Die Organisation für die Zusammenarbeit der Eisenbahnen (OSShD; russisch Организация сотрудничества железных дорог Organisazija sotrudnitschestwa schelesnych dorog abgekürzt ОСЖД; chinesisch 铁路合作组织, Pinyin Tiělù hézuò zǔzhī, kurz 铁组, Tiězǔ) ist eine zwischenstaatliche Einrichtung auf dem Gebiet des Eisenbahnverkehrs. In einigen Sprachen ist auch die Abkürzung OSJD oder OSZhD gebräuchlich. Auf Deutsch wurde der Name früher auch als „Komitee für Eisenbahnverkehr“ wiedergegeben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die Bildung von „Blöcken“ auch verkehrsgeografisch zu veränderten Vernetzungen und Schwerpunkten. Um das zu organisieren bildeten die Bahnen des „Ostblocks“ Arbeitsgemeinschaften, um eine Reihe von Abkommen zu erarbeiten. Das waren:
Die Abkommen traten zum 1. November 1951 in Kraft. Die Betreuung der MPS- und MGS-Abkommen übernahm die Polnische Staatsbahn (PKP), die dafür ein Büro in Warschau einrichtete.
Die Abkommen erforderten immer wieder Anpassungen an geänderte verkehrliche und technische Gegebenheiten. Außerdem ergaben sich neue Arbeitsfelder – wie etwa technische Standardisierungen – die abgesprochen werden mussten. Für all das empfahl sich die Gründung einer festen Stelle, die das koordinierte. So beschloss eine Konferenz der Eisenbahnminister der beteiligten Staaten im Juni 1956 in Sofia, die OSShD zu gründen. Beteiligt waren:
Der Zusammenschluss entsprach in seiner Zusammensetzung den RGW-Staaten, örtlich angedockt wurde das an das in Warschau bereits bestehende Büro.
Nach der Wiedervereinigung blieb Deutschland, in Nachfolge der DDR-Mitgliedschaft, als Beobachter im OSShD.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 wird der Krieg im offiziellen Organ der OSShD, dem OSJD Buletin, totgeschwiegen. Im gesamten Jahrgang 2022 fand sich dazu nichts. Erstmals in der Ausgabe 2023/1 fand sich wieder ein Bericht, der die ukrainische Bahn betraf. Es geht um die Wiederaufnahme des Personenverkehrs zwischen der Ukraine und Rumänien sowie der Ukraine und Moldau. Auch hier findet sich kein Wort zum Krieg.
Sitz der OSShD ist Warschau. Vorsitzender ist Mirosław Antonowicz.
Die OSShD hat heute 29 Mitglieder: Afghanistan, Albanien, Aserbaidschan, Bulgarien, Volksrepublik China, Estland, Georgien, Iran, Kasachstan, Kirgisistan, Kuba, Laos, Lettland, Litauen, Republik Moldau, Mongolei, Nordkorea, Polen, Rumänien, Russische Föderation, Slowakei, Südkorea, Tadschikistan, Tschechische Republik, Turkmenistan, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, Vietnam und Belarus.
Sieben weitere Bahnverwaltungen haben Beobachterstatus: Deutsche Bahn, VR-Yhtymä, SNCF, Organismos Sidirodromon Ellados, Eisenbahnen Serbiens, GySEV/Raaberbahn und der Personenverkehr der RŽD.
Hauptaufgabe der OSShD ist die Entwicklung und Verbesserung des internationalen Eisenbahnverkehrs, insbesondere zwischen Europa und Asien, sowie die technisch-wissenschaftliche Zusammenarbeit der Mitgliedsländer. Die OSShD koordiniert die beteiligten Eisenbahnen und betreut Vereinbarungen zwischen ihnen. Für die ehemaligen RGW-Staaten und deren Nachbarländer dient die OSShD auch als Normungsgremium. Die OSShD plant transkontinentale Verkehrskorridore und arbeitet an der Harmonisierung von Frachtrecht und technischen Bedingungen im internationalen Eisenbahnverkehr.
Die OSShD gibt seit 1958 eine Zeitschrift heraus. Sie erscheint seit dem mit sechs Ausgaben im Jahr, jeweils sprachlich in drei parallelen Versionen und zwar in Russisch, Chinesisch und Englisch. Bis Ende 2014 erschien statt einer englischsprachigen eine deutschsprachige Ausgabe.