Karel Čapek

Karel Čapek (um 1936) UnterschriftUnterschrift

Karel Čapek (* 9. Januar 1890 in Malé Svatoňovice, Österreich-Ungarn; † 25. Dezember 1938 in Prag) war ein tschechischer Schriftsteller, Übersetzer, Journalist und Fotograf. Er gilt als einer der wichtigsten Autoren der tschechischen Literatur im 20. Jahrhundert. Das internationale Wort Roboter geht auf sein Schauspiel R.U.R. zurück.

Leben

Karel Čapek war der Sohn des Landarztes Antonín Čapek. Er wuchs mit seinen älteren Geschwistern Helena und Josef in Úpice auf. Anschließend besuchte er Gymnasien in Königgrätz, Brünn und Prag. Von 1909 bis 1915 studierte er an der Philosophischen Fakultät der Prager Karls-Universität, dazwischen auch an der Berliner Universität und zusammen mit seinem Bruder, dem Maler Josef Čapek, in Frankreich. Rasch wurden die Brüder Čapek Teil des vibrierenden kulturellen Lebens von Paris. Karel Čapeks Schriften waren provokativ und er kleidete sich exzentrisch. Ab seinem 21. Lebensjahr litt Čapek an der Bechterewschen Krankheit, weshalb ihn zeitlebens chronische Schmerzen plagten. Aufgrund seiner Krankheit wurde er im Ersten Weltkrieg nicht eingezogen.

1915 wurde Čapek zum Dr. phil. promoviert. Er arbeitete zunächst in der Akademiebibliothek als Bibliothekar und 1916/1917 als Erzieher bei Graf Prokop Lažanský auf Schloss Chyše.

Ab 1917 begann Čapek als Journalist zu schreiben, zunächst bis 1920 bei den Národní listy, danach war er Redakteur der Lidové noviny. Daneben war er von 1921 bis 1923 Dramaturg und Regisseur am Prager Theater in den Weinbergen. Er gilt als der Hauptinitiator des Stammtisches Pátečníci, der Freitagsrunde, die sich ab 1925 meist in seiner Wohnung traf und der neben den Gebrüdern Čapek und weiteren Intellektuellen auch der tschechoslowakische Präsident Tomáš Garrigue Masaryk angehörte. Von 1925 bis 1933 gehörte er dem tschechoslowakischen PEN-Klub an. 1923 bereiste er Italien, 1924 England, 1929 Spanien, 1931 Holland, 1936 Dänemark, Schweden und Norwegen.

Olga Scheinpflugová in Norwegen, Foto von Karel Čapek Čapeks letzter Wohnsitz am Strž

Čapek heiratete am 26. August 1935 nach 14 Jahren Bekanntschaft die Schauspielerin und Schriftstellerin Olga Scheinpflugová (1902–1968), eine Tochter des Schriftstellers und Journalisten Karel Scheinpflug. Von einer Hochzeit war ihm aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands jahrelang abgeraten worden. Als Hochzeitsgeschenk erhielten die Eheleute vom Generaldirektor der Dobříšer Hüttenwerke Václav Palivec eine Villa am Teich Strž bei Stará Huť zur lebenslangen Nutzung. Die Villa wurde zu Čapeks letztem Hauptwohnsitz. Bei der Beseitigung von Hochwasserschäden am Strž zog sich Čapek eine Lungenentzündung zu, an der er verstarb. Am 29. Dezember 1938 wurde er auf dem Vyšehrader Friedhof beigesetzt.

Schriftstellerische Arbeiten

Karel Čapek widmete sich einem breiten Arbeitsfeld: Realismus, Drama und utopische Literatur. Sein Werk gilt als meisterhaftes Beispiel der tschechischen Sprache. Inhaltlich finden sich eine klare Beobachtungsgabe der menschlichen Gesellschaft sowie häufig ein satirischer, treffsicherer Humor. International ist Karel Čapek heute für seine Werke bekannt, die der Science-Fiction zugerechnet werden. Er steht darin Schriftstellern wie Aldous Huxley und George Orwell nahe.

Viele von Karel Čapeks Werken behandeln ethische Aspekte neuer Entwicklungen, wie sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts absehbar waren. Beispiele sind die industrielle Massenproduktion, Massenvernichtungswaffen oder die Begegnung mit anderen Intelligenzen (Roboter in R.U.R., Amphibien in Der Krieg mit den Molchen). Der Roman Das Absolutum oder die Gottesfabrik zeichnet ein pessimistisches Bild vom Umgang der Menschen mit ungeahnten Möglichkeiten. Bei der Atomspaltung wird nebenbei das „Absolutum“ freigesetzt, die Essenz des Göttlichen. Seine Verfügbarkeit gibt der Menschheit theoretisch Zugang zu Utopia, doch Machtdenken und Selbstsucht führen zu Sektierertum und Missionsbewegungen sowie schließlich zu einem sinnlosen, weltweiten Krieg. Noch düsterer ist Krakatit (1924) mit seinem besessenen, an Dostojewski gemahnenden Helden, der das Zerstörungspotential der Atomkraft entfesselt.

In seinen Werken warnt Karel Čapek vor kommenden Katastrophen. Zudem sieht er die Macht der Diktaturen voraus, prangert die Übermacht von Industriekonzernen an und mahnt ganz allgemein einen Platz für den Einzelnen an. Ray Bradbury, Salman Rushdie und Brian Aldiss sowie Dan Simmons können zu den literarischen Erben Karel Čapeks gezählt werden.

