Toni Mang

Toni Mang, eigentlich Anton Mang (* 29. September 1949 in Inning am Ammersee), ist ein ehemaliger deutscher Motorradrennfahrer und fünffacher Motorrad-Weltmeister sowie ein früherer Kinderschauspieler.

Karriere

Seine ersten öffentlichen Auftritte hatte der junge Toni Mang zwischen 1956 und 1959 beim Film. In dieser Zeit war er in mindestens vier Märchen-Spielfilmen zu sehen, darunter 1959 neben Peter Thom in einer Hauptrolle von Die Bremer Stadtmusikanten. Danach kehrte er dem Film jedoch den Rücken.

Mit elf Jahren machte Mang mit einer DKW RT 125 erste Motorraderfahrungen, übte danach allerdings zunächst eine andere Sportart aus. Er fuhr relativ erfolgreich Skibob und wurde im Alter von 16 Jahren deutscher Skibobmeister und Junioren-Europameister. Trotzdem wandte er sich bald dem motorisierten Rennsport zu und absolvierte mit einem 50-cm³-Eigenbau auf Kreidler-Basis zwei Jahre später sein erstes Motorrad-Straßenrennen, schied dabei aber an siebter Stelle liegend mit einem technischen Defekt aus.

Im Jahr 1970 stieg Mang zusammen mit Sepp Schlögl in das Team des damals amtierenden 125-cm³-Weltmeisters Dieter Braun als Rennmechaniker ein. Zusammen mit Schlögl und Alfons Zender entwickelte Mang ein Motorrad, genannt „Schlögl-Mang-Zender“ (SMZ 250). Auf dieser Maschine startete er bei einem Flugplatzrennen in Augsburg und errang dort seinen ersten Sieg. 1975 wurde Anton Mang auf einer 350-cm³-Yamaha erstmals Deutscher Meister, im gleichen Jahr startete er beim Grand Prix von Österreich auf dem Salzburgring zum ersten Mal in der 350-cm³-Klasse bei einem Weltmeisterschaftslauf. Ein Jahr später, 1976, gewann er sein erstes Rennen in der WM, den Grand Prix von Deutschland auf dem Nürburgring auf einer 125-cm³-Morbidelli.

Eine von Toni Mangs Rennmaschinen

Seine Erfolge ermöglichten Toni Mang 1978 als Werksfahrer von Kawasaki in den Klassen bis 250- und bis 350-cm³ zu starten. Damit begann sein Weg hin zum erfolgreichsten deutschen Motorradrennfahrer. In der Saison 1980 wurde er Weltmeister in der 250-cm³-Klasse und Vizeweltmeister in der 350-cm³-Klasse, nur knapp hinter dem Südafrikaner Jon Ekerold. Im Jahr 1981 wurde Mang Weltmeister sowohl in der 250-cm³- als auch in der 350-cm³-Klasse und daraufhin in Deutschland zum Sportler des Jahres 1981 gewählt. Kaum weniger erfolgreich schloss Toni Mang das Jahr 1982 ab. Er verteidigte den WM-Titel in der 350-cm³-Klasse mit der Kawasaki KR 350 und gilt damit als „ewiger Weltmeister“ dieser Klasse, die nach der Saison 1982 abgeschafft wurde. In der 250-cm³-Klasse fehlte ihm zum Saisonabschluss lediglich ein Punkt zur erfolgreichen Titelverteidigung. Viertelliter-Weltmeister wurde der Franzose Jean-Louis Tournadre.

