Tim Guldimann

Tim Guldimann (2015)

Tim Guldimann (* 19. September 1950 als Urs Christian Timotheus Guldimann in Zürich; heimatberechtigt in Lostorf) ist ein Schweizer Diplomat, Politikwissenschaftler und Politiker (Sozialdemokratische Partei der Schweiz). Guldimann war von 2010 bis 2015 Schweizer Botschafter in Berlin. Er hat zusätzlich die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen.

Leben und Wirken

Tim Guldimann trat 1982 in den Dienst des Aussenministeriums ein und war in Bern, Genf und Kairo tätig. Einen Höhepunkt seiner diplomatischen Laufbahn erlebte Guldimann in Tschetschenien, wo er 1996 bis 1997 als Botschafter und Leiter der OSZE-Mission massgeblich für den ersten, später gescheiterten Tschetschenien-Friedensvertrag und die im Februar 1997 durchgeführten Wahlen verantwortlich war. Von 1997 bis 1999 war er Leiter der OSZE-Mission in Kroatien.

Von 1999 bis 2004 war er Schweizer Botschafter im Iran. Die Schweiz vertritt im Iran die Interessen der USA, die nach der Geiselnahme von Teheran (von 1979 bis 81) den direkten diplomatischen Kontakt zum Land abgebrochen hatten. Hier fungierte er als aktiver Vermittler zwischen Iran und USA und den unterschiedlichen Kulturen, konnte sich jedoch mit seinen Plänen zur Aufnahme von direkten Verhandlungen zwischen den USA und dem Iran nicht gegen die Bush-Regierung durchsetzen (siehe Schweizer Memorandum).

Vom 1. Oktober 2007 bis im Oktober 2008 war Guldimann Leiter der OSZE-Mission im Kosovo. Eigentlich sollte Guldimann 2007 den Posten des Botschafters in Israel übernehmen, was jedoch nach internen Auseinandersetzungen im Aussenministerium der Schweiz in letzter Minute verhindert wurde.

Vom Mai 2010 bis Mai 2015 war Guldimann Botschafter in Berlin. Ende Februar 2014 wurde er vom OSZE-Vorsitzenden und Schweizer Bundespräsidenten Didier Burkhalter nebst seiner Botschaftertätigkeit in Berlin als Sondergesandter in die Ukraine entsendet.

Politik

Guldimann ist seit 1982 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz. Er wurde bei den Schweizer Parlamentswahlen 2015 vom 18. Oktober für den Kanton Zürich in den Nationalrat gewählt. Guldimann und seine Familie sind weiterhin in Berlin wohnhaft. Er erklärte, dass er besonders die Interessen der Auslandschweizer vertreten werde. Im März 2018 trat er zurück; seinen Sitz übernahm Fabian Molina.

Guldimann ist ausserdem Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.

Wissenschaft

Ab 1989 war er Lehrbeauftragter für Aussenpolitik an den Universitäten Zürich, Universität Freiburg und Bern. Von letzterer erhielt er 1995 eine Honorarprofessur.

Um seine praktische Arbeit und Erkenntnisse wissenschaftlich aufzuarbeiten, lehrte er von 2005 bis 2007 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main, weitere Lehraufträge hatte er an der Universität Bern und am Europakolleg in Brügge und Natolin inne.

Persönliches

Tim Guldimann ist mit Christiane Hoffmann verheiratet und hat zwei Kinder. Ausser in Berlin ist Guldimann im Dorf Ramosch im Unterengadin zuhause, wo die Familie ein Haus besitzt. 2021 nahm er die deutsche Staatsbürgerschaft an, er ist schweizerisch-deutscher Doppelbürger. Er betreibt seinen Podcast Debatte zu Dritt über politisch gesellschaftliche Fragen.

Auszeichnungen

Publikationen

Weblinks

Commons: Tim Guldimann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bettina Mutter: Calmy-Rey will Guldimann nicht in Israel (Memento vom 25. Februar 2011 im Internet Archive), in: Tages-Anzeiger, 2. November 2007
  2. Website der Schweizerischen Botschaft in Berlin
  3. Personal envoy of the OSCE chairperson on Ukraine: Ambassador Tim Guldimann, OSCE
  4. Tim Guldimann als erster Auslandschweizer in Nationalrat gewählt, swissinfo, 19. Oktober 2015
  5. Henry Habegger: Tim Guldimann: Botschafter will für SP in Nationalrat – er reist für Wahlkampf oft per Flug an. Aargauer Zeitung, aktualisiert 17. Mai 2015.
  6. Mit Tim Guldimann sprach Arthur Rutishauser: «Ich kann nicht in der Schweiz Politik machen»: Guldimann tritt ab. In: Tages-Anzeiger. 18. Februar 2018, ISSN 1422-9994 (tagesanzeiger.ch ). 
  7. Fabian Molina. Abgerufen am 15. März 2018. 
  8. Norbert Walter-Borjans: Rede auf dem ordentlichen Bundesparteitag der SPD am 11.12.2021.
  9. Website von Tim Guldimann > Biographie (Memento des Originals vom 25. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.timguldimann.ch
  10. Der Botschafter spricht in Floskeln, seine Frau über Politik. In: Tages-Anzeiger, 13. September 2013.
  11. Roger Köppel: «Wir sind Ärzte, keine Totengräber».
  12. Benedict Neff: Tim Guldimann ist deutscher Staatsbürger geworden. Neue Zürcher Zeitung, 10. November 2021 (nzz.ch ). 
  13. Debatte zu Dritt
Wappen des Kantons Zürich National- und Ständeräte der 50. Legislaturperiode aus dem Kanton Zürich

Nationalräte:  Jacqueline Badran | Angelo Barrile | Martin Bäumle | Hans-Ulrich Bigler | Hans Egloff | Doris Fiala | Daniel Frei (ab Dez. 2018) | Chantal Galladé (bis Dez. 2018) | Bastien Girod | Balthasar Glättli | Nik Gugger (ab Nov. 2017) | Tim Guldimann (bis März 2018) | Martin Haab (ab Juni 2019) | Thomas Hardegger | Alfred Heer | Maja Ingold (bis Nov. 2017) | Roger Köppel | Philipp Kutter (ab Juni 2018) | Min Li Marti | Thomas Matter | Mattea Meyer | Fabian Molina (ab März 2018) | Tiana Angelina Moser | Martin Naef | Hans-Peter Portmann | Rosmarie Quadranti | Natalie Rickli (bis Juni 2019) | Kathy Riklin | Gregor Rutz | Regine Sauter | Therese Schläpfer (ab Juni 2019) | Barbara Schmid-Federer (bis Juni 2018) | Priska Seiler Graf | Jürg Stahl (bis Juni 2019) | Barbara Steinemann | Mauro Tuena | Hans-Ueli Vogt | Bruno Walliser | Beat Walti | Thomas Weibel | Claudio Zanetti

Ständeräte:  Daniel Jositsch | Ruedi Noser

Liste der Mitglieder des Schweizer Nationalrats in der 50. Legislaturperiode | Liste der Mitglieder des Schweizer Ständerats in der 50. Legislaturperiode

VorgängerAmtNachfolger
Rudolf WeiersmüllerSchweizer Botschafter im Iran
1999–2004
Philippe Welti
Christian BlickenstorferSchweizer Botschafter in Deutschland
2010–2015
Christine Schraner Burgener
Normdaten (Person): GND: 171616049 | LCCN: n85043618 | VIAF: 32541228 |