Daneben verfasste Karel Čapek Detektivgeschichten, Romane, Märchen und Schauspiele; auch ein Buch zum Gartenbau stammt aus seiner Feder. Ein immer wiederkehrendes Thema ist die Frage „Was ist Wissen“, die insbesondere in Das Absolutum oder Die Gottesfabrik und in der Romantrilogie bestehend aus Hordubal, Ein Meteor und Ein gewöhnliches Leben beleuchtet wird.

Politische Ansichten

Tomáš Garrigue Masaryk (links) und Karel Čapek R.U.R.-Inszenierung (um 1935)

In den 1930er Jahren setzte Karel Čapek sein literarisches Talent ein, um vor der Bedrohung durch Nationalsozialismus und Faschismus zu warnen. Auch zum Kommunismus hielt er Abstand. Seine produktivste Schaffensperiode lag in der Zeit der Ersten Tschechoslowakischen Republik (1918–1938). Mit Präsident Masaryk verband ihn eine enge Freundschaft. Diese Beziehung zwischen Schriftsteller und Politiker hat Václav Havel inspiriert.

Im Drama Die weiße Krankheit zeigt er die Gefahr aufziehender totalitärer Regimes und ihrer Kriegsabsichten auf. Der „Marschall“, Hitler gemeint, wird dort zitiert: „So eine kleine Nation hat gar kein Recht auf Leben“.

Der Gestapo galt Čapek (nach dem Präsidenten Masaryk) als „Staatsfeind Nummer 2“, sein Bruder Josef Čapek, Maler und Schriftsteller, wurde bereits 1939 als einer der Ersten verhaftet, durchlitt die KZs in Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen, bis er schließlich Anfang April 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen an Fleckfieber starb.

Das kommunistische Regime der Tschechoslowakei nach 1948 tat sich zwar schwer, Karel Čapek anzuerkennen, da er nie von der Überlegenheit einer Diktatur des Proletariats gegenüber anderen Gesellschaftsformen überzeugt gewesen war. Zudem war er eine Symbolfigur der „bourgeoisen“ ersten Republik. Trotzdem wagte das Regime nicht, den weltweit bekannten Erfolgsautor und Antifaschisten ganz ins Abseits zu stellen. Ab 1954 erschienen Čapeks Werke in mehreren Auflagen in der Tschechoslowakei, übersetzt auch im Aufbau-Verlag in der DDR sowie in anderen Ländern des Ostblocks.

Nachwirkung

Im Drama R.U.R. taucht erstmals der Begriff Roboter (tschechisch robot) auf, der heute in zahlreichen Sprachen Verwendung findet. Das Wort wurde von Josef Čapek geprägt, der es aus dem westslawischen robota (Fronarbeit bzw. ursprünglich Arbeit allgemein) ableitete.

Der Asteroid (1931) Čapek trägt seinen Namen. In seinem letzten Wohnsitz bei Stará Huť befindet sich seit 1963 eine Gedenkstätte, in seinem Geburtsort ein Museum.

Seit 1994 wird der Karel-Čapek-Preis vergeben.

Werke

Prosa

Dramen

Reiseberichte

Kinderbücher

Illustrationen des Autors zu Dášeňka

Philosophische und politische Werke

Übersetzungen

Deutsche Ausgaben

Adaptionen

Grabmal Karel Čapeks und seiner Frau Olga Scheinpflugová auf dem Vyšehrader Friedhof Film Hörspiel

Literatur

Weblinks

Commons: Karel Čapek – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Wikiquote: Karel Čapek – Zitate Wikisource: Karel Čapek – Quellen und Volltexte (tschechisch) Wikisource: Karel Čapek – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Ivan Klíma: Karel Čapek – Life and Work. Catbird Press, 2001, ISBN 0-945774-53-2, S. 18.
  2. a b Ústav vědeckých informací 2. medizinischen Fakultät der Karls-Universität
  3. http://www.capek-karel-pamatnik.cz/vismo/dokumenty2.asp?id_org=200013&id=14282&p1=1010
  4. Alexander Eilers: Brüder im Fleisch und im Geiste. Nachwort zu: In die Wolken geschrieben. Aphorismen – Fabeln – Parabeln. Herausgegeben und aus dem Tschechischen übersetzt von Hans-Horst Skupy. Edition Töpfl, Tiefenbach 2019, ISBN 978-3-942592-37-6, S. 113–116, hier S. 114.
  5. Karel Čapek: Proč nejsem komunistou? (deutsch: Warum ich kein Kommunist bin) in: Přítomnost. 4. Dezember 1924 (tschechisch).
  6. Ivan Margolius: The Robot of Prague. In: Newsletter, The Friends of Czech Heritage. Nr. 17, Herbst 2017, S. 3–6. Digitalisat
  7. Gottesmarter Katalog DNB
  8. Kreuzwege. Katalog DNB
  9. Vgl. Ronald M. Hahn, Volker Jansen: Lexikon des Science Fiction-Films. Heyne, München 1997, ISBN 3-453-11860-X, S. 230.
Normdaten (Person): GND: 118668250 | LCCN: n50035042 | NDL: 00430838 | VIAF: 34454129 |