Zur Saison 1983 wechselte Mang in die sogenannte „Königsklasse“, die 500-cm³-Kategorie. Infolge einer schweren Verletzung durch einen Skiunfall vor Saisonbeginn konnte er aber erst Mitte August zum ersten Rennen antreten; mit seiner „Aufholjagd“ erzielte er den zehnten Platz. 1984 kehrte Mang ohne Werksunterstützung in die Viertelliterklasse zurück. Er wurde Fünfter in der Weltmeisterschaft auf einer privaten 250-cm³-Yamaha. Nach diesem Erfolg erhielt er 1985 erstmals eine Werks-Honda und wurde hinter der Nr. 1 im Honda-Werksteam, dem jungen US-Amerikaner Freddie Spencer, Vizeweltmeister. In der Saison 1986 traf Mang auf viele starke Fahrer und belegte am Schluss Rang vier der Weltmeisterschaft. Außerdem kam es in dieser Saison zur Trennung von Sepp Schlögl, seinem langjährigen Chefmechaniker und Freund. Danach prophezeiten Experten der Fachpresse das Ende der Ära Mang.

Trotzdem gelang es Toni Mang, auch die Saison 1987 als Motorradweltmeister in der 250-cm³-Klasse abzuschließen; dabei gewann er acht Rennen, sein härtester Rivale war sein Landsmann Reinhold Roth gewesen. Das Rennjahr 1988 begann zwar mit einem Sieg, aber nach einem schweren Sturz beim Großen Preis von Jugoslawien in Rijeka beendete Toni Mang seine Karriere nach insgesamt 154 Starts in der Motorrad-WM, 42 Siegen, 84 Podiumsplätzen, 34 Pole-Positions sowie 26 Schnellsten Rennrunden.

Nach dem Ende seiner Karriere als aktiver Motorradrennfahrer hat sich Toni Mang der Nachwuchsförderung verschrieben und veranstaltet Renn-Trainings.

Seit 2007 unterstützt Toni Mang zusammen mit Sepp Schlögl und Adi Stadler den damals jungen deutschen Rennfahrer Marcel Schrötter, der in der Saison 2008 auf Honda die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft in der Klasse bis 125 cm³ gewann und 2009 seinen Titel verteidigte.

Persönliches

Toni Mang ist gelernter Werkzeugmacher und besitzt eine eigene Werkstatt mit verschiedenen Maschinen zur Metallverarbeitung, in der er Auftragsarbeiten aus den Bereichen Pneumatik, Vakuum-Technik und Hydraulik ausführt. Er entwickelte bereits mehrere technische Geräte, darunter ein elektronisches Kanalprüfgerät sowie ein Bohrgerät zum Anbau an einen Minibagger.

Früher betrieb er die Toni-Mang-Autowaschanlage in Olching.

In seinem Geburtsort Inning am Ammersee ist der Toni-Mang-Ring nach ihm benannt.

Nach der 1985 mit einer Südafrikanerin geschlossenen Ehe ist Mang in zweiter Ehe mit einer Deutschen verheiratet und hat eine 1995 geborene Tochter. Mang lebt in Zankenhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Türkenfeld.

Statistik

Erfolge

Ehrungen

In der Motorrad-Weltmeisterschaft

Saison Klasse Motorrad Rennen Siege Zweiter Dritter Poles Schn. Rennrunden Punkte Ergebnis
1975 350 cm³ SMZ 1 5 26.
1976 125 cm³ Morbidelli 4 1 1 32 5.
1977 125 cm³ Morbidelli 7 1 2 55 5.
500 cm³ Suzuki 2 4 25.
1978 250 cm³ Kawasaki 8 1 1 2 52 5.
350 cm³ Kawasaki 3 14 16.
1979 250 cm³ Kawasaki 8 2 1 56 6.
350 cm³ Kawasaki 7 2 1 63 4.
1980 250 cm³ Kawasaki 10 4 4 2 9 4 128 Weltmeister
350 cm³ Kawasaki 5 2 1 1 4 60 2.
1981 250 cm³ Kawasaki 11 10 1 10 9 160 Weltmeister
350 cm³ Kawasaki 8 5 2 6 103 Weltmeister
1982 250 cm³ Kawasaki 10 5 2 1 2 3 117 2.
350 cm³ Kawasaki 7 1 4 1 1 81 Weltmeister
1983 500 cm³ Suzuki 4 2 18.
1984 250 cm³ Yamaha 12 1 1 2 61 5.
1985 250 cm³ Honda 12 2 4 4 1 124 2.
1986 250 cm³ Honda 10 1 3 1 65 4.
1987 250 cm³ Honda 15 8 1 1 136 Weltmeister
1988 250 cm³ Honda 10 1 2 2 87 8.
Gesamt 154 42 25 17 34 26 1405 5 WM-Titel

