Rica Reinisch

Rica Reinisch, auch Rica Neumann und Rica Neumann-Reinisch (* 6. April 1965 in Seifhennersdorf, Bezirk Dresden, DDR) ist eine ehemalige deutsche Schwimmerin, die für den SC Einheit Dresden und die DDR startete. Reinisch ist Opfer des staatlichen Zwangsdopings im DDR-Leistungssport.

Werdegang

Rica Reinisch nahm im Alter von neun Jahren erstmals an einem Schwimmwettkampf teil und wurde daraufhin Schülerin der Dresdner Kinder- und Jugendsportschule. Mit zwölf Jahren schwamm sie bereits auf der 100-m-Distanz im Rückenschwimmen 1:14,3 min. Mit 14 belegte sie in der Weltrangliste Platz 20 auf dieser Distanz mit 1:04,84 min.

Bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau gewann sie drei Goldmedaillen. Sie siegte jeweils in Weltrekordzeit über 100 Meter und 200 Meter Rücken sowie mit der 4 × 100-m-Lagenstaffel. Für diese Erfolge wurde sie mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber ausgezeichnet.

Nach einem Zusammenbruch 1982 in einem Trainingslager in Charkow in der Ukraine als Folge einer Eierstockentzündung musste sie den Spitzensport aufgeben. Im Jahr 1989 wurde sie in die Ruhmeshalle des internationalen Schwimmsports aufgenommen.

Zwangsdoping in der DDR

Reinisch hatte nach ihrer Zeit als Spitzenschwimmerin massive gesundheitliche Probleme, die eine Folge der systematisch verabreichten anabolen Steroide waren. Ihr Trainer Uwe Neumann hatte ihr ohne Information im Alter von 14 Oral-Turinabol verabreicht. Sie litt u. a. an chronischen Eierstockentzündungen, Herzrhythmusstörungen und drei Entzündungen des Herzmuskels. Zudem erlitt sie zwei Fehlgeburten.

Im Mai 2000 sagte Reinisch als Zeugin vor dem Landgericht Berlin im Prozess gegen Manfred Ewald, den ehemaligen Vorsitzenden des Deutschen Turn- und Sportbundes der DDR und des Nationalen Olympischen Komitees der DDR, sowie gegen Manfred Höppner, den stellvertretenden Leiter des Sportmedizinischen Dienstes der DDR, aus.

Privates

Reinisch wuchs auf Usedom und in Großschönau auf. 1988 reiste sie aus der DDR aus. Sie lebt in Eschweiler und hat zwei Kinder. Sie arbeitete zeitweise als Marketingchefin bei Alemannia Aachen. Heute ist Reinisch freier Mental- und Motivationscoach für Führungskräfte.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Neues Deutschland, 22. August 1980, S. 3
  2. "The prodigy whose body lasted two years" in The Guardian (englisch) abgerufen am 5. Januar 2009
  3. http://www.gazzetta.cycling4fans.de/index.php?id=5674#36125
  4. a b Christof Ernst: Rica Reinischs zweites Leben. In: Express. 17. Juli 2008, abgerufen am 20. Mai 2017. 
  5. Jens Weinreich: Nimm mal, das ist gut für dich. In: Berliner Zeitung. 24. Mai 2000, abgerufen am 8. Juni 2015. 
  6. Rica Reinisch auf der Webseite von Alemannia Aachen (Memento vom 8. März 2013 im Internet Archive), abgerufen am 9. März 2013
Olympische Ringe Olympiasiegerinnen über 100 m Rücken

1924: Sybil Bauer | 1928: Marie Braun | 1932: Eleanor Holm | 1936: Nida Senff | 1948: Karen Harup | 1952: Joan Harrison | 1956: Judy Grinham | 1960: Lynn Burke | 1964: Cathy Ferguson | 1968: Kaye Hall | 1972: Melissa Belote | 1976: Ulrike Richter | 1980: Rica Reinisch | 1984: Theresa Andrews | 1988: Kristin Otto | 1992: Krisztina Egerszegi | 1996: Beth Botsford | 2000: Diana Mocanu | 2004: Natalie Coughlin | 2008: Natalie Coughlin | 2012: Missy Franklin | 2016: Katinka Hosszú | 2020: Kaylee McKeown

Liste der Olympiasieger im Schwimmen

Olympische Ringe Olympiasiegerinnen über 200 m Rücken

1968: Lillian Watson | 1972: Melissa Belote | 1976: Ulrike Richter | 1980: Rica Reinisch | 1984: Jolanda de Rover | 1988: Krisztina Egerszegi | 1992: Krisztina Egerszegi | 1996: Krisztina Egerszegi | 2000: Diana Mocanu | 2004: Kirsty Coventry | 2008: Kirsty Coventry | 2012: Missy Franklin | 2016: Maya DiRado | 2020: Kaylee McKeown

Liste der Olympiasieger im Schwimmen

Olympiasiegerinnen in der 4 × 100-m-Lagenstaffel

1960: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Burke, Kempner, Schuler, von Saltza (USA) | 1964: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ferguson, Goyette, Stouder, Ellis (USA) | 1968: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Hall, Ball, Daniel, Pedersen (USA) | 1972: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Belote, Carr, Deardurff, Neilson (USA) | 1976: Deutschland Demokratische Republik 1949 Richter, Anke, Pollack, Ender (DDR) | 1980: Deutschland Demokratische Republik 1949 Reinisch, Geweniger, Pollack, Metschuck (DDR) | 1984: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Andrews, Caulkins, Meagher, Hogshead (USA) | 1988: Deutschland Demokratische Republik 1949 Otto, Hörner, Weigang, Meißner (DDR) | 1992: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ahmann-Leighton, Loveless, Nall, Thompson, Wagstaff, Kleine, Sanders, Haislett (USA) | 1996: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Botsford, Beard, Martino, Van Dyken, Fox, Hedgepeth, Quance, Thompson (USA) | 2000: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Bedford, Quann, Thompson, Torres, Shealy, Tappin, Van Dyken, Stitts (USA) | 2004: AustralienAustralien Rooney, Jones, Thomas, Henry, Hanson, Schipper, Mills (AUS) | 2008: AustralienAustralien Seebohm, Jones, Schipper, Trickett, White, Galvez, Reese (AUS) | 2012: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Franklin, Soni, Vollmer, Schmitt, Bootsma, Larson, Donahue, Hardy (USA) | 2016: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Baker, King, Vollmer, Manuel, Smoliga, Meili, Worrell, Weitzeil (USA) | 2020: AustralienAustralien McKeown, Hodges, McKeon, Campbell, Seebohm, Throssell, O’Callaghan (AUS)

Liste der Olympiasieger im Schwimmen

Normdaten (Person): GND: 120937546X | VIAF: 9520158858110744490003 |