Hochschule für angewandte Wissenschaften München

Die Hochschule für angewandte Wissenschaften München, meist kurz Hochschule München genannt (bis 2007: Fachhochschule München), ist eine der 15 Hochschulen Münchens. Sie ist mit rund 18.000 Studierenden die größte Fachhochschule in Bayern und eine der größten Deutschlands.

Überblick

„Roter Würfel“ in der Lothstraße 64

Im Wintersemester 2022/23 waren an der Hochschule München 18.386 Studierende eingeschrieben (39,3 % weiblich, 60,7 % männlich). An ihren 14 Fakultäten sind 510 Professuren verzeichnet.

Die Hochschule hat 98 Studiengänge in den Bereichen Natur-/Ingenieurwissenschaften, Wirtschaft, Sozialwesen und Design.

Sie ist über mehrere Standorte verteilt. Neben dem Hauptkomplex an der Lothstraße/Dachauer Straße gibt es die Standorte Pasing und Karlstraße.

Geschichte

Vorgeschichte

Die älteste der Gründungsinstitutionen der Fachhochschule München war die Staatsbauschule München. Ihrer Vorgängerinstitution, die Königliche Baugewerkschule in München, ging ab 1821 aus dem bauhandwerklichen Unterricht Hermann Mitterers an der Münchner Feiertagsschule hervor. Sie war nach ihrer formalen Ausgründung im April 1823 unter Gustav Vorherr die erste Lehranstalt für Bauhandwerker im deutschen Sprachraum. Anders als an der zu diesem Zeitpunkt bereits existierenden Pariser École polytechnique und der Berliner Bauakademie wurde hier ein modernes, primär an den örtlichen Notwendigkeiten orientiertes Bauwesen gelehrt, das auch den bis dahin vernachlässigten ländlichen Raum einbezog.

Im Zuge der Novemberrevolution änderte sich der Name 1918 in Staatliche Bauschule München, später Staatsbauschule. Eine strukturelle Veränderung war damit nicht verbunden. Bereits vor der Machtübernahme griffen die Nationalsozialisten die Leitung der Staatsbauschule massiv an. 1946 wurde der NS-Verfolgte Max Stiehle zum Direktor der Staatsbauschule ernannt.

Auf das Jahr 1924 ging die Höhere Technische Lehranstalt der Stadt München zurück. Sie kam 1935 unter die Leitung des Nationalsozialisten Gebhard Himmler. Unliebsame Dozenten wurden teils formal entlassen oder hinausgedrängt, es kam auch zu Verhaftungen. Bei Kriegsende waren viele der Gebäude der Vorgängerinstitute zerstört. In der Zeit des Nationalsozialismus als „Ingenieurschule der Hauptstadt der Bewegung“ bezeichnet, wurde sie 1946 in Oskar-von-Miller-Polytechnikum umbenannt.

1956 genehmigte die staatliche bayerische Schulaufsicht eine private technische Lehranstalt unter Leitung von Horst-Dietrich Bohne. Ab 1958 war sie eine Höhere Technische Lehranstalt (abgekürzt HTL), an der bereits elektronisches Rechnen in den Unterricht aufgenommen wurde. Sie umfasste die Fachrichtungen Flugzeugbau, Kraftfahrzeugbau und Wirtschaftstechnik. Mit Letzterem war das Tätigkeitsfeld der Wirtschaftsingenieure beschrieben. 1967 wurde die HTL im Zuge der Übernahme durch einen Schulträgerverein in Ingenieurschule Bohne umbenannt. Den Mitgliedern der Flugtechnischen Gruppe der Ingenieurschule Bohne standen in Fürstenfeldbruck und Bad Tölz Flugzeuge für den Flugunterricht zur Verfügung.

Vorläuferinstitutionen der HM waren darüber hinaus auch die Höhere Fachschule für Jugend- und Sozialarbeit (gegründet 1919), die Abteilung für Gebrauchsgraphik der Akademie für das Graphische Gewerbe (gegründet 1907/1927), die Höhere Fachschule für Jugendleiterinnen (gegründet 1936) und die Höhere Wirtschaftsfachschule München (gegründet 1962).

FH München

Die Fachhochschule München wurde am 1. August 1971 infolge des neu eingeführten Fachhochschulgesetzes als Nachfolger dieser Ingenieurschulen und einiger höherer Fachschulen gegründet. Wie damals üblich, wurden die vorhandenen Ausbildungseinrichtungen:

zu einer FH zusammengefasst.

2003 wurde die Fotografie-Ausbildung der Staatlichen Fachakademie für Fotodesign München in den Fachbereich 12 Gestaltung eingegliedert und 2004 die Akademie endgültig aufgelöst.

Seit 2007 wurde die Fachhochschule München mehrmals umbenannt:

Organisation

Martin Leitner wurde 2016 zum Präsidenten der Hochschule München gewählt und für eine zweite Amtszeit ab 2020 wiedergewählt.