Filmografie

Verweise

Literatur

Weblinks

Commons: Toni Mang – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Technik. www.toni-mang.de, abgerufen am 3. August 2010. 
  2. a b c d Peter Loder: Toni Mang: Das kurvenreiche Leben eines Weltmeisters. In: merkur.de, Lokales, Fürstenfeldbruck, Türkenfeld. 4. Februar 2022, abgerufen am 27. September 2023. 
  3. a b Was macht eigentlich Toni Mang, stern.de, 13. Juni 2001
  4. Motorsport: Koa Englisch, Der Spiegel 42/1986 vom 12. Oktober 1986 auf spiegel.de. Abgerufen am 12. September 2019.
  5. Günther Wiesinger: Toni Mang 70 – Blick auf eine schillernde Karriere, speedweek.com, 29. September 2019
  6. Biografie auf der Homepage von Anton Mang. Abgerufen am 12. September 2019.
250-cm³- bzw. Moto2-Weltmeister
250 cm³

1949: Bruno Ruffo | 1950: Dario Ambrosini | 1951: Bruno Ruffo | 1952: Enrico Lorenzetti | 1953: Werner Haas | 1954: Werner Haas | 1955: Hermann Paul Müller | 1956: Carlo Ubbiali | 1957: Cecil Sandford | 1958: Tarquinio Provini | 1959: Carlo Ubbiali | 1960: Carlo Ubbiali | 1961: Mike Hailwood | 1962: Jim Redman | 1963: Jim Redman | 1964: Phil Read | 1965: Phil Read | 1966: Mike Hailwood | 1967: Mike Hailwood | 1968: Phil Read | 1969: Kel Carruthers | 1970: Rodney Gould | 1971: Phil Read | 1972: Jarno Saarinen | 1973: Dieter Braun | 1974: Walter Villa | 1975: Walter Villa | 1976: Walter Villa | 1977: Mario Lega | 1978: Kork Ballington | 1979: Kork Ballington | 1980: Toni Mang | 1981: Toni Mang | 1982: Jean-Louis Tournadre | 1983: Carlos Lavado | 1984: Christian Sarron | 1985: Freddie Spencer | 1986: Carlos Lavado | 1987: Toni Mang | 1988: Sito Pons | 1989: Sito Pons | 1990: John Kocinski | 1991: Luca Cadalora | 1992: Luca Cadalora | 1993: Tetsuya Harada | 1994: Max Biaggi | 1995: Max Biaggi | 1996: Max Biaggi | 1997: Max Biaggi | 1998: Loris Capirossi | 1999: Valentino Rossi | 2000: Olivier Jacque | 2001: Daijirō Katō | 2002: Marco Melandri | 2003: Manuel Poggiali | 2004: Dani Pedrosa | 2005: Dani Pedrosa | 2006: Jorge Lorenzo | 2007: Jorge Lorenzo | 2008: Marco Simoncelli | 2009: Hiroshi Aoyama

Moto2

2010: Toni Elías | 2011: Stefan Bradl | 2012: Marc Márquez | 2013: Pol Espargaró | 2014: Esteve Rabat | 2015: Johann Zarco | 2016: Johann Zarco | 2017: Franco Morbidelli | 2018: Francesco Bagnaia | 2019: Álex Márquez | 2020: Enea Bastianini | 2021: Remy Gardner | 2022: Augusto Fernández | 2023: Pedro Acosta

