1941; eigtl. Dora Pollak). UA Wien 1902 (konzertant), Kiel 2001 (szenisch)
um 1903–1910: Der ferne Klang – Oper in 3 Aufzügen, UA 18. August 1912, Frankfurt am Main
1908–1912: Das Spielwerk und die Prinzessin – 2 Akte, Prolog, UA 15. März 1913, Frankfurt am Main / Wien
1911–1915: Die Gezeichneten – Oper in 3 Akten, UA 18. April 1918, Frankfurt am Main
1915: Das Spielwerk (Umarbeitung von Das Spielwerk und die Prinzessin) – 1 Akt, UA 30. Oktober 1920, München (Bruno Walter)
1896: Liebeslied für Streichorchester und Harfe (verschollen)
1899: Scherzo
1899: Symphonie a-Moll op. 1 (Finale verloren)
1900: Scherzo für Streichorchester
1900: Intermezzo op. 8 – Satz für Streichorchester (später Teil der Romantischen Suite)
1902–1903: Ekkehard, symphonische Ouvertüre für großes Orchester und Orgel op. 12
1903: Romantische Suite op. 14
1904: Phantastische Ouvertüre op. 15
1905: Der Geburtstag der Infantin, Suite nach dem gleichnamigen Märchen von Oscar Wilde für Kammerorchester (für Orchester 1923, Pantomime Spanisches Fest für Orchester 1927)
1908: Festwalzer und Walzerintermezzo
1908: Valse lente
1908–1909: Ein Tanzspiel für großes Orchester
1909: Nachtstück aus der Oper Der ferne Klang
1913: Vorspiel zu einem Drama (zusammengestellt aus Teilen der Oper Die Gezeichneten)
1916: Kammersymphonie (auch für größere Besetzung als Sinfonietta)
1918: Symphonisches Zwischenspiel aus der Oper Der Schatzgräber
1928: Kleine Suite für Kammerorchester
1929–1930: Vier kleine Stücke für großes Orchester
1933: Vorspiel zu einer großen Oper (aus der unvollendeten Oper Memnon)
Sonstige Werke (Auswahl)
1898: Sonate für Violine und Klavier
1899: König Tejas Begräbnis (Felix Dahn) für Männerchor und Orchester
1900: Der 116. Psalm op. 6 für Frauenchor und Orchester
1902: Schwanengesang op. 11 (Dichtung von Dora Leen) für Chor und Orchester
1903: Zwei Gesänge für mittlere Stimme und Klavier: Sommerfäden (von Dora Leen) und Stimmen des Tages (von Ferdinand Saar)
1909: Fünf Gesänge (instrumentiert 1922)
1909: Der Wind – Pantomime für Violine, Violoncello, Klarinette, Horn und Klavier
1916: Orchestrierung von 2 Liedern von Hugo Wolf
1923: Zwei lyrische Gesänge (Walt Whitman, instrumentiert 1929 u.d.T. Vom ewigen Leben)
1932–1933: Das Weib des Intaphernes – Melodram (Eduard Stucken)
1933: Orchestrierung von Franz Liszts Ungarischer Rhapsodie Nr. 2
Paul Bekker: Franz Schreker. Studie zur Kritik der modernen Oper (1918). Rimbaud-Presse, Aachen 1983, ISBN 3-922322-12-3.
Haidy Schreker-Bures: Hören – denken – fühlen. Eine kleine Studie über Schrekers Operntexte. 3. Auflage. Rimbaud-Presse, Aachen 1983, ISBN 3-922322-21-2.
Reinhard Ermen (Hrsg.): Franz Schreker. (1878–1934). Zum 50. Todestag. Mit einem Geleitwort von Haidy Schreker-Bures. Beiträge von Sieghart Döhring, Frank Reinisch, Hans Joachim von Kondratowitz, Jens Malte Fischer, Reinhard Ermen, Rudolf Stephan, Peter P. Pachl, Eckhardt van der Hoogen, Michael Struck-Schloen, Manfred Haedler (= Franz-Schreker-Forum. Band1). Rimbaud-Presse, Aachen 1984, ISBN 3-89086-999-8.
Franz Schreker, Paul Bekker: Briefwechsel. Mit sämtlichen Kritiken Bekkers über Schreker. Hrsg.: Christopher Hailey. Rimbaud, Aachen 1994, ISBN 3-89086-921-1.
Michael Haas, Christopher Hailey (Hrsg.): Franz Schreker. Grenzgänge – Grenzklänge. Mandelbaum-Verlag, Wien 2004, ISBN 3-85476-133-3 (Inkl. 2 CDs. Begleitpublikation zur Ausstellung „franz schreker: grenzgänge – grenzklänge“ des Jüdischen Museums der Stadt Wien vom 15. Dezember 2004 bis 24. April 2005).
Giangiorgio Satragni: Der Traum eines „Fernen Klangs“ in Schrekers gleichnamiger Oper. In: Peter Csobádi, Gernot Gruber, Juergen Kuehnel, Ulrich Mueller (Hrsg.): Traum und Wirklichkeit in Theater und Musiktheater (= Wort und Musik. Bd. 62). Vorträge und Gespräche des Salzburger Symposions 2004. Mueller-Speiser, Anif/Salzburg 2006, ISBN 3-85145-099-X, S. 484–497
Markus Böggemann, Dietmar Schenk (Hrsg.): „Wohin geht der Flug? Zur Jugend“. Franz Schreker und seine Schüler in Berlin (= Studien und Materialien zur Musikwissenschaft. Bd. 54). (Vorträge, die bei dem Internationalen Symposium „Franz Schreker und seine Schüler“ an der Universität der Künste Berlin vom 23. bis 26. Oktober 2003 aus Anlass des 125. Geburtstags von Franz Schreker gehalten wurden). Olms, Hildesheim u. a. 2009, ISBN 978-3-487-14214-2.
Christopher Hailey: Franz Schreker (1878–1934): eine kulturhistorische Biographie, Wien; Köln; Weimar: Böhlau Verlag, 2018, ISBN 978-3-205-77786-1.
Janine Ortiz: Nun ist alles beim Teufel. Franz Schrekers späte Opern. edition text + kritik, München 2018, ISBN 978-3-86916-563-9.
Daniel Tiemeyer: Klang als dramatisches Ausdrucksmittel in den Opern Franz Schrekers. Hollitzer Verlag, Wien 2022 (Wiener Veröffentlichungen zur Musikwissenschaft 55), ISBN 978-3-99012-900-5.
Dokumente
Briefe von Franz Schreker befinden sich im Bestand des Leipziger Musikverlages C.F.Peters im Staatsarchiv Leipzig.