Zum Präsidium (Hochschulleitung) gehören die drei Vizepräsidenten Klaus Kreulich (zuständig für Lehre), Sonja Munz (zuständig für Forschung) und Thomas Stumpp (zuständig für Wirtschaft) sowie der Kanzler Jörg Finger (zuständig unter anderem für Leitung der Verwaltung, Rechtsangelegenheiten, den Haushalt und Bauangelegenheiten).

Zusammen mit dem Präsidium entscheiden die zentralen Organe (Hochschulrat, Senat, Erweiterte Hochschulleitung und Fakultätsrat) über Hochschulfragen und staatliche Angelegenheiten.

Fakultäten

Die Bezeichnung Fakultäten wird erst seit dem Jahr 2005 verwendet, vorher lautete die Bezeichnung Fachbereich. Die Hochschule ist mit Stand von 2021 in 14 Fakultäten (FK) und eine Studienfakultät untergliedert:

Die Fakultät 13 ist eine Besonderheit der Hochschule München: Sie bietet allgemeinwissenschaftliche Wahlpflichtfächer an, von denen alle Studierenden im Verlauf des Studiums eine bestimmte Anzahl zu belegen haben und hat nur zwei eigene Studiengänge (B. A. Internationales Projektmanagement und M. A. Interkulturelle Kommunikation und Kooperation).

Hochschulranking

In einem gemeinsamen Ranking von Wirtschaftswoche und Universum belegte die Hochschule München 2020 in sechs Fächern, für die die Hochschulen für angewandte Wissenschaften bewertet wurden, dreimal Platz 1, zweimal Platz 2 und einmal Platz 3. Damit schneidet die Hochschule München als beste aller deutschen Hochschulen für angewandte Wissenschaften ab.

Bei dem internationalen Hochschulranking U-Multirank erreichte die Hochschule München im Jahr 2021 sechs Mal die Bestnote.

Seit Juli 2011 zählt die Hochschule München zu einer der Top-3 EXIST-Gründerhochschulen in Deutschland und hat dadurch Zugang zu Fördergeldern in Millionenhöhe für die Unterstützung studentischer Unternehmensgründungen. Die Gründungsförderung erfolgt gemeinsam mit dem An-Institut „Strascheg Center for Entrepreneurship“.

Die Hochschule München und ihr Strascheg Center for Entrepreneurship (SCE) belegt regelmäßig in der Studie Gründungsradar Spitzenplätze. Das Ranking stellt dar, an welchen Hochschulen Gründungsförderung besonders gut etabliert ist. In der Kategorie "Große Hochschulen" (über 15.000 Studierende) erreichte die HM Platz 1 jeweils in 2012, 2016 und 2022. Sie hatte 2022 über alle Kategorien (große, mittlere, kleinere Hochschulen) hinweg die höchste Punktzahl.

Standorte

Die Hochschule München hat drei Standorte: Campus Lothstraße (Lage48.15343211.552752519), Campus Pasing (Lage48.14146311.451595) und Campus Karlstraße (Lage48.14276611.568775). Zum Campus Lothstraße werden außerdem das neue Gebäude der Fakultät für Design in der Lothstraße und die Fakultät für Tourismus in der Schachenmeierstraße (Lage48.0913911.32369) gezählt.

Campus Lothstraße

Campus Pasing

Campus Karlstraße

Bibliothek

→ Hauptartikel: Bibliothek der Hochschule München

Die Hochschulbibliothek ist auf drei Standorte verteilt, in denen die jeweiligen Fachbücher der dazugehörigen Fakultäten zu finden sind. Der Gesamtbestand beläuft sich auf ca. 320.000 Printmedien und 512 laufende Print-Zeitschriftentitel, zu über 95 % in Freihandaufstellung. Daneben werden für Hochschulangehörige noch ca. 140.000 E-Books und 45.000 E-Journals angeboten.

Forschung

Die Hochschule München ist auf Landes- und Bundesebene sowie auf europäischer Ebene mit einer Vielzahl von Forschungsprojekten vertreten und betreibt selbst mehrere Forschungsinstitute:

Forschungsinstitute der Hochschule München:

Promotion

Neben einer kooperativen Promotion unter Einbeziehung einer Universität gibt es die Option einer eigenständigen Promotion an einem der vier Promotionszentren der Hochschule München. Eigenständige Promotionen sind in den Fachbereichen möglich, für die der HM das Promotionsrecht verliehen wurde oder in denen die HM an Promotionszentren an anderen HAWs beteiligt ist. Dies sind Bauwesen, Wirtschaftswissenschaften, Materialien & Produktionstechnik sowie Informatik.

Die Graduate School unterstützt Promovenden in der Anbahnungsphase und während der Promotion.

Bekannte Angehörige

Präsidenten

Ehemalige Studierende

Lehrende (auch ehemalige)

Sonstiges

Violinistinnen beim Winterkonzert 2016 des Chors und Orchesters der Hochschule für angewandte Wissenschaften München

Das Rennteam der Hochschule, municHMotorsport, wurde 2005 gegründet und hatte mit Stand von 2018 rund 120 Mitglieder. Es nimmt jährlich an mehreren Events teil, unter anderem an der Formula Student.