350-cm³-Weltmeister

1949: Freddie Frith | 1950: Bob Foster | 1951: Geoff Duke | 1952: Geoff Duke | 1953: Fergus Anderson | 1954: Fergus Anderson | 1955: Bill Lomas | 1956: Bill Lomas | 1957: Keith Campbell | 1958: John Surtees | 1959: John Surtees | 1960: John Surtees | 1961: Gary Hocking | 1962: Jim Redman | 1963: Jim Redman | 1964: Jim Redman | 1965: Jim Redman | 1966: Mike Hailwood | 1967: Mike Hailwood | 1968: Giacomo Agostini | 1969: Giacomo Agostini | 1970: Giacomo Agostini | 1971: Giacomo Agostini | 1972: Giacomo Agostini | 1973: Giacomo Agostini | 1974: Giacomo Agostini | 1975: Johnny Cecotto | 1976: Walter Villa | 1977: Takazumi Katayama | 1978: Kork Ballington | 1979: Kork Ballington | 1980: Jon Ekerold | 1981: Toni Mang | 1982: Toni Mang

Deutschlands Sportler des Jahres

1947: Gottfried von Cramm | 1948: Gottfried von Cramm | 1949: Georg Meier | 1950: Herbert Klein | 1951: Paul Falk und Ria Baran-Falk | 1952: Karl Kling | 1953: Werner Haas | 1954: Heinz Fütterer | 1955: Hans Günter Winkler | 1956: Hans Günter Winkler | 1957: Manfred Germar | 1958: Fritz Thiedemann | 1959: Martin Lauer | 1960: Georg Thoma | 1961: Wolfgang Graf Berghe von Trips | 1962: Gerhard Hetz | 1963: Gerhard Hetz | 1964: Willi Holdorf | 1965: Hans-Joachim Klein | 1966: Rudi Altig | 1967: Kurt Bendlin | 1968: Franz Keller | 1969: Hans Fassnacht | 1970: Hans Fassnacht | 1971: Hans Fassnacht | 1972: Klaus Wolfermann | 1973: Klaus Wolfermann | 1974: Eberhard Gienger | 1975: Peter-Michael Kolbe | 1976: Gregor Braun | 1977: Dietrich Thurau | 1978: Eberhard Gienger | 1979: Harald Schmid | 1980: Guido Kratschmer | 1981: Toni Mang | 1982: Michael Groß | 1983: Michael Groß | 1984: Michael Groß | 1985: Boris Becker | 1986: Boris Becker | 1987: Harald Schmid | 1988: Michael Groß | 1989: Boris Becker | 1990: Boris Becker | 1991: Michael Stich | 1992: Dieter Baumann | 1993: Henry Maske | 1994: Markus Wasmeier | 1995: Michael Schumacher | 1996: Frank Busemann | 1997: Jan Ullrich | 1998: Georg Hackl | 1999: Martin Schmitt | 2000: Nils Schumann | 2001: Erik Zabel | 2002: Sven Hannawald | 2003: Jan Ullrich | 2004: Michael Schumacher | 2005: Ronny Ackermann | 2006: Michael Greis | 2007: Fabian Hambüchen | 2008: Matthias Steiner | 2009: Paul Biedermann | 2010: Sebastian Vettel | 2011: Dirk Nowitzki | 2012: Robert Harting | 2013: Robert Harting | 2014: Robert Harting | 2015: Jan Frodeno | 2016: Fabian Hambüchen | 2017: Johannes Rydzek | 2018: Patrick Lange | 2019: Niklas Kaul | 2020: Leon Draisaitl | 2021: Alexander Zverev | 2022: Niklas Kaul | 2023: Lukas Dauser

Siehe auch: Sportler des Jahres (Deutschland) Normdaten (Person): GND: 118577034 | VIAF: 37708713 |