Die Hochschule hat eigene Musikensembles, die Events und Ereignisse im Hochschulleben begleiten.

Mex – Marketing Exchange e. V. ist eine Studierendeninitiative, die sich mit Projekten der marktorientierten Unternehmensführung beschäftigt und den Austausch zwischen Unternehmen und der Hochschule fördern will.

Literatur

Weblinks

Commons: Hochschule für angewandte Wissenschaften München – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Hochschule München - Porträt Hochschule München. Abgerufen am 28. Oktober 2022. 
  2. Netzwerk – Das Netzwerk der Mitglieds- und Partnerhochschulen der Deutsch-Französischen Hochschule. In: dfh-ufa.org. Deutsch-Französische Hochschule, abgerufen am 7. Dezember 2019. 
  3. BayHstA, Mk 22648, Schreiben der Direktion an Staatsministerium für Unterricht und Kultus, 6. Dezember 1918; siehe auch: Selzer, Hermann: 100 Jahre Staatliche Bauschule München, München 1922, S. 50.
  4. Historie der Hochschule München, www.jubilaeum.hm.edu, abgerufen am 15. Januar 2023.
  5. Geschichte der Hochschule München. Abgerufen am 25. Juni 2023 (deutsch). 
  6. Namenswechsel der Hochschule. In: seibt.userweb.mwn.de. 23. Januar 2008, abgerufen am 19. April 2019. 
  7. Impressum. In: hm.edu. Archiviert vom Original am 28. Juli 2011; abgerufen am 19. April 2019.  Vgl. Impressum. In: hm.edu. Archiviert vom Original am 17. Dezember 2011; abgerufen am 19. April 2019. 
  8. Art. 1 Abs. 2 des Bayerischen Hochschulgesetzes.
  9. Munich Center for Digital Sciences and AI. In: hm.edu. Abgerufen am 19. Oktober 2021. 
  10. Wiwo-Ranking 2021: RWTH Aachen und Hochschule München vorn. In: vwi.org. 4. Juni 2021, abgerufen am 18. Dezember 2021. 
  11. HM Hochschule München University of Applied Sciences. In: umultirank.org. Abgerufen am 24. Oktober 2022 (englisch). 
  12. Hochschule München: Vielseitig und praxisnah. In: hm.edu. Abgerufen am 5. Februar 2024. 
  13. Innovationskultur an der Gründerhochschule München. In: sce.de. Abgerufen am 20. Oktober 2021. 
  14. Gründungsförderung an großen Hochschulen. Gesamtranking 2022. In: gruendungsradar.de. 23. Februar 2023, abgerufen am 22. März 2024. 
  15. Angewandte Forschung und Entwicklung. In: hm.de. Abgerufen am 5. April 2018. 
  16. Promovieren an der Hochschule München. In: hm.edu. Abgerufen am 22. März 2024. 
  17. Über uns. In: munichmotorsport.de. Archiviert vom Original am 28. November 2018; abgerufen am 28. November 2018 (Der Inhalt der verlinkten Seite ist nicht persistent. Die Angaben im Artikel beruhen auf der archivierten Version.). 
VDUniversitäten und Hochschulen in Bayern
Staatliche Universitäten

Universität Augsburg • Otto-Friedrich-Universität Bamberg • Universität Bayreuth • Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg • Ludwig-Maximilians-Universität München • Technische Universität München • Universität der Bundeswehr München • Technische Universität Nürnberg • Universität Passau • Universität Regensburg • Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Bayerisches Wappen
Staatliche Fachhochschulen

Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden • Hochschule für angewandte Wissenschaften Ansbach • Technische Hochschule Aschaffenburg • Technische Hochschule Augsburg • Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg • Technische Hochschule Deggendorf • Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hof • Technische Hochschule Ingolstadt • Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten • Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut • Hochschule für angewandte Wissenschaften München • Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern • Hochschule für angewandte Wissenschaften Neu-Ulm • Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm • Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg • Technische Hochschule Rosenheim • Hochschule für angewandte Wissenschaften Weihenstephan-Triesdorf • Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

Kirchliche und Private Hochschulen
mit Promotionsrecht

Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt • Hochschule für Philosophie München • Ukrainische Freie Universität • Augustana-Hochschule Neuendettelsau

Kirchliche und Private Hochschulen
ohne Promotionsrecht

SRH Wilhelm Löhe Hochschule Fürth • Hochschule für angewandtes Management • Hochschule der Bayerischen Wirtschaft • Internationale Hochschule SDI München • Katholische Stiftungshochschule München • Munich Business School • Evangelische Hochschule Nürnberg

Kunsthochschulen

Leopold Mozart College of Music Augsburg • Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth • Akademie der Bildenden Künste München • Hochschule für Fernsehen und Film München • Hochschule für Musik und Theater München • Akademie der Bildenden Künste Nürnberg • Hochschule für Musik Nürnberg • Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg • Hochschule für Musik Würzburg

48.15503055555611.5536475Koordinaten: 48° 9′ 18,1″ N, 11° 33′ 13,1″ O

Normdaten (Körperschaft): GND: 1034192469 | LCCN: no2013069554 | VIAF: